Sidebilder
PDF
ePub

unterirdischen Katabothren zusammenhängenden Canalarbeiten ein solcher, der auf unfrei massenhaften und durch entsprechende religiöse Antriebe bestimmten Dienst ganzer Geschlechter hinweist, sondern es zeigt sich auch in der Ant dieser Bauten selbst noch das unfreie anschlieszen an die Natur und ihre unmittelbar gegebenen Verhältnisse; und ebenso schaut die musische Begeisterung sich nur als Ausflusz und Nachbildung des göttlichen Naturlebens selbst an (die Musen als Quellgöttinnen, von welchen die Begeisterung kommt und welche dem Menschen sein natürliches Vorbild geben). Wie endlich diese altpelasgische Zeit in der bewustesten Weise die Gebundenheit ihrer ganzen Cultur ausgesprochen hat, nemlich in dem Prometheusmythus und den mit ihm zusammenhängenden Cultusgebräuchen, darauf wurde, ebenso wie auf jene anderweitigen so eben berührten Punkte, unlängst an einem andern Orte *) von uns hingewiesen.

Als der durchgreifende Gesamtcharakter dieser ersten Periode erscheint demnach ein solcher, in welchem die einzelne Persönlichkeit noch nichts ist, sondern noch in unselbständiger Weise ganz durch die gegenständlichen und allgemeinen göttlichen Naturmächte und durch den natürlichen vorausgesetzten Zusammenhang der bestimmten Gemeinschaft und des Geschlechtes bestimmt ist; und hiemit haben wir also die vollständige und durchgeführte Bestätigung dessen, was wir oben als den innern Grund und Charakter der mythischen Zeiten bezeichneten. Denn eine Zeit in welcher die einzelne Persönlichkeit noch keine freie unterscheidende und hervorragende Bedeutung hat, welche vielmehr in ihrem Bewustsein noch ganz durch das walten gegenständlich göttlicher Mächte und durch das Leben ganzer Gemeinschaften und Geschlechter nach Art einer festgeschlossenen Naturordnung bestimmt ist, eine solche Zeit ist im Gegensatz gegen die historische nur einer mythischen Anschauungsweise und Ueberlieferung fähig. Denn theils erscheint von hieraus alles als Ausflusz und Wirkung der göttlichen Naturmächte, in welchen diese noch rein religiöse Anschauung ihrem nothwendigen innern Wesen zufolge die praktische Ursächlichkeit des Naturverlaufes erblickt, theils handelt es sich in dem was einzelne Persönlichkeit scheint, vielmehr immer um das Leben ganzer Gemeinschaften, Staaten und Geschlechter. Insbesondere wird so erst jene Anschauungsweise ganz deutlich, welche wir überall in den Anfangszeiten der Völker verbreitet finden, dasz sich Völker und Staaten in der scheinbaren Person eines Stammvaters und Gründers zusammenfassen. Es hängt dies vor allem mit der alten Patriarchalverfassung der Familie zusammen, nach welcher der Hausvater das alles beherschende und zur Einheit zusammenfassende Haupt ist und welche gewis in jener pelasgischen Zeit, ihrem ganzen Charakter nach zu schlieszen, noch ungestört fortbestand. In analòger Weise

[ocr errors]

*) In der Abhandlung über die Bedeutung Hesiods' im Augusthefte 1854 der allgem. Monatschrift f. Wissenschaft und Litteratur S. 590-628.

faszt sich das älteste Bewustsein ganzer Völker, Stämme und Staaten noch in die unselbständige natürliche Einheit zusammen, die durch den Namen eines Stammvaters und Gründers bezeichnet ist, die aber zugleich bei einem derartigen noch ganz durch die Natürlichkeit gebundenen Bewustsein, wie jenes altpelasgische (auch altitalische) war, wesentlich mit einer göttlichen Naturmacht als erstem Ausgangspunkte zusammenfällt (so Kadmos, Kekrops und Erechtheus, Danaos, Romulus usw.).

