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er

ben war: so wird man in allen fällen, wo die lesart des Par. mit der lesart von Flor. DFGI Pal. 1 Bud. übereinstimmt, annehmen können dasz dies die lesart des archetypon ist. aus diesem grunde ist es sehr dankenswert, dasz hr. Ring s. 18 verspricht bei nächster gelegenheit eine vollständige collation des Bud. zu veröffentlichen, und wir wollen hoffen dasz diese gelegenheit sich recht bald finde. wünschter und ersprieszlicher für die kritik des Curtius möchte es allerdings sein, wenn nicht sowol der Bud. und der Flor. G, die ihre besondere interpolation haben, als Flor. DFI von neuem sorgfältig verglichen würden, da die vergleichungen bei Zumpt sehr unzuverlässig sind. übrigens möge man nicht glauben dasz dadurch der text des Curtius bedeutend umgestaltet würde: denn wie ref. schon oben gesagt hat, man darf nicht vergessen dasz diese hss. interpoliert sind und ihr zeugnis nur dann von bedeutung ist, wenn es mit der lesart des Par. oder der codd. BFLV übereinstimmt; an allen stellen aber, wo ihre lesarten auf eigne hand abweichen oder wo man sie nicht durch den Par. controlieren kann, hat man zunächst an interpolation zu denken. s. 19 hat hr. Ring, um seine ansichten über die abstammung der verschiedenen hss. zu verdeutlichen, folgendes stemma hinzugefügt:

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Bud. Flor. G Flor. DFI Pal. 1 die übrigen jüngeren hss. auffällig ist hierbei zunächst die stellung des cod. Colon. und des fr. Darmst. hr. Ring nimt an dasz die beiden hss. aus dem archetypon der interpolierten zweiten classe abgeschrieben seien; soll damit angedeutet werden dasz dieselben interpoliert seien? ref. möchte dieser ansicht nicht beitreten: so lange wir für das fr. Darmst. auf die wenigen mitteilungen Zumpts angewiesen sind, wird man jedenfalls interpolation nicht nachweisen können, und beim Colon. des Modius wird man wol nie zu einem sichern resultate kommen, da in die collation des Modius, abgesehen von ihrer unvollständigkeit, sich manigfache fehler eingeschlichen zu haben scheinen. unter solchen umständen glaubt ref. bei seiner ansicht, die auch von Eussner angenommen worden ist, bleiben zu müssen: Modius Col. und das fr. Darmst. sind dem Par. parallel zu stellen. weshalb übrigens von den fünf alten Curtius fragmenten, die wir kennen, hr. Ring nur dasjenige anführt, von dem wir am wenigsten

wissen, ist dem ref. unerfindlich; auch die übrigen, das Einsiedler, Rheinau-Zürcher, Wiener und Würzburger gehören wahrscheinlich der classe des Par. an: denn mit sicherheit läszt sich das bei den meisten wegen der kürze der erhaltenen stellen nicht bestimmen. am schwierigsten ist die classificierung des Wiener bruchstückes, welches die worte X 8, 22 id impetratum est bis zum schlusz enthält, also eine stelle die im Par. nicht mehr erhalten ist; vielleicht liesze sich gerade aus den hss. Flor. DFGI Pal. 1 Bud. die verwandtschaft mit der classe des Par. sicher erweisen; wir machen deshalb hrn. Ring für seine vergleichung des Bud. noch besonders auf dasselbe aufmerksam, zumal gegen ende die Zumptschen collationen ganz unzuverlässig sind. sodann kann sich ref. nicht der ansicht anschlieszen, dasz der eine teil der interpolierten hss. (Flor. CEH Bern. B Voss. 2) aus C (= BFLV), die übrigen (Flor. DFGI Pal. 1 Bud.) aus einer andern quelle stammen; er glaubt vielmehr (vgl. quaest. Curt. s. 37. de codd. Curt. s. 32) wegen mancher allen interpolierten hss. gemeinsamen fehler, dasz die interpolierten hss. zu éiner classe zu vereinigen sind, aus einem archetypon stammen. auffallend kann es allerdings erscheinen, wie aus diesem archetypon zwei so verschiedene classen entstehen konnten: die einfachste lösung dieser schwierigkeit dürfte die annahme sein, dasz aus dem archetypon der interpolierten hss. mochte es nun ursprünglich der classe P oder BFLV angehören - eine hs. abgeschrieben wurde, die dann nach einer hs. der andern classe durchcorrigiert und so der stammvater der zweiten classe der interpolierten codices wurde. in rücksicht aber auf die oft wunderbare übereinstimmung bei kleinen, leicht zu bessernden fehlern mit P ist es wahrscheinlich, dasz das archetypon der interpolierten hss. dem Par. nahe verwandt war.

