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den, wie Sauppe mit recht bemerkt, die kurzen notizen über Anaxagoras im 8n capitel ausschlieszlich auf Platons Phädros 270" zurückgehen. Wenn nun ein so bedeutendes stück der biographie aus Theopomp stammt, so wird sich die untersuchung zunächst darauf richten müssen, was von den übrigen teilen derselben ihm etwa noch angehöre. Sauppe schreibt ihm die ersten sätze des dritten capitels zu, und dies ist in der that sehr glaublich, da er die biographie des Kimon in derselben weise begann und er jedenfalls von der abkunst des Perikles reden muste. ganz unmöglich wäre es freilich nicht, dasz Plutarch hier aus Herodot (VI 125ff) geschöpft habe, da das unmittelbar folgende prodigium von diesem cbenfalls erzählt wird und Plutarch trotz seiner sonstigen abneigung gegen diesen historiker ihm ein solches geschichtchen dennoch entlehnt haben könnte, zumal auch im ausdruck eine ganz merkwürdige übereinstimmung stattfindet.") doch sind auch abweichungen vorhanden und der zusatz Plutarchs tö uèv äAMC thvidéav ToÜ cubuatoc äueutrtov, Trpouñkm dé rñv kepaAhv kai äcÜuuerpov läszt eher auf eine abgeleitete quelle schlieszen. die letzten zeilen des 5n cap. möchte man dagegen dem Theopomp wol absprechen und auf Ion, aus dem das vorhergehende geflossen ist, zurückführen, da sie schlecht in den zusammenhang des Theopompischen berichts passen und ihrer ganzen natur nach in dem des Ion wol ihre stelle finden konnten. Gewis nicht Theopompisch ist die notiz über Ephialtes im 7n capitel, da sie an ganz verkehrter stelle steht und zur orientierung des lesers etwas vorwegnimt, was nachher im richtigen zusammenhange ausführlich erörtert wird. ähnlich steht es mit den im 8n cap. über Thukydides Melesias sohn mitgeteilten anekdoten, abgesehen davon dasz wir über die angabe des scholions zu Aristophanes wespen 941 (Theop. sr. 98 Müller), wonach Theopomp den vater des Thukydides Pantänos nannte, nicht so leicht hinweggehen können, wie Sauppe s. 24 thut. im elften cap. erwähnt nemlich Plutarch den vater des Thukydides gar nicht, er nennt ihn blosz Goukudidnv töv 'AAurrekñ0ev, und das spricht vielleicht dafür dasz der scholiast nicht irrte. Plutarch fand dann wahrscheinlich die angabe des Theopomp auffällig, wagte jedoch nicht sich für die gegenteilige ansicht zu entscheiden und liesz daher den vaternamen fort.") auch der ausdruck dauvnuoveüEra dé Tic spricht für eine nebenquelle, vielleicht für die ÜTrouvñuara des Ion, aus denen auch die kurz darauf solgende erzählung von Sophokles und dem schönen knaben entlehnt ist. doch könnte man auch an Stesimbrotos denken. überhaupt scheint von dem reste des capitels dem Theopomp nichts anzugehören; schon längst ist von andererseite auf Aristoteles und Ion hingewiesen worden. die

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Lemerkung über die schritten des Perikles ist vielleicht von Plutarch selbst, da man zu seiner zeit über die uncchtheit derselben einig gewesen zu sein scheint8); sie kann jedoch ebenso gut z. b. aus Ion stammen.

Auch den anfang des 9n capilels hat Sauppe s. 18 wol mit recht dem Theopomp abgesprochen9) und Piatons Gorgias 515 d als quelle hingestellt: denn was hier erzählt wird, hat keine weitere Verbindung mit dem folgenden und grosze ähnlichkeil mit jener stelle des Piaton. dasz dagegen aus Aristoteles nicht mehr als die kleine notiz über Damonides entnommen sei, haben wir schon oben bemerkt, im übrigen wird man Sauppes ansichten über dieses und das folgende capitel zustimmen müssen; nur wäre es wol nicht unbedingt notwendig unter den e'vioi с 10 den Stesimbrotos zu verstehen; die stelle im Kiuion c. 14 beweist nur für den folgenden satz ébÓKei usw., und die hier gegebene erzählung hat die innere Wahrscheinlichkeit für sich.10)