Was wir so zunächst als Charakter der pelasgischen Periode, dieser unterscheidend mythischen Zeit der griechischen Geschichte, bezeichnet haben, das erscheint nach dem obigen von selbst zugleich in einer weit allgemeineren Parallele und geistigem Zusammenhange theils mit orientalischem, asiatischem und aegyptischem, theils mit dem altitalischen, besonders auch dem römischen. Vor allem ist es jene als feste erbliche Naturordnung sich fortpflanzende Kasten- und Geschlechterverfassung, welche von selbst an Aegypten und an die Ordnungen der arischen Völker (indisches Kastenwesen usw.) erinnert, so wie noch spät in historischer Zeit z. B. Herodot durch analoge Erscheinungen im spartanischen Leben an aegyptisches erinnert wurde (VI 60). Weisen doch selbst die Zahlenverhältnisse der alten Standes- und Geschlechtereintheilungen in Griechenland und Rom auf ein Nachbild der allgemeinen Naturordnung, des Sonnenoder Mondjahres hin. Allein so gewis demnach nicht nur das altgriechische, sondern selbst das altitalische Leben noch in einer ganz andern innern Verwandtschaft mit dem Oriente steht als die spätere Zeit, und so sehr also insbesondere die pelasgische Urbevölkerung Griechenlands zu den danebenwohnenden Phoenikern, Karern usw. in einem ganz andern Verhältnisse gegenseitigen Einflusses sich befand als die nachfolgende hellenische Geschichte: so verkehrt bleibt es deshalb doch, wie jetzt unter dem ersten Eindruck neuer geschichtlicher Entdeckungen und aufgefundener Denkmäler manche thun möchten, an eine allgemeine Abhängigkeit des pelasgischen von orientalisch-aegyptischer Cultur oder eine völlige Identificierung desselben. mit semitischen Stämmen (Pelasger Philister) zu denken. Wie vielmehr nach éiner Seite der Zusammenhang des indogermanischen Sprachstammes und seiner gemeinsamen Bildungsgrundlagen auf eine ganz andere viel weiter zurückliegende Wurzel jener parallelen und innerlich verwandten Culturformen hinführt, so hat andrerseits überhaupt mit innerer Nothwendigkeit eine analoge Entwicklungsstufe des noch in der Natürlichkeit gefangenen Bewustseins auch analoge Lebensformen und Anschauungen hervorgebracht. In Aegypten z. B. ist die feste Ordnung des gesonderten Kastenlebens eine durchaus nothwendige Form, in der sich das Bewustsein der unverrückbaren ewigen Lebens- und Culturordnung als des unbedingten göttlichen Selbstzweckes vollzieht. Allein wenn nun jene Kasten- und Geschlechterverfassung der pelasgischen Zeit gleichfalls diese Form einer festen erblichen Naturordnung gemeinsam hat, die durch die gegenständliche

[ocr errors]

göttliche Macht selbst gesetzt ist, so hat sie doch andrerseits nichts weniger als jene unbedingte starre Ruhe und Sicherheit des Bewustseins, mit welcher der Aegypter den wolthätigen allgemeinen Culturzweck als die auch im Tode fortdauernde, ja in diesem Todtenreiche des Osiris erst wahrhaft vollendete und geweihte höchste Ordnung anschaute. Das Wesen des pelasgischen Cultus und seiner Mythen zeigt vielmehr einen ganz andern, innerlich entzweiten und an die Gegensätze des unmittelbaren Naturverlaufs geknüpften Wechsel des Bewustseins, in welchem (schon vor der heroisch-hellenischen Zeit) Kampf und Arbeit, das harte ringen mit einer furchtbaren verderblichen Seite der Gottheit, mit den finsteren chthonischen Mächten, ausgesprochen ist, aber auch ebendeshalb im Gegensatz gegen jene starre alles beherschende Culturordnung Aegyptens, welche den Geist noch in die Natürlichkeit versenkt hält, erst die Möglichkeit einer frei geistigen kämpfenden Erhebung über die blosze Naturmacht enthalten lag. (Man denke z. B. an den allen Anzeichen nach schon yorhellenischen Heraklesmythus, in welchem eben dieser durch eine feindliche Gottheit, vor allem durch die finstere chthonische Macht hervorgerufene 'schwere Kampf der wolthätigen Culturarbeit, überhaupt des wolthätigen Naturzweckes, sich darstellt und dem Wesen dieses Bewustseins gemäsz selbst als Geschichte einer Gottheit, eines göttlichen Helden, angeschaut ist; ähnliches im Perseusmythus usw.: Elemente die von selbst ihrer innern Natur nach sich zur Fortbildung in den frei heroischen Aufschwung des hellenischen Geistes eigneten.) Ebenso ist unzweifelhaft das indische Kastenwesen nicht erst überhaupt ein Erzeugnis der spätern Zeit, in welcher das Brahmanenthum sich ausbildete, sondern es greift in seiner anfänglichen einfacheren Gestalt wol schon in jene älteren Sitze und jenen kindlichen Polytheismus der Himmelsgötter zurück, dessen Ausdruck sich noch in den Wedas findet und der nach seiner geistigen Eigenthümlichkeit wie nach seinem geschichtlichen Zusammenhange mit dem altgriechischen und altitalischen so vielfach verwandt ist. Allein die Mythen und Culte der pelasgischen Zeit zeigen ein ganz anderes dem Geiste des Abendlandes eignes vorwiegen des tellurischen, in den unmittelbar gegenwärtigen Lebensgang der Erde verwickelten und so auch insbesondere des chthonischen im Gegensatz gegen die weit mehr transcendenten himmlischen Mächte der arischen Völker und die hiedurch bedingte abstracte Erhebung des Bewustseins über die Endlichkeit zum unbedingt göttlichen. Und ebenso spielt schon in dieser pelasgischen Zeit die Arbeit und der Kampf menschlicher Culturthätigkeit eine ganz andere Rolle. So konnte denn dort im Lauf der Zeit und begünstigt durch die Gegensätze welche die Einwanderung in das südliche Indien hervorrief, die unfreie und schneidende Kluft brahmanischen Kastenwesens sich ausbilden, während die pelasgische Zeit ihrem ganzen Geiste nach (man denke nur z. B. an das ursprüngliche Wesen des Athene- und Hephaestosdienstes, des Demetercultus usw.) weder jemals eine solche asiatische Scheidung einer tran

