Sidebilder
PDF
ePub

--

auf zeile 7 desselben capitels in der inhaltsangabe der Iphigeneia in Taurien ist unstatthaft, da άveîlev ó cóc formelhafter begriff ist, bei welchem ein jeder sofort an Apollon denkt, und zeile 5 weist in τῇ θεῷ der artikel bei vorausgehendem εἰς ἄλλην χώραν auf die schutzgöttin eben dieses landes, die Taurische Artemis hin. ich meine demnach dasz nicht ὑπὸ τοῦ θεοῦ, wol aber ὑπὸ θεοῦ του zu schreiben sein wird. die entstehung des fehlers ist leicht erklärbar. das erklärende Пoceidŵvoc verlief sich vom rande in den text, und ein abschreiber strich coû als einen, weil selbstverständlich, unnötigen zusatz. die ersten drei glieder des vordersatzes umfassen ihrem hauptinhalte nach die in buch -μ gröstenteils von ihm selbst erzählten erlebnisse des helden. hieran reiht sich was der realen zeit nach folgt, nemlich die verschlemmung der habe des Odysseus durch freier und die seinem sohne bereiteten nachstellungen (buch a-d). der dritte und schluszteil unseres textes umfaszt den 36n bis 39n tag der handlung (buch v-x), nemlich die rückkehr des helden und ihre folgen eine stelle die Spengel als einen 'locus sane corruptus' bezeichnet, die aber mit hilfe der Odyssee zu interpretieren resp. zu emendieren vielleicht möglich sein wird. zuerst erregt anstosz das dreimal wiederkehrende autòc, ferner das an άqiкveîтαι sich eng anschlieszende xeiμaceeíc, und endlich bietet die erklärung von ἀναγνωρίσας τινὰς seine schwierigkeiten. was das erste αὐτὸς δὲ betrifft, so erweist sich dasselbe, hält man an der wahrscheinlichen richtigkeit des dritten autòc μèv fest, als unnütz betonter zusatz. ich bleibe auch heute noch bei meiner andern ortes gemachten vermutung stehen, dasz in jenem der durch das ganze gedicht wiederkehrende refrain des 'nach hause' steckt und demnach av orkade zu schreiben sei. das dem ἀφικνεῖται folgende χειμασθεὶς übersetzt Hermann mit 'tempestatibus iactatus', Susemihl 'nach (langer) stürmischer irrfahrt', was sich halten liesze, wenn der begriff der länge aus diesem participium herausinterpretiert werden könnte. so aber widerspricht es direct dem gedichte selbst. im gegensatz zu den ausgestandenen mühsalen und den neuen kämpfen, die dem Odysseus im eignen hause bevorstehen, führt der dichter den helden in glücklichen schlummer versenkt auf dem wunderbaren märchenschiffe der Phäaken dem heimatlichen gestade zu (v 88-92 und π 229). auf die zehnjährigen irrfahrten bezogen steht das participium an unrechter stelle und gehört in den vordersatz; auf die neuen im eignen hause bevorstehenden leiden bezogen (a 18 oúd' ἔνθα πεφυγμένος ἦεν ἀέθλων) wäre der ausdruck mindestens sonderbar und bedürfte eines adverbialen zusatzes von der bedeutung eines πάλιν ; als auf den gesamtinhalt, auf den κακὰ πολλὰ μογήcac (101) bezüglich erwartete man wenigstens vor demselben den artikel 8. auch als nachklang in der Odyssee wiederkehrender ausdrücke wie oec àλúμevoc (v 309. o 176. u 99) darf dasselbe nicht in einer nüchternen angabe des grundinhaltes des gedichtes gelten, welche die hauptpuncte der zeitlich auf einander folgenden

