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tigen gebrauch der worte, d. h. über synonymik, ausführlicher und genauer in der gröszern und iheurern, kürzer und oberflächlicher In der wolfeilern Vorlesung und Protagoras über орвоеттеш, d. h. die grammatisch-rhetorische correclhjit des ausdrucke (der elocutio), deu richtigen gebrauch der genera des nomen, der modaliläten der aussage usw. (S. s. 141 — 143) gab. diese beschäftigung beider mit sprachlichen dingen genügt dem Verfasser, um ironisch vorauszusetzen, beide müsten sich auch um die орботпе ôvoncmuv in jenem hohem, philosophischen sinne bekümmert, oder Prodikos müsse es doch wenigstens in seinem höhern lehrcursus gelhan haben.*) ob man diese einkleidung geschmackvoll finden will oder nicht, ist eine sache für sich; auf jeden fall hat man keinen grund mit Schaarschmidt (samlung d. Plat. sehr. s. 257) anzunehmen, dasz der Verfasser aus Unwissenheit beiden Sophisten geliehen, was ihnen nicht zukam, und die beiden bedeulungen von óp8ÓТПС ÓvohÓtuuv nicht gekannt und daher die ihm allein bekannte verkehrterweise auch auf Prodikos angewandt habe und auch deslwlb nicht Platon selber sein könne, es ist die sache hier ja nicht anders als wenn im Menon 96d Sokrates sagt, Prodikos, sein lelirer in der lugend, habe ihn nicht gut genug über das wesen derselben unterrichtet, und über diese stelle macht S. s. 42 f. selbst (gegen Welcker) die allerrichtigsten bemerkungen. selbst wenn der Menon unecht wäre, würde man bei der hier wenigstens unverkennbar hervortretenden ironie nicht glauben können, der urheher desselben habe nicht gewust, dasz Prodikos sich nie mit versuchen die lugend zu definieren beschäftigt bat.

Man kann es sich kaum anders denken als dasz Prolagoras diese seine lehren über die ópOo¿ireia (Phädros 267e), wie auch VV. s. 9 annimt, in einer besondern schrifl niedergelegt habe, es ist mir nicht klar geworden, ob die polemik von S. s. 34 auch gegen diese annähme oder nur gegen die Vermutung von Frei (quaest. Protag. s. 187), dasz diese schrift geradezu den titel rcepl óp9oeTTeíac geführt habe, gerichtet sein soll, noch weniger, in wie fern er glauben kann durch seine ausführungen s. 141 — 143 auch nur die letztere, geschweige die erstere widerlegt zu haben, wie aber auch immer das buch betitelt war, in dem Verzeichnis der Schriften bei Diog. fehlt es, es findet sich in diesem überhaupt nur eine höchst wahrscheinlich rhetorische schrift: TT€pi Tflc èv <ipxr¡ катастасешс, s. Bernays im rhein. museum VU s. 466 a. 1. dasz übrigens die von Prolagoras unterschiedenen modalitäten der aussage (Diog. IX 53) noch nicht die eigentlich grammalische Unterscheidung der modi des verbums in sich schlieszen, ist unstreitig, aber zu weit geht S. s. 141 f., wenn er auch den ansatz zu derselben in ihnen bestreitet: denn der von Protagoras gegen Horneros erhobene tadel, in der anrufung der Muse die befehl - stall der Wunschform gebraucht zu haben (Aristot. poelik с 19), bezieht sich ja eben auf die anwendung des imperative.

Eine dritte schrift des Prolagoras Ttepi ттаХпс, die sich wirklich

3) mehr und was ich (Plat. phil. I s. 165) hineingelegt habe, liegt nicht in der stelle.

im katalog bei Diog. findet, lernen wir durch Piaton soph. 232" etwas naher kennen, und die guten, einander ergänzenden bemerkungen von \V. s. 9 Г. und S. s. 33 f. über dieselbe durften durchweg billigung verdienen.

Was aber die schrillen des Prodikos ielrifft, so glaubt W. s. 41 im pseudoplatonischen Axiochos zwei verschiedene vortrage desselben bezeichnet zu sehen, einen über die übel des lebens und einen darüber dasz der tod kein übel sei, und in der that drückt sich Sokrates hier 369 ь so aus, als hätte Prodikos über den letztern gegenständ bei einer andern gelegenheit — тготе sagt er, nicht тоте — gesprochen, indessen die nalur der sache lehrt, dasz dieser letztere gegenständ nur die natürliche Fortführung des erstem, dasz beides dasselbe thema war, und entweder hat also der Verfasser des Axiochos wie öfter so auch hier nur eben ungeschickt sich ausgedrückt oder es ist тготе geradezu in Tote Zu ändern.