faszt sich das älteste Bewustsein ganzer Völker, Stämme und Staaten noch in die unselbständige natürliche Einheit zusammen, die durch den Namen eines Stammvaters und Gründers bezeichnet ist, die aber zugleich bei einem derartigen noch ganz durch die Natürlichkeit gebundenen Bewustsein, wie jenes altpelasgische (auch altitalische) war, wesentlich mit einer göttlichen Naturmacht als erstem Ausgangspunkte zusammenfällt (so Kadmos, Kekrops und Erechtheus, Danaos, Romulus usw.).

Was wir so zunächst als Charakter der pelasgischen Periode, dieser unterscheidend mythischen Zeit der griechischen Geschichte, bezeichnet haben, das erscheint nach dem obigen von selbst zugleich in einer weit allgemeineren Parallele und geistigem Zusammenhange theils mit orientalischem, asiatischem und aegyptischem, theils mit dem altitalischen, besonders auch dem römischen. Vor allem ist es jene als feste erbliche Naturordnung sich fortpflanzende Kasten- und Geschlechterverfassung, welche von selbst an Aegypten und an die Ordnungen der arischen Völker (indisches Kastenwesen usw.) erinnert, so wie noch spät in historischer Zeit z. B. Herodot durch analoge Erscheinungen im spartanischen Leben an aegyptisches erinnert wurde (VI 60). Weisen doch selbst die Zahlenverhältnisse der alten Standes- und Geschlechtereintheilungen in Griechenland und Rom auf ein Nachbild der allgemeinen Naturordnung, des Sonnenoder Mondjahres hin. Allein so gewis demnach nicht nur das altgriechische, sondern selbst das altitalische Leben noch in einer gauz andern innern Verwandtschaft mit dem Oriente steht als die spätere Zeit, und so sehr also insbesondere die pelasgische Urbevölkerung Griechenlands zu den danebenwohnenden Phoenikern, Karern usw. in einem ganz andern Verhältnisse gegenseitigen Einflusses sich befand als die nachfolgende hellenische Geschichte: so verkehrt bleibt es deshalb doch, wie jetzt unter dem ersten Eindruck neuer geschichtlicher Entdeckungen und aufgefundener Denkmäler manche thun möchten, an eine allgemeine Abhängigkeit des pelasgischen von orientalisch-aegyptischer Cultur oder eine völlige Identificierung desselben mit semitischen Stämmen (Pelasger Philister) zu denken. Wie vielmehr nach éiner Seite der Zusammenhang des indogermanischen Sprachstammes und seiner gemeinsamen Bildungsgrundlagen auf eine ganz andere viel weiter zurückliegende Wurzel jener parallelen und innerlich verwandten Culturformen hinführt, so hat andrerseits überhaupt mit innerer Nothwendigkeit eine analoge Entwicklungsstufe des noch in der Natürlichkeit gefangenen Bewustseins auch analoge Lebensformen und Anschauungen hervorgebracht. In Aegypten z. B. ist die feste Ordnung des gesonderten Kastenlebens eine durchaus nothwendige Form, in der sich das Bewustsein der unverrückbaren ewigen Lebens- und Culturordnung als des unbedingten göttlichen Selbstzweckes vollzieht. Allein wenn nun jene Kasten- und Geschlechter- • verfassung der pelasgischen Zeit gleichfalls diese Form einer festen erblichen Naturordnung gemeinsam hat, die durch die gegenständliche

