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tur die unverständlichen worte in opera dicuntur oder quin opera dicuntur, woraus Hauthal qui in opera ducuntur (wobei weder in noch ducere am platz ist) macht; ebenso haben sie nachher nicht positi, sondern expositi. es wird sich fragen, ob eine emendation wie die Hauthalsche, welche sich näher an die uns bekannten hss. anschlieszt, in dem sinne, wie wenn der scholiast die pondera als steinbeschwerte wagen oder an der seite aufgeschichtete bausteine erkläre, oder die in den ausgaben überlieferte, die einen einfachen und passenden sinn gibt, die meinung des scholiasten wiedergibt, mag nun jene vulgata aus einer hs. stammen oder auf conjectur des herausgebers der Veneta von 1481 beruhen. die acten über den wert der unter Acros namen gehenden scholiensamlung sind noch nicht geschlossen; da oft wörtliche übereinstimmung mit Porphyrio stattfindet (zb. zu unserer epistel v. 26) und da die unter dem titel Porphyrios bekannte kleinere scholienmasse offenbar lückenhaft ist wie hier zwischen v. 39 und 62 alles fehlt so wäre es an und für sich durchaus nicht wunderbar, wenn der sog. Acro, einen vollständigern Porphyrio ausschreibend, jetzt da wo Porphyrio fehlt der einzige gewährsmann einer alten vollkommen zutreffenden erklärung wäre. man wird also mit der unbedingten verwerfung einer notiz, welche nur bei Acro steht, vorsichtig sein müssen. auch liesze sich jene hsl. überlieferung durch eine andere emendation ARiese schlägt mir qui intericiuntur vor

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vulgata vereinigen.

FRANKFURT AM MAIN.

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sehr wol mit der

TYCHO MOмMSEN.

82.

ZU PORPHYRIO.

AN DEN HERAUSGEBER.

Dasz WHerbsts scharfsinnige vermutung (jahrb. 1873 s. 831) solibus ustum bei Horatius epist. I 20, 24 durch die allerdings ziemlich alberne erklärung des Porphyrio: solitum iacere (!) sub sole et chroma facere wesentlich unterstützt, um nicht zu sagen zur gewisheit erhoben wird, haben Sie nicht weniger scharfsinnig erkannt. halten Sie aber wirklich chroma facere für richtig? teuscht mich mein gefühl nicht, so ist der ausdruck überaus kahl und unzureichend, da xpŵμa nur die 'hautfarbe', nicht aber an sich die 'dunkle hautfarbe' bezeichnet. diese erwägung hat mich zu der leichten änderung geführt: chroma inficere, wie zb. Plinius n. h. VI § 70 sagt: a Gange versa ad meridiem plaga tinguntur sole populi, iam quidem infecti, nondum tamen Aethiopum modo exusti; auch Xрúμата ВάятEIV bei Platon staat s. 429 läszt sich vergleichen. GUSTAV KRÜGER.

LEIPZIG.

83.

DE C. SILII ITALICI CUM FONTIBUS TUM EXEMPLIS. DISSERTATIO INAUGURALIS QUAM AD SUMMOS IN PHILOSOPHIA HONORES AB AMPLISSIMO PHILOSOPHORUM ORDINE LIPSIENSI RITE IMPETRANDOS SCRIPSIT ERNESTUS WEZEL LIMBACENSIS SAXO. Lipsiae typis F. A. Brockhaus. MDCCCLXXIII. 105 8. gr. 8.

Der vf. dieser erstlingsschrift, einer der braven vaterlandsverteidiger, die im j. 1870 die hörsäle der Leipziger universität mit dem feldlager vertauschten, und der nach einjährigem aufen thalt in Frankreich decoriert zurückkehrend seine studien wieder aufnahm, hat mit vielem eifer und groszer liebe sich der gewählten aufgabe unterzogen. es ist seine absicht teils die quellen für den stoff, teils die vorbilder für die gestaltung der form nachzuweisen, denen Silius gefolgt ist, abgesehen von Livius und Vergilius, nach denen, wie teilweise auf der hand liegt, teilweise von anderen bereits ausgeführt war, die Punica gearbeitet sind. zu diesem zwecke sind mit fleisz die stellen zusammengebracht, die verstreut in den commentaren als parallelen herangezogen oder als solche namhaft gemacht waren, aus denen Silius für seine zwecke geschöpft habe; noch weitere absichten sind, wovon später die rede sein soll, in dem zweiten, über Ennius handelnden capitel verfolgt. die ganze arbeit zerfällt nemlich in vier capitel, wovon das erste (s. 1-16) dem Livius, Vergilius, Homeros, das zweite (s. 17-47), wie gesagt, dem Ennius, das dritte (s. 47-81) dem Cicero und Polybios, das vierte (s. 81-105) den übrigen autoren gewidmet ist, dem Horatius, Ovidius, Lucanus, Val. Flaccus, Statius, Lucretius und endlich nach beiläufiger erwähnung von Plinius und Tacitus, dem Sallustius.

In der besprechung der arbeit wollen wir uns an die zweiteilung halten, die der titel gibt, und also zunächst der frage näher treten nach den quellen, die der darstellung der thatsachen gleichviel ob wahrer dh. historischer oder erfundener wie zb. mythologischer zu grunde liegen.

Die vorliegende dissertation nun unterfängt sich natürlich nicht die quellen des Silius nachzuweisen. wie wäre das auch möglich bei den so trümmerhaft uns erhaltenen resten der litteratur? ja es wird dazu nicht einmal der plan entworfen, systematisch den quellen des dichters nachzugehen. die frage, woher die gelehrsamkeit des dichters auf dem ethnographischen, geographischen, mythologischen und antiquarischen gebiete stamme, wird kaum berührt. denn die worte auf den letzten seiten, die eine übersicht über die ergebnisse der untersuchung geben sollen, bieten doch zu wenig anhalt (s. 104): 'descriptionem autem Sardiniae insulae Ennio, Siciliae Ciceroni, Africae Lucano et Sallustio, ut alios omittam, debet; alias regiones ipse viderat, ut Asiam minorem, ubi pro consule fuerat. multae aliae res quae sive ad geographiam sive ad mythologiam sive ad eruditionem antiquariam spectant num haustae sint ex alio

scriptore vix potest demonstrari.' für den grundstoff der dichtung aber, die geschichte, werden vier quellen aufgeführt (s. 103), nemlich Livius, Ennius, Polybios, Cicero. es sollen also, wie gesagt, eben nur quellen nachgewiesen werden, und wenn so auch der frage engere grenzen gezogen werden, als man dem titel nach erwarten könnte, so werden wir doch immer dem vf. für das was er hat geben wollen dankbar sein. das urteil aber, wie weit er seine absicht durchgeführt, wie weit ihm sein plan gelungen ist, ja hat gelingen können, wird wesentlich abhängig sein von dem allgemeinen standpuncte den man zu dieser frage einnimt, und ich schicke deshalb erst einige erörterungen voraus, die meine stellung zu derselben begründen sollen.

Zunächst kann man sich besonnener weise nicht verhelen, dasz die beantwortung der frage nach den quellen, als für einen dichter gestellt, überhaupt eine misliche sei. gilt es an dem bereit liegenden historischen stoff eine prüfung mit einem historischen drama zb. oder einer ballade vorzunehmen wol, so ist das eine lohnende aufgabe, die aber ein ganz anderes ziel verfolgt: man prüft an dem stoff, aus dem das kunstwerk geformt ist, die gestaltungskraft des dichters. darum handelt es sich hier jedoch nicht, wie leicht zu sehen ist. hier soll vielmehr festgestellt werden, aus welchen historischen quellen der dichter die basis für seine dichtung gewonnen hat, wie weit er sich an sie gehalten und ob er, wo er mit seiner hauptquelle nicht mehr stimmt, geschichtliche data noch berichte, dh. also zeitweise anderen quellen folge; und da ist die frage, wie weit man überhaupt das recht hat von quellen bei einem dichter zu reden; und diese ist wieder abhängig davon, wie man sich die tendenz desselben bei seiner arbeit vorstellt. nur dann eigentlich, wenn man demselben den plan zuschreibt ein historisches gedicht in engerem sinne verfassen zu wollen, wird man sich bei abweichenden nachrichten nach einer gewähr umsehen. denkt man sich ihn freier schaltend, nur bedacht darauf ein zeit- und sittengemälde uns aufzurollen, so wird man ihm das recht mit der historischen überlieferung weniger ängstlich umzugehen zugestehen müssen. hält er sich nur in den groszen zügen mit den geschichtlichen thatsachen in einklang, so wird ihm im einzelnen oft die frage weniger wichtig erscheinen, ob die thatsachen wirklich so gelegen haben, als die ob sie nicht sehr wol so hätten liegen können, weniger ob dieser oder jener wirklich so gehandelt oder gesprochen hat, als ob er in übereinstimmung mit sich selbst so hätte sprechen und handeln können. von der verschiedenheit der stellung, die man zu dieser frage eingenommen hat, wird die stellung abhängig sein, aus der man der frage nach den quellen des dichters entgegentritt.

Für mich nun ist es unzweifelhaft — und auch Wezel ist einer andern ansicht nicht dasz bei Silius von einem ängstlichen arbeiten nach den quellen nicht die rede sein kann. abgesehen auch von der ganzen göttermaschinerie, die er in bewegung setzt, von

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den scenen im rathe der götter, der eŵv ảɣopá, dem unmittelbaren eingreifen derselben in die geschicke der menschen, welches seinen höhepunct im 9n buch in der Oɛŵv μáxη erreicht, die sich während der schlacht bei Cannae abspielt, abgesehen von der farce der véKuiα, der heraufbeschwörung der schatten aus der unterwelt durch Scipio kurz abgesehen von allem übernatürlichen bleibt des natürlichen genug übrig, welches den stempel der freien erfindung zu deutlich an der stirn trägt. die hauptträger der handlung sind natürlich die historischen personen, aber um sie wimmelt ein schwarm erfundener namen, die dem dichter unentbehrlich sind, die handlung zu individualisieren und so zu beleben. wer hat lust an die histo rische existenz eines Caicus, Ufens, Rhodanus, Mosa und Durius, eines Vogesus, Atlas, Othrys, Taurus ua. zu glauben, deren namensform schon ihren ursprung kennzeichnet? wer hat lust den sichtlich nach Livius (I 24) kampf der Horatier und Curiatier gearbeiteten kampf der beiden drillingspaare in der schlacht am Ticinus (IV 355) als geschichtlich anzusprechen, oder die amazone Asbyte (II 58), die in der Penthesileia des Homerischen kyklos ihr urbild findet, an der Camilla des Vergilius (Aen. VII 803) eine ältere, an der Euryale des Valerius Flaccus (Arg. V 612) eine gleichaltrige schwester hat? wer bedenkt, welche verehrung Silius nach dem bekannten briefe des Plinius (III 7) und nach Martialis (VII 63. XI 49) gerade dem Vergilius und Cicero zollte, wird in dem bei ihm XIÍ 218 auftretenden helden Pedianus nicht eine historische persönlichkeit des zweiten punischen krieges, sondern nur einen fingierten ahn von dem zeitgenossen des Silius, dem berühmten Q. Asconius Pedianus wiedererkennen, der in seiner litterarischen thätigkeit sich gerade um Vergilius durch seine schrift 'contra obtrectatores Vergilii' und um Cicero durch seine gründlichen commentare zu dessen reden verdient gemacht und den eben diese thätigkeit gewis zu Silius in ein näheres verhältnis gebracht hatte. der freund setzt dem freunde in seiner weise ein denkmal.' in ähnlicher weise wird ein urahn des Labienus und des Maecenas (X 34 und 40), des Cicero (VIII 404) und des Milo (XIII 361) gefeiert. auch möchte niemand geneigt sein bei helden, deren persönlichkeit auszer zweifel steht, wenigstens ihre thaten, wie sie der dichter zb. den Ennius (XII 393 ff.) auf Sardinien, von wo er, wie historisch beglaubigt ist, durch M. Porcius Cato nach Rom kam, oder der jugendlichen Cato (VII 691 ff.) vollbringen läszt, der allerdings um das j. 216 vor Ch. seine ersten kriegsdienste that, für bare münze zu nehmen.

Steht es also hinlänglich fest, dasz Silius ganze passagen in freier erfindung nach seinem guten rechte in den gang der geschicht

1 dasz übrigens Pedianus aus Patavium gebürtig war, was Teuffel röm. litt.-gesch, § 290, 1 aus den worten desselben zu Cicero pCornelio s. 76 Or. Livius noster nur fragweise entnehmen zu dürfen glaubte, darüber lassen die worte des Silius keinen zweifel.

lichen thatsachen verflocht, so zeigt gleich eins der eben genannten beispiele, wie er auch an dem was geschichtlich war zu modeln durchaus nicht ängstlich war. dasz Ennius auf Sicilien im römischen heere kriegsdienste leistete, steht zwar fest; aber wenn es von ihm heiszt: miscebat primas acies Latiaeque superbum | vitis adornabat dextram decus, so hat der dichter entweder unbewust damit unrichtiges gesagt oder sich um das richtige nicht kümmern wollen. als gemeiner soldat sollte bei ihm Ennius, der schützling der Musen, magna sororum Aonidum cura, doch nicht auftreten. doch konnte Ennius in der that damals (im j. 204), wie FRitter zs. f. d. aw. 1840 nr. 45-48 ausführt, nicht einmal legionar, geschweige denn centurio in dem römischen heere sein, sondern nur socius, da er das bürgerrecht erst im j. 184 erhielt. In ähnlicher weise geht er mit der überlieferung um X 34, wo es von Labienus heiszt: celsis Labienum Cingula saxa miserunt muris. den Labienus mit Cingulum in berührung zu bringen vermochte ihn wahrscheinlich die notiz aus Caesar bc. I 15, 2 etiam Cingulo, quod oppidum Labienus constituerat suaque pecunia exaedificaverat, ad eum legati veniunt. trotzdem hier die gründung der stadt als so jung bezeichnet wird, trägt er kein bedenken die historische existenz von Cingulum schon in den zweiten punischen krieg zurückzudatieren, was er, wol gemerkt wenn er eben hätte historiker sein wollen, vor seinem gewissen nicht hätte verantworten können.

Kann man hier noch annehmen dasz Silius vielleicht unabsichtlich, indem er nur einer dunkeln erinnerung folgte, nach der er irgendwo von einer beziehung von Labienus zu Cingulum gelesen hatte, die stelle so gestaltete wie sie vorliegt, so wird ein anderes beispiel die bewuste umformung geschichtlicher thatsachen erhärten. über die verhandlungen, die dem ausbruch des zweiten punischen krieges vorausgehen, lautet Livius bericht (XXI 6) so: es gehen als gesandtschaft zuerst an Hannibal nach Sagunt und dort abgewiesen nach Karthago P. Valerius Flaccus und Q. Baebius Tamphilus. dieselben männer nennt, wenigstens als an Hannibal geschickt, Cicero Phil. V 10, 27. diese gesandtschaft erhält den hinhaltenden bescheid, die Saguntiner seien die veranlassung zum kriege, nicht Hannibal; Karthago hoffe mit Rom auch ferner in gutem einvernehmen zu bleiben. nach dem fall Sagunts geht eine zweite gesandtschaft nach Karthago. sie besteht aus Q. Fabius, M. Livius, L. Aemilius, L. Licinius, Q. Baebius. der sprecher dieser erklärt dann erst in der bekannten weise, die toga entfaltend, den krieg an Karthago. dasz dieser hergang der historische ist, darüber kann kein zweifel obwalten; ebenso wenig aber, wie ich denke, darüber, dasz diese darstellung im gedichte herzlich langweilig ausgefallen wäre. es ist deshalb ebenso natürlich wie berechtigt, dasz der dichter (II zu anfang) aus den zwei gesandtschaften éine macht, die erst nach Sagunt, dann nach Karthago sich wendet, wo dann sogleich die kriegserklärung erfolgt, dasz er aus der zahl der ge

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