Verdienstlich sind die Untersuchungen die S. s. 49—53.143—147. 151 f. über die lehrgegenstände und Schriften des Hippias angestellt hat. mit triftigen gründen kommt er hinsichtlich der wichtigen stelle des kleinern Hippias 368b f. zu dem ergebnis, dasz Platon hier eine selbst schon übertreibende marktschreierische äuszerung des Sophisten seinerseits selbst noch wieder karikierend übertrieben habe, dasz dem rühm der handwerksgeschicklichkeit und den angeblichen epen, dramen und dithyramben des Hippias nichts thalsächliches zu gründe liege, letzteres ist indessen doch vielleicht etwas zu beschränken: denn dasz er poetischen versuchen nicht ganz fern blieb, erhellt aus Pausanias V 25, 4. mit vollem recht erklärt S. ferner die angaben im kleinern Hippias für viel zuverlässiger als die in dem unechten gröszern und weist mit dem besten erfolge gegen Osann (rb. mus. II [1843] s. 508J und Mähly (ebd. XV s. 531) nach, dasz dort 363' von einem ganz andern aufsatz, nemlich über die charakterzeichnung bei Horneros und andern dichtem, die rede sei als dem hier 286"b berührten, in welchem Hippias vielmehr durch Nestor dem jungen Neoplolemos eine Unterweisung zu ritterlicher tugend geben liesz, obwol der Verfasser des gröszern Hippias selbst beide offenbar identifiziert, 'unter den Studien des Hippias wird auch erwähnt тгер! puöfiuiv Kai арцоviâiv код YpajincVrujv орботгугос (kl. Hipp. 368d) oder Ttepí те трацpcVriDV buváneujc кш cuXXaßüuv код pu0|iújv rat ápjjoviwv (gr. Hipp. 285d). wie óp0ÓTr|C ôvOfiÔTiuv in der einen bedeulung der richtige gebrauch der Wörter heiszt, so óp0ÓTr)C fP<XMM^TUJV der der buchstaben, die orthographie, es handelt sich, wie man aus Xen. apomn. IV 4,7 deutlich sieht, um die einteilung 1er lautelemente nach ihrer verschiedenen qualität in vocale, halbvocale und mutae und deren Unterabteilungen und wieder die der vocale und silben nach der quanlität. wegen der engen Verbindung, in welche nun aber das puOfiûiv код apnovttùv hier mit dem YpajifiaTtuv gesetzt wird, glaubt S. s. 157 f. auch bei den ersteren ausdrücken nicht, wie bisher geschehen ist, an théorie der musischen kunst denken zu müssen, sondern an den natürlichen sprachrhylhmos und den wortaccent, an den wollaul der ungebundenen rede, es ist dies eine gute bemerkung, und insofern ist es ganz richtig dasz sich für die anspielung auf théorie der musischen kunst als lehrgegensland des Hip

