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mädchen als freie erkannt wird, seinem sohne alles vergibt, aus freude darüber dasz er wiedergekehrt ist, wird der verwicklung die spitze abgebrochen. wäre dies nicht der fall, so wäre die verwicklung und lösung genau so wie in den meisten andern stücken des Terentius und höchst wahrscheinlich auch des Menandros. allein dies muste hier sich anders gestalten, wenn der dichter einen sich selbst quälenden alten und die daraus entspringenden komischen situationen, wie es der titel besagte, in den vordergrund stellen, wenn er, um es kurz zu sagen, einmal kein intriguen-, sondern ein charakterstück schreiben wollte. ein solches aber haben wir bei Menandros vorauszusetzen. abgesehen von dessen fast überall hervortretender neigung zu charakterschilderungen, denen eine einfache handlung zur grundlage dient, lassen uns gerade die von unserer komödie gebliebenen fragmente nur auf diese einfache, so eben dargelegte handlung schlieszen. diese also entnahm Terentius, und zwar, wie wir schon gesehen haben, fast wörtlich genau aus Menandros. mit dieser aber verband er eine intrigue, und so innig, dasz es jetzt unmöglich ist seine eigene zuthat von dem was er aus Men. entnahm bis ins einzelne zu unterscheiden. ein junger, wolhabender mann ist in verzweiflung darüber, dasz er seine geliebte aus mangel an geld verlassen soll. sein freund und berather, vulgo sklave, benutzt die rückkehr eines freundes dazu jene geliebte in das haus des vaters seines jungen herrn zu bringen, dem aufgebunden wird, das mädchen sei die angebetete des zurückgekehrten. derselbe wird sogar so weit geprellt, dasz er freiwillig der dirne geld gibt. endlich erfährt er, wie er hintergangen worden ist, enterbt seinen sohn und wird nur dadurch versöhnt, dasz dieser verspricht ein ordentlicher mensch zu werden, dh. zu heiraten.

Fassen wir das gesagte zusammen, so sehen wir dasz dem stück, welches zur hälfte aus Menandros entnommen, zur andern hälfte von Terentius selbst gedichtet worden ist, auch der name Heautontimorumenos nur zur hälfte zukommt. und dies gesteht uns auch in jenem vielbestrittenen vers 6 des prologs der dichter selbst ein, indem er sagt: duplex quae ex argumento facta est simplici. denn so ist mit allen hss., ausgenommen den Bembinus, zu schreiben. dieser hatte von erster hand duplex quae ex argumento factast duplici, für welches letzte wort erst ein späterer corrector simplici geschrieben hat. dieselbe lesart billigt Eugraphius mit den worten ut simplex argumentum sit, duplex comoedia; Bentley empfiehlt das gegenteil, nemlich simplex quae ex argumento factast duplici; Lessing schlug bekanntlich (Hamb. dram. stück 87) vor: simplex quae ex argumento factast simplici; Benfey ao. s. 490 hält duplex. . duplici für die richtige lesart, und Donner in seiner übersetzung ebenso: 'als doppelstück bezeichn' ich's, weil ein doppelstoff zu grunde liegt.' ganz gesehen von dem durch Ritschl parerga s. 381 hervorgehobenen prosodischen grunde ergibt sich also nach dem resultate, welches wir aus der vergleichung der Menandrischen fragmente mit der ko

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mödie des Terentius gewonnen haben, die lesart der mehrzahl der hss. als die einzig richtige. das argumentum ist der inhalt, der stoff der komödie des Menandros (vgl. ad. prol. 22 argumentum fabulae, Plautus Amph. prol. 51 argumentum tragoediae, v. 96 argumentum comoediae). dieses argumentum ist simplex, wie wir gesehen haben, ein einfaches charakterstück. der dichter machte daraus ein neues stück, von dem er mit vollem recht behaupten konnte: duplex facta est; denn es enthält, wie oben gezeigt wurde, zwei handlungen, die in einander verwebt sind.*

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Aber wie verhält sich zu dieser art zu dichten, zu diesem 'einheitlichen verarbeiten von zweierlei stücken oder massen' (Bernhardy röm. litt. s. 454), freilich in diesem stücke nicht von zwei griechischen stücken, sondern von einem griechischen und einem von ihm selbst erdachten stoffe, welches man ohne zweifel auch mit dem worte contaminare bezeichnen kann, das in v. 4 gesagte ex integra graeca integram comoediam hodie sum acturus? was das erste integra bedeute, haben wir hinlänglich erwiesen, nemlich ohne jede veränderung, ganz'. er nahm, wie schon wiederholt gesagt, den stoff zu seinem stück unverändert aus Menandros. sein eignes stück konnte er dann ebenfalls mit gutem recht integram comoediam nennen, ja mit einem feinen wortspiel seinen gegnern, besonders dem Luscius Lanuvinus gegenüber. denn wenn diese ihm vorwarfen, dasz er aus mehrereren griechischen stücken ein lateinisches zusammenzuschmelzen liebe (contaminare, stamm tag), so antwortet er ihnen hier, dasz sein neues stück nicht zusammengeschmolzen sei in ihrem sinne (also integra, stamm tag), während wir allerdings auch hier eine contaminierte arbeit erkannt haben. aber immerhin können wir ihm zugestehen, dasz er mit einem gewissen stolz auf die anschuldigung des malevolus poeta: repente ad studium hunc se adplicasse musicum, amicum ingenio fretum, haud natura sua gerade im prolog dieses stückes antwortet: arbitrium vostrum, vostra existumatio valebit. hatte er doch in dem Heautontimorumenos gezeigt, dasz er bis zu einem gewissen grade originell sein könne.

