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Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin

vom 3. Januar 1863.

Herr Barth eröffnete die Sitzung mit Vorlegung der eingegangenen Geschenke, über deren Inhalt er einige Mittheilungen machte.

Herr Spiller hielt einen Vortrag über die Einwanderung der Deutschen in die nordamerikanischen Freistaaten und über deren geographische Verbreitung. Er theilte die Einwanderer der Zeit nach in drei Klassen, nämlich: Erstens in diejenigen, welche von 1690-1720 einwanderten, aus geschlossenen Gesellschaften bestanden und sämmtlich Protestanten waren; dann in diejenigen, welche 1735 anlangten, und entweder aus einzelnen Personen oder aus einzelnen Familien bestanden; endlich in diejenigen, welche seit 1848 in das Land zogen und ebenfalls nur vereinzelt ankamen. Als Resultat stellte der Vortragende hin, dafs sich nach der Zählung von 1860 unter den 18,952,000 Ein wohnern der freien Staaten ca. 3,800,000 Deutsche, dagegen unter den 12,464,000 Einwohnern der Sclavenstaaten ca. 339,000 Deutsche befänden, und dafs, wenn man diejenigen Deutschen, welche ihre Muttersprache verlernt hätten, hinzurechnete, die Gesammtzahl der Deutschen in dem ganzen bisherigen Gebiet der Union auf ca. 6 Millionen anzuschlagen wäre. Vereine, wie namentlich Gesangund Turnvereine, blühen unter der deutschen Bevölkerung überall, und seit 1848 hat besonders das Schulwesen einen grofsen Aufschwung genommen, wobei die deutschen Schulmänner es sich vorzüglich angelegen sein lassen, der Entnationalisirung ihrer Landsleute entgegen zu arbeiten.

Herr Koch sprach, unter Aufstellung eines lebendigen Exemplars der Banane, über die Heimath und geographische Verbreitung dieser Pflanze, deren Name aus dem Sanskritwort,,Pala", d. i. Frucht, entstanden zu sein scheint, und die eine der ältesten Nahrungspflanzen ist. Als das wahrscheinliche Vaterland derselben bezeichnete der Vortragende die Molucken und Philippinen, vielleicht überhaupt die Sundainseln und das südliche Malakka. Von hier aus verbreitete sie sich sowohl über die Südsee - Inseln, als auch durch ganz Südasien (bis nach Japan) und nach Ost- und Westafrika. Der Manillahanf kommt von den Fasern dieser Pflanze her, und auf Madagaskar liefert sie ebenfalls einen Webestoff. In Abessynien findet sich eine Banane, von Bruce Ensade genannt, deren Blattscheiden und Wurzelstock gegessen werden; der Vortragende widerspricht aber der Ansicht, dafs diese Banane auf ägyptischen Denkmälern vorkomme. Ueberhaupt scheinen die Alten diese Pflanze nicht gekannt zu haben. Wahrscheinlich haben die Araber auf ihren Zügen durch Nordafrika dieselbe mitgebracht, und so ist sie von hier aus nach Spanien übergegangen. Vermuthlich ist sie von demselben Volke auch an der Westküste verbreitet worden; auf der Ostküste kommt sie schon im 16. Jahrhundert vor. Gegen A. von Humboldt, welcher annimmt, dass die Banane schon vor der Ankunft der Europäer in Amerika vorhanden gewesen sei, hält der Vortragende die Ansicht aufrecht, dafs Portugiesen und Spanier sie dort erst verbreitet hätten. Im Jahre 1514 wurde sie auf St. Domingo eingeführt. Das Wort Modscha, woraus Musa, gehört der Sanskrit

Sprache an und kommt gegen Ende des 9. Jahrhunderts zuerst bei arabischen Schriftstellern vor; in der Malayensprache heifst die Pflanze Bissang, woraus Pisang entstanden ist.

