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eigenschaften eines herrn, 2) was geschehen, 3) wo es geschehen, 4) wann und 5) unter welchen besondern umständen. weil es nun aber die scholaren als künftige soldaten, räte, staatsleute notwendig brauchen, so ist doch auch auf der schule mit der pragmatischen geschichte schon der anfang zu machen und dabei zu zeigen, was sie noch zu lernen hätten, wie sie das, was sie aus der logik, moral, politik, rechtsgelehrsamkeit, antiquität usw. gelesen, nützlich anwenden sollten. denn je weitläufiger eine sache ist, desto früher musz damit begonnen werden; es gehört dazu, schüler allmählich anzuweisen, wie sie eine pragmatische geschichte selbst schreiben können; aber dazu gehörten in der geschichte ziemlich bewanderte schulmänner 'und wo sind sie? sie existieren zwar nicht schockweise, aber es gibt doch hie und da wackere männer, welche lust haben wie geschick, die sache zu treiben. diese suche man in schulanstalten und lasse sie mit der zeit tüchtige historiker erziehen. werden auch nur in einigen schulen bessere schulleute erzogen, mit denen man hierin zweckgemäsz arbeiten kann, so wird die sache besser gehen, als sie beim ersten anblick scheint'.

IV. Geographie.

Als lehrmittel dienen zwei gleich grosze karten, welche oben rechts und links auf der kupfertafel mit angebracht sind; 15/10 cm; die eine stellt Deutschland im maszstab 1: 10 mill., die andere Europa in 1: 50 mill. dar und zwar in damaliger manier, durch angabe der umrisse der länder und provinzen, der flüsse und städte; die ganze andeutung der terrainverhältnisse beschränkt sich auf zeichnungen von 4 hügeln im Alpengebiet. verf. meint doch selbst, dasz das was zur rechten, gründlichen, weitläufigen geographischen abhandlung in der kaiserhistorie erfordert wird, hier nicht zu finden; allein es genüge zu zeigen, wo dies oder jenes sich begeben, wo concilien gehalten, die kaiser gekrönt, die reichsinsignien aufbewahrt usw. die hauptstädte alter und neuer zeit, die länder, provinzen, kreise, die vornehmsten flüsse, danach man die alten und neuen grenzen der reiche bestimmen könnte. aus versehen sind die namen 'ganz ausgestochen'. Europa enthält die namen in lateinischer form, damit die kinder sich nachher besser in die groszen karten einführen lassen. für anfänger ist aber genug da; lernen sie nur erst dasjenige in richtiger ordnung, wandern beide karten öfters aufmerksam durch, so wird ihnen das in den oberen classen bei wichtigen geographischen lectionen wohl zu statten kommen. für diejenigen, welche sich nicht Hübners, Schatzens oder Hagens geographie anschaffen können und auf der untersten stufe nichts weiter lernen sollen als die einteilung von Europa und Deutschland, folgt nun auf wenig blättern das nötigste. die schüler können sich leicht allein darin zurechtfinden, denn sie können gleich sehen, was gegen abend und morgen, ob es grafschaft oder fürstentum usw. sehen wir nun,

