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ter von dir abgehangen, so würden wir keinen Frühling, keinen Sommer, keinen Herbst gehabt haben. Du hättest die Erde mit ewigem Schnee bedeckt, um nur Schlitten fahren und immer Schneemänner machen zu können. Und wie viele andere Freuden hätten wir dann entbehren müssen! Wohl uns, daß es nicht auf uns ankommt, wie es in der Welt sein soll; wie bald würden wir sie verschlimmern, wenn wir könnten!“

Heinrich Campe.

21. Das erste Dankopfer.

Die kleine Annette war lange krank und dem Tode nahe gewefen. Nur der unermüdeten Sorgfalt der Mutter war es endlich gelungen, das schwankende Leben des Kindes zu erhalten. Annette genas und begrüßte das Licht und den wiederkehrenden Frühling mit seligem Lächeln.

An einem warmen Maitag trug die liebende Mutter die Kleine zum erstenmal hinaus unter die blühenden Bäume. Zahllose Blumen glänzten auf den Beeten des Gartens und entfalteten

must understand; auf das Weltmachen, the making of worlds; hätt' es... abgehangen, had it depended, plup. subj. of abhängen*; vorig, last; so, not rendered, Gr. p. 270; würden wir gehabt haben, 2d conditional of haben*—on the position of these words see Gr. p. 358, 3d; hättest bedeckt, would have covered, plup. subj. of bedecken; ewig, everlasting; um nur ... zu können, simply for the sake of being able; Schlitten fahren, the same as im Schlitten fahren, above; Schneemann or Mann von Schnee, above; hätten wir denn müssen, would we then have been obliged—müssen is here for gemußt, Gr. p. 473, § 168; entbehren, to do without; wohl uns, it is well for us, or happy are we ; nicht auf uns ankommt, does not depend on us; wie es, how things; sein soll; are to be; die Welt, the world; verschlimmern, deteriorate; sie, it, i. e. die Welt.

21.

Dankopfer, thank-offering; Annette, Nancy; war ... gewesen, had been, plup. of sein; lange, for a long time, long ; nahe, near the point of, gov. the dat.; unermüdet, unwearied; Sorgfalt, attention, care; war es endlich gelungen, had at last succeeded; zu erhalten, in preserving (Gr. p. 474); schwankend, vacillating, uncertain ; das Kind, the child; genas, imperf. of genesen*, to recover, convalesce; begrüßen, to hail, greet; wiederkehrend, returning; selig, blissful; Lächeln, smiling, infin. used substantively; Maitag, May-day; liebend, loving; trug... hinaus, carried out, from hinaustragen*; die Kleine, the little one (Gr. p. 417, § 70); zum erstenmal, for the first time; unter, under; blühend, blooming; zahllos, numberless; glänzen, to glisten; das Beet, the (flower)

ihre schimmernden Sterne im Strahl der Sonne. Mitten in der blühenden Schöpfung ließ sich die Mutter nieder und drückte das jubelnde Kind mit stillen Freudenthränen an ihre Brust. Aber die Kleine wandte den Blick immer wieder auf die bunten Beete und jauchzte und rief: O wie schön! Wie so gar herrlich ist es hier überall !"

„Weißt du aber auch, mein Kind," fragte die Mutter, wer diese Pracht so unnachahmlich bereitet und dir so große Freude gemacht hat?"

„Wer denn anders als du?" antwortete liebfosend das Kind. Liebt mich denn wohl Jemand auf Erden gleich dir, du liebe, freundliche Mutter?"

„Niemand auf Erden!" rief die Mutter; „aber über der Erde lebt noch eine höhere Liebe als die meine. Ihr verdankst du dein Leben, alle deine Freuden. Lerne, o Annette, sie in ihrer großen Schöpfung anbeten!"

Da hob das Kind den Blick, wie suchend, empor; aber das Licht blendete die schwachen Augen; und es seufzte und sprach: "Ach, Mutter, ich vermag noch nicht zu fassen, was du sagtest!"

Die Mutter drückte die Kleine inniger ans Herz und sprach: „Gräme dich deßhalb nicht, mein Kind. Einst wirst du heller

bed; der Garten, the garden; entfalten, unfold; schimmern, to glitter; der Stern, the star; Strahl der Sonne, ray of the sun, equivalent to the compound Sonnenstrahl in § 16; mitten in, in the midst of; Schöpfung, creation; ließ sich nieder, imperf. of sich niederlassen*, to seat one's self; drücken, to press ; jubelnd, exulting; die Freudenthräne, the tear of joy; an ihre Brust, to her breast; wandte, imperf. of wenden*, to turn, direct; den Blick, her eye, look; bunt, variegated; jauchzen, to shout; so gar, so very, exceedingly; herrlich, glorious; überall, all around; weißt du aber auch, and do you know too; wer, who; unnachahmlich, inimitably; bereitet. ... hat, has made, created; Pracht, splendour ; gemacht, perf. part. of machen, to make, cause; wer denn anders, who else can it be; liebkosend, with a caress; liebt mich denn wohl Jemand auf Erden, for can it be that any one on earth loves me-denn wohl cannot be rendered literally; gleich dir, as you do, lit. equally to you; freundlich, friendly, kind; über above; lebt noch, there lives yet; höher, higher, comp. of hoch; Liebe, love; ihr, to it, i. e. der Liebe; verdanken, to owe, to be indebted for; lernen, to learn; anbeten, to adore; fic, it; da, thereupon, then; hob. . . empor, imperf. of emporheben*, to raise upward; wie, as if; suchend, searching, inquiring; blenden, to dazzle; schwach, weak; seufzen, to sigh; vermag, pres. ind. of vermögen*, to be able; faffen, comprehend; inniger, more closely, affectionately; ans (or an das), to her; Herz, heart; gräme dich nicht, grieve not, from fich grämen.