=

göttliche Macht selbst gesetzt ist, so hat sie doch andrerseits nichts weniger als jene unbedingte starre Ruhe und Sicherheit des Bewustseins, mit welcher der Aegypter den wolthätigen allgemeinen Culturzweck als die auch im Tode fortdauernde, ja in diesem Todtenreiche des Osiris erst wahrhaft vollendete und geweihte höchste Ordnung anschaute. Das Wesen des pelasgischen Cultus und seiner Mythen zeigt vielmehr einen ganz andern, innerlich entzweiten und an die Gegensätze des unmittelbaren Naturverlaufs geknüpften Wechsel des Bewustseins, in welchem (schon vor der heroisch-hellenischen Zeit) Kampf und Arbeit, das harte ringen mit einer furchtbaren verderblichen Seite der Gottheit, mit den finsteren chthonischen Mächten, ausgesprochen ist, aber auch ebendeshalb im Gegensatz gegen jene starre alles beherschende Culturordnung Aegyptens, welche den Geist noch in die Natürlichkeit versenkt hält, erst die Möglichkeit einer frei geistigen kämpfenden Erhebung über die blosze Naturmacht enthalten lag. (Man denke z. B. an den allen Anzeichen nach schon vorhellenischen Heraklesmythus, in welchem eben dieser durch eine feindliche Gottheit, vor allem durch die finstere chthonische Macht hervorgerufene 'schwere Kampf der wolthätigen Culturarbeit, überhaupt des wolthätigen Naturzweckes, sich darstellt und dem Wesen dieses Bewustseins gemäsz selbst als Geschichte einer Gottheit, eines göttlichen Helden, angeschaut ist; ähnliches im Perseusmythus usw.: Elemente die von selbst ihrer innern Natur nach sich zur Fortbildung in den frei heroischen Aufschwung des hellenischen Geistes eigneten.) Ebenso ist unzweifelhaft das indische Kastenwesen nicht erst überhaupt ein Erzeugnis der spätern Zeit, in welcher das Brahmanenthum sich ausbildete, sondern es greift in seiner anfänglichen einfacheren Gestalt wol schon in jene älteren Sitze und jenen kindlichen Polytheismus der Himmelsgötter zurück, dessen Ausdruck sich noch in den Wedas findet und der nach seiner geistigen Eigenthümlichkeit wie nach seinem geschichtlichen Zusammenhange mit dem altgriechischen und altitalischen so vielfach verwandt ist. Allein die Mythen und Culte der pelasgischen Zeit zeigen ein ganz anderes dem Geiste des Abendlandes eignes vorwiegen des tellurischen, in den unmittelbar gegenwärtigen Lebensgang der Erde verwickelten und so auch insbesondere des chthonischen im Gegensatz gegen die weit mehr transcendenten himmlischen Mächte der arischen Völker und die hiedurch bedingte abstracte Erhebung des Bewustseins über die Endlichkeit zum unbedingt göttlichen. Und ebenso spielt schon in dieser pelasgischen Zeit die Arbeit und der Kampf menschlicher Culturthätigkeit eine ganz andere Rolle. So konnte denn dort im Lauf der Zeit und begünstigt durch die Gegensätze welche die Einwanderung in das südliche Indien hervorrief, die unfreie und schneidende Kluft brahmanischen Kastenwesens sich ausbilden, während die pelasgische Zeit ihrem ganzen Geiste nach (man denke nur z. B. an das ursprüngliche Wesen des Athene- und Hephaestosdienstes, des Demetercultus usw.) weder jemals eine solche asiatische Scheidung einer tran

« ForrigeFortsett »