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liebe, sondern auch mit einsieht und méthode behandelt haben, und wir wünschen den Piaionischen Studien glück zu dem Zuwachs dieser beiden tüchtigen und frischen jungen kräfte. auch ist ihr bemühen keineswegs ohne mancherlei gute Frucht geblieben: nicht blosz eine sehr berechtigte erneute erwägung mancher wichtiger einzelner puñete haben sie angeregt, sondern namentlich Schanz auch manchen derselben teils richtiger teils wenigstens genauer bestimmt als es bis dahin geschehen war. dabei haben ihre beiden bearbeitungen neben einander platz, wie sie nach der ausdrücklichen erklärung von S. (s. V) völlig unabhängig von einander entstanden sind, ja S- hat auch nicht nachträglich — man sieht nicht ein warum — auf die früher erschienene schrift von Wecklein rücksicht genommen, beide behandeln den Stoff von verschiedenen gesichtspuneten und in verschiedener Verteilung: W. geht die einzelnen Sophisten der reihe nach durch (Protagoras s. 1—38, Prodikos s. 39—46, Hippias s. 46 — 52, Gorgias s. 52— 72, Thrasymachos s. 72 — 78, Theodoros von Byzanz s. 78, Euenos s. 78 — 80, Polos s. 80 — 82, Euthydemos und Dionysodoros s. 86 — 94) und flicht so in die darstellung des persönlichen alles sachliche ein. S. dagegen handelt von diesen einzelnen Vertretern der sophislik zuerst nur die mehr äuszeren Verhältnisse, u. a. ihr leben und ihre Schriften, ab und ordnet dann den übrigen Stoff nach sachlichen kategorien, indem er die ihäligkeit der sophislik nach allen ihren verschiedenen richtungen, erkenntnislchre, eristik, ethik, specieller tugeudlehre, rhetorik und grammatik, verfolgt, ihm ist es also darum zu ilniii die allseitige aushreilung des wesens der sophislik systematisch darzustellen; W. dagegen hat den hauptgesichtspunet zu zeigen, dasz die Sophisten nur die anschauungen ausdrücklich aussprachen, welche ^tatsächlich die denkweise ihrer ganzen zeit beherschten, und dasz Platon sie wesentlich nur von diesem gesichtspunet aus, in ihrem Zusammenhang mit der materialistischen richlung des praktischen lebens der gegenwarl bekämpfte, dieser gedanke ist bekanntlich nicht neu, er wird vielmehr jetzt ziemlich überall als richtig anerkannt; immerhin aber ist seine ausführung hier im ganzen eine glückliche zu nennen und mag nach manchen seilen hin auch heule noch keine ganz überflüssige sein, recht geschickt ist auch die art, wie W. die verschiedenen züge, mit denen Plalon die einzelnen Sophisten zeichnet, möglichst vollständig und unter möglichsler beibehallung seiner eignen ausdrucksweise und doch kurz und gedrungen zu gesanilhildcrn derselben zusammenstellt. Was nun zuerst die chronologischen Verhältnisse anlangt, so meint W. s. 4 f., die bemerkung in Piatons Protagoras (327d), die 'wilden' des Pherekrates seien im vorigen jähre aufgeführt, sei zu bestimmt und jedem lesenden von vorn herein in die äugen springend, als dasz man in ihr einen bloszen anachronismus erkennen könne, und das jähr 420 oder 419 sei daher vielmehr die zeit in welche Plalon das gespräch versetzt, und alle abweichenden Zeitbestimmungen desselben anachrunismen. zur Widerlegung dieser behauplung und der auf sie gebauten folgerungen genügt die Verweisung auf die aiiseinanderselziingeu Kruschels in seiner ausgäbe des dialogs s. 19 — 23. aus denselben erhellt auch, dasz jene bestimmung die einzige ist, welche unbestreithar nicht auf das jahr 434 (oder wenn man lieber will, 433 oder 432) passt, und von den meisten anderen gilt was Böckh (Berliner sommerkatalog 1839 s. 13 f) sagt: *haec quidem in ipsa scenographia posuit Plato, cui admiscere anachronismos absurdum est”; hier müste also vollends auf diese weise die skenographie selbst aus lauter anachronismen zusammengesetzt sein. gewis haben nun ferner W. s. 3 und S. s. 23 anm. 1 recht darin, wenn sie in der bemerkung des Protagoras (317*), er sei alt genug um jedes der anwesenden – also auch des Sokrates – vater sein zu können, keine leere prahlerei erkennen wollen; aber etwas übertreibend kann es darum noch immer gesprochen sein, das liegt durchaus nicht auszerhalb des charakterbildes des sophisten, wie Platon hier es zeichnet. danach würde also die annahme, dasz sein process und tod ins jahr 411 fiel, immer noch haltbar sein, obwol er dann, wenn er nahezu 70 jahre alt ward (Menon 91*), nur um etwa elf jahre älter als Sokrates gewesen wäre. allein diese annahme ruht bekanntlich auf sehr unsicheren stützen, und ein etwas früheres todesjahr ist nach jener ihm in den mund gelegten äuszerung wahrscheinlicher. mich wundert dasz noch niemand an 415, die zeit des Hermokopidenprocesses, und an die damals erregte religiöse verfolgungssucht der Athener, die sich ja auch gegen einen andern bekannten "atheisten', den Diagoras, entlud (Diod. XIII 6 vgl. Aristoph. vögel 1072 mit den scholien), gedacht hat.