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in den bisherigen besprechungen der stelle nicht genügend hervorgehoben worden ist, darf man den zusatz einfügen, dessen ursprünglicher wortlaut in frage steht. deshalb ist es für das was Cicero sagen wollte und nur darum handelt es sich entschieden nicht gleichgültig, ob er Pheidias seinen ehrgeiz durch conterfei oder durch inschrift documentieren läszt. letzteres aber, die anbringung einer inschrift, hätte er ihm gar nicht in dieser weise als ein besonderes symptom seines ehrgeizes anrechnen können und hat es auch nicht gewollt; er hat ebenso wenig jeden schriftsteller, der seinen namen auf sein werk setzt, als beispiel angeführt da hätte er doch zunächst an sich selbst zu denken ursache gehabt und hat wol auch in diesem falle, wie kurz vorher § 33, an sich gedacht sondern er hat nur die genannt, welche de contemnenda gloria schreiben. der vorhin betonte allgemeine charakter dieses nebensatzes cum. . liceret kann demnach nur dann zur geltung kommen, wenn Cicero durch seinen inhalt an etwas allgemein gültiges erinnert und im gegensatze dazu des Pheidias besonderes verhalten hervorhebt. diese forderung erfüllt allein cum inscribere nomen liceret.

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Für die thatsache aber, welche man aus Ciceros worten sich entnommen hat: die Athener haben Pheidias verboten seinen namen auf sein werk zu setzen, ist kein weiterer beleg beigebracht worden, wie man sich jetzt leicht aus Hirschfelds, buche überzeugen kann, und wird auch nicht beigebracht werden. denn verbote haben doch auch ihre natürliche ratio: ein solches willkürliches verbot, gerichtet gegen ein oft geübtes, noch viel öfter aber, wie es scheint, unterlassenes von selbst bestehendes recht, kann wol der willkür, der plötzlichen absurden laune cines tyrannen entspringen, nicht dem in der tradition und in den bestehenden öffentlichen sitten lebenden athenischen volke der damaligen zeit. um ein solches öffentliches verbot des athenischen volkes zu erklären, dazu reicht es doch wahrlich nicht im entferntesten aus 'mancherlei kleinliche intriguen' zu erwähnen, die sich durch die groszartigen kunstschöpfungen des Perikles hindurchziehen', selbst wenn wir uns den widerspruch gegen Perikles ganze kunstthätigkeit und insbesondere gegen seine 'tempel zu tausend talenten' noch so leidenschaftlich denken.

Dasz auf der basis der Parthenos sich der name des Pheidias nicht fand, hat Bergk aus der auch oben citierten stelle des Lukianos gefolgert (vgl. s. 256); für die übrigen bemerkungen in seiner recension darf man auf das werk von Michaelis verweisen.

WEIMAR.

6.

ZU THUKYDIDES.

HUGO WEBer.

In der schilderung des blutbades, welches zu Kerkyra im j. 425 angerichtet wurde, heiszt es IV 48 von den unglücklichen welche bei

