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Rabe: "Hündchen, nur nicht so böse sei!
Weißt du? ich bin bei der Polizei,
Muß nach den bösen Dieben spüren,
Und das Gestohlene confisciren."
Der Rabe hatte gewiß gelogen,
Den Hund um seinen Braten betrogen;
Doch der hat ihn nicht darüber verklagt.
Ich denke, er hat es nicht gewagt;
Es sollte wohl nicht zu Tage fommen,
Woher er ihn selbst erst hatte genommen.

13. Fuchs und Hahn.

Fuchs: Wer räth mir ein Räthsel? Wer ist so flug?"
Hahn: "Komm, sag' mir's, ich habe Verstand genug."
Fuchs: Einen Kopf hat er voll Hinterlist,

Eine Schnauze, die gern was Gutes frißt;

Jezt kommt er gesprungen und packet dich.“ Hahn: weh mir Armen! jezt frißt er mich!"

12.

The dog and the raven; Schelm, rogue ; Spißbube, rascal; dort, yonder ; schleppft... fort, you are lugging away, pres. ind. of fortschleppen; mir das, to me the, i. e. my; schön, fine; Stück Fleisch, piece of meat (Gr. p. 406, 4th); da, there; Hündchen, my little dog, diminutive of Hund (Gr. p. 147); sei nicht, be not ; so böse, so angry; nur, I pray, adverb; weißt du? do you know? from wissen* ; bin bei, belong to; Polizei, police; nach etwas spüren, to track, be in pursuit of something; bösen Dieben, wicked thieves, dat. pl.; confisciren, confiscate; Gestohlene, that which is stolen, stolen goods, perf. part. of stehlen*, used substantively; gewiß, certainly; gelogen, lied; perf. part. of lügen*; supply und, and; betrogen, cheated, perf. part. of betriegen*; um, out of; Braten, roastmeat; der, he; hat ihn nicht verklagt, did not inform against him; darüber, on that account; wohl, no doubt; es sollte nicht, it was not; zu Tage kommen, to come to light; woher, whence; er selbst, he himself; erst, first; ihn hatte ge= nommen, got it from, pluperf. of nehmen*.

13.

The fox and the chanticleer; wer, who; räth, will guess, pres. ind. used for the future; Räthsel, riddle; klug, wise; sag' mir's, tell it to me, mir's or mir es; Verstand genug, great plenty of wit, wit enough; Kopf, head; er, for the reason why the subject is put after its verb, see Gr. p. 360, 5th; voll Hinterlift, full of cunning; Schnauze, snout; die, which; gern frißt, likes to eat, pres. ind. of freffen*, only said of animals; below it means to devour; was

Der arme Hahn, er sollte sich wahren;
Das gar zu gescheidt sein bringt Gefahren;
Er kannte den Fuchs, er hätte nicht sollen
Ihm seine Räthsel rathen wollen.
Nun hat's ihn gereut zu tausend Malen,
Nun muß er's mit seiner Haut bezahlen.

14. Knabe und Schmetterling.

Knabe:

"

Schmetterling,

Kleines Ding,

Sage, wovon lebst du,

Daß du nur in Lüften schwebst?"

Schmetterling: "Blumenduft, Sonnenschein,

Das sind die Nahrung mein."

Der Knabe, der wollt' ihn fangen,
Da bat er mit Zittern und Bangen:
"Lieber Knabe, thu' es nicht,

Laß mich spielen im Sonnenlicht.

is here familiar for etwas; jest, now; gesprungen, springing, perf. part. of springen*, must be translated by the pres. part. (Gr. p. 475, § 173); o weh mir, oh wo to me; Armen, wretched one, adjective employed substantively; arme Hahn, poor chanticleer; sich wahren, be (more) cautious; das gar zu gescheidt sein, to be overwise-the whole expression is regarded as a substantive in the neuter gender, subject nom. to bringt; bringt, brings, leads into; Gefahr, danger; kannte, knew, imperf. of kennen*; hätte nicht follen, should not have; wollen, wished; nun, now; hat's (or hat es) ihn gereut, he has rued it; zu tausend Malen, a thousand times; muß er's... bezahlen, he has to pay for it; Haut, lit. skin, i. e. life.

14.