Viel weniger überzeugend ist die ansieht Sauppes s. 23 ff., dasz das elfte capitel aus zwei verschiedenen relationen zusammengesetzt sei, von welchen die eine Periklcs günstiger gewesen als die andere, auch was von den worten éEiÍKOVTCt Ы Tpiiípeic an folgt, kann in einem für Perikles nicht besonders günstigen sinne verstanden werden und verräth den aristokratischen parleistandpunct, wenn auch der Verfasser Perikles uicht gerade zu den gemeinen demagogen rechnen will, man kann maszrcgcln in mancher hinsieht für sehr nützlich zur errcichung eines gegebenen zwecks halten und sie doch, sei es wegen ihrer beweggründe, sei es wegen der art ihrer ausführung und ihrer späteren folgen, misbilligen. in den worten eHrpcovTCt bè Tpnípeic ксЮ' é'kcictov évictuTÔv ектгецлшу, £v ctîcrcoXXoi Tûjv TToXtTiîiv ëîrXeov ôktuj (ifjvac ецц1с9о1 wird vom aristokratischen standpunet aus gewis nichts lobcnswerlhcs erzählt, alle aristokralien sind stets dagegen gewesen, dasz leute ohne bedeutendes vermögen und ohne cerlauchte' vorfahren sich viel um den staal bekümmern, und sind daher principiclle gegner aller diätenzahlungen, und dasz eine menge bürger acht monalc hindurch zu staatszwecken ihrem geschäft entzogen wird, stimmt ebenso wenig mit ihren ansichten ùberein, es sei denn dasz die aristokraten selbst die geborenen be

8) Quintilian III 1, 12. Cicero scheint sich über diesen punet nicht ganz klar gewesen zu sein. 9) dagegen Kose Aristoteles pseud. s. 421 f.

10) anders steht es mit der ansieht Sauppes s. 20 ff. über die quelle der günstigen urteile über Ephialtes. wir glauben (über die quellen Plutarchs im Kiinon s. 23) Theopomp als solche erwiesen zu haben, was Sauppe nur als möglich hinstellt, so dasz es nicht nötig wird den Verfasser der íiitóOecic zu Isokrates Areopagitikos des irtums zu bezichtigen, auch die stellen des Aelian XI 9 und XIII 39 gehen vielleicht auf Theopomp zurück, an unserer stelle freilich scheint blosz Aristoteles zu gründe zu liegen; wenn Theopomp den dritten messenischen krieg übergieng (meine abh. s. 19 f.), so kann er leicht auch von dem morde des Ephialtes geschwiegen haben, die stelle des Plutarch scheint nicht danach angethan, als ob sie auf Theopomp zurückgienge; Plutarch will Idomeneus widerlegen, und in solchen fällen pflegt er anszer seiner hauptquelle noch einen dritten autor zu rathe zu ziehen, gegen eine benutzung des Ephoros scheint Diodor XI 77 zu sprechen.

fehlsbaber seien, es kommt hinzu dasz die flotte von jeher die wahre hochschule demokratischer gesinnung gewesen ist und sich deshalb bei oligarchen niemals groszer bclieblheit erfreut hat. ") dies schlieszt aber nicht aus, dasz der autor der maszregel eine gewisse zwecknäszigkeit nicht absprach, und die worte цеХетшУтес ацо кон u.av6ávovrec Tt)v vauTiKfjv ¿fineipiav sollen wol ein derartiges Zugeständnis ausdrucken.

Was dann im 16n capitel von dem hauswesen des Perikles erzählt wird, weist um so mehr auf Theopomp, als es mit hemerkungen über Aoaxagoras und seine philosophie in Verbindung gebracht wird; aus Slesimbrotos ist es schwerlich entnommen, da es für Perikles wesentlich günstiges enthält.

