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Spanische Trauerspieldichter.

Doff on Agustin de Montiano y Luyando *) seßt_den_Ans fang der spanischen Trauerspiele gegen das Ende des funfs zehnten Jahrhunderts, und nennt den Vasco Diez Lanco de fregenal als den ersten Dichter dieser Art, welcher drei Tragddien schrieb, deren Stoff aus der biblisch- jüdischen Geschichte gezogen war, die aber, so viel man weiß, niemals grdruckt sind. Ihm folgte im folgenden Jahrhunderte Fernan Perez de. Oliva, der Verfasser von zwei in Profie, und ganz im griechischen Geschmack geschriebnen Trauers spielen: die Rache Agamemnon's, und Hekuba. Auch unters schieden sich in eben diesem Zeitalter: Geronymo Bermudez, Juan de la Cueva, Don Gillen de Castro, u. a. m. Jm siebzehnten Jahrhunderte machte sich zuerst Christoval de Virue's durch Tragödien aus der åltern Heldenfabel und Ges schichte berühmt. Lope de Vega schrieb die Trauerspiele: Roma Abrafada El Duque de Vileo La bella Aurora El Caftigo fin Venganza - La innocente Sangre, und El Marido mas firme, die vom Don Augustin nach ihren Schönheiten, und noch größern Mängeln, chas rakterisirt werden. Auch verfertigte eben dieser Dichter viele Tragikomödien. Im gegenwärtigen Jahrhundert aber ist tein spanischer Dichter in der tragischen Schauspielgattung so berühmt geworden, als eben:

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Don

*) In seinem Difcurfo fobre las Tragedias Españolas, der vor seiner Virginia zu Madrid, 1750. gr. 8. gedruckt ist, uns woraus Velazquez S. 360ff. einen Auszug giebt.

Don Agustin de Montiano
y Luyando. *)

Er wurde im J. 1697 geboren, und war aus einem der ansehnlichsten Häuser in Biscaya. Im J. 1763 lebre er noch. Als Dichter zeigte er sich im mehrern Gattungen mit pielem Glück; den meisten Beifall aber erwarben ihm seine beiden Trauerspiele: Virginia und Ataulpho; jenes erschien im I. 1750, dieses 1753; und auch dieß leßtere bes gleitete er mit einer Abhandlung über das spanische Trauers fpiel. Die Virginia wird am meisten geschäßt **); und der Verfasser giebt in der Einleitung umständliche Rechenschaft von der Sorgfalt, mit welcher er bei der Ausführung dieses aus der römischen Geschichte bekannten tragischen Subjekts die dramatischen Regeln, besonders die aristotelischen, zu bes folgen gesucht hat. Auch ist der Versbau sehr korrekt nnd wohlklingend. Weniger Verdienst aber hat doch dieses Schaus spiel von Seiten des leidenschaftlichen Interesse, welches nicht selten der zu ausgeführten, und oft zu rednerischen Bearbeitung des Dialogs aufgeopfert ist. Die drei leßs ten Scenen mögen hier zur Probe stehen. Lucius Virgis nius erscheint, mit dem vom Morde seiner Tochter noch rauchenden Dolch in der Hand, vor ihrem Verfolger, dem Appius, und redet ihn so an:

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Lucio.

Vergl. Leffing's Theatral. Bibliothek, St. 1, S. 118, aus dem d'Hermilly.

** Einen Auszug daraus s. in Leffing's Theatr. Bibl. a. d. D. der aus der französischen Uebersegung des d'Hermilly gemacht ist.

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Lucio. Yà barbaro, (què pena!) ya homicida,
(ò! ahogueme el afàn con que refpiro!)
yà el pundonor quedò fin contingencia,
de efte puñal al golpe deftrozada
la beldad de Virginia; que gozofa
facrificò fu floreciente pecho,

por librar de tu antojo fu pureza.
Ya el vil Marco tambien rindió poftrade
al duro hierro la infolente vida.`-.

Y affi, amigos (què rabia!) si merecen
mis canas, que las deis algun confuelo,
y ella victima hermofa, que fe irriten
los menos compaffivos corazones;
Si el amor poderofo de la patria,
fi la que veis autoridad intrusa,
los antiguos efpiritos excita,

la fervidumbre à vueftro honor acuerda:

iluftre Icilio, heroicos Senadores,

que

Uebersetzung: Jest, du Barbar welch ein Schmers!

