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nicht des Deinis, denn dieser hatte, wie wir sehen werden, gar nicht in Nemea gesiegt — nicht des Megas, denn sein name war gar nicht in die Verzeichnisse eingetragen, war durch keine hildseule, durch keine inschrift zu Ncinea verewigt worden, sehr mit unrecht schlieszt man daher aus dem fehlen dieser namen auf die mangelhafligkeit der nemeischen siegerlisten; auch keiner der anderen gründe, die dafür beigebracht werden, ist triftig, was will denn das sagen, dasz nach Asklepiades Alkimidas, des Theon söhn, in ihnen ein Kreter genannt wurde, wahrend aus Pindars gesang (Neraea VI) unzweifelhaft hervorgeht dasz er Aeginete war? nichts folgt daraus als dasz der Kreter Alkimidas, der söhn des Theon, eben ein anderer war als der Aeginete Alkimidas, dessen vater wir gar nicht kennen, oder ist es unwahrscheinlich dasz zwei leute die Alkimidas hieszen zu Nemea siegten? oder ist die akribie der alten gramraatiker, insbesondere des Asklepiades, so über allen zweifei erhaben, dasz man ihm eine solche Verwechselung gar nicht zutrauen darf? und wenn ferner in der datieruug von Nemea VII, die sich auf die siegerlisten stützt, ein fehler vorliegt, ist es da nicht ebenso klar, dasz wir es mit der verballhornisierung eines voreiligen correctors zu thun haben, wie dasz überhaupt ein fehler vorhanden ist? 'zuerst hat Sogenes von den Aegineten als knabe im fünfkampf gesiegt, in der 14a nemeade; es wurde aber der fünfkampf eingeführt zuerst in der 13n nemeade.' die 14e nemeade ist unsinn, denn sie fällt lange vor Pindars geburt; wir verdanken sie einfach einem flüchtigen leser, der den zusatz Aíyivtitújv im ersten satze übersah und in seiner Weisheit es sehr einleuchtend fand dasz, wenn der fünfkampf in der l.'in nemeade eingeführt sei, der erste sieg in demselben nicht in der 54n, wie er nach Hermanns datierung geschrieben vor sich sah, sondern in der 14n statt gefunden haben müsse: so änderte er getrost vb' in ib' um. denn warum Leopold Schmidt, der (Pindars leben und dichtung s. 483) dies Verhältnis ganz überzeugend auseinandersetzt, schlieszlich doch 'ein anderes lieber glaubt', nemlich dasz unser corrector die zahl 14 ganz eingeschwärzt und weder 54 noch eine andere ursprünglich statt ihrer gelesen habe, vermag ich nicht einzusehen, da ich eben seine ansieht von der mangelhafligkeit der nemeischen Verzeichnisse nicht teile, am wenigsten macht er mir dieselbe dadurch glaublich, dasz er sich auf ihre seltene (dreimalige) benutzung seitens der scholiasten beruft, freilich werden die olympischen und pythischen öfter cilierl; aber nicht allein ist die zahl der olympischen und pythischen öden gröszer als die der (wirklich) nemeischen, deren ja höchstens acht sind; sondern und vor allem, wie ungleich vollständiger und sorgfältiger sind uns die schuhen zu jenen als zu diesen gesängen überliefert! also an der richtigkeit der Didymeischen notiz dürfen wir mit vollem fug festhalten, ohne deshalb die nemeischen Siegerverzeichnisse der Iückenhaftigkeit zu zeihen, mit gutem rechte hat dann aber auch Vauvilliers, dessen worte ich leider nur aus Schmidts buche kenne, darauf das Verständnis der ganzen ode zu bauen gesucht, freilich ohne wie ich glaube den nagel auf den köpf zu treffen, ich citiere ihn, wie er von Schmidt s. 432 anm. 2 citiert wird: 'Mégès et Dinias ont remporté la victoire; on n'a pas osé leur refuser la couronne en présence de tout le peuple, mais une injustice qui n'a pu ètre préparée que par l'envie, qui n'a pu être consommée que par un jugement inique, leur aenlevé par une suppression secrète les monuments qui devaient immortaliser leurs noms.’ das ist denn nun freilich keine sehr wahrscheinliche combination, und ich hoffe, die meinige wird beanspruchen können sowol in sich begründeter zu sein als auch in den zeitumständen, von denen ich sie begleiten lasse, einen leidlich festen boden zu finden. Um dies zu zeigen musz ich indes an einiges wieder erinnern, was Mezger bereits für unsere gemeinsame datierung vorgebracht hat, und anderes hinzufügen. neben Aegina und den anderen inseln war es bekanntlich vornehmlich Theben, welches den persischen plänen willig entgegenkam, eine handlungsweise die sich aus dem gemeinsamen hasse beider staaten gegen Athen zur genüge erklärt. wie intim ihr verhältnis zu einander schon seit einiger zeit gewesen, läszt sich recht anschaulich aus der erzählung bei Herodot V 79 ff. erkennen. auf der andern seite hielt Korinth während dieser ganzen zeit, insbesondere wo es galt Aegina zu schaden, aufs engste zu Athen. zwischen ihm, Argos und Kleonä schwankte aber, wie wir aus den Pindarischenscholien und sonsther wissen, die vorsteherschaft in den nemeischen spielen: Trpoécrncav dé To0 äsü)voc Kai Apfeio Kai Kopiv6ion kai KMewvaiol . . npoécrncav dë toü öfüOvoc Trpüro uèvoi KAEurvaio, eira Kopiv9io. welche der drei städte um diese zeit jenes ehrenrecht besessen, ist uns unbekannt; dürfte aus dem Trpüro des scholiasten und aus der gänzlichen unbedeutsamkeit, deren sich Kleonä damals erfreute, ein schlusz gezogen werden, so würden wir unsere wahl zwischen Korinth und Argos zu treffen haben. Korinth aber konnte nicht inniger durch sein politisches interesse an Athen gefesselt sein, als Argos es damals durch seine ohnmacht in folge des entsetzlichen schlages, den ihm Kleomenes zugefügt hatte, an Sparta war. dasz Kleonä, wenn es den vorsitz wirklich noch führte, jedenfalls abhängig war von dem willen dieser vier eng verbundenen staaten, kann niemand leugnen wollen. und so dürfen wir positiv behaupten, dasz eine anklage, die Athen damals gegen Aegina wegen landesverrath vorbrachte, unmöglich scheitern konnte, mochten Korinther, Argeier oder Kleonäer darüber zu entscheiden haben. einige geneigtheit den Argeiern diesen vorrang zuzuschreiben schöpfe ich aus manchen stellen, z. b. aus den schluszworten unserer ode fv se uövérruküpuoc üuvoc dñ TräAan kai npiv Tevéc9a Tóv Adpäcrou róv te Kadueiuvéptv, in welchen ich anspielungen finde, die ich weiter unten erklären werde. Nur weniges wird jetzt noch zu bemerken sein, um das volle verständnis des gedichtes zu gewinnen. Megas war gleich nach seinem fruchtlosen siege gestorben; vielleicht brachte man seinen tod in zusammenhang mit der aufregung über die erlittene schmach. jedenfalls mochte die Trárpa des geschiedenen in ihm einen märtyrer der vaterländischen sache sehen und nur ungern auf eine feier des sieges verzichten. einen kranz hatte der tote nicht bekommen, dieser konnte daher nicht feierlich in den tempel gebracht werden. aber sein sohn Deinis hatte gleichzeitig mit

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oder kurz vor dem valer bei den Aicoceia, einem heimischen kampfspiele der Aegineten, den preis davongetragen, sein sieg wurde jetzt gefeiert, und der sinnige dichter knüpft daran in ernstfeierlicher weise, wie es die gefahrenschwangere zeit angemessen erscheinen liesz, des Megas gedächtnisfeier.

Betrachten wir nun von diesem standpunet aus unser gedieht im einzelnen, gleich der anfang leitet uns auf einen gegensatz, er stimmt den doppelten ton an, der das ganze lied durchklingt. 'heilige jugend, botin von Aphroditas göttlichen freuden, die auf der jungfraun und biaben wimpern weilend den einen du auf sanften armen des zwangs, auf andern den andern trägst; erwünscht aber ist es für jegliches werk, die günstige stunde nicht verfehlend glücklicher liebe genieszen zu können.' alles dient dazu den in jugendreiz blühenden sieger zu feiern; aber gerade die farbenreiche ausschmückung muste in den an sich schon ernst gestimmten zuhörern die idee des gegenteiles wach rufen, die sich natürlich unverzüglich an die person des Megas knüpfte, sehr wirkungsvoll kommt der dichter dieser Stimmung entgegen durch die zwei allgemein gehaltenen zusätze ëTepov Ъ' ете'рше und кшроо uf| TrXava6¿VTCt. wer der ётерос, wer der кшроо uXavaGeic war, das fühlte jeder instinclmäszig, ohne dasz der dichter eines einzigen bestimmten Striches bedurft hätte ihn zu charakterisieren, der volle ton des glucks gehört dem jugendlichen sieger, aber leise zwar, doch vernehmlich genug klingt hinein die klage um den beleidigten toten.

Und wie in der strophe, eben so ist es in der antistrophe unseres gedieh les: der volle klang des jubeis erschallt zum preise Aeginas, der einst hoch gefeierten insel, zu deren beherscher von fern und nah die fürsten und helden huldigend kamen; aber unter diesen freudenaecorden verbirgt sich nur mangelhaft der schmerz darüber, dasz jetzt ein Sparlerkönig in so ganz verschiedener weise, zu so ganz anderen zwecken des Aeakos insel hatte betreten dürfen, 'also umflatterten einst des Zeus und der Aegina lager die spender von Kyprias gaben; und es entsprosz ein söhn, Oenonas könig, an rath und kraft ein held; ihn sehnten sich oft viele zu schaun: denn ungerufen nach eignem begehr verlangte der helden, der ringsumwohnenden, blute seinem herscherworte zu gehorchen, so die in dem steinigen Athen des Volkes walteten, wie die in Sparta, des Pelops geschlecht.' schon die hervorhehung der beiden mächtigsten feinde Aeginas unter denen, die einst seinem fürsten freiwillig gehuldigt, legte die vergleichung des sonst mit dem jetzt so nahe, dasz der stumpfste zuhörer sie anstellen muste; wiederum aber gibt der dichter derselben durch ein kleines wort eine bestimmte richtung: ungerufen kamen die alten helden dem Aeakos zu dienen; Kleomenes kam nicht ungerufen, nicht nach eignem begehr: Allien, die schlimmste feindin der bedrängten insel, hatte ihn aufgehetzt, so waren die gedanken der zuhörer auf echt dichterische weise in strophe und antistrophe vorbereitet auf das was kommen sollte; sie fühlten, ihr eignes bedürfnis des Megas an diesem festläge seines sohnes zu gedenken werde von dem dichter mitempfunden und solle befriedigt werden.

Gleich die epode setzt denn auch voll und kräftig ein. 'schutzflehend berühre jetzt ich des Aeakos heilige knie um dieser theuren Stadt, um dieser burger willen, darreichend die künstlich aus tönen gewobene lydische binde doppelten läufersiegs, des Deinis und Megas, nemeiscben siegsschmuck!' von wort zu wort steigert sich hier die empfindung des dichters; bei jeder silbe der letzten zeile musz das herz der zuhörer mächtiger geschlagen haben, anfangs noch der gleichmäszig bewegte, innige ton des gebets; diese theure Stadt, diese bürger bedurften wol der hülfe ihres heros; dann gar eine pause, ausgefüllt mit den beruhigenden, langaushallenden worten Aubtav fivrpav Kavaxnbà тгеTTOtKiXfitvav* aber es ist wie die ruhe vor dem stürm; nun geht es schlag auf schlag: des doppelten läufersiegs! doppelten läufersiegs? wieder blitz durchzuckt es jeden: nur Megas kann als zweiter sieger gemeint sein, und schnell wie der gedanke kommt das wort hinterdrein geflogen, der dichter sagt es selbst: des Deinis und Megas; und eh noch der hörer zeit hat sich zu sammeln, schlägt es als höchster trumpf wie ein donnerschlag dazwischen: Neneaíov ayotA/uct. ja, nemeischer siegsschmuck! mögen ungerechte parteiische richter ihn dem Megas verkümmern, wir feiern ihn als rechtmäszigen sieger! kräftig und langnachtönend wird bei diesen Worten die musikbegleitung eingetreten sein; dann senkt sie sich wieder, und in ruhig-feierlicher weise fährt der dichter fort: 'denn von gott gepflanztes glück weilt länger bei den sterblichen, wie es den Kinyras einst in der meerumströmten Kypros mit reichtum gesegnet.' auf dem richtigen Verständnis der ersten epode beruht nach meiner Überzeugung die ganze möglichkeit unter benulzung der Didymeischen notiz und der von Mezger zuerst herangezogenen zeilverhältnisse unser gedieht überhaupt zu verstehen, dasz L. Schmidt а. o. s. 444 recht hat, wenn er sowol Aeivioc wie тгатрос MÉ^Ct von bicC(I)V CTGtbiuJV abhängig macht, ist mir so unzweifelhaft, dasz ich mir die verse gar nicht in anderer construction laut vorlesen kann und sie in der that vom ersten lesen an so verstanden habe, aber zu ihrer vollen geltung, rein poetisch betrachtet, gelangt die ganze stelle doch erst dann, wenn nun wiederum CTabioJV von finpav abhängig gemacht wird; dann steht Neumîov оггаХца als apposition zu dem vorigen für sich und in ihm gipfelt die ganze période, aber man wird vielleicht gegen meine Erklärung einwerfen, dasz die besprochenen worte, als apposition zu jutiTpcrv biccibv crctbiujv betrachtet, ja auch des Deinis sieg als einen ne* meischen bezeichnen würden; sei er aber dies, so werde dadurch meiner, hypothèse jeder grund entzogen, letztere bemerkung würde, die vorher« genannte Folgerung als richtig zugegeben, durchaus treffend sein; wäre auch Deinis, zugleich mit seinem vater, von den agonotheten in Nemea des errungenen sieges verlustig erklärt, dann würde man ihm kaum in Aegina eine feier zu veranstalten sich unterfangen haben, jedenfalls aber würde das festlied das ganze Verhältnis eingehender haben besprechen müssen, man könnte freilich noch einen andern ausweg ersinnen: man könnte sagen, nicht alle Aegineten seien von den kampfrichlern ausgeschlossen worden, sondern nur die welche Kleomenes als die апчштаTOUC (Herodot VI 50) an dem verrath habe gefangen fortführen wollen, und einer von diesen sei Megas gewesen; aber dagegen liesze sich mit recht einwenden, dasz derselbe dann schwerlich unbehelligt nach Aegina zurückgekehrt sein würde; und wollte man die hypothèse deshalb noch weiter ausspinnen und sagen, dasz letzteres auch durchaus nicht geschehen zu sein brauche, dasz vielmehr des Megas tod ein gewaltsamer gewesen sei, der mit der athenischen anklage in Zusammenhang gestanden habe, so müste man zunächst noch das unerklärliche erklären, wie Pindar über eine solche thatsache mit so leiser andeutung wie sie etwa in v. 27 Xpucéujv b' Aiac стерпвек ôttaujv cpóvw iráXmcev gefunden werden möchte, habe hinweggehen können, also auf diesen ausweg verzichten wir, und zwar um so lieber als in der that die oben aufgestellte folgerung ganz unhaltbar ist. der gedanke des dichters geht dahin: in diesem siegeskranze des Deinis sehen wir zugleich den nemeischen seines vaters, diese eine binde repräsentiert sie alle beide; von da ist es nur ein schritt, und wahrlich kein gewaltsamer, zu der prägnanten bezeichnung eben dieser binde als einer nemeischen. wer einen solchen gedankenflug für unpindarisch hält, stellt sich die alios nubium iractus des dirkäischen Schwanes doch wol etwas zu hyperboreisch - winterlich vor. was für einen sieg nun aber Deinis erfochten haben soll? natürlich einen in den Aeakeia, die von den scholiasten zu Ol. 7,156 und 13,155 erwähnt werden, an die Delphinien oder hydrophorien oder einen andern äginetischen, wo nicht gar fremdstädtischen wettkampf zu denken ist selbstverständlich nicht erlaubt, da derselbe dann hätte genannt sein müssen; diese bedingung wird für die Aeakeia zur genüge durch den iuhall der ersten antistrophe und epode erfüllt, die in der that erst unter unserer Voraussetzung in eine innige beziehung zu dem ganzen gediebte treten: die Siegesfeier wurde nicht einfach deswegen im tempel des Aeakos gehalten , weil dieser der stammheros der insel war, sondern weil sie einem sieger in dessen heiligen spielen galt.

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Wir kehren zu dem schlusz der epode und dem beginn des zweiten systèmes zurück, wenn der dichter sagt: Manger währt das glück, das die götter pflanzen, den menschen, wie Kinyras dies gezeigt' — so liegt darin schon der gegensätzliche gedanke vorbereitet: auch das Unglück, das menschen uns ungerechter weise bereiten, ist vergänglicher als goltgesandtes. aber dieser gedanke kommt gar nicht zu diesem nackten ausdruck: nachdem der dichter vielmehr in worten, auf die wir gleich zurückkommen, ausgesprochen hat, wie auch ihn die misgunst verfolgen werde, zeigt er dem geschlechte des siegers und dem ganzen äginetischen volk an dem vorbild ihres Stammeshelden Aias in der zweiten antistrophe und epode, wie auch früher heimtückische misgunst den verdienstvollen seines lohnes zu berauben verstanden habe; fährt aber dann nicht fort, wie man erwarten könnte, zu schildern, wie schlieszlich doch all dies bemühen vereitelt worden und das glück dem guten wiedergekehrt sei; sondern schafft sich im anfang des dritten systèmes durch den wünsch, lieber arm und niedrig aber unbefleckten rufes denn als schuft in allem irdischen überflusz zu sterben, den Übergang zu dem gedanken, dasz der nachruhm

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