Für die folgenden capitel 17—23 nirat Sauppe s. 35 nach dem vorgange von K. F. Hermann de fonlibus Plularchi in vita Periclis (Harburg 1836) s. V Thukydides und Ephoros als quellen des Plularch an. гя~ nächst aber läszt sich eine benutzung des Thukydides nirgends nachweisen, der bericht Plutarchs über die schlecht bei Koroneia (Per. 18) steht ganz unabhängig von dem des Thukydides da. abgesehen davon dasz Plutarch nicht den gang der ereignisse schildern, sondern lediglich die besonnene vorsieht des Perikles ins hellste licht stellen will, erwähnt auch Thukydides den tod des Tolmides mit keinem worte, und wir erfahren aus Plutarch verschiedene andere schätzenswerthe notizen, deren Überlieferung wir nur ihm verdanken, bei dem zuge des Perikles um den Peloponnes (Plut. Per. 19. Thuk. I 111) sind die abweichungen beider Schriftsteller noch viel groszer. Plularch ist bedeutend ausführlicher, sagt aber nicht, wie viel hopliten an dem zuge teil nahmen, während Thukydides ihre zahl auf tausend angibt, für die annähme aber, dasz Plutarch hier die erzählung des Thukydides mil der eines andern Schriftstellers verbunden habe, scheint kein anhaltspunct vorzuliegen, ebenso wenig folgt Plutarch (Per. 21) für die geschichte des heiligen krieges dem Thukydides: denn er hebt die persönliche thätigkeit des Perikles hervor, während Thukydides (I 112) seiner gewohnheit gemäsz nur von den Athenern im allgemeinen redet, auch scheint das was Plularch von der monumentalen Verewigung der athenischen anspräche auf das recht der ersten anfrage erzählt aus derselben quelle geflossen zu sein wie das vorhergehende, was endlich die dem dreiszigjährigen vertrag unmittelbar vorangehenden ereignisse betrifft, so übergeht Plularch die schlachl bei Koroneia, von welcher er schon an einer früheren stelle berichtet

11) es wird, um ein neueres beispiel anzuführen, genügen auf die vereinigten Niederlande hinzuweisen, wo die repnblicaner sich auf die Seemacht, die Oranier auf das heer stützten, ebenso war im letzten americanischen kriege die flotte der am meisten republicanisch gesinnte teil der Streitmacht, während sich in der armee, sogar in den höchsten stellen, eine menge 'copperheads' befanden, bei den Griechen war es nicht anders, ich erinnere blosz an das verhalten der attischen flotte der oligarchie der vierhundert gegenüber, auch hat es seine guten gründe, dasz die woldisciplinierten spartanischen hopliten so oft mit

liase den 'faulen' und unbotmäszigen Athenern gegenübergestellt

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halte, ganz, ebenso auch die scldachl bei Ocnophyta, und obwol er im übrigen nicht mit Thukydides in Widerspruch trit, so beherscht seine ganze darslellung doch ein völlig anderer geist, und seine erzählung ist voll von einzelheilen die Thukydides nicht erwähnt.

Ebenso lassen sich gegen die benutzung des Ephoros bestimmte gründe gellend machen, man pflcgl anzunehmen, dasz in Diodor ein ziemlich vollständiger auszug aus Ephoros vorliege, wahrscheinlich mit recht, aber bewiesen ist es nichl, und eine neue Untersuchung der quellen Diodors würde eine sehr verdienstliche arbeit sein, auch wenn sie lediglich die resultate Heynes begründen und hie und da präcisieren sollte, das Perikleische Zeitalter freilich scheint er ganz und gar nach Ephoros geschildert zu haben, die meisten fragmente desselben finden sich bei Diodor wieder, und von den übrigen trit keines mit ihm in Widerspruch. Theopomp hat er für diesen teil seines Werkes nicht benutzt"), dagegen die Perserkriege und alles was auf Kimon bezug hat nach Ephoros berichtet, ebenso die Ursachen des pcloponncsischcn kricges — was ist natürlicher als dasz er dessen darslellung auch für die dazwischen liegenden ereignisse gefolgt isl? ausschlieszlich aber scheint er das nichl gclhan zu haben, wenigstens läszt sich die Vermutung nicht ganz abweisen, dasz er für gewisse abschnitte Thukydides mit herangezogen habe, bei den creignissen jedoch, welche das 18e bis 23c capitel des Plutarcliischen Pcrikles schildern, zeigen die häufigen abweichungen, dasz er Thukydides nicht verglichen hat, ihm wenigstens nicht gefolgt ist.

Diodor und Plutarch aber können nicht aus derselben quelle geschöpft haben, schon der bericht über die schlecht bei Koroneia weicht ab; Diodor (XII 6) ist weit weniger ausführlich, berichtet aber doch einiges was bei Plutarch fehlt; dann stimmt zwar die angäbe des Plutarch (Per. 19 vgl. 11), dasz Perikles tausend colonisten in den Chersones gesandt, mit Diodor (XI 88), aber auch hier ist Plutarch viel wcilläuftiger, und das was bei Diodor folgt (аца bk. Toútoic тграттоцеугж ToX|iíbr|c ó ётерос стратгргос eic тц\ Gußoiav rcapeXGújv . . . âXXoïc XiXíoic TioXÍTaic Tt]v Tújv NaHíiuv Yí)v bi¿vei|ie) steht mit Plutarch (с. 11) in Widerspruch, der hlosz von fünfhundert colonisten redet, indessen in beiden fällen lieszen sich die abweichungen auch bei benulzung der nemlichen quelle allenfalls erklären; bei dem bericht über die fahrt des Pcrikles um den Peloponnes ist das unmöglich.