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pias im Prot. 318'' kein ausdrücklicher beleg anderweitig findet; allein da jene anspielung für alle anderen lehrgegenstSnde, die sie in sich schlieszt, arithmetik, géométrie, astronomie, sich durch anderweitige belege als zutreffend erweist, ist es nicht wahrscheinlich dasz sie nach dieser richtung allein thatsächlich unrichtig sein sollte, und mau wird also doch annehmen müssen, dasz Hippias von der natürlichen meludie und dem natürlichen rhylhmos der spräche aus auf die strengeren gesetze des rhylhmos und der mélodie im bereiche der kunst eingieng, dasz er im rhetorischen intéresse auch rhylhmik und harmonik heranzog und lehrte.4) Auffallend ist es dasz weder W. noch S. sich die wichtige frage vorgelegt haben, ob die skeptische philosophie des Protagoras blosz ersonnen war, um seinen erislisch-rhetorischen beslrebungen eine art von wissenschaftlicher rechtfertigung und begründung zu geben, oder ob sie umgekehrt ein ergebnis seines ernsten und ehrlichen wissenschaftlichen nachdenkens war und vielmehr erst in folge seines ihm dergestalt zur Überzeugung gewordenen skepticisraus sich ihm, so zu sagen, die philosophie in rhelorik auflöste und erst als cousequenz seiner philosophischen Weltanschauung sich ihm jene obersten grundsätze seiner erislik und rhetorik ergaben, von welcher mit anderen ausdrücken die sikelischen rhetoren Korax und Tisias von vorn herein ausgegangen waren, dasz jede sache ihre zwei entgegengesetzten gleichberechtigten seilen habe, und dasz es die höchste aufgäbe des redners und dispulierkünsllers sei die unwahrscheinlichere sache dennoch siegreich durchzufechten und wahrscheinlich oder, wie er es ausdrückte, die schwächere zur stärkern zu machen, mir will es scheinen, als ob für die erstere annähme der philosophische standpunet des Protagoras eine viel zu grosze innere berechligung habe und ein viel zu notwendiger durchgangspunet im entwicklungsgange des griechischen und damit überhaupt des menschlichen denkens sei. auch würde es bei ihr schwer zu begreifen sein, dasz er trotzdem die sittlichen consequenzen seines subjeetivismus nicht nur nicht zog, sondern sich nach der Schilderung Piatons im gleichnamigen dialog auf das lebhafteste gegen jede egoistische moral erklärte, wie dem nun aber auch sei, jedenfalls ist es das gemeinsame von Protagoras, Hippias, Prodikos, Euenos u. a. im gegensalz zu Gorgias, dasz sie nicht blosz lehrer der rhelorik, sondern überhaupt der ápeTrj, mit andern Worten alles dessen sein wollten, was der mann auszer dem gewöhnlichen jugendunterrichl noch bedarf, um tüchtig zu werden für sein wirken im hause und zumal im Staate, um sich als solche lehrer von profession zu bezeichnen, nannten sie sich Sophisten, ausschlieszlich in dieser eigenschaft würdigt Piaton, wie VV. s. 2. 13 f. richtig hervorhebt, den Protagoras neben Hippias und Prodikos im Protagoras, als Philosophen in seinem unterschiede von allen andern Sophisten im Theäletos. Gorgias, aus der schule der sikelischen rhetoren hervorgegangen, verzichtet bereits ausdrücklich darauf lehrer der ápeTrj oder sophist zu

4) die einteilung der lautelemente und silben selbst ward zur metrik gerechnet, s. Aristot. poetik с 20, 1466* 33 f. 37 f.

heiszen (Nenon 95c), nur redner und lehrer der beredsamkeit will er genannt sein, nicht etwa aus hescheidenheit, sondern abgesehen davon dasz der sophistenname bereits früh in einen etwas üblen geruch zu kommen begann, gerade umgekehrt, weil ihm die beredsamkeit für die alle andern künsle belierschende, umfassende und gewissermaszen entbehrlich machende kunst gilt (Gorgias 456*. Philebos 58'). die gewöhnliche, auf den bezeichneten unsittlichen principien beruhende rhelorik absorbiert also bei ihm bereits ausgesprochenermaszen alle anderen bestrebuugen. gegen ihn zeigt daher Pia ton im Gorgias, dasz diese rhelorik, weit entfernt wirklich über die sophistik erhaben zu sein, selber nichts anderes als die angewandte sophistik sei. als philosophen würdigt weder er noch Aristoteles — denn das schriftchen über Gorgias unter des letstern namen ist doch schwerlich echt — ihn irgend einer berücksichtigung. S. s. 38 begnügt sich diesen unistand so auffallend zu nennen, dasz er sehr einer befriedigenden erklärung bedürfe; W. s. 57 ff. bemüht sich selbst eine solche zu geben, er schlieszt gerade aus diesem schweigen des Platon (und Aristoteles), dasz die philosophische schritt des Gorgias eine Jugendarbeit war und aus einer zeit stammle, in welcher er sich noch nicht mit der rhelorik beschäftigte oder, falls sie eine blosse Vorschule und Vorbildung für seine rednerische ausbildung sein sollte, doch noch nicht als lehrer der beredsamkeil aufgetreten war, und dasz sie in jedem fall nicht geschrieben wurde, um seinen rhetorischen betrieb zu rechtfertigen oder zu begründen, man sieht hieraus dasz W. die obige, hinsichtlich des Protagoras übergangene frage hei Gorgias wol in betracht zieht und sie hinsichtlich desselben in keiner der beiden vorhin bezeichneten weisen, sondern in einer dritten entscheidet, man thue unrecht, meint er, den philosophischen standpunet des Gorgias dem des Protagoras und sein Verhältnis zur eleatischen dem des letztern zur Herakleitischen philosophie an die seile zu setzen, es finde zwischen dieser schrift des Gorgias und der lehre der Elealen kein anderes Verhältnis statt als zwischen der sophistischen eristik, wie sie uns in Piatons Eulhydeinos enlgegentrit, und der eleatischen dialektik. Platon habe sie daher auch für nichts als eine jugendliche Spielerei und ohne bedeutung für die philosophie halten und ihr daher auch keine andere berücksichligung widmen können, als er jener sophistischen eristik überhaupt zuwende.