Soll ref. schlieszlich seine ansicht über die vorliegende schrift kurz zusammenfassen, so erkennt er gern an dasz die ansicht des hrn. Ring, dasz durch eine genaue vergleichung und untersuchung

5 ich benutze diese gelegenheit, um zu der von AHug (philol. XXXI s. 334) veröffentlichten collation dieses fragmentes einige nachträge zu geben, da mir durch die freundlichkeit des hrn. prof. Hagen eine sehr genaue vergleichung zu gebote steht: VII 2, 1 (s. 135, 23 meiner ausg.) iaceret] iaceceret VII 2, 2 (135, 25) non potest] non post VII 2, 5 (135, 35) propter ipsum periclitantium fratrum] propter ipsos periclitantes fratres VII 1, 40 (135, 19) qui] nach meiner vergleichung steht in der hs. dh. qui; Hug gibt q. an dh. que. auch ist die nummer der hs. nach Hagen nicht 365, sondern 465. die verwandtschaft des fragmentes mit P ist unverkennbar; dies zeigen auch zwei schreibfehler des P, die ich anzumerken vergessen habe: VII 1, 37 (135, 4) adgnosces] agnosceres und VII 2, 4 (135, 31) conturbatos] conturbatis. 6 auch hier gebe ich einige nachträge zu der Hugschen collation (quaest. Curt. I s. 5 f., programm von Zürich 1870) nach einer sehr sorgfältigen vergleichung, die ich der güte des hrn. dr. Kinkel verdanke: VIII 7, 7 (181, 25) a regel agere VIII 8, 9 (183, 6) crudelitatem] credulitatem VIII 9, 11 (185, 13) ignobilibus quia] ignobilesque VIII 9, 12 (185, 14) propiora] propriora VIII 9, 23 (186, 9) ferunt] fuerunt VIII 9, 26 (186, 16) distinguunt] distingunt.

der sog. zweiten classe der hss. die kritik des Curtius gefördert werden könne, richtig ist; doch möchte er den hrn. vf. warnen in jeder abweichenden lesart dieser classe eine spur der alten, unverfälschten überlieferung zu finden, sondern immer eingedenk zu bleiben, dasz diese hss. interpoliert sind. freilich dürfte das resultat der untersuchung im verhältnis zur aufgewandten mühe ein wenig lohnendes sein. um so mehr wollen wir wünschen dasz hr. Ring dieselbe weiter führe, und zugleich dasz es ihm gelingen möge wenigstens noch eine hs. dieser classe zur vergleichung zu erhalten, da die Zumptschen vergleichungen eine zu unsichere grundlage für dergleichen minutiöse untersuchungen sind.

BIELEFELD.

EDMUND HEDICKE.

105.

ZUR TECHNIK DER RÖMISCHEN DICHTER IM EPISCHEN UND ELEGISCHEN VERSMASZ.

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Der unterzeichnete sieht sich in der lage die bemerkung Hultgrens in seinem aufsatze unter vorstehender überschrift in diesen jahrb. 1873 s. 756, dasz die römischen, dichter die wortstellung entschieden perhorresciert hätten, in welcher zwei mit je einem epitheton (besser attribut) versehene substantiva, also zb. hic placidam niveo pectore pellit aquam, von diesem getrennt werden, weil es ihrem gefühl widersprach beide adjectiva von ihren substantiven zu trennen' entschieden zurückweisen zu müssen, für den pentameter mit hinweisung auf das was unterz. in seiner dissertation 'de Tibulli Propertii Ovidii distichis' (Königsberg 1870) über die gesetze der wortstellung im pentameter beigebracht hat. zur factischen berichtigung diene hier folgendes. Tibull hat nicht deshalb an dieser stelle I 4, 12 die chiastische stellung bẞ| aa (ba erstes attribut und zugehöriges substantiv, Ba zweites paar) der parallelen bẞ | aa vorgezogen, weil er und die andern elegiker diese stellung nicht liebten (sie gefiel ihnen im gegenteil weit mehr als die von Hultgren gepriesene, was ich gleich durch zahlen beweisen will), sondern lediglich der abwechslung wegen heiszt es v. 12: hic placidam niveo | pectore pellit aquam und v. 14: virgineus teneras | stat pudor ante genas. diese letztere form ist nemlich weitaus beliebter als die erste. hier der beweis durch zahlen: 1) bẞ| aa bei Tibullus 16, Propertius 54, Ovidius 230. 2) bẞ | aa Tib. 35, Prop. 107, Ov. 397. noch häufiger findet sich die stellung, welche nach Hultgrens urteil die römischen dichter auch perhorrescieren, dasz vor der cäsur nur das erste attribut platz findet, die reihenfolge übrigens die der ersten form bẞ | aa bleibt, also b|ẞaa ultores rapiant turpe cadaver equi: Tib. 59, Prop. 115, Ov. 405. es ist Hultgren der arge irrtum passiert, dasz er die beiden stellungen welche sich gerade am häufigsten finden, bẞ aa und bẞaa, von den