anbruch der nacht noch nicht getötet waren: oi dè équλáttovtó te ὡς ἠδύναντο, καὶ ἅμα οἱ πολλοὶ σφᾶς αὐτοὺς διέφθειρον, οἰετούς τε οὓς ἀφίεσαν ἐκεῖνοι ἐς τὰς σφαγάς καθιέντες καὶ ἐκ κλινών τινῶν, αἳ ἔτυχον αὐτοῖς ἐνοῦςαι, τοῖς σπάρτοις καὶ ἐκ τῶν ἱματίων παραιρήματα ποιοῦντες ἀπαγχόμενοι, παντὶ τρόπῳ.. διεφθάρησαν. ohne auf die grammatische construction des satzes und die interpunction einzugehen, über welche meinungsverschiedenheit herscht, will ich hier nur von den worten ἐκ τῶν ἱματίων παραιρήματα ποιοῦντες sprechen, die sonst gewöhnlich nicht angezweifelt werden, mir aber verderbt scheinen. allerdings stehen sie schon bei Suidas κ. παραιρήσεται· ἀφαιρήσεται. Θουκυδίδης· διέφθειρον εφᾶς αὐτοὺς οἱ μὲν ἀπὸ κλινών σπάρτοις, οἱ δὲ ἐκ τῶν ἱματίων παραιρήματα ποιοῦντες (τουτέστιν ἀφαιρήματα) ἀπήγχοντο. Suidas citiert, wie man sieht, nicht wörtlich; er faszte παραιρήματα als abgerissene stücke von kleidern, wie auch Zonarus s. 1513 παραίρημα mit ἀφαί ρημα erklärt; und der scholiast des Thukydides sagt: ὡς ἂν εἰ ἔλεγε, τελαμωνάς τινας ἀποσχίζοντες τῶν ἱματίων, weshalb Stephanus die worte erklärt mit παραιρούμενοι μέρη τινὰ τῶν ἱματίων. ähnlich fassen die neueren erklärer das wort, freilich ohne jede weitere gewähr, als streifen'. nun sagt Pollux VII 64, wo er von den μέρη ἐσθήτων spricht: παραιρήματα δὲ Θουκυδίδης ἐκ τῶν ἐςθήτων τὰ πρὸς ταῖς ψαις, ἃ παραιρεῖσθαί φησιν ὡς ἰσχυρὰ εἰς ἀγχόνην. man sieht auf der stelle, dasz Pollux die worte ἐκ τῶν ἱματίων in verbindung setzte mit παραιρήματα, während nach der erklärung des Suidas und der bgg. des Thukydides παραιρήματα ποιοῦντες zusammengehört und unmöglich ἐκ τῶν ἱματίων παραιρήματα allein für sich gefaszt werden kann. wie Pollux musz auch Moeris die stelle gefaszt haben, da er s. 206, 18 Bk. sagt: παραιρήματα τῶν ἱματίων, ὡς θουκυδίδης, Αττικοί. ebenso Bekkers anecd. I 112, 12 und Photios s. 383, 15. sodann aber gibt Pollux eine bedeutung von παραίρημα, die von der bei Suidas und den bgg. gegebenen erklärung gänzlich abweicht: nach ihm sind παραιρήματα bestimmte teile der kleider an den wat, und was a sind erfahren wir ebd. § 62: ᾤα δὲ τὸ ἐξωτάτω τοῦ χιτῶνος ἑκατέρωθεν. also ist παραίρημα oben und unten am chiton der gewebte vorstosz, was wir die salkante oder das salband nennen. dasselbe bedeutet πάραρμα, wofur πάρερμα nur eine falsche lesart ist bei Hippokrates s. 745 παρέρματος περιβολαὶ τοιαῦται ὥστε μὴ πιέζειν, und 7454 παρέρματι δὲ ἑρμάζειν, μὴ πιέζειν. zur erklärung dient Galenos 12 s. 345, wo es von dem worte κατάβλημα heiszt: τὸ κατὰ πάντων ἔξωθεν ἐπιβαλλόμενον οὕτως ὀνομάζεται εἴτε τῶν καλουμένων παραρμάτων εἴτε τῶν ὁμοίων εἴη ἔτι· καλεῖ δ ̓ αὐτός, ὥσπερ νῦν ἔτι συνήθως ὀνομάζεται, παράρματα παραιρούμενα ὑπὸ (lies ἀπὸ τῶν ἀμφιεσμάτων ὑπὸ τῶν ῥαπτόντων αὐτά. μάλιστα γὰρ ἐπιτήδεια διὰ μαλακότητα ταὐτά ἐστιν εἰς τὴν προκειμένην χρῆσιν. 30 erklärt auch Hesychios παραιρήματα mit παράρματα ἱματίων· wenigstens ist die andere lesart παραράμματα (= παραρράματα) ent

schieden zu verwerfen, nicht nur mit rücksicht auf Galenos, sondern auch des sinnes wegen, weil jene salkanten ja nicht angenäht, sondern angewebt waren.

Wie lassen sich nun die worte des Thukydides, auf die sich doch Pollux beruft, mit dieser bedeutung in übereinstimmung bringen? offenbar gar nicht; und man hat daher keinen andern ausweg als entweder anzunehmen, dasz Pollux geirrt und die bedeutung von Параíρημа nicht gekannt resp. eine verwechslung begangen habe, oder dasz Pollux und Moeris die stelle des Thukydides anders vor sich hatten als wir heutzutage, ja auch als Suidas und Zonaras, die übrigens beide vielleicht aus einer und derselben quelle schöpften. mir ist das letztere wahrscheinlicher als das erstere, und meiner ansicht nach bedarf die Thukydidesstelle der emendation. der einzige, der meines wissens an den betreffenden worten anstosz genommen, ist Pierson, der zu Moeris s. 299 πарaiшpńμata conjiciert hat für параιρημаτа. allein obgleich eine Münchener hs. des Thuk. παραιρήματα. diese vermutung bestätigt, so glaube ich doch dasz der fehler anderswo steckt und dasz uns auf die verbesserung eben die worte des Pollux hinleiten. derselbe berichtet ausdrücklich, Thukydides sage dasz die пaρaιρηuaτα, weil sie stark genug wären zum erdrosseln, abgerissen worden wären, ἃ παραιρεῖσθαί φησίν. das weist uns ganz deutlich darauf hin, dasz wir bei Thukydides zu lesen haben ἐκ τῶν ἱματίων παραιρήματα παραιροῦντες. was zunächst das paläographische anbelangt, so macht das keine schwierigkeiten: aus einem mit compendium fur παρα geschriebenen παραιρούντες, etwa Παιροῦντες konnte sehr wol ποιοῦντες entstehen. dann aber bekommt die ganze stelle einen deutlichen sinn: die gefangenen rissen sich die salkanten von den gewändern ab, weil diese aus stärkeren kettenfäden gewebt waren, daher nicht so leicht zerrissen und sich zum erdrosseln besser eigneten als der gewöhnliche kleiderstoff.