was man damals für das nötigste hielt. eine tabelle gibt zunächst die einteilung der erde: I festes land und die inseln, welche bei den vier weltteilen vorkommen; II wasser, a) die vier groszen weltmeere: gegen morgen das indianische, gegen abend das atlantische, gegen mittag das äthiopische, gegen mitternacht das borealische; b) seen und flüsse, welche bei den provinzen genannt werden. daran schlieszt sich eine einteilung Europas. in der mitte liegt Deutschland, die andern länder werden nach den vier himmelsgegenden in bezug auf Deutschland aufgeführt; die dritte tabelle gibt ebenso die einteilung Deutschlands, in dessen mitte der fränkische kreis. dann kommt eine einteilung des gesamten Europa mit allen ländern, ländchen, provinzen usw. da werden z. b. die Schweiz mit 27, Böhmen mit 17, Ruszland mit 35 unterabteilungen vorgeführt; nachdem man so 21 seiten voll namen durchgelesen, findet man eine erläuterung des einzuschlagenden verfahrens. zunächst sollen die kinder die hauptteile von Europa und Deutschland durch vorsprechen und -zeigen nennen und zeigen lernen, dann die provinzen und sonstige subdivisionen; die auf der karte punktierten grenzen können zu dem zwecke mit farbigen strichen, oder die ganze provinz mit farben illuminiert werden; die lehrer dürfen dann nur sagen, das rote bedeutet Italien, das grüne Schweiz usw. dann werden zunächst die hauptstädte, darauf auch die andern eingeprägt, so dasz die schüler die betreffenden punkte mit finger, federspule oder stift zeigen können. insonderheit sind die flüsse nicht zu vergessen, namentlich quelle und mündung, denn man braucht sie zur bestimmung der grenzen des reichs und der provinzen. so vorbereitet können die schüler in die groszen Homannschen karten geführt werden und dort sonderlich die für die kaiserhistorie wichtigen städte selbst aufsuchen, und zwar nach kategorien, z. b. hauptstädte, städte wo concilien, wo friedensschlüsse, wo colloquien, wo decisivtreffen u. dergl. stattgehabt. man soll sich zunächst an die eigentliche geodäsie (topographie) halten, erst nach und nach von klimaten, naturalien, staats- und kirchenverfassungen usw. vortragen. erst länder, dann division, dann subdivision, dann städte, dann einwohner nach ihren natürlichen beschaffenheiten, tugenden und lastern usw. vernünftigen creaturen gehe man zu unvernünftigen und leblosen, von welcherlei gebrauch und nutzen es sei, in welcher menge, ob es im lande verarbeitet und verbraucht werde, ob und wohin exportiert, mit welchem vorteil für die kammer des landesherrn, zu welcher förderung von handlung und nahrung der handwerker u. dergl. wer lust hat, kann die kleinen karten auf dem kupfer 1-4 mal am fenster oder durch ein klares postpapier mit hilfe der reiszkohle abcopieren, kann sich dann mit hilfe der Homannschen tabulae geogr. de summis imperiis einen historischen atlas selbst anlegen. es wird sogar angeregt, eine karte von der entwicklung jedes einzelnen landes in Deutschland etwa in form eines stammbaums zu fertigen, dasz man z. b. in Bayern auf den ersten wittelsbachschen herzog,

von

den ersten grafen, auf Thassilo, auf Theodo, auf die Bojoaren, auf die Hernionen usw. kommen kann; doch will sich verfasser eine umständliche nachricht davon auf eine andere gelegenheit versparen.

V. Heraldik.

Sie dient zur erläuterung der geschichte und ermunterung der gemüter; es enthält das kupfer deshalb das alte (österr.) und das neue (lothr.) kaiserwappen. daran soll das kind das blasonnieren der wappen erlernen; es sind gerade diese wappen gewählt, weil darin viel telamones, cartouchen, piedestal, ordenszeichen u. dergl. vorkommen; daneben sind über dem ganzen kupfer zerstreut allerlei kronen und hüte (12) angebracht; man lernt nun, was conglutinierte, was colligierte schilde, was accidentelle und essentielle stücke sind; bei gelegenheit der erläuterung der 11 umsetzten schilde werden erb-, vermählungs-, prätensions-, possessionswappen erörtert. dann kommen ursprung der wappen, bänder, orden, balken, pfähle, patriarchen-, Andreas-, krücken- und schwebende kreuze, ehren- und beizeichen, turnierkragen zur sprache, was bestreut und belegt, was zum raub aufgerichtet und fortschreitend heiszt, wie die verschiedenen metalle und tincturen zu erkennen usw., so kann alles nötige, merkwürdige und angenehme leicht und bequem angebracht werden, ohne dasz die scholaren an der menge der in der heraldik vorkommenden kunstwörter einen ekel bekämen, folglich von der erlernung dieser wissenschaft abgeschreckt würden.