“) dann wäre er schon etwa 485 geboren und zählte fast 41 jahre, als er gesetzgeber von Thurii ward. Unrichtig ist auch der schlusz den W. s. 39 aus Prot. 314" zieht, dasz Prodikos und Hippias älter als Sokrates gewesen seien. Sokrates sagt dort, ob Hippokrates sich dem unterricht irgend eines sophisten anvertrauen dürfe, darüber wollten sie beide noch mit älteren zu rathe gehen, und dann fährt er fort: vÜv uévron, übcTrep üpuñcauev, iuuev kai äkoücuuev toÜ övdpóc, éneura äkoücaytec kai äAAouc óvakouvucubue6a: kai fäp oü uóvoc TTpurarópac aüró0 Ectiv, äAAó kai TrTriac ö 'HMeioc – oiua dé koü TIpódukov töv Keiov – Kai äAAon TroAAoi koi copoi, hier hat W. offenbar das étreuta als gegensatz zu vÜv gefaszt, aber grammatisch kann ebenso gut als gegensatz zu érretta vielmehr hinter vÜv uévrol ein TrpčDrov hinzugedacht werden, und logisch empfiehlt sich dringend diese letztere construction. denn nicht blosz davon, ob Hippokrates zu Protagoras, sondern ob er überhaupt zu einem sophisten in die schule gehen soll, ist ja im vorigen die rede gewesen, und darüber wird doch wol nicht der rath von leuten, die selber sophisten sind, eingeholt werden sollen. der sinn ist also: später wollen wir über diese frage ältere zu rathe ziehen, für jetzt aber zunächst den Protagoras anhören und dann das von ihm vorgebrachte in gemeinschaft mit den andern dort anwesenden sophisten in erwägung nehmen. in bezug auf Hippias hat übrigens Mähly (rhein. museum XV s. 521) umgekehrt zu zeigen gesucht, dasz derselbe sogar viel jünger als Sokrates und sein austreten in diesem dialog um 334 ein anachronismus sei. Isokrates, bekanntlich 436 geboren, habe im alter seine witwe Plathane geheiratet und seinen sohn Aphareus adoptiert, Hippias könne mithin kaum vor 450 geboren sein. allein es fragt sich, ob der hauptberichterstatter, Pseudoplutarchos im leben der zehn redner, die wirklich sagt: denn 838" steht vielmehr TTAa6ávnc rñc lnrTriou to öñropoc, und so wird auch 839" in den worten TTAa9ávnv Thvlmonio Toü öñropoc Yuvoika präseto das fuvoika vielmehr mit rrräferon verbinden sein, zumal Zosimos im leben des Isokrates (Westermann ßtosp. s. 253) die Plathane ausdrücklich tochter des Hippias (Inmiov To0 Öñropoc änorevvuuévmv) nennt: s. H. Sauppe in d. z. f. d. aw 1835 s. 405 f. es bleibt also nur noch Suidas (u. 'Apapeüc), bei dem allerdings Aphareus sohn des Hippias und der Plathane heiszt. aber gleichviel ob weib oder tochter des sophisten Hippias, immer war doch Plathane keine athenische bürgerin. wie konnte also Isokrates mit ihr eine rechtsgültige ehe – und von einer solchen scheint doch die rede zu sein – schlieszen? auffallend ist auch, dasz auszer bei Suidas Hippis in den berichten bei dieser gelegenheit nicht, wie man doch erwarten sollte, coqpicThc, sondern durchweg Öñrup genannt wird. fast kommt man also auf den gedanken, dasz der vater oder erste mann der Plathane in wahrheit eine andere gleichnamige person, ein in Athen eingebür gerter redner war. endlich ist es wenigstens nicht geradezu unmöglich dasz der sophist Hippias schon etwa 460 geboren war und der dann etwa 24 jahre jüngere Isokrates dennoch seine witwe ehelichen konnte auf jeden fall wird man auch hier einen anachronismus mitten in der skenographie des dialogs nicht zuzugeben brauchen. Was sodann die schriften des Protagoras anlangt, so sind die wie derholten anspielungen Platons auf die im hauptwerk enthaltene äAñße desselben, auch wenn dies nicht dessen titel war, doch vollständig durch die auch von W. s. 8 gebilligte annahme erklärlich, dasz Protagoras ihm mit besonderer prahlerei sich rühmte nun erst die rechte wahrheit gefunden zu haben. dasz freilich dieser titel keineswegs so unpassen hätte erscheinen müssen, wie W. meint, hat S. s. 