Knabe, boy; Schmetterling, butterfly; klein, little; Ding, thing, creature ; fage, imper. of fagen; wovon lebst du, what do you live on; nur, only, but ; schweben, to hover, to float about; Lüften, dat. pl. of die Luft, the air, must be rendered in the singular; Blumenduft, the fragrance of flowers; Sonnenschein, sunshine; das, these (see Gr. p. 434, obs. 2); Nahrung mein, my food, in poetry (and anciently also in prose) the adjective or adjective pronoun is sometimes put after its noun, contrary to the common usage; der wollt ihn fangen, he wanted to catch; bat, begged, imperf. of bitten*; Zittern, trembling; Bangen, fear, dread, both are infinitives, used substantively (Gr. p. 472, § 166); thu', imper. of thun*, to de; spielen, play; Son

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Ein Araber hatte sich in der Wüste verirrt und war in Gefahr, vor Hunger und Durst zu sterben. Nach langem Umherirren fand er eine von den Cisternen oder Wassergruben, aus welchen die Pilger ihre Kameele tränken, und einen kleinen, ledernen Sack, der auf dem Sande lag. "Gott sei gelobt!" sprach er, als er ihn aufhob und befühlte; das sind gewiß Datteln oder Nüsse; wie will ich mich an ihnen erquicken und laben!"` In dieser süz fen Hoffnung öffnete er schnell den Sack, sah, was er enthielt, und rief dann ganz traurig aus: Ach, es sind nur Perlen!" C. F. D. Schubert.

16. Das frühe Veilchen.

Beim ersten warmen Sonnenstrahl im März schlüpfte ein zartes Veilchen hervor aus seiner schüßenden Hülle und freute sich

nenlicht, light of the sun; doch is here causal, for; eh' or ehe, ere, before; Morgenroth, aurora, early dawn; vergehen*, to disappear; liegen*, to lie; kalt, cold; todt, dead.

15.

Araber, Arab; Wüste, desert; sich... verirrt, lost his way, reflex. verb; zu sterben*, to die; vor, from; Hunger, hunger; Durst, thirst; nach, after; langem Umherirren, straying about for a long time, the infin. umherirren is here regarded as a substantive (Gr. p. 472, § 166); fand, imperf. of finden*, to find; eine, one; Cisternen, cisterns, dat. pl.; Wassergruben, water-pits; aus, out of; der Pilger, the traveller ; tränken, water, 3d pers. pl. pres. ind.; das Kameel, the camel; flein, small; ledern, leathern; Sack, bag; der, which; der Sand, the sand; Gott sei gelobt, God be praised; als, as; aufhob, imperf. of aufheben*, to take up; befühlte, imperf. of befühlen, to touch, examine; das sind, these are, lit. this are, see Gr. 276, obs. A.; gewiß, certainly, undoubtedly; die Dattel, the date; die Nuß, the nut; erquicken, quicken; laben, refresh; mich, myself; an ihnen, with them; süß, sweet; Hoffnung, hope; öffnete, from öffnen, to open; schnell, quickly; sah, from sehen*, to see; ent= hielt, from enthalten*, to contain; rief ... aus, from ausrufen*, to exclaim (Gr. p. 81, obs. C.); ganz traurig, lit. entirely sad, i. e. with great sadness; ach, alas; es sind, they are (see Gr. p. 177, obs. B.); die Perle, the pearl.

1) W. HEY is also the author of 12 and 13.

des aufquellenden Lebens. Aber der Schnee lag noch auf den Bergspigen und in den Schluchten, und ein kalter Abendwind wehte über die Flur, als die Sonne hinuntersank. Da schauderte das Veilchen zusammen und sprach: „Warum muß ich schon sterben, da ich eben zu leben meinte ?«

Und der Geist der Blumen, der unsichtbar da stand, antwor tete:

„Warum strebtest du mit deinem zarten Leben so früh in die raube Zeit hinaus? Ein schwaches Geschlecht muß untergehen im Frost und Sturm. Wenn du aber nun dein kleines Haupt niederlegst im Hauche der Nacht, will ich dich in den Schooß deiner Mutter zurückbringen, wo deine Geschwister noch schlafen. Frost und Stürme vergehen, doch das Leben verbirgt sich nur und kehrt wieder."

Alov Schreiber.

16.