VI. Numismatik.

Auch sie darf nicht fehlen, da sie vieles zur gründlicheren und lustigeren erlernung der historie beiträgt. aus Köhlers münzbelustigung sind 50 stücke erläutert und zwar medaillons, festons, talismans, ducaten, thaler, klipp-, zwitter-, Juden- und blechmünzen, welche bei hohen geburten, vermählungen und begräbnissen, schlachten, siegen und frieden geschlagen von runder, eckiger, unformaler gestalt, daraus man gesichtsbildung der kaiser, trachten, schmuck, wappen, titel, altertümer und gebräuche, staats- und kriegsgeheimnisse, wahlsprüche und sinnbilder, wichtige und nicht allzubekannte historien erlernen kann. was nun als so wichtige münzen angesehen wird, davon kann man sich nach folgenden beispielen einen begriff machen. so heiszt es nr. 11 ein schöner medaillon auf Caroli V gemahlin von 1539. avers: brustbild der kaiserin mit umschrift: diva Isabella Augusta Caroli V uxor; revers: die drei sich umfassenden gratien, davon die zwei äuszeren auf zwei unten gegen sie hüpfenden genios blumen streuen, bei dem einen befindet sich ein umgestoszener enghalsiger wasserkrug, bei der anderen ein körbchen mit blumen. umschrift: has habet et superat. oder nr. 49 gedächtnismünze auf den sieg einiger Schmalkaldener bundesverwandten über die kaiserlichen unter herzog Erich von Br.-Lüneburg bei Draken

burg. dreieckig. avers: durch die kraft des lambs gottes seind die feinde bei Trachenberg geschlagen, montag nach exaudi a. 1547. revers: osterlamm mit siegesfähnlein, darüber: gott allein die ehre; darunter: Wilhelm Dumbshirn dieselbige zeit oberster war. die kinder sollen nun genau münzen visieren und beschreiben lernen, dazu kann man ein gut teil papierner münzen sammeln, auf pappe kleben und ausschneiden. man kann auch solche abdrücke von Tyrof in Nürnberg beziehen; besser wäre allerdings, kämen solche münzen in natura zu gesichte; man kann, wenn man mal zu gönnern kommt, welche dergleichen cabinette haben, um die freiheit ersuchen, münzen besehen oder noch besser, in hausenblase, gyps, wachs, zinn abziehen zu können.

Das wäre unter möglichst engem anschlusz an die worte des originals alles wissenswerte vom stoff und von der methode des geschichtsunterrichts in den unteren classen der ökonomischen und mathematischen realschule, wie die königl. realschule und das Friedrich-Wilhelms gymnasium in der kindheit genannt wurde. beherzigenswert für uns ist darin das streben, alles möglichst anschaulich zu machen, nur mit begriffen zu operieren, die dem kinde klar gemacht sind, nicht vielerlei auf einmal zu lehren und bei darstellung der geschichtlichen vorgänge nie den schauplatz der begebenheiten aus den augen zu verlieren. wenn die anschauungsmittel nicht wie jetzt den anforderungen entsprachen, so wird die schuld nicht der schule, sondern der zurückgebliebenen technik zuzuschreiben sein. aber wenn wir auch hier und da wappen, münzen, costüme u. dgl. zur belebung des unterrichts heranziehen, das blasonnieren, visieren usw. wird gewis jeder lehrer dem besonderen fachstudium überlassen. die geographie, lediglich zu einer magd der geschichte herabgewürdigt, steht auf beklagenswert niedriger stufe. um den standpunkt klar zu legen, braucht man nur zu bemerken, dasz nach einem wie? und warum? nirgend gefragt, von allgemeiner geographie nicht gehandelt, von gebirgen z. b. mit keiner silbe gesprochen wird; aber eine fülle von namen wird verlangt, die wohl dem besten kenner Europas nicht immer gegenwärtig sein dürften. und nun erst der eigentliche geschichtsunterricht! während die heutige schule, dem verständnis und bedürfnis des kleinen kopfes sich anpassend, durch erzählungen und biographien lebensvolle bilder hervorragendster personen und begebenheiten zu erzeugen trachtet, beginnt man hier