30 durch analogie (Antiphon, Antisthenes) gezeigt, dasz ferner aus Sextus Emp.math." 60 s. 560 wiederum der titel koraßáAAovrec keineswegs mit sicherheit hervorgeht, hat er nicht minder erfolgreich gegen Bernays u. a. darge than. ob hiernach der ursprüngliche gesamttitel kataßóAAovrecode óAñ6ea h karaßáAMovrecoder blosz äAñ0ea oder Trepi äAn6eiac und in einem der beiden letzteren fälle, wie S. s. 31 vermutet, karaßäAM0“ tec nur der titel eines teiles war, bleibt völlig zweifelhaft, wenn anders dies werk nicht dasselbe war, welches bei Laertios Diogenes vielmehr óvriMoriat oder övriMoruká genannt wird. war es dagegen dasselbe so ist höchst wahrscheinlich dieser titel der echte, da schon Aristoxen0 (bei La. Diog. III 37) das buch unter demselben anführte. für die zuer von Bernays behauptete identität spricht nun aber entschieden, das dem verzeichnis der schriften bei Diogenes (IX55), in welchem doch nicht gerade das hauptwerk fehlen wird, kein anderer titel sich findet, unle

1) Ueberweg schreibt in der 3n auflage seiner gesch. der phil. I s. 78: "um 316 oder 311 ??: ich weisz nicht worauf die erstere zahl beruht.

dem man es suchen könnte, gegen die einerleiheit macht S. s. 32 freilich gellend, dasz in dem hauptwerk auszer der erkenntnislehre dann noch sehr eingehende politische erörterungen gestanden haben miisten, da ja Aristoxenos den Piaton beschuldigte in seiner republik wesentlich nur das schon von Protagoras in den uvTiXoftKá gesagte wiederholt zu haben, und dasz doch der räum von nur zwei büchern, wie ihn die antilogien umfaszten, zu schmal dazu war, um trotzdem auch noch die ganze erkenntnislheorie aufzunehmen, allein die anschuldigungen des Arisloxenos gegen Sokrates und Piaton pflegen bekanntlich so völlig aus der luft gegriffen zu sein, dasz auch diese wol nur eine sehr geringe thatsächlichc grundlage gehabt haben wird, die benennung KGtTaßaXAovT£C wird hiernach ähnlich wie Piatons anspielungen auf die áXf)6eiCt des Protagoras zu erklären sein: letzterer hat vermutlich innerhalb dieser seiner schrift ruhmredig seine erörterungen als solche 'niederschmetternde' bezeichnet, jedenfalls ein grundverkehrler einfall von W. s. 10 ist es, dasz der tilel aVTiXofiÚJV búo bei Diog. nur aus dem geflossen zu sein scheine, was im soph. 232 d über die schrift ncpl тгаХг|С bemerkt wird. Die frage nun, wie weit Piaton im Theäletos, wo er die in jenem hauptwerk enthaltene erkenntnislehre des Protagoras, welche demselben einen höchst bedeutenden und ehrenvollen platz in der geschichte der philosophie sichert, einer eingehenden darslellung und krilik unterzieht, unmittelbar den gedankengang des Sophisten selbst wiedergebe, ist von W. s. 14 — 32 und namentlich von S. s. 65 — 80 (vgl. g. 110—112) gründlicher noch als bisher untersucht worden, wobei beide in einigen stücken zu verschiedenen ergebnissen gelangen. Platon läszt es nicht an audeulungen darüber fehlen, wo er ausdrücklich Prolagoreisches berichtet und wo er dagegen selbst weitere Folgerungen aus demselben zieht und die lehre selbständig ausspinnt, und so kann ich denn auch S. s. 110 ff. gegen W. s. 23 f. 27 f. 30 IT. nur darin beipflichten, dasz die anwendung auf die ethik, welche 172* ff. vgl. 177 e gemacht wird2), und die vertheidigung des Protagoras gegen den einwurf, dasz sein auftreten als lehrer seiner eignen erkenntnislheorie widerspreche (166*—168e), zufolge solcher andeutungen nicht schon von Protagoras selbst herrühre, während W. die erstere sogar zum eigentlichen ausgangspunete desselben macht, bei einigen punclen lassen uns freilich diese andeutungen im stich, und man kann z. b. darüber zweifelhaft sein, ob der unterschied in der Schnelligkeit oder langsamkeit der bewegungen (156°), wie W. s. 20 f. meint, von Piaton als ergänzung hinzugefügt oder, wie S., der diese schwierige stelle s. 73 f. gut erklärt, doch wol richtiger annimt, schon von Protagoras selbst geltend gemacht worden sei. es ist S. gelungen die bisherigen aulfassungen dieser ganzen Protagoreischen lehre und der Platonischen darslellung derselben noch in erheblichen stücken zu berichtigen, so zeigt er dasz Protagoras die passive bewegung nur den subjeeten und die active nur den objeeten beigelegt hat; so hat er die bisher vielfach raisverstandene, jedoch auch von Zeller (phil. d.