dichtern verschmäht sein läszt. bei der stellung der substantiva und ihrer attribute leitete sie vielmehr das bestreben dem verse dadurch sein höchstes interesse und seine gröste anmut zu verleihen (Gruppe rom. elegie I 20. Wackernagel zur geschichte des deutschen hexameters einl. s. XII), dasz die substantiva, womöglich auch noch ein attribut, in die zweite vershälfte treten. "es soll in der ersten hälfte noch nichts für die vollendung des sinnes geschehen: die erste hälfte beginnt, die zweite vollendet, die erste schürzt, die zweite löst' Wackernagel. doch auch in diesem falle unterliegt die auswahl aus den 24 überhaupt möglichen formen (vgl. die tabelle am schlusz meiner dissertation) noch der beschränkung, dasz dér stellung der vorzug gegeben wird, in welcher ein zusammenklingen der vershälften durch die gleichen endungen des zusammengehörigen substantivs und attributs erzielt wird. dasz dies die bei weitem am häufigsten vorkommende art des óuoιOTÉλEUTOV ist, hat schon Lachmann im j. 1816 bemerkt zu Prop. I 18, 5. ich habe ao. s. 38 das gesetz für den gebrauch der formen der wortstellung so gefaszt: ita igitur factum est ut duabus rebus attributorum praepositione et concentus attributi substantivique studio formarum hexametri elegiaci usus praecipue contineretur.'

Nach dem eben auseinandergesetzten wird Hultgren seine bemerkung wol auch für den hexameter nicht mehr aufrecht halten wollen. die form bẞ aa (hic niveo placidam | pectore pellit aquam) findet sich zb. bei Verg. Aen. IV 49. 104. 137. 139. 150. 455. 469. 637 = 8. VIII 43. 458. 537. 596. 597 = 5; bei Ov. met. I 4. 100. 147. 153. 424. 484. 485. 528. 529. 564. 773 = 11. VII 80. 117. 139. 272. 279. 291. 342. 355. 401. 532. 626. 710. 744. 775. 801. 80816. die form bẞ| aa (hic placidam niveo | pectore pellit aquam): Aen. IV 6. 10. 77. 584 4. VIII 654. 702 2. Ov. met. I 23. 112. 157. 159. 265. 645. 663 7. VII 362. das verhältnis von bẞaa: bẞ|aa ist also für Aen. IV: 8:4. Aen. VIII: 5:2. met. I 11: 7. met. VII: 16: 1.

:

=

POSEN.

106.

WALTHER GEBHARDI.

ZUM DIALOGUS DES TACITUS.

c. 31 gegen ende bietet die Vaticanische hs. A: neque enim sapientem informamus neque stoicorum čĭtem sed eum qui usw. diese schreibung scheint mir entstanden aus nequēstoicoruincitem, und ich möchte also lesen: neque enim sapientem informamus ne quem stoicorum incitem sed eum qui usw.: 'denn wir definieren nicht den weisen ich sage dies um nicht einen der stoiker aufzureizen sondern denjenigen welcher' usw. denn allerdings möchte ein stoiker unter der falschen voraussetzung, es handle sich um den begriff des weisen, gegen die vorhergehende darlegung heftig protestiert haben.

Berlin.

H. RÖHL.

ERSTE ABTEILUNG
FÜR CLASSISCHE PHILOLOGIE

HERAUSGEGEBEN VON ALFRED FLECKEISEN.

107.

KLEINE BEITRÄGE ZUR GRIECHISCHEN LITTERATUR

GESCHICHTE.

1. Homeros und Terpandros.

Zu dem vielen, was in dem jüngst erschienenen ersten bande von Bergks griechischer litteraturgeschichte stoff und anreiz zu erneutem nachdenken gibt, gehören auch seine ansichten über den vortrag der Homerischen und Hesiodischen gedichte und die art wie er diese ansichten begründet.

Dasz die alten heldenlieder (kλéa àvdpŵv) zur phorminx gesungen oder doch gesangartig vorgetragen wurden, steht bekanntlich nach den berichten, welche uns Ilias und Odyssee über dieselben liefern, auszer zweifel, und nur dás kommt in frage, ob die begleitung mit dem instrument eine fortlaufende war oder sich auf vor-, zwischen- und nachspiel und etwa noch hie und da einige griffe bei besonders gehobenen stellen beschränkte. die letztere annahme mag sich nicht streng beweisen lassen; noch weniger aber ist die zuversicht begreiflich, mit welcher Bergk (s. 432 f.) das erstere behauptet. denn die einzigen beweise, welche er vorbringt, sind dér umstand dasz 'Homer, wenn er heitere festlust schildert, stets hervorhebe, dasz das lied des sängers und die saitenklänge durch die weiten räume des männersaales schallen', und die formelhaften ausdrücke μολπὴ καὶ φόρμιγξ (φ 430), κίθαρις καὶ ἀοιδή (N 731. a 159), άoidǹ кai кilαpicтúc (B 600) udgl. allein die letzteren beweisen doch in wahrheit nur die unzertrennlichkeit des saitenspiels vom epischen gesange, die ja auch bei jener andern annahme gewahrt bleibt, und die erstere schilderung würde gleichfalls nicht minder gerechtfertigt sein, wenn kitharis und gesang nur nach einander, als wenn sie auch gleichzeitig mit einander erklangen. überdies aber findet sie sich genau in dieser gestalt nicht Jahrbücher für class. philol. 1874 hft. 10 u. 11.

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