Das 85e und 88e capitel des elften buchs des Diodor scblieszen sich unmittelbar aneinander an und gehen auf denselben autor zurück; die trennung des zusammengehörigen ist lediglich durch die annalistische anläge des ganzen werkes herbeigeführt, diese relation weicht aber von der des Plutarch nicht minder ab als von der des Thukydides. denn während nach Plutarch das geschwader des Perikles aus hundert trieren bestand, gibt ihm Diodor nur fünfzig, und auch die übrige erzählung ist

12) dies lehren u. a. die groszen abweichungen in der erzählung der thaten Eimons, sowie der umstand dasz Diodor XV 30 die zahl der nach Oreos gesandten colonisten auf tausend angibt, Theopomp fr. 164 (Müller) auf zweitausend.

grundverschieden. Plutarch berichtet dasz Perikles zuerst mit den Sikyoniern gekämpft, dann in Akarnanien eingefallen sei und Oeniadae belagert habe; nach Diodor geht die belagerung dieser stadt voran, im folgenden jahre zieht Perikles gegen die Sikyonier und verwüstet nochmals das gebiet von Oeniadae, ohne jedoch die stadt zu belagern. ebenso erwähnt Diodor, dasz die Lakedämonier Sikyon zu hülse gekommen seien, wovon Plutarch wie Thukydides schweigen. Was endlich die von Plutarch im 22n und 23n capitel berichteten vorgänge betrifft, so zeigt sich auch hier eine verschiedenheit: denn von dem sieg der Athener über die Megarer (Diod. XII 5) steht nichts bei Plutarch. Sauppe versucht aus dem scholion zu Aristophanes wolken 855" eine benutzung des Ephoros durch Plutarch zu erweisen; allein Ephoros spricht von fünfzehn talenten, Plutarch nur von zehn, so dasz also auch hier kaum Ephoros für Plutarch quelle gewesen sein wird; und dasz noch ein anderer älterer schriftsteller die ohne zweifel sehr bekannte geschichte erzählt habe, ist höchst wahrscheinlich. Da nun Plutarch im vorhergehenden dem Theopomp gefolgt ist, so liegt die vermutung nahe, dasz er auch hier hauptsächlich aus ihm geschöpft habe, zumal die anordnung des ganzen unchronologisch ist und einen rein biographischen charakter an sich trägt, sich zudem an vielen stellen eine genaue rücksichtnahme auf die entwickelung der beziehungen zwischen Athen und Sparta zeigt, wie sie Theopomp liebte, und das ganze jenen panhellenischen geist athmet, der das eigentlich charakteristische seiner auffassung ist. dazu kommen einige thatsächliche anhaltspuncte. Was nemlich Plutarch (Per. 21) von dem ehernen wolfe erzählt, meldeten nach dem scholiasten zu Aristophanes vögeln 557 auch Eratosthenes und Theopomp. da an eine benutzung des Eratosthenes durch Plutarch hier natürlich nicht zu denken ist, so wird dieser sein bericht aus Theopomp geschöpft sein.“) ferner steht es fest, dasz Theopomp die wiederunterwerfung Euböas und speciell die vertreibung der Histiäer erzählt hat (fr. 164 Müller bei Strabon X683), und gewisse städtenamen welche uns aus Theopomp erhalten sind, z. b. Brea mit dem beisatz dasz dorthin attische kleruchen gesandt seien (fr. 157 M.), machen es sehr wahrscheinlich dasz er hier dem Plutarch vorgelegen habe. freilich musz dieser sein original nicht unbedeutend verkürzt haben: denn er erwähnt weder, wie grosz die zahl der nach Histiäa gesandten attischen kleruchen gewesen, noch dasz die Histiäer nach Makedonien ausgewandert seien. auch hier also wird nicht sowol Thukydides und Ephoros als Theopomp für die hauptquelle des Plutarch gelten dürfen und dann dieser auch als gewährsmann für den sonst nirgends überlieferten plan des Perikles zur umformung des amphiktyonenbundes und seine fahrt ins schwarze meer anzusehen sein.“)

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