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Moralphilosophie.

Erster Band.

Moralphilosophie.

Eine wissenschaftliche Darlegung

der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung

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Zweigniederlassungen in Wien, Straßburg, München und St Louis, Mo.

Imprimatur.

Friburgi Brisgoviae, die 10 Octobris 1903.

Thomas, Archiepp.

Alle Rechte vorbehalten.

Buchdruckerei der Herderschen Verlagshandlung in Freiburg.

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Unter dem Titel „Moralphilosophie" bieten wir im folgenden Werke eine systematische Darlegung jener Fragen, die sonst heute noch vielfach in getrennten Werken oder wenigstens unter verschiedenen Titeln als „Ethik und Naturrecht" oder „Sitten- und Rechtsphilosophie“ behandelt zu werden pflegen. Warum wir die Einteilung der Moralphilosophie in Ethik und Naturrecht für unhaltbar ansehen, darüber haben wir uns an anderer Stelle (S. 15 514 ff) genügend erklärt. Das Naturrecht ist ein Teil der Ethik oder Moralphilosophie.

Der Leserkreis, an den sich der Verfasser wendet, sind nicht ausschließlich Fachgelehrte, sondern alle Gebildeten, welche durch Beruf oder Neigung veranlaßt werden, sich in den großen praktischen Lebensfragen der sittlichen Ordnung wissenschaftliche Klarheit und Sicherheit zu verschaffen. Diesem Zweck entsprechend war es unser Bestreben, uns möglichst einfach und klar auszudrücken. Klarheit und Wahrheit sind Schwestern, die sich wohl vertragen. Schulfragen von geringer praktischer Bedeutung wurden nur soweit berührt, als es der vollständige Aufbau des Systems erheischte. Auch der gelehrte Apparat, der weniger den Nugen des Lesers als die Schaustellung der Belesenheit des Verfaffers bezweckt, wurde beiseite gelaffen, soweit es möglich war, ohne den wissenschaftlichen Charakter des Werkes aufzugeben. Ein wissenschaftliches Werk einfach volkstümlich zu schreiben, ist ein Ding der Unmöglichkeit und lag auch gar nicht in unserer Absicht.

Ein Hauptaugenmerk haben wir denjenigen Fragen zugewendet, welche für die gesamte Weltanschauung von grundlegender Bedeutung sind und gewissermaßen Wendepunkte für die wissenschaftliche Auffassung der sittlichen Ordnung bilden. Deshalb haben wir die wichtigsten Moralsysteme der älteren und neueren Zeit ziemlich ausführlich dargelegt und geprüft. Eine gründliche Besprechung dieser Systeme war um so notwendiger, als man in neuerer Zeit den moralphilosophischen Fragen eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet hat. Die weit überwiegende Mehrheit der moralphilosophischen Schriften aus neuerer Zeit stehen leider im Dienste der extremen Entwicklungslehre und sind offene oder verdeckte Versuche, eine unabhängige Moral zu stande zu bringen, in der alle sittlichen Probleme rein diesseitig" gelöst erscheinen.

Auf vielen Gebieten hat man sich längst sogar der Nennung des göttlichen Namens entwöhnt. Auf sittlichem Gebiete wollte das bisher noch nicht gelingen. Zu innig schien die sittliche Ordnung mit Gott verknüpft. Und doch, will der moderne Naturalismus einen Schein wissenschaftlicher Berech= tigung haben, so muß er zeigen, daß er eine dieses Namens werte sittliche

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