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dass man also z. B. die Wärmegrade nach 2, 4, 8, 16 Minuten u. s. f. aufzeichnet 1). Der Harn wird in einer dünnwandigen mit langem und engem Halse versehenen kleinen Flasche oder in einem aussen polirten Metallbehälter aufgefangen und dieser durch einen Kork geschlossen, den ein kleines rasch steigendes und empfind liches Thermometer (§. 365) durchsetzt, so dass der bei weitem grösste Theil der Quecksilbermasse desselben in dem Harne ver senkt ist (§. 368). Da sich annehmen lässt, dass der austretende Urin dieselbe Wärme wie die Harnblase hat, so liesse sich dieses Verfahren zu Rückschlüssen für krankhafte Zustände der Bauch oder der Beckeneingeweide benutzen. So gross auch die Fehler grenzen solcher annähernden Bestimmungen ausfallen, so würde doel selbst dieses nicht hindern, die Wärmecapacität thierischer Flüssig keiten nach demselben genau durchgeführten Abktihlungsverfahre ungefähr zu bestimmen 2).

§. 434. Viele Gewebe liefern wahrscheinlich ungleich grosse lineare Ausdehnungscoëfficienten der Wärme nach de verschiedenen Raumesrichtungen 3). Die doppelt brechenden Körpe zeigen diese Erscheinung in Folge ihres Baues. Krystalle des regu lären Systemes dehnen sich nach allen Seiten hin gleic einachsige in der Richtung der Hauptachse anders, als senkrec darauf und zweiachsige nach allen drei Hauptrichtungen ungleic aus. Ein Kalkspathrhomboëder verlängerte sich z. B. nach M SCHERLICH 4) um 0,0000286 in der Richtung der Hauptachse f einen Wärmeunterschied von 00 bis 100° C. Die doppelt breche den Gewebe werden etwas Aehnliches darbieten. Befinden sic Flüssigkeiten in engen Spalträumen, so fällt ihre lineare Ausdeh nung nach allen Richtungen, die ihr einen geringeren Widerstan

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4) Es ergibt sich aus Anmerkung 4, dass t 2t, sein muss. Hat also & erste Doppelbeobachtung die Zeiten t, und 2t,, so soll die zweite 2t, und 4t,, di dritte 4t, und 8t, oder allgemein den Zeiten 2ot, und 2 +1,

t, entsprechen. Es is

also nöthig, dass man in einer geometrischen Progression mit dem Exponenten 2 for schreitet.

2) Die bei JAMIN a. a. O. diesem Zwecke benutzen. Vgl. merkung 1.

Tome II. p. 343 angegebenen Formeln liessen sich auch POISSON a. a. O. p. 74. Siehe noch §. 371 A

3) Die Theorie der ungleichseitigen Verrückung der Theilchen eines einfach od eines doppelt brechenden Körpers durch ungleiche Erwärmung gibt z. B. F. E. NEU MANN, Abhandlungen der Berliner Akademie. 1841. Berlin, 1843. 4. S. 88-100.

4) E. MITSCHERLICH, Pogg. Ann. Bd. I. 1824. S. 127.

entgegensetzen, grösser aus. Dieser Umstand kann sich in den Gewebmassen ebenfalls geltend machen. Wir werden sogleich sehen, dass sich der bald zu beschreibende Erwärmungstisch für die Ermittelung dieser Verhältnisse verwerthen lässt. Liegen aber zwei oder mehrere Gewebe oder Gewebtheile, deren Ausdehnungen ach denselben Raumesrichtungen verschieden sind, in inniger Verbindung neben einander, so muss jeder Wärmewechsel Ausleichungen oder Krümmungen1) erzeugen, wie sie z. B. für die erschiedenen Metalle eines Compensationspendels oder eines Metallhermometers auftreten.

§. 435. Wir pflegen die Gewebe bei Wärmegraden, die zwischen +10° und +25° C. liegen, zu untersuchen. Diese Werthe sind indestens um 12 bis 25° C. tiefer, als die der Wärme des lebenn Körpers der warmblütigen und meist wesentlich höher, als die r kaltblütigen Geschöpfe. MAX SCHULTZE 2) liess einen heizren Tisch anfertigen, der eine Erwärmung der mikroskopischen egenstände gestattet. Ein mit den nöthigen Durchsichtsöffnungen rsehener Messingkasten, den man auf dem Objecttische des kroskopes befestigt und auf den man das Objectglas mit dem zu ntersuchenden Gegenstande legt, enthält den kreisförmigen oder schraubig eingerollten Behälter eines Quecksilberthermometers, das nst vor und über ihm frei hinausragt. Er führt zwei lange aagerechte Messingblätter, die man durch untergesetzte Weingeistimpen erwärmt. Ich habe mir einen Hohltisch von THURY anrtigen lassen, der nicht nur die Wärmegrade, die auf den mikroopischen Gegenstand wirken, verhältnissmässig genauer angibt, ndern sich auch zu den vielseitigsten Zwecken verwenden lässt, e der Gebrauch der Vorrichtung lehrte. Er dient z. B. zur Erirmung oder Abkühlung durch Luft oder durch tropfbare Flüssigiten, als feuchte oder als trockene Kammer, also auch zur unsgesetzten Beobachtung in einem mit Wasserdampf gesättigten ume, zur Bestimmung der Durchmesseränderungen der Gewebe Folge ihres Wärmewechsels, der Gerinnung oder anderer Einriffe, zu mikroskopischen Untersuchungen auf gefärbtem, durch

') Die Theorie dieser Erscheinungen siehe bei NEUMANN, Abhandlungen der Berliner ademie. 1841. Berlin, 1843. 4. S. 172 fgg.