Man kann nicht verkennen dasz in diesen bemerkungen viel berechtigtes liegt, als begrflndung der rhelorik des Gorgias kann die schrift allerdings unmöglich gedient haben: dazu schieszl sie viel zu sehr über das ziel hinaus, denn wenn nach ihr das gehörte schlechthin ein anderes sein soll als das ausgesprochene, so wird damit nicht blosz die mitteilung wirklicher erkenntnis, sondern ebenso gut die blosze Überredung anderer zu den eigenen subjeetiven meinungen, überhaupt also jede geistige einwirkung auf andere unmöglich, war die schrift also irgendwie ernst gemeint nnd nicht eine blosze eristische Spielerei, so musz sie wol allerdings aus dér période des rhelors stammen, in welcher er die rhelorik noch nicht zum gegenständ, geschweige denn mit solchem stolz zum einzigen gegenständ seiner bestrebungen gemacht halte, anderseits waren indessen Zenon und Melissos, deren argumente er in diesem buche gegen sie selber wandle, kaum viel aller, vielleicht sogar etwas jünger als er, und dasselbe ist mithin schwerlich vor seinen vierziger jähren abgefaszt; doch fällt die eigentliche ausbildung einer théorie der redekunst auch überhaupt erst in seine Jugendjahre, und es kann kaum ein zweifei sein, dasz er sich in ihr erst dem wahrscheinlich Jüngern Tisias anschlosz. nun ist es ferner wahr dasz Protagoras als philosoph ungleich höher als Gorgias steht, der skeplicismus des erstem ist von vorn herein jedem als ehrliche Überzeugung klar und begreiflich, in den nihilismus des letztem musz man sich erst künstlich von den gegebenen historischen Voraussetzungen aus hineinversetzen. Gorgias ist ausschlieszlich zerstörend und seine beweisführung, wenn sie auch zum teil wirkliche Schwierigkeiten berührt, doch durch und durch sophistisch, der satz des Protagoras vom menschen als masz aller dinge enthält zugleich einen groszarligen positiven wahrheitskeim, der in Sokrates und Piaton aufgieng, und seine erkennlnislehre, auf die Wahrnehmung beschränkt, ist vollständig richtig. Protagoras zieht die auflösenden consequenzen der Herakleitischen lehre so, dasz noch immer gewisse grundvorausselzungen derselben bei ihm bestehen bleiben; Gorgias macht mit eleatischen mittein auch mit der eleatischen lehre wie mit jeder andern reinen lisch, aber anderseits liegt doch diese Verschiedenheit in Wahrheit in der jener beiden älteren système selbst von denen beide ausgiengen begründet, und auch Protagoras warf an dem des Herakleitos gerade das was an ihm das eigentümliche ist, das gesetz des steligen gleichmaszes der Umwandlung und rückwandlung, jenes einzige sein im werden, das sich aber eben im werden als ein volleres sein bethäligt, über den häufen; die argumenle des Gorgias ferner sind nicht sophistischer als die des Zenon und Melissos, und genauer betrachtet liegt in ihnen dasselbe neue princip des empirischen suhjeclivismus, nur noch schärfer und schneidender ausgesprochen als bei Protagoras: bei letzterm bleibt der objective factor noch eben so einiluszreich wie der subjective und der mensch eben so sehr von den dingen abhängig wie die dinge von ihm, Protagoras steht eben dadurch noch im Widerspruch mit seiner eignen lehre von dem empirischen individuum als alleinigem masze, er ist positiver nur darum, weil er noch nicht ganz mit dem dogmatismus der altern naturphilosophie gebrochen hat; Gorgias ist cousequenter, indem er auch diese letzte schranke umstöszt und damit diesen Widerspruch hebt, freilich nicht ohne sich eben dadurch in andere, um so gröszere zu verwickeln, indem das erwähnte neue princip durch ihn zu seiner äuszersten consequenz gelangt, zeigt es sich, so aufgefaszt, in seiner vollsten innern nichtigkeit, nicht als ein wirklich neues, sondern nur als die vollendete Selbstauflösung jener alten naturphilosophie, und zu dem was es in seiner Umwandlung durch Sokrates zum wirklich weltbewegenden positiven neuen princip aus dem alten wieder in sich aufnehmen kann und musz, dazu hat allerdings Gorgias keine, wol aber Protagoras bedeutende beitrage geliefert, und das ist denn auch wol der eigentliche grund, weshalb Piaton sowol als Aristoteles es nicht der mühe werlli erachten sich irgendwie mit Gorgias als philosophen noch weiter zu beschäftigen.

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