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; im or in cilchen, violet ;

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Beim or bei dem, at the; warm, warm; Eonnenstrahl, sun-b dem, in (article not translated); März, March; zart, delicate schlüpfte, from schlüpfen, to slip; hervor, forth; aus, from, ge the lat.; schü Bend, sheltering; Hülle, cover; freute sich, from sich freuen, to rejoic (with the gen.); des, its (Gr. p. 379, 4th); aufquellend, newly budding; Lebens, life; Schnee, snow; Bergspißen, mountain-tops, dat.; Schluchten, hollows; falt, cold; Abendwind, west-wind; wehte, from wehen, to blow; über, across; Flur, plain ; als, when; Sonne, sun; hinunterfank, from hinuntersinken*, to sink, zo down; da, then; das Veilchen is put after its verb, why? see Gr. p. 360, 5th; schauderte, from schaudern, to shrink; zusammen, together; warum, why; sterben, die; schon, already; da, when; eben, just, adv.; meinte, thought; zu leben, to live, i. e. to commence life; Geist, spirit; der is not translated (Gr. p. 379, 6th); Blumen, flowers, gen. pl.; der, who; unsichtbar, invisibly ; stand, from stehen*, to stand; strebtest du . hinaus, didst thou strive (venture) forth; in die rauhe Zeit, into the rough (raw) season; schwach, a 'eakly; Geschlecht, race; untergehen*, perish; im, amid; Frost, frost; Sturm, storm; wenn du aber, but if thou; niederlegst, pres. ind. of niederlegen, to lay lown; klein, little; Haupt, head; im, in, in the sense of during; Hauche, breath; der Nacht, of night (Gr. p. 380, 1st); will ich, I will; zurückbringen, carry back; Schooß, bosom; deiner Mutter, of thy mother; wo, where; Geschwi= ster, sisters; noch schlafen, are yet sleeping; vergehen, pass away; das Leben, life-the article is not translated, see Gr. p. 380, §8; nur, only; verbirgt fich, 2d pers. sing. pres. ind. from sich verbergen*, to hide one's self; und kehrt wieder, and returns again, i. e. to return again, from wiederkehren.

V

17. Die Moosrose.

Der Engel, der die Blumen verpflegt und in stiller Nacht den Thau darauf träufelt, schlummerte an einem Frühlingstage im Schatten eines Rosenstrauchs. Und als er erwachte, da sprach er mit freundlichem Antlig: "Lieblichstes meiner Kinder, ich danfe dir für deinen erquickenden Wohlgeruch und für deinen kühlen Schatten. Könntest du dir noch etwas erbitten, wie gern würde ich es dir gewähren.“ "So schmücke mich mit einem neuen Reize," flehte darauf der Geist des Rosenstrauchs. Und der Blumenengel schmückte die schönste der Blumen mit einfachem Moose. Lieblich stand sie da in bescheidenem Schmuck, die Moosroz se, die schönste ihres Geschlechts.

18. Tod und Schlaf.

Parabel.

Krummacher.

Tod und Schlaf, der Engel des Schlummers und des Todes, brüderlich umschlungen, durchwandelten die Erde. Es war Abend. Sie lagerten sich auf einem Hügel, nicht ferne von den Wohnungen der Menschen. Eine wehmüthige Stille waltete rings umher, und die Abendglocke im fernen Dörflein verstummte.

17.

Moosrose, moss-rose; Engel, angel; der, who; verpflegen, to tend, wait on; still, still; Thau, dew; träufeln, to drop, distil; darauf, upon them, see Gr. p. 429, obs. 6th; schlummerte, was slumbering ; Frühlingstag, spring-day ; Schatten, shade, Rosenstrauch, rose-bush; erwachen, to awake; da is not rendered here; freundlich, friendly; Antlig, countenance; lieblich, lovely; Kind, child ; danken, to thank; für, for; erquickend, refreshing ; Wohlgeruch, redolence; kühl, cool; dir erbitten, ask for; noch etwas, something more, some additional favour; gern, willingly; gewähren, grant; so, then; schmücken, to adorn; Reiz, charm; flehen, to beseech; darauf, thereupon; Blumenengel, angel of flowers; der Blumen, gen. pl.; der, of, simply points out the case; einfach, simple, plain; stehen*, to stand; bescheiden, modest; Schmuck, ornament; ihres, of her.

18.

Tod, death; Schlaf, sleep; der Schlummer, slumber; brüderlich umschlungen, brother-like locked arm in arm, in brother-like embrace; umschlungen, perf. part. from umschlingen*, to embrace, clasp; durchwandeln, to walk over; Erde, earth; Abend, evening; sich lagern, refl. verb (Gr. less. 70), to lay one's self down, recline; Hügel, hill; ferne, far; Wohnung, habitation; der Mens

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