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und das ist ausdrücklich in einem kurzen historischen examen über die ganze vorstellung' ausgesprochen mit dem lernen der namen in solcher fülle, dasz jeden historiker ein schauer überläuft. wollten wir ferner die zahlen in der ausdehnung lernen lassen auf der ganzen schule, wie sie hier von den unteren stufen verlangt werden, so hätte neulich die rheinische directorenconferenz über einen kanon von circa 2000 zahlen den stab zu brechen gehabt. wenn kürzlich auf einer schulmännerversammlung eine ursache der überbürdung in einem übergewicht des reflectierens gefunden ist, so

möchte das doch verzeihlicher erscheinen, als eine solche geschichtsbehandlung, die aller logik und psychologie hohn spricht, wenn sie 1) namen der personen, 2) die zeit, 3) den ort und erst zuletzt die begebenheit selbst lehrt. es musten wirklich unverwüstlich gesunde naturen sein, die das vertrugen; und solche jungen sollen dann auch gelegentlich angeleitet werden, pragmatische geschichte zu schreiben! wozu man also jetzt einen zögling des historischen seminars auf der universität anleitet, das wollte man vor 100 jahren bereits etwa einem quartaner zumuten.

Wir kommen also zu dem resultat, dasz der stoff des unterrichts jetzt viel enger begrenzt, die methode bei weitem rationeller ist als früher. in der überbürdungsfrage zu behaupten, die schule der guten alten zeit hätte weniger gefordert und doch ebenso viel geleistet, als die unsere, ist mithin sehr bedenklich.

BARMEN.

H. SCHULZE.

3.

UM- UND NACHDICHTUNGEN MITTELHOCHDEUTSCHER EPEN IN IHRER BEDEUTUNG FÜR DIE SCHULE.

Das bestreben, die altdeutschen, speciell die mittelhochdeutschen dichtungen dem gröszeren publicum zugänglich zu machen, hat neuerdings einen erfreulichen aufschwung genommen. vergleichen wir aber die erscheinungen, welche daraus hervorgegangen sind, mit früheren ähnlicher art, so tritt uns ein bemerkenswerter unterschied entgegen. während man früher möglichst wörtliche übersetzungen zu geben suchte, tritt heute entschieden die um dichtung und die nachdichtung in den vordergrund, zwei arten der übertragung, die sich nahe berühren, aber nicht identisch sind. jene, die übersetzungen, haben ihren hauptvertreter in Simrock, neben welchem San Marte steht; die bekanntesten verfasser der letzteren sind H. Kurz, W. Herz, A. Schröter, sodann Weitbrecht, Stecher; eine besondere, sogleich zu erörternde stellung nimmt L. Freytag ein: der umstand nun, dasz sich die zweite art gegenwärtig steigender Teilnahme erfreut, ist auch für die höheren schulen, nachdem durch die neueren bestimmungen mittelhochdeutsch und litteraturgeschichte aus ihrem lehrplane ausgeschlossen sind, von gewisser bedeutung. durch den ausschlusz des mittelhochdeutschen nämlich ist der gebrauch von übersetzungen der mhd. litteratur obligatorisch geworden und es entsteht die frage, ob solche um- und nachdichtungen dem dadurch bedingten bedürfnisse der schule entgegen kommen.

Eine gewisse verlegenheit in bezug auf die wahl einer geeigneten übersetzung auch des Nibelungenliedes und Walthers ist von

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