Speke

Herr Barth spricht über den gegenwärtigen Stand der Expeditionen in Afrika. Herr v. Heuglin und Dr. Steudner dringen jetzt nach Mittel-Afrika vor, während Dr. Munzinger sich von Chartum gegen Nord-Ost gewendet hat. Herr v. d. Decken hat sich im September v. J. nach Mombas begeben, um von hier aus seine Expedition nach dem Kilimands charo zu unternehmen. und Grant wollen weiter nördlich einzudringen versuchen. bemühen sich die Franzosen, die Tuarek-Länder zu erforschen, und der jetzt in Bornu angekommene Reisende v. Beurmann hat von der türkischen und englischen Regierung den Auftrag erhalten, mit Wadai wieder Verhältnisse anzuknüpfen. Dr. Baikie ist vom Kowara jetzt nach England zurückgekehrt.

Im Norden Afrika's

Herr Ehrenberg sprach über eine von Herrn v. d. Decken aus der Gegend zwischen Mombas und dem Kilimandscharo eingesendete Erdart. Der Vortragende bezeichnete sie als eine salzige Effloreszenz der Erdoberfläche, die theils aus schwefelsaurem, theils aus kohlensaurem Natron bestehe, dabei aber ein vulkanisches Produkt sei, da sie Trümmersand enthalte.

Herr Wolfers übergiebt eine von ihm verfafste Schrift über das Drehungsgesetz der Winde.

An Geschenken gingen ein:

1) Bulletin de la Société de Géographie.

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V® Sér. T. IV.

Novembre. Paris 1862. 2) Revue maritime et coloniale. T. VI. Décembre 1862. Paris. 3) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rufsland. Bd. XXII. Heft I. Berlin 1862. 4) Ergänzungsheft Nr. 9 zu „Petermann's Mittheilungen". Gotha. (Halfeld und v. Tschudi: Minas Geraes.) 5) Preufsisches Handelsarchiv. 1862. Nr. 51. 52. Berlin. 6) Wolfers, Sur la loi de rotation des vents. (Extraits des Bullet. de l'Académie royale de Belgique. 2° Sér. T. XIV.)

Dritter Bericht über die Thätigkeit der Carl Ritter

Stiftung.

Auch unseren diesjährigen Bericht eröffnen wir mit einem allen Beitragenden abzustattenden aufrichtigen Danke. Gewifs wünschten wir der Sache, die wir vertreten, eine allgemeinere Theilnahme, aber immerhin ist die Entwickelung der Stiftung bei so manchen beeinträchtigenden Verhältnissen eine erfreuliche zu nennen. Leider findet das von mehreren Mitgliedern der Königsberger Physikalischen Gesellschaft gegebene Beispiel eines jährlichen Beitrages nur wenig Nachahmer. Trotzdem hat die Carl Ritter-Stiftung auch im verflossenen Jahre wieder gerade durch ihre Stabilität und den, wenn auch noch so schwachen Rückhalt, den sie gewährt, sich ein neues Verdienst erworben. Es ist uns nämlich gelungen, den hoffnungsvollen Reisenden Herrn v. Beurmann nicht allein unter Englischen, im östlichen Theile Binnen-Afrika's sehr einflussreichen, Schutz zu stellen, sondern wir haben ihn auch durch Eröffnung eines Kredites bei dem Engl. General-Consul Major Hermann in Tripoli und dem dortigen, neuerdings nach Bengāzi versetzten, Vice-Consul Mr. Reade die Möglichkeit verschafft, sein ReiseUnternehmen ohne Unterbrechung fortzuführen, was ihm ohnedem nicht möglich gewesen wäre. Demzufolge haben wir obengenanntem Herrn denn 200 Pfd. Sterling übermacht, wovon die einen Hundert uns von dem Herrn Ober- Präsidenten v. Beurmann, dem Vater des Reisenden, der auch unserer Stiftung einhundert Thaler geschenkt hat, wiedererstattet sind, während von den anderen 100 Pfd. Sterling, oder 667 Thlr., 190 Thlr., wie S. 79 specificirt, von der hiesigen Carl Ritter-Stiftung, 50 Thlr. von der jungen, aber unter Herrn Dr. H. Lange's Vortritt schon rüstig thätigen Leipziger gleichbenannten Zweig -Stiftung, 100 Thlr. von der Leipziger Morgenländischen Gesellschaft getragen, und 75 Thlr. durch eine von Herrn Prof. Pott in Halle, 50 Thlr. durch eine gleichfalls von Herrn Dr. H. Lange in Leipzig veranstaltete Sammlung gedeckt sind, der Rest von etwa 200 Thalern von uns noch vorgeschossen bleibt in der Hoffnung, dafs er durch weitere Beiträge gedeckt werden wird. Von obigen, von uns nach Tripoli übermachten 200 Pfd. Sterl. ist die Hälfte schon für Bedürfnisse des Reisenden dort verausgabt, die Hälfte, nämlich 100 Pfd. Sterl. hatte der GeneralConsul Major Hermann zur Zeit noch unangerührt in seinen Händen, aber wir haben ihm seitdem geschrieben, er mögé auch diese Summe, wo möglich, dem Reisenden auf die sicherste Weise zugehen lassen, am besten durch Nachsenden meines früheren Dieners Mohammed, so schwer auch augenblicklich ein solches Nachsenden zu sein scheint, da es fast den Anschein hat, als hätte der Reisende, vom Brunnen Agadem aus, sich direkt über Kanem nach Wadai gewandt, ohne Bornu zu berühren.

