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Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt.
Was giebt uns die weite unendliche Welt

Für des Vaterlands heiligen Boden ?-
Frei woll'n wir das Vaterland wiedersehn,
Oder frei zu den glücklichen Vätern gehn!
Ja! glücklich und frei sind die Todten.

Drum heule, du Sturm, drum brause, du Meer,
Drum zittre, du Erdreich, um uns her;

Ihr sollt uns die Seele nicht zügeln !
Die Erde kann neben uns untergehn;

Wir wollen als freie Männer bestehn,

Und den Bund mit dem Blute besiegeln.

ABSCHIED VON LEBEN.

Als ich schwer verwundet und hülflos in einem Holze lag und zu sterben meinte.

DIE Wunde brennt ;-die bleichen Lippen beben.—
Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage,
Hier steh' ich an den Marken meiner Tage-
Gott, wie du willst ! dir hab' ich mich ergeben.-
Viel goldne Bilder sah' ich um mich schweben ;
Das schöne Traumlied wird zur Todtenklage.
Muth! Muth!-Was ich so treu im Herzen trage,
Das muss ja doch dort ewig mit mir leben!
Und was ich hier als Heiligthum erkannte,
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte :
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen ;-
Und wie die Sinne langsam mir vergehen,
Trägt mich ein Hauch zu morgenrothen Höhen.

HARRAS

der kühne springer.

ANMERK. Eine alte Volkssage erzählt die kühne That dieses Ritters, und noch heut zeigt man bei Lichtewalde im Sächsischen Erzge. bürge die Stelle, die man den Harrassprung nennt. Am Ufer steht jetzt zwischen zwei alten ehrwürdigen Eichen, der steilen Felsenwand gegenüber ein Denkmal mit der Inschrift: "Ritter Harras, der kühne Springer."

NоCH harrte im heimlichen Dämmerlicht

Die Welt dem Morgen entgegen,

Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht,
Da begann sich's im Thale zu regen.
Und es klingt herauf wie Stimmengewirr,
Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr,
Und tief aus dem Wald zum Gefechte
Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte.

Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Tross,
Wie Brausen des Sturm's und Gewitter,
Und voran anf feurig schnaubendem Ross
Der Harras, der muthige Ritter.

Sie jagen, als gält es dem Kampf um die Welt,
Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld,
Den Gegner noch heut zu erreichen,
Und die feindliche Burg zu besteigen.

So stürmen sie fort in des Waldes Nacht
Durch den fröhlich aufglühenden Morgen,
Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht,
Es lauert nicht länger verborgen,

Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt
Der Feind mit doppelt stärk❜rer Gewalt,

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Das Hüfthorn ruft furchtbar zum Streite
Und die Schwerdter entfliegen der Scheide.

Wie der Wald dumpf donnernd wieder erklingt
Von ihren gewaltigen Streichen !

Die Schwerdter klingen, der Helmbusch winkt,
Und die schnaubenden Rosse steigen.

Aus tausend Wunden strömt schon das Blut,
Sie achten's nicht in des Kampfes Gluth,
Und keiner will sich ergeben,

Denn Freiheit gilt's oder Leben.

Doch dem Häuflein des Ritters wankt endlich die

Kraft,

Der Übermacht muss es erliegen,

Das Schwerdt hat die Meisten hinweggerafft,
Die Feinde, die mächtigen, siegen.
Unbezwingbar nur, eine Felsenburg,
Kämpft Harras noch, und schlägt sich durch,
Und sein Ross trägt den muthigen Streiter
Durch die Schwerdter der feindlichen Reiter.

Und er jagt zurück in des Waldes Nacht,
Jagt irrend durch Flur und Gehege,
Denn flüchtig hat er des Weges nicht Acht,
Er verfehlt die kundigen Stege.

Da hört er die Feinde hinter sich drein,
Schnell lenkt er tief in den Forst hinein,
Und zwischen den Zweigen wird's helle
Und er sprengt zu der lichteren Stelle.

Da hält er auf steiler Felsenwand,
Hört unten die Wogen brausen.

Er steht an des Zschopauthals schwindelndem Rand,

Und blickt hinunter mit Grausen.

Aber drüben auf waldigen Bergeshöh'n,

Sieht er seine schimmernde Veste stehn.
Sie blickt ihm freundlich entgegen,
Und sein Herz pocht in lauteren Schlägen.

Ihm ist's, als ob's ihn hinüberrief,

Doch es fehlen ihm Schwingen und Flügel,
Und der Abgrund, wohl funfzig Klaftern tief,
Schreckt das Ross, es schäumt in dem Zügel;
Und mit Schaudern denkt er's, und blickt hinab,
Und vor sich und hinter sich sieht er sein Grab;
Er hört wie von allen Seiten

Ihn die feindlichen Schaaren umreiten.

Noch sinnt er, ob Tod aus Feindes Hand,
Ob er Tod in den Wogen erwähle.
Dann sprengt er vor an die Felsenwand,
Und befiehlt dem Herrn seine Seele,

Und näher schon hört er der Feinde Tross,

Aber scheu vor dem Abgrund bäumt sich das Ross.

Doch er spornt's, dass die Fersen bluten,

Und er setzt hinab in die Fluthen.

Und der kühne, grässliche Sprung gelingt,
Ihn beschützen höh're Gewalten,

Wenn auch das Ross zerschmettert versinkt,
Der Ritter ist wohl erhalten,

Und er theilt die Wogen mit kräftiger Hand,
Und die Seinen stehn an des Ufers Rand,
Und begrüsen freudig den Schwimmer.
Gott verlässt den Muthigen nimmer.

DIE HEILIGE DOROTHEA.

LEGENDE.

ALS unser Meister, Herr Jesus Christ,
Zum Heil für ewige Zeiten

In den bittern Tod gegangen ist,

Da bekannten sich viele Heiden.

Und in Griechenland lebte ein Mägdlein zart
Die thät eines Gartens hüthen,
Der hatte der Herr sich offenbart
In ihren Bäumen und Blüthen.

Sie pflegte der Blumen so lieb, so hold,
Mit frommen kindlichen Scherzen,
Und der Glaube wuchs ihr, wie reines Gold,
Lebendig in ihrem Herzen.

Und als sie einst unterm blühenden Baum
Zum Schlummer die Augen geschlossen,
Da hat der Herr einen lieblichen Traum
In ihre Seele gegossen.

Es kam von des Himmels Sternenrand,-
So erschien ihr das freudige Wunder,-
Drei blühende Rosen in strahlender Hand,
Ein lichter Engel herunter.

Er reicht ihr die Rosen mit liebendem Blick,
Und gab ihr den Kuss der Weihe,

Dann flog er zu seinem Himmel zurück,
Hinauf durch des Äthers Freie.

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