sehen. Dem unsichtbaren Wesen ist es genug, daß du ihm unbewußt das erste Dankopfer brachtest, indem du die höchste Liebe, als die Schöpferinn dieser reichen Natur anerkanntest, und nur im kindlichen Irrthum die Mutter umarmtest, indem Gott deine dankbare Seele erfüllte.

Agnes Franz.

reflex. verb., Gr. p. 463; deßhalb, on that account; einst, by and by, at some future time; wirst du sehen, you will see; heller, more clearly; Wesen, Being; daß du brachtest, that you brought him; unbewußt, unconsciously; indem du anerkanntest (imperf. of anerkennen*), by recognizing, see Gr. p. 279, obs. E.; höchst, highest, supreme, superl. of hoch; Schöpferinn, creating cause, fem. noun formed from der Schöpfer, see Gr. p. 147; reich, rich; und (indem du) umarmtest, and by embracing; die Mutter, your mother; kindlich, childlike; Irrthum, error, mistake; indem, whilst ; Gott, God-here the Idea of God; erfüllen, to fill; dankbar, grateful; Seele, soul.

Zweiter Abschnitt.

1. Der Wiederhall

Der kleine Georg wußte1 noch nichts von dem Wiederhalle. Einmal schrie er nun auf der Wiese: "Hop, hop!" Sogleich rief's im nahen Wäldchen auch: "Hop, hop!" Er rief hierauf verwundert: „Wer bist du?" Die Stimme rief auch: "Wer bist du? Er schrie: »Du bist ein dummer Junge!" mer Junge!" halltes es aus dem Wäldchen zurück3.

"Dum

Jest ward Georg ärgerlich und rief immer ärgere Schimpfnamen in den Wald hinein3. Alle hallten getreulich wieder zurück. Er suchte hierauf den vermeinten Knaben im ganzen Wäldchen, um sich an ihm zu rächen9, konnte aber Niemanden finden.

Hierauf lief1o Georg heim und klagte es der Mutter11, wie ein böser Bube sich im Wäldchen versteckt12 und ihn geschimpft has bel2. Die Mutter sprach: »Diesmal hast du dich recht verrathen13 und dich selbst angeklagt14! Wisse, du hast nichts16 vernommen15 als deine eigenen Worte. Denn wie du dein Ge

1.

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1 Wissen, to know. 2 Denotes here the consequence of his not knowing, well, therefore. 3 Schreien, to cry out, shout. 4 Rief's for rief es, from rufen, to call. 5 Zurückhallen, to echo back. 6 Ward ärgerlich, got angry. 7 Comparative of arg, bad; immer ärgere, worse and worse, still harder. 8 In den Wald hinein, into the wood. 9 Sich an Jemandem rächen, to take vengeance on any one. 10 Laufen, to walk hastily, to run. 11 Klagte es der Mutter, complained of it to his mother. 12 Sich versteckt habe, had concealed himself, perf. subj. of verstecken. The subjunctive mood in German is used after the verbs sagen, to say; erzählen, to relate; fragen, to ask, and the like, when either our own language or that of another is quoted indirectly (see Gr. p. 295). 13 Sich verrathen, to betray one's self; recht, very finely, admirably. 14 Antflagen, to accuse. In separable compounds the syllable ge of the perf. participle is inserted between the particle and the verb (Gr. p. 467, § 148). 15 Vernehmen, to hear, perceive. 16 Nichts . . . als, nothing but. 17 Denn is a conjunction denoting the logical cause or reason of a preceding proposition; as such it corresponds to the English for. Much more rarely it may be ren

sicht schon öfter19 im Wasser gesehen18 hast, so20 hast du deine Stimme im Walde gehört. Hättest21 du ein freundliches Wort hinein gerufen21, so22 wäre dir auch ein freundliches Wort zurückgekommen23."

So geht es aber immer24. Das Betragen Anderer ist meistens nur ein Wiederhall des unsrigen. Begegnen wir25 den Leuten26 freundlich, so werden sie auch uns freundlich begegnen. Sind wir aber27 gegen sie rauh und grob, so dürfen wir28 auch von ihnen nichts Besseres erwarten28.

2. Beispiel von Enthaltsamkeit.

Alexander der Große kam auf seinem Zuge, die Welt zu erobern, durch eine lange Sandwüste Asiens, in der1 sich nirgends Wasser befand2. Endlich hatte ein Soldat etwas aufgefunden3 und brachtes es in seinem Helm dems Alerander. Da dieser aber sah, daß seine Soldaten eben so wie er vor Durst lechzten, sprach er: "Soll ich der Einzige1o sein, der da trinkt?“ und gof11 das Wasser auf die Erde. Alle, voll12 Bewunderung über die Enthaltsamkeit des Königs, riefen13: „Auf! führe uