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In der lügenmäre, die der vermeintliche bacchant unter dem namen

Acötes dem Pentheus auftischt, schildert jener ein complot der schiffsmannschaft. der anstifter desselben-ist Opheltes. die schiffsmannschaft will den Bacchus trotz ihres eidlichen versprechens nicht nach Naxos, das rechter hand lag, sondern nach einer links gelegenen insel fahren und dort den schönen sklaven verkaufen. als Acötes nun miene macht ihnen das spiel zu verderben und auf Naxos lossteuert, da heiszt es nach der von Haupt aufgenommenen überlieferten lesart v. 641 ff.

*quid facis, odemens? quis te furor?” inquit Opheltes.

pro Sequisque timet. "laevampete” maxima nutu

pars mihi significat, pars quid velit aure susurrat. die worte pro sequisque timet erklärt Haupt: jeder für seinen teil ist in furcht (dasz ihnen der raub entgehe, wenn sie nach Naxos kommen).’ er bemerkt dazu: "es ist aber zweifelhaft ob diese stelle richtig überliefert ist.” allerdings ist grund zu solchem zweifel vorhanden. ängstliche besorgnis (timor) kann in diesem momente die stimmung der bootsleute nicht sein. Opheltes der rädelsführer verräth sie nicht im mindesten, da er dem Acötes zuruft: quid facis, odemens? quiste furor? der timor gewinnt erst raum bei dem hereinbrechenden strafgerichte v. 670. vielmehr ist wiit auf den eigensinnigen Störenfried Acotes die herschende Stimmung. — Merkel hat an dieser stelle eine alte conjectur aufgenommen (tenet für timet und Acoete für Opheltes). die fassung ergibt sich aus der interpunclion:

'quid facts, о démens? quis te furor' inquit 'Acoete,' pro se quisque, 'tenet? laevam pete.' maxima nutu pars mihi significat, pars quid velit aure susurrât. aber gewis gilt diese conjectur mit unrecht als eine 'iampridem probata', erst der laute zuruf in drei Sätzen, in den die ganze Schiffsmannschaft im chor ausbricht, als hätte sie sich darauf einstudiert, dann winke und zischeln, um den zuruf verständlich zu machen! dies bild ist mindestens farblos und ohne Wahrheit: in solchen kritischen momenten scheidet sich die geleitete masse und das leitende haupt. dann ist doch auch die diction ohne die für den dichter charakteristische gefällige glätte und leichtigkeit. der stelle ist vielleicht durch die leichte Änderung von timet in turnet geholfen, eine änderung die bei der häufigen abschwächung von и in i (obslupui neben obstipui u. dgl.) kaum noch als solche erscheint, bei Opheltes kommt die wut in den worten quid facis, о démens? quis te furor (agit)? zum ausbruch. die übrigen bootsleute, jeder für seinen teil, glühen auch vor zorn (pro se quisque turnet), sie verhalten aber ihre wut und thun ihren willen (laevam pete) nur durch winke oder durch zischeln kund, die metaphorische bedeutung von lumere 'geschwollen sein, glühen vor zorn' ist so allgemein gebräuchlich, dasz sie unbedenklich an dieser stelle angenommen werden kann, zumal sie bei intumescere (V 305. VIII 582) und lumidus (VIII 396. 437. 495) sich in den metamorphosen selbst findet.

Neustettdi. Friedrich Drosihn.

9. , ZU LIVIUS.

XXIII 34, 2 in has ferme leges inter Poenum ducem legatosque Macedonum ictum foedus, missique cum iis ad regis ipsius firmandam fidem legad, Gisgo et Bostar et Mago, eodem ad Iunonis Laciniae, ubi navis occulta in slatione erat, perveniunt. das bündnis soll durch die Zustimmung des königs zum formellen abschlusz gebracht werden, deshalb musz es heiszen : firmandam fide rem: vgl. XXIV 28, 9 pacem fieri placuit miltique cum eis legatos ad rem confirmandam.

XXIV 8,5 oi eandem causam haud mullis annis post fuisse non negaverim, cur M. Valerio non diffideretur adver sus similiter pr ovo cantem arma capienti Galium ad certamen, es ist unwahrscheinlich, dasz hier an dritter stelle provocantem durch ad certamen näher bestimmt werden sollte, während dies oben bei provocanti und provocantem nicht der fall war. ich glaube daher, dasz die worte ad certamen, die sich auch durch ihre Stellung als glossem verrathen, zu streichen sind.

Merseburg. Paul Richard Müller.

10.

ÜBER EIN GESETZ DES SOLON.

Die feslrede, welche Ernst Curtius bei gelegenheit der akademischen Preisverteilung am 4n juni 1867 in Göttingen gehalten, hat wegen ihres allgemein patriotischen inhaltes sowol als wegen der besonderen, ebenso feinen wie treffenden winke für noch zu bessernde parlicularisten auch auszerhalb der Georgia Augusta dankbare leser und freudigen Widerhall gefunden, wenn wir uns gleichwol im folgenden veranlaszt linden an jene rede einige einwendungen zu knüpfen, so bet relien diese, wenn auch die einleitende thesis, doch keineswegs die weiteren Ausführungen des redners über die gegensälze des allgriechischen und des heutigen parteilebens, und noch weniger soll die ethische tendenz des Vortrags durch unsere beiläufige adnotalio angegriffen oder auch nur abgeschwächt werden.

Die eingangsworte lauten: 'unter den vielen aussprächen, welche uns von Staatsmännern des altertums überliefert sind, hat kaum einer in gleichem grade die aufmerksarakeit erregt, wie die bestimmung Solons, dasz derjenige burger, welcher in Zeiten der bewegung parteilos bleibe, sein bürgerrecht verwirke oder ehrlos sein solle.' wir haben zunächst gegen eine Wendung des Übersetzers einspräche zu erheben, oder vielmehr auf eine sehr wesentliche belonung hinzuweisen, durch welche jener satz des Solon erst in richtigem lichte erscheint, ein blick in die quellen wird den leser darüber aufklären, ob die uns erforderlich dünkende modification begründet sei.

Leber das betreffende gesetz heiszt es nemlich bei Plutarch Solon 20: Tûjv Ъ' fiXXujv aÙToO Vómujv ïbtoc nèv цаХюта кш rcapáboEoc ó KeAeúwv £tijliov eîvai Tôv év с та cet nrçc-етерас jaepíboc теуо'цеvov. *) Curtius gibt, wie wir gesehen haben, die worte ¿v CTCtcet mit 'in zeiten der bewegung' wieder, uns scheint darin eine Verwischung des Wortlautes zu liegen, zu welcher den Übersetzer lediglich die rücksieht auf conformität mit seinem viel allgemeiner gefaszten hauptthema (vom unterschiede des antiken und modernen parteitreibens mit entsprechender paränese) veranlaszt haben kann, es wäre thorheil bei einer autorilät in fragen hellenischer altertumskunde ein miskennen des begriffes стаас voraussetzen zu wollen (zumal da einige Zeilen weiter von aufforderung zum 'bürgerkampfe' die rede ist), aber eben deswegen müssen wir erklären dasz uns der vorangestellte Soloniscbe satz nicht die geeignetste einleitung zu sein scheint, wenn erst eine bewuste denoting und Verallgemeinerung den logischen Zusammenhang mit dem hauplinhalt vermitteln muste.

Beinahe überflüssig erscheint es ein paar bemerkungen über das wort стаас und was dem anhängt hier anzureihen, nur allzu häufig und jedem fachmann bekannt ist das vorkommen und der begriff des

") mit fast denselben Worten Plutarch de sera num. vind. 4; de animi tranq. 8; praec. reip. ger. 32.

Jahrbücher für du«, philol. 1868 hfl. 1. 4

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