** wenn dagegen Bentley behauptet: 'una fabula, sed argumentum duplex, senes duo, adulescentes duo, amicae duae: varii prorsus affectus, varii eventus: qui tamen arte poetae sic copulantur et contexuntur, ut in unam et simplicem fabulam coalescant', so widerlegen die worte des Terentius selbst diese interpretation. denn es wird niemand leugnen, dasz er mit dem streitigen verse die entstehung seines stückes angeben will. dies bezeichnet vor allem das facta est. dann aber kann das ex argumento sich nicht auf sein eignes argumentum beziehen, sondern nur auf das der griechischen komödie; dies war aber simplex, wie wir oben gesehen haben. was er daraus gemacht hat, ist offenbar seine komödie, und diese ist, wie ebenfalls gezeigt, eine duplex fabula, eine verdoppelte intrigue', wie Lessing ao. sagt (dem das in der anmerkung gesagte 'so einfach als das stück des Menanders ist' allerdings nicht entspricht).

SPANDAU.

CARL VENEdiger.

26.

ZU DEN FRAGMENTEN DER LATEINISCHEN KOMIKER.*

Caecilius 115 súppilatum est aurum. . atque ornamenta omnia. der vers ist durch purpura hinter aurum zu ergänzen: vgl. Titinius 2, wo zu schreiben ist príus quam auro (sumus) privatae purpuramque amisimus (cod. abtesimus); Plautus aul. III 5, 26 enim mihi quidem aequomst purpuram atque aurum dari; Men. 120 quando égo tibi ancillas, penum, lanam, aurum, vestem, purpuram | bene praebeo.

Turpilius 129 ff.

hoc quaero, ignoscere istic solentne eas minores noxias,

erúm si forte, quasi alias, vini tago?

so Ribbeck anstatt des hsl. quasi alias res uini cauo. dasz zu vini in verbindung mit tago notwendiger weise ein ablativ gehört, zeigt zb. Turpilius 36 quia sé talento argenti tetigi veteri exemplo amantium und pall. inc. inc. 45 sentín senem esse tactum triginta minis? also vielleicht erúm si forte caliculo vini tago?

Titinius 20 intérea foetida anima nasum oppugnat . wol jedenfalls intérea oppugnat anima nasum foetida. :

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dafür

Titinius 41 sed tú sat inique, qui enim in urbem pauciens venire solés. hsl. ist überliefert tu sac iniqui, worin zu suchen ist accusas inique, so dasz also das ganze lauten würde:

inique accusas, qui enim in urbem pauciens

solés venire.

Titinius. 93 dic istud, quaeso: quo te avortisti? mei fastidis,

meaé deliciae?

da nur der Bamb. quo, die übrigen hss. quoa haben, so wird hier ebenso wie bei Plautus truc. II 4, 7 (s. Kiessling jahrb. 1868 s. 630) quor das richtige sein, mit der schon von Bergk jahrb. 1870 s. 826 vorgeschlagenen versabteilung

dic istud, quaeso, quor te avortisti? mei

fastidis, meae deliciae?

Titinius 47. quot pestis, senia et iurgia assae semet aedibus | émigrarunt. die hss. haben iurgia sesemet diebus, woraus mit umstellung von emigrarunt zu gewinnen ist: quot péstis, senia et iurgia emigrarunt e meis aedibus!

Atta 3. cúm meretrices nostro ornatu per vias lupantur. auszer dem Bamb., der metrice bietet, haben die hss. meretrice e, weshalb zu messen ist: cúm meretrices hae lupantur nostro ornatu per vias.

Afranius 1 quam sénticosa verba pertorquet Ribbeck hält das im codex des Festus und in dessen epitome hinter pertorquet

[das manuscript dieser verbesserungsvorschläge war vor dem erscheinen von Ribbecks zweiter ausgabe in den händen der redaction.]

stehende turba für eine dittographie von verba; vielleicht ist zu lesen: quam sénticosa verba pertorquet vafra. so steht vafer bei Afranius auch in v. 48 am ende des verses und vafrae bei Pomponius 89. Afranius 25. . . fateor, sumpsi non ab illo modo,

sed út quisque habuit conveniret quod mihi.

mit ausnahme der schon von Hermann vorgezogenen lesart des Paris. a illo solo modo ist wol zu schreiben: fatébor, sumpsi non ab illo solo modo. über fatebor vgl. Fleckeisen in diesen jahrb. 1851 bd. 61 s. 26 anm. und Teuffel ebd. 1872 s. 668.

...

Afranius 51 quod vólt diserte pactum, hau dictum dafür mit veränderter interpunction: quod vólt, diserte pactum, hau dictum (oportuit).

Afranius 133 meretrix cum veste longa? peregrino in loco

solént tutandi causa sese sumere.

anstatt causa sese, wofür der Bamb. causas ee hat, wird das richtige sein: peregrino in loco | solént tutandi causa eam vestem sumere. Afranius 155 atque ádeo nolo nudo petiolo ... die hss. haben petiolo es pus; daher: atque ádeo nolo nudo petiolo hospites. die worte sind die eines für die fuszbekleidung seiner gäste besorgten wirtes.

Afranius 281. pro manibus credo habere ego illos tentipellium. mit vergleichung von Turpilius 1 Meléxia! intus cessas? credo hercle helluo | tubúrcinatur ist zu schreiben: pró manibus credo (hercle> habere ego illos tentipellium.

Afranius 319 tamen ánimo ordire oportet paula paululum. was animo hier heiszen soll, weisz ich nicht. die hss. haben animo ordire oportet me paula paululum; also ist wol nach v. 346 consédit (so Bergk) uterum, non ut omnino tamen herzustellen: ómnino tamen me ordire oportet paula paululum.

Afranius 322. . viden tu lavere lacrimis me tuum collum, pater? die leichteste ergänzung ist: viden tu lavere (largis) lacrimis me tuum collum, pater? vgl. v. 212 quid istuc est? quid fles? quid lacrimas largitus? und Plautus asin. 533 né ille ecastor hinc trudetur largus lacrumarum foras.

Afranius 398 ubique repentino huius consimile accidit. ubique ist metrisch fehlerhaft und bei repentino nicht recht verständlich, also wol ubi quíd.

Pomponius 111 . . pappus hic medio habitat, senica non sescunciae. der vers wird vervollständigt, wenn anstatt des unverständlichen medio geschrieben wird mendicus.

Pomponius 135

cálve, adportas nuntium nóbis disparem, divisum: huic seni senium et metum. der zweite vers ist mehrfach befremdlich. ganz abgesehen von dem hiatus ist zunächst kaum einzusehen, weshalb neben disparem noch divisum steht; weiter aber verlangen die worte senium et metum offenbar einen gegensatz, der allerdings in einem folgenden vers enthalten gewesen sein könnte, wenn dies nicht der gewohnheit

dieser dichter den gedanken mit dem verse abzuschlieszen gar zu sehr widerspräche. selbst seni wird bei aufmerksamer betrachtung anstosz erregen nach dem vorhergehenden nobis, wenigstens würde auch hier der gegensatz adulescenti irgendwie erforderlich sein. alle diese bedenken verschwinden bei folgender fassung:

calve, adportas nuntium

nóbis disparem: <mihi gaudium et risum, huic senium et metum.

man sieht dasz durch diese verbesserung, ausgenommen die beseitigung der dittographie seni und die ausfüllung zweier lücken, nichts an der überlieferung geändert wird.

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Novius 4. licetne duo verbis? etiam primo et postremo | idem. die erste hälfte dieser worte ist schon von Bothe richtig emendiert, welcher schreibt: licétne duobus verbis? etiam. alles wird klar, wenn geschrieben wird: licétne duobus verbis? etiam, primo et postremo quidem. der mit den worten kann ich dich auf zwei worte sprechen?' angerufene antwortet ganz witzig ja, und zwar auf das erste und letzte.'

Novius 5 áge nunc, quando rhetoricasti satis, responde quod rogo. da die bücher satis auslassen und quod te rogo haben, so wird das richtige sein: áge nunc, quando rhetoricasti, responde (hoc> quod te rogo: vgl. Plautus Pseud. 967. 340. 1191, welche stellen von mir in der Pförtner gratulationsschrift für Bernhardy (emendationes Plautinae, oct. 1872) s. 15 behandelt worden sind.

Novius 24 múltum ames, paulum des crebro, venias rarenter.. mit veränderter interpunction und ausfüllung der lücke am ende vermute ich: múltum ames, paulum des; crebro venias, rarenter (feras). zu feras vgl. Ov. am. I 8, 77 surda sit oranti tua ianua, laza ferenti.

Novius 93.. coepit unum quemque praelumbare fustibus. doch wol, um den åkéœaλoc zu beseitigen: coepit quemque unum praelumbare fustibus. quemque unum wie sonst quivis unus.

SCHULPFORTE.

HERMANN ADOLF KOCH.

27.

ZU VERGILIUS AENEIS.

II 322 quo res summa loco, Panthu? quam prendimus arcem? die worte quam prendimus arcem? lassen klärung zu. man braucht, um sich davon verschiedenen commentare zu vergleichen.

nur eine gezwungene erzu überzeugen, nur die nach v. 315 f. sed glome

rare manum bello et concurrere in arcem cum sociis ardent animi

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