Die salkanten der kleiderstoffe wurden wol gewöhnlich abgerissen, namentlich wenn gewänder des zusammennähens bedurften, wie das die stelle des Galenos bezeugt. oft aber mochten sie auch daran bleiben, namentlich wenn ein kleid oben und unten mit borten besetzt wurde, welche dann über die salkanten genäht wurden; so erklären sich auch am besten die worte des Pollux, паρаιρńμаτα seien τὰ πρὸς ταῖς ψαις: denn die αι sind eben borten, meist identisch mit Aéyva oder Awμátia, obgleich Pollux VII 62 sagt, die Mérva seien an einer andern stelle als die a. nach seinen sehr unklaren worten müste man vermuten, dasz der besatz längs den eintragsfäden, also der horizontale oben und unten am gewebten stück a, der längs den kettenfäden aber, rechts und links am tuche, Mérva hiesz. doch dürfte diese unterscheidung nirgends sonst sich nachweisen lassen; vgl. schol. zu Kallimachos hy. auf Artemis 12. Erotianos s. 127, wo jene worte völlig identificiert werden.

Erwähnen will ich noch, dasz die hier besprochenen, als яαраtpημata bezeichneten salkanten nicht verwechselt werden dürfen mit denen welche man an den Parthenonsculpturen gefunden hat. vgl. Böttichers erklärendes verzeichnis der abgüsse (Berlin 1872) s. 242: 'erstere (die chlamyden und himatien aus wolle) sind von letzteren (den chitonen aus linnen) . . vornehmlich durch die welligen und krausen verticalen sal- oder einschlagskanten scharf unterschieden, während die beiden wagerechten schnittsäume durchweg glatt gehalten sind.' hier ist nicht die salkante gemeint welche gewöhnlich und Kat' oxǹv so heiszt, das erste und letzte stück des gewebes, sondern die beiden langseiten desselben.

BRESLAU.

HUGO BLÜMNER.

7.

ZU AESCHYLOS DANAIDEN.

fr. 43 (Nauck)

ἐρᾷ μὲν ἁγνὸς οὐρανὸς τρῶ σαι χθόνα,
ἔρως δὲ γαῖαν λαμβάνει γάμου τυχεῖν·

ὄμβρος δ ̓ ἀπ ̓ εὐνάεντος οὐρανοῦ πεσὼν
ἔκυσε γαῖαν usw.

=

CUVOU

Nauck nimt an dasz in diesen worten der Aphrodite Tρŵcaι verderbt sei, wofur Heath χρῶσαι, Meineke πλῆσαι, Nauck selbst cτρῶσαι schreiben wollte. meiner ansicht nach ist тpŵcaι zu behalten, da ein verbum TρÚZEιv mit der bedeutung 'begatten' wirklich existierte, wie aus der glosse des Hesychios τρώζειν ψιθυρίζειν. συνουσιάζειν hervorgeht. es gibt demnach zwei etymologisch scharf von einander zu trennende verba: τρώζειν ψιθυρίζειν und τρώζειν ciάZeiv, welche ihrer ableitung nach ebenso verschieden sind wie zb. TéλOC abgabe von Téλoc ende (Curtius gr. etym. s. 200). in der erster bedeutung ist τρώζειν offenbar verwandt mit τρύ-ζειν (vgl. Hesychios u. τρύζει γογγύζει, ψιθυρίζει) und τραυ-λός lispelnd, zwitschernd und verhält sich lautlich zu diesen wörtern wie ion. τρώμα und τι-τρώ- κw zu τρύ-χω und τραύμα (Curtius ao. s. 202); τρώζειν = συνουσιάζειν dagegen hängt mit derselben wz. ταρ oder Top bohren zusammen, von der auch тρυ-πάш bohren, begatten abzuleiten ist (Curtius ao. s. 202). die gleiche vorstellung liegt bekanntlich auch dem ganz ähnlichen gebrauche von πЄрaíveiv zu grunde. wer an der derben sinnlichkeit des ausdrucks in den angeführten versen der Danaiden anstosz nehmen sollte, den verweise ich auf die worte des Apollon Eum. 658 ff., mit denen er den muttermord des Orestes zu rechtfertigen sucht: οὐκ ἔστι μήτηρ ἡ κεκλημένη τέκνου | τοκεύς, τροφὸς δὲ κύματος νεοςπόρου. | τίκτει δ' δ θρώσκων, ἡ δ ̓ ἅπερ ξένῳ ξένη | ἔσωσεν ἔρνος, οἷςι μὴ βλάψῃ

θεός.

MEISZEN.

WILHELM HEINRICH ROSCher.

8.

ZU PLATONS KRITON.

Die nachstehenden bemerkungen, die ich in der schule bei der lectüre dieses trefflichen kleinen dialogs machte, schlieszen sich an die fünfte auflage von Crons ausgabe an. ich hebe diejenigen stellen hervor, bei deren erklärung ich von dieser sorgfältigen schulausgabe abweiche oder eine ergänzung beizubringen habe.

43 : auf die frage des Sokrates εἶτα πῶς οὐκ εὐθὺς ἐπήγειράς με, ἀλλὰ αιγῇ παρακάθηται; antwortet Kriton: οὐ μὰ τὸν Δία ὦ Σώκρατες οὐδ ̓ ἂν αὐτὸς ἤθελον ἐν τοαύτῃ τε ἀγρυπνίᾳ καὶ λύπῃ εἶναι. ἀλλὰ καὶ τοῦ πάλαι θαυμάζω αἰσθανόμενος ὡς ἡδέως και OЄúdeic. die erklärung die Cron von dieser antwort Kritons gibt scheint mir nicht den einfachen natürlichen sinn der worte zu treffen. furs erste möchte ich interpungieren: οὐ μὰ τὸν Δία ὦ Σώκρατες und dazu aus dem vorausgehenden in gedanken ergänzen ovк ɤýyeιpά ce, wozu dann unten die nähere bestimmung kommt кai éñíτηdéc ce ouk йreipov. das folgende aber heiszt offenbar: 'wollte ich doch ich wäre selbst nicht so schlaflos und so bekümmert', wie ich es bin. ảλλà κaì coû heiszt dann ganz wörtlich: 'aber auch von dir'; denn der sinn ist: ich kann nicht schlafen, aber auch von dir wundert es mich dasz du so ruhig schlafen kannst. also nicht wie Cron bemerkt av noeλov deutet an dasz er in dieser gemütsstimmung sein würde, wenn er in gleicher lage wäre.' nein, Kriton ist ja in dieser gemütsstimmung, er kann nicht schlafen, er ist voll kummer und kommt in aller frühe zu Sokrates. er will nur sagen: ich wollte es wäre auch bei mir nicht so wie es ist, ich wollte ich könnte auch so ruhig schlafen wie du. mit meiner auffassung stimmt wol auch die übersetzung Schleiermachers überein, welche lautet; 'nein, beim Zeus, Sokrates, wollte ich doch selbst lieber nicht so lange gewacht haben in solcher betrübnis. aber sogar dir habe ich schon lange verwundert zugesehen, wie sanft du schläfst' usw.

a

45 sagt Kriton: ἔπειτα οὐχ ὁρᾷς τούτους τοὺς συκοφάντας ὡς εὐτελεῖς, καὶ οὐδὲν ἂν δέοι ἐπ ̓ αὐτοὺς πολλοῦ ἀργυρίου; σοὶ δὲ ὑπάρχει μὲν τὰ ἐμὰ χρήματα ὡς ἐγὼ οἶμαι ἱκανά. Cron bemerkt 'coì dé involviert einen gegensatz: so viel als gegen die sykophanten nötig ist, würde ich wol auch noch für einen andern aufwenden; dir aber usw.' mir scheint coì dé einen gegensatz zu bilden τα τοὺς συκοφάντας in dem sinne: für die sykophanten braucht man nicht viel geld, dir selbst aber steht (zu deinem fortkommen und unterhalt) mein vermögen zu gebote.

46 schreibt Cron nach minder guten hss. ei dé Ti tepiμevoÛμEV. ich würde die lesart von A ei d'ěti vorziehen, da der begriff 'noch' hier sehr passend ist. auch 48 steht ei ěti μével.

b

48: Sokrates macht sich selbst den einwand aλλà μèv dý, φαίη γ ̓ ἄν τις, οἷοί τ ̓ εἰςὶν ἡμᾶς οἱ πολλοὶ ἀποκτιννύναι. darauf

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