So müssen wir uns denn der Hoffnung hingeben, dafs der wahre Charakter dieser Stiftung stets besser erkannt werde und unter günstigeren Umständen schnelleres Gedeihen finden möge. Es ist der stillzurückgezogene Charakter des edlen Mannes, dessen Namen sie trägt, der ihre weitgreifende Bestimmung bei dem gröfseren Publikum verkennen läfst; wir werden ihr unsere Theilnahme auch unter den unerfreulichsten Verhältnissen bewahren.

Berlin, den 31. December 1863.

H. Barth.

Rechnung

über die Einnahmen und Ausgaben der Carl Ritter-Stiftung
für das Jahr 1862.

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II. Beiträge zur Stiftung.

Von den in dem beigefügten Verzeichnisse genannten Personen

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493 86

4) Von 50 Ruhr. Staatsanleihe von 1848 à 2 pCt. für das halbe Jahr vom 1. April bis 30. September 1862

5) Von 3,600 Rth: Staatsanleihe von 1857 u. 1859 à 4 pCt. für das Jahr vom 1. October 1861-1862

4

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15

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162

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I. Rückzahlungen auf Vorschüsse.

An die Kasse der Gesellschaft für Erdkunde den Rest des von Letzterer zur Unterstützung der von Heuglin'schen Expedition nach Afrika im Jahre 1860 gewährten Vorschusses von 600 Rthr mit .

II. Reise-Unterstützung.

Auf Beschlufs der Gesellschaft für Erdkunde vom 2. August 1862 an den Herrn Lieutenant von Beurmann Zuschufs zu den Kosten seiner Reise nach Afrika..

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51 Rth-Syr- pf.

304

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und an Rückzinsen von Letzteren à
4pCt. für die 84 Tage vom
1. Januar bis 25. März 1862
Laut Rechnung vom 25. März 1862 zusammen

3

150

190

4

6

358 19 6

86

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011

IV. Porto für die Einziehung von Beiträgen

Balance.

Einnahme 5350 Atha Effecten und 735 Rth. 13 gr 6 pf baar
Ausgabe

698

28

Bestand 5350 Rihr. Effecten und 36 Rthr. 15 gr 6 pf baar

Berlin, den 31. December 1862.

Arndt, Rechnungsrath,

Rendant der geographischen Gesellschaft.

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