2) M. SCHULTZE, Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. 1. S. 1 fgg. P. HARTING, Jas Mikroskop. Uebersetzt von THEILE. Bd. II. Braunschweig, 1866. 8. S. 147. ig. 42.

farbige Flüssigkeiten erzeugten Grunde, zu Prüfungen am Spectroskope, zu Fluorescenzbestimmungen und zu allen an Flüssigkeiten anzustellenden Versuchen überhaupt, für die man einen unveränder lichen Dickenraum nöthig hat.

§. 436. Fig. 52 zeigt uns die Vorrichtung in ungefähr / der natürlichen Grösse. Ein Hohlraum g, der bei df endigt und sich

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durch h nach ii fortsetzt, wird von zwei ebenen Glasplatten und ef begrenzt. Ihr Durchmesser beträgt 41/2 Centimeter und ih wechselseitige Entfernung, also die Höhe des Hohlraumes g etw weniger als ein Centimeter. bd liegt unter der Fassung act mehrere Millimeter vertieft. Man hat daher einen grossen B zirk, den man mit einer Menge mikroskopischer Gegenstände od mit einer bedeutenderen Flüssigkeitsmasse, die man unter Vergr serungsgläsern durchsuchen will, füllen kann. Der Behälter d Hohlraumes ii führt oben eine Oeffnung, die gewöhnlich durch de anschraubbaren Deckel geschlossen wird. Dieser selbst aber i in seiner Mitte u durchbohrt. Eine längere Verbindungsröhre k und eine kürzere np, die nur der Vollständigkeit wegen in d Durchschnittszeichnung angegeben worden, in der Wirklichkeit gegen an den beiden entgegengesetzten Seiten des Hohltisches F gen, stellen einen fortwährenden Kreislauf der erwärmten Luft od der erhitzten tropfbaren Flüssigkeit her, so dass z. B. die wärme durch km emporsteigt und die kältere durch pn nach ii abflies pn mündet dabei, wie es auch die Figur andeutet, an der ander Seite aus. Eine innere Einrichtung, die uns Fig. 53 klar mach kann, sichert den Wechsel der Flüssigkeit in dem Raume g. Fig. stellt nämlich den entsprechenden Theil von g dar, nachdem

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obere Platte ac abgeschraubt worden. Man sieht die untere Glasplatte ef Fig. 53 entsprechend ef Fig. 52. m Fig. 53 ist die Oeffnung von mk Fig. 52 und p die von

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1) Handelte es sich überhaupt nur darum, den mikroskopischen Gegenstand zu wärmen, die Lichtstrahlen dagegen abzublenden, so würde man die Strahlen einer ampe durch eine Sammellinse auf dem Mikroskoptische von oben her vereinigen, nachem man einen planplanen Behälter, der eine Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff hrt, eingeschaltet hat. Diese Flüssigkeit lässt die Wärmestrahlen vollständig, die ichtstrahlen dagegen nur sehr wenig durch. Siehe TYNDALL, Phil. Transact. 1864. 327. Pogg. Ann. Bd. CXXIV. S. 51. dostop by folemned sm

fernung gestattet, die mindestens grösser, als die Dicke der Glasplatte bd ist. Er wird dagegen sonst auf bd gelegt und mit einem dünnen Glase bedeckt. Die Wasserheizung, die man für die gewöhnlichen Fälle gebrauchen wird, fordert, dass man den Deckel st entfernt, die Räume ii, h und g von hier aus mit Flüssigkeit füllt und st wiederum aufschraubt, ehe die Erwärmung beginnt, Die Oeffnung u dient zum Entweichen der Dämpfe. Will man bi zum Siedepunkte erhitzen, so lässt sich ein etwas über 4 Centi meter langes Kaminrohr statt st aufschrauben. Man schliesst di obere Oeffnung desselben mit einem Zapfen, durch den eine gläsern Knieröhre geht. Wendet man die Oeffnung des waagerechte

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Armes von dem Mikroskope ab, so wird man durch die austrete den Dämpfe nicht gestört. Besondere Vorversuche lehrten, dass da Thermometer die Wärme der oberen Glasplatte bd bis auf wenige als einen halben Grad, besonders bei der Wasserheizung und nicht allzuhohen Temperaturen angibt. Dient auch bd als Objec glas, so weiss man, welchem Wärmegrade der mikroskopisch Gegenstand an der Berührungsseite ausgesetzt wird.

§. 438. Dasselbe Verfahren kann zur Abkühlung durch Lu oder Wasser dienen. Braucht man nicht unter den Gefrierpunk hinabzugehen, so stellt man xk Fig. 54 in kaltes Wasser. Wi man dagegen unter Null arbeiten, so wählt man eine passend Kältemischung, am einfachsten Schnee oder Eis mit Kochsalz ode mit diesem und Salmiak') und füllt die Räume ii, h und gm

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1) Man kann hierdurch bis 140 C. und selbst tiefer bei nicht zu grosser Luf wärme heruntergehen. Ueber andere Kältemischungen, die jedoch zum Theil der in ihne

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