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jest, du Menschenwürger faft erfiickt mich die Pein, mit jezt ist meine Ehre aller Gefahr entnommen.

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,, der ich athme! Ein Stoß diefes Dolchs hier serflörte die Schönheit Virginiens, ,, die mit Freuden ihre blühende Jugend dahin gab, um ihre ins „schuld vor der Nachstellung deiner Woluft zu retten. Auch »der nichtswürdige Markus ward durchs Schwert seines stolzen ,, Lebens beraubt. Jeßt aber, ihr Freunde- o! wie entbrenn' „ich! - Wenn meine grauen Haare einigen Troft von euch hoffen ,, dürfen; wenn jenes reizende Schlachtopfer nur irgend mitleidss fähige Herzen rührt; wenn die machtige Vaterlandsliebe, wenn „der Mißbrauch der obersten Gewalt, eure aften Gesinnungen ,,wieder rege macht; wenn euch die Knechtschaft schimpflich und », entehrend dünkt; edler Icilius, heldenmüthige Eenatoren! o!

que aunque tarde llegais para el focorro,
aùn os recibe à tiempo la venganza:
contra effe monftruo me ayudad: fu muerte
la pide la razon defatendida,

la pide aquella malograda fangre.

Icilio. Mi encono, mi furor, mi juftas iras, mas que la voz, obrando te respondan.

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(Arranca el puñal, y hazen todos lo mismo, y al embeftir a Claudio diciendo lo que les correfponde, huye precipitado con Soldados, y Lictores.)

Valerio. Affi tambien te imitarà mi acero.

Horacio. Y afli arreftado te accompaña el mio.

Claudio. Soldados, à ganar el Capitolio,

que eftamos defiguales en la fuerza!

SCENA

„, so eilt mir schnell wider jene Tyrannen zu Hülfe, so lang ihr „auch bisher zögertet; noch ists Zeit zur Rache. Seinen Tod Beischt die verschmähte Vernunft; ihn heischt jenes unglücklich ,, vergogne Blut."

Jcilius.,,Mein entflammter Eifer, meine Wuth, mein ges ,, rechter Grimm antworten dir thatig, besser ais Worte.“

(Er zieht den Dolch; eben das thun auch die übrigen; und indem
fle auf den Appius losgehen, flieht dieser mit seinen Soldaten
und Liktoren.)

Dalerius. „Auch mein Dolch soll so den deinen begleiten.“
Horatius. „Und so ergriffen folgt ihm auch der meinige.“

Blaudius. „Eilt, ihr Krieger, mit mir zum Kapitol! Denn „wir sind ihnen an Stärke zu ungleich.“

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Publ. Ay triftes de nofotras! Donde irèmos, que la afliccion, ò el riefgo no nos halle? Virginia muerta, el Pueblo alborotado! La planta apenas fin horror le mueve: con el fufto fe para hafta el aliento. Ay amigas! ay tristes compañeras ! Llorad, llorad con migo el dolorofo funefto fin de la inocente virgen, que tan temprano arrebatò la Parca. No dexeis, que se exalen mis fufpiros, fin alterne con ellos vueftro llanto : que en perdida, que à todas interessa, nos ha de fer comun el fentimiento. Mas para què persuado que se explique 'la lastimera voz de vueftras anfias, fi al parecer complica los motivos

que

Sechster Auftritt.

Publicia. Römerinnen.

la

Publicia. Weh uns Unglücklichen! wohin sollen wir gehen, wo Jammer und Gefahr uns nicht einholt! Virginia todt! das „Volk in Aufruhr! Kaum kann der Fuß ohne Schauder nur Einen „Schritt thun; und die Furcht hemmt den Athem. Ach! Freuns ,,dinnen, traurende Gefpielinnen, weint, weint mit mir, über ,,den schmerzvollen, traurigen Tod des unschuldigen Mädchens, deren Leben die Parze so frühzeitig endete. Lafft mich nicht seufs ,,zen, ohne eure Klagen mit den meinigen zu vermischen; denn bei einem Verlußt, der alle trifft, muß auch das Gefühl des ,, Schmerzens uns allen gemein seyn. O! gewiß wird sich euer Gram in Klagetönen vernehmlich machen, wenn zur dußern ? Bezeugung desselben das innere Gefühl der Anlasse, und die

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