2) vgl. in bezug auf diese anch Zeller phil. der Griechen I s. 779. Gr. I s. 757 anm. 1) in der Hauptsache schon richtig aufgefaszte stelle 166* àpxfj bé, il fjc Kai a vOv bf| еХетоцеу паута rÍp-rriTai, f|be aÙTÛv, üjc то Ttôv Kívticic f)v ка\ fiXXo ттара таота oùbév völlig ins reine gebracht, indem er in dem imperfect fjv den rückweis auf 152* hervorhebt, so dasz die worle keineswegs, wie man wol geglaubt hat, bezeichnen, dasz es nur eine bewegung ohne bewegtes (ohne substrat) gebe, sondern nur mit einem allerdings nicht ganz passenden ausdruck dasselbe sagen, was an jener frühern stelle so bezeichnet wird: fcri fiev тар оиЬбтот' oùoév, act bè YÍYveTat, wonach denn wie das тгау Kívticic dem dei третей so das аХХо пара таота oiibèv dem Écn оиЬётгот' OÙbév entspricht: es gibt nichts seiendes, auszerhalb der hewegong und des Werdens befindliches, hinzuzufügen war der von S. gegebenen darlegung dieser ganzen Protagoreischen philosophie übrigens noch das eine, dasz wegen der steten Veränderung sowol des subjects als der dinge die qualiUlcn der letzlern und die anschauung derselben .seitens des erstem immer nur momentane sind, dasz für jedes Individuum das jedesmalige object so, wie es ihm erscheint, auch nur so lange ist, als es ihm so erscheint, und ihm mit gleichem recht bald so bald anders erscheinen kann.

Aus Kratylos 391e hat S. s. 29. 156 f. geschlossen, dasz Protagoras sich in eben dieser neinlichen schrift auch über den Ursprung der spräche, über die op9ÓTr¡c OvoiíÓtujv in dem sinne dieses ausdrucke, nach welchem er bezeichnet, ob die Wörter wirklich ihren begriffen entsprechend oder nur von conventioneller gülligkeil, ein gebilde der nalur (tpúcei) oder bloszer willkürlicher Satzung (9éC6l) seien, ausgelassen und, wie aus 385 de erhelle, diese ор9отг)с nur im sinne der Euv9ifrrj anerkannt habe, allein an der letztern stelle wird lediglich diese ansieht des Vertreters der gewöhnlichen praxis llermogenes auf den Protagoreischen salz, dasz der mensch das masz aller dinge sei, gerade ebenso als auf ihr eigentliches prineip zurückgeführt, wie es hinsichtlich der in der gewöhnlichen praxis herschenden moral Theäl. 172' ff. in der dort, wie wir so eben sahen, von S. ganz richtig beurteilten weise geschieht, unter diesen umständen aber ist es auch an der erstem stelle schwerlieh ernsthaft gemeint dasz Kallias, der freund und jünger des Protagoras, von letzten» etwas der a\r|9eta desselben entsprechendes über die óp9ÓTT|C óvotiáTUJV in dem obigen sinne habe lernen können, d. h. dasz Protagoras sich je über sie mündlich oder schriftlich ausgesprochen und aus seiner philosophie nach dieser richtung hin die folgerungen gezogen habe, danach ist denn auch eine drille stelle 384° ganz anders zu beurteilen, als es von S. s. 156 geschehen ist. wenn Sokrates, so heiszl es hier, den vertrag für 50 drachmen und nicht hlosz den für eine drachme von Prodikos gehört hatte, so würde er schon wissen, wie es in Wahrheit mit jener Óp9ÓTT|C ovOfJUTUlV stehe, daraus schlieszl denn S. wieder, dasz auch Prodikos in dem erstem Vortrag die genannte frage abgehandelt habe, den ganzen thals3chlichen anhält bildet aber in Wahrheit für den Verfasser des Kratylos nur der umstand, dasz Prodikos regeln über die OpeÓTrjC оуоцатигу in einem ganz andern sinne, nemlich über den rieh

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