ereignisse kurz zusammenfaszt. der angelpunct des Aóyoc sowol wie des gedichtes liegt in dem praesens historicum άçıкveîтαι. derselbe fällt für die Odyssee in das 13e buch. eine uno tenore erfolgende lectüre dieses buches und der folgenden bis zum 22n schafft einen gesamteindruck, welcher lehrt was wol Aristoteles geschrieben haben kann. das hauptmotiv der handlung im zweiten teile unserer Odyssee ist nach Kirchhoff (composition der Od. s. 135), dasz Odysseus in unansehnlichem aufzuge, allein, gealtert und deshalb für freund und feind unkenntlich in die heimat zurückkehrt, sich mit schlauer benutzung dieser an sich so ungünstigen umstände in der verkleidung eines bettlers seinen feinden, den freiern, nähert und die rache an ihnen vorbereitet und durchführt. man sollte demnach mit hinzuziehung solcher stellen wie v 431. π 273. p 202. 337. c 53. 81. t 72 in dem χειμασθεὶς ein γέροντι εἰκασθεὶς vermuten. allein weder die betonung dieses umstandes noch dessen überhaupt, dasz Odysseus unerkannt nach hause zurückkehrt, ist für die angabe des grundinhaltes notwendig. letzteres kann nach zwanzigjähriger abwesenheit sogar als selbstverständlich angenommen werden (vgl. Kirchhoff ao. s. 138). zweierlei ist es was bei der lectüre dieses zweiten teiles der Odyssee als dem freiermorde voraufgehende hauptzüge der handlung in die augen springt. einmal die schmachvolle behandlung die dem Odysseus von seiten der freier und des gesindes zu teil wird (p 217. 238. 377. 446. 462. c 10. 327. 389. T 66. u 299. q 288). die erinnerung an jene klingt noch in den worten der Eurykleia (u 28) nach, wo sie von Odysseus sagt: ὁ ξεῖνος τὸν πάντες ἀτίμων ἐν μεγάpoiciv, und an zwei stellen (c 347-49. u 284-86) motiviert der dichter diese anlage des gedichtes mit den worten:

μνηστήρας δ ̓ οὐ πάμπαν ἀγήνορας εἴα Αθήνη
λώβης ἴσχεσθαι θυμαλγέος, ὄφρ ̓ ἔτι μᾶλλον
δύῃ ἄχος κραδίην Λαερτιάδεω Ὀδυσῆος.

nicht die werbung um die eigne gattin also, nicht das verprassen des besitztums, nicht die dem sohne bereiteten nachstellungen genügten, der ganze frevel und übermut der freier muste sich noch gegen die eigne person des Odysseus évoc selbst wenden und seinen ingrimm bis zum höchsten masze steigern, um so ein durchschlagendes motiv für das folgende furchtbare blutbad zu gewinnen. nach alle dem stehe ich nicht an zu vermuten, dasz άτiμaceeìc zu lesen ist und ein abschreiber die verderbten anfangsbuchstaben des wortes AT mit rücksicht auf das zeile 31 im selbigen capitel stehende χειμαίνει ὁ χειμαζόμενος durch XE wieder herzustellen glaubte. eine schwierigkeit in der erklärung haben die folgenden worte καὶ ἀναγνωρίσας τινὰς αὐτὸς geboten. das von den meisten hgg. aufgenommene autoîc als auf die freier bezüglich verwirft Spengel mit recht. wenn er aber hinzufügt: «mirum istud avarvwpícac Tivac, Ulixes enim ipse omnes bene novit, at ille a paucis agnitus est, bubulcis, Telemacho, nutrice, ut conicias kai ávaɣvu' ρίςαντάς τινας αὑτῷ ἐπιθέμενος», so ist das unrichtig. von eir

[ocr errors]

wirklichen kennen konnte doch wol blosz bei Penelope, Laërtes und Eurykleia die rede sein; alle übrigen beteiligten personen lernt Odysseus erst im verlaufe der handlung kennen und konnte er erst kennen lernen, da sie bei seinem weggange noch kinder gewesen waren, Eumaios und Philoitios sowol wie Telemachos und gewis auch die meisten der freier. kurz, halten wir uns an den inhalt jener zehn angegebenen bücher, so ergibt sich als zweites wichtiges moment der dem freiermorde vorhergehenden haupthandlung die sorgfältige und vorsichtige recognoscierung des terrains (p 362): ὤτρυν ̓ ὡς ἂν πύρνα κατὰ μνηστῆρας ἀγείροι, γνοίη θ ̓ οἵ τινές εἰςιν εναίσιμοι οἵ τ ̓ ἀθέμιςτοι

[ocr errors]

vgl. v 335. π 234. 305 (πειρηθεῖμεν). c 313 als deren endresultat sich die treue des sohnes (π 75. 149), des Eumaios (ξ 40. o 300. p 243. u 238), des Philoitios (u 200) und der Eurykleia (1 363), die feindselige gesinnung aber aller übrigen glieder des gesindes (φ 210) herausstellt. nicht aber etwelche allein, alle lernt Odysseus in ihrer beziehung zu sich, resp. gesinnung gegen sich kennen. daher bedarf das Tivàc eines erläuternden zusatzes. dieser wird gewonnen, wenn man das folgende räthselhafte autòc in das den schriftzügen nach naheliegende cùv oic umändert. negativ ausgedrückt finden wir diesen gedanken in einem Od.-scholion des codex Venetus N (bei Dindorf II s. 789). die betreffende stelle lautet: ECTI φάναι, φησὶν Αριστοτέλης, ὅτι τοῖς μὲν ἔδει ὡς ἂν μετέχειν μέλλουσι τοῦ κινδύνου εἰπεῖν. ἀδύνατον γὰρ ἦν ἄνευ τούτων ἐπιθέσθαι τοῖς μνηστήρει. schlieszlich haben die participia aoristi als untergeordnete begriffe des praes. hist. ἀφικνεῖται, dessen tragweite sich seinem inhalte nach erst mit abschlusz des 39n tages erfüllt, nichts auffallendes. demnach gestaltet sich der Aristotelische text so: τῆς γὰρ Οδυσσείας μικρὸς ὁ λόγος ἐστίν· ἀποδημοῦντός τινος ἔτη πολλὰ καὶ παραφυλαττομένου ὑπὸ θεοῦ του καὶ μόνου ὄντος, ἔτι δὲ τῶν οἴκοι οὕτως ἐχόντων, ὥστε τὰ χρήματα ὑπὸ μνηστήρων ἀναλίσκεσθαι καὶ τὸν υἱὸν ἐπιβουλεύεσθαι, αὖ οἴκαδε ἀφικνεῖται ἀτιμασθεὶς καὶ ἀναγνωρίσας τινάς, σὺν οἷς ἐπιθέμενος αὐτὸς μὲν ἐσώθη, τοὺς δ ̓ ἐχθροὺς διέφθειρεν.

MÜHLHAUSEN.

WILHELM FRIedrich.

97.

ZU PLATON.

FW Münscher hat in diesen jahrb. 1870 s. 153 f. meine erklärung der formel oux OTI im anhange meiner ausgabe des Platonischen Gorgias einer kritik unterworfen, die mich allerdings von der unaltbarkeit meiner auffassung überzeugt hat, aber meines erachtens

n

gefh ihrerseits über die entstehung dieser ausdrucksweise nichts "edigendes beizubringen weisz. nach nochmaliger erwägung, die

sich mir erst in der letzten zeit nahe legte, bin ich nun zu einem resultate gelangt, bei welchem ich mich beruhigen zu können glaube.

Der mit oτ eingeleitete conjunctionalsatz enthält in den vorhandenen stellen allen eine aussage, welche der des vorhergehenden hauptsatzes entgegengesetzt ist, mit ihr eigentlich nicht zusammen bestehen kann. für die behauptung, dasz dieser hauptsatz negativ sein müsse, wie nach Aken auch Münscher ao. und Kühner (ausf. gramm. II2 s. 803) annehmen, läszt sich nicht blosz kein innerer grund denken, sondern es stehen ihr auch von den vier bis jetzt für diese formel beigebrachten stellen, welche sämtlich Platon angehören, nicht weniger als drei entgegen, und wenn es auch zur not gelingen sollte zwei derselben ihres positiven charakters zu entkleiden (wie sich denn zb. Prot. 336 das kräftige érɣuŵμaι μǹ Èπiλńcεcoαι zu einem negativen 'er wird es nicht vergessen' abschwächen läszt), so widerstrebt dagegen Theaet. 157 durchaus einer solchen operation. was nun die entstehung der ausdrucksweise betrifft, so gehe ich zu ihrer erklärung davon aus, dasz ŎTI eine thatsache (im weitesten sinne des wortes) einführt, welche durch das vorangestellte où negiert, dh. für den sprechenden und seinen zweck als nicht vorhanden hingestellt wird. wenn also Alkibiades im Protagoras sagt: «ich bürge dafür dasz Sokrates es nicht vergiszt, οὐχ ὅτι παίζει καί φησιν ἐπιλήσμων εἶναι», so erklärt er damit ich bürge für sein nicht vergessen, wobei seine scherzhafte behauptung des gegenteils für mich nicht existiert', also ungeachtet, trotz derselben, ganz ebenso wie Gorg. 450° für Sokrates und seine vermutung, dasz Gorgias jenen künsten den namen rhetorik nicht zuerkennen werde, der wortlaut früherer entgegengesetzter äuszerungen des Gorgias nicht vorhanden ist, dh. nicht in betracht kommt. man sieht also, es bedarf zum verständnis der formel nicht einmal der annahme einer ellipse, sondern nur der einfachen reflexion, dasz ich, wenn ich eine thatsache als solche einführe (wie Alkibiades jenen scherzhaften ausspruch des Sokrates) und alsdann negiere, dieselbe vernünftigerweise nicht zugleich als thatsache an sich negieren, sondern nur als für mich nicht vorhanden, mein denken nicht bestimmend bezeichnen kann.

=

Zur bestätigung dieser erklärung berufe ich mich noch auf die formel où un mit ind. fut. oder conj. aor., wo où ganz in der gleichen weise einen nachfolgenden satz negiert. wenn ich sage: où un ἐκπλαγῇ, so denke ich mir zunächst: μὴ ἐκπλαγῇ 'dasz er nur nicht erschrickt!' verneine aber zugleich das vorhandensein dieses gedankens, dh. die besorgnis als könnte er erschrecken, durch die einen ganzen satz vertretende vorangeschickte negation où <<nein, hier heiszt es nicht μὴ ἐκπλαγῇ!»

STUTTGART.

=

HEINRICH KRATZ.

98.

ÜBER DEN BEGRIFF DER ETHISCHEN TRAGÖDIE UND DES ETHISCHEN EPOS BEI ARISTOTELES.

Im achtzehnten capitel der poetik führt Aristoteles als vier verschiedene arten der tragödie die einfache, die verwickelte, die pathetische und die ethische auf; in denselben artunterschieden erscheint nach ihm auch das epos (c. 24). die unterscheidung der einfachen und der verwickelten tragödie beruht auf der verschiedenheit der einfachen und der verwickelten fabel, die Aristoteles im 10n capitel klar darlegt. verwickelt ist danach die tragische fabel, wenn sie eine handlung darstellt, in welcher der übergang (μeтáßacic) von der schürzung zur lösung unter dem eintreten einer unerwarteten wendung (лЄρITÉлEια) oder einer erkennung erfolgt; einfach ist die fabel, wenn der übergang ohne peripetie oder erkennung erfolgt. demnach ist ein zweifel darüber, was Aristoteles unter der einfachen und der verwickelten tragödie verstanden, nicht möglich. auch der begriff der pathetischen tragödie scheint keine schwierigkeiten zu bieten; Aristoteles erwähnt (c. 11) neben der peripetie und der erkennung als ein drittes tragisches moment, welches der mythos enthalten kann, das Tά0ос, das er als eine offen geschehende leidvolle that definiert. danach hält man allgemein die pathetische tragödie für 'die erschütternde'; Vahlen (beiträge zu Ar. poetik II s. 51) insbesondere behauptet, dasz ebenso, wie der unterschied der einfachen und der verwickelten tragödie durch die modificationen des überganges bedingt sei, das wesen der pathetischen tragödie darin bestehe, dasz der übergang in einer leidvollen that sich vollziehe, woraus dann naturgemäsz folge, dasz eine solche tragödie 'durch die in der sache gebotene darstellung heftigerer gemütsbewegungen und leidenschaftlicherer ausbrüche einen bewegteren und affectvolleren charakter annahm'.

Der begriff der ethischen tragödie dagegen ist durchaus unklar. Aristoteles erklärt diesen begriff gar nicht, auszer dadurch dasz er als beispiele der ethischen tragödie die Phthiotides und den Peleus nennt, die uns nicht erhalten sind; einen festen anhalt scheint die bemerkung im 24n cap. der poetik zu geben, nach welcher die Ilias ein pathetisches, die Odyssee ein ethisches epos ist. die bilder innigen seelenlebens, welche uns die Odyssee vorführt, scheinen eine auffassung, wie sie FVischer (ästhetik IV s. 1412) von dem wesen der ethischen tragödie und des ethischen epos aufstellt, zu rechtfertigen; Vischer übersetzt noixóc mit 'sittenbildlich' und versteht darunter 'ein psychologisches, rein menschliches gemälde'. Welcker (griech. trag. I s. 44) findet das wesen der ethischen tragödie darin, dasz sie 'charaktere die auf das sittliche gefühl wirken' vorführt, 'im gegensatze der pathetischen tragödie, indem ethographie im engsten sinne sich auch im leidenschaftlichen drama zeigen kann'. die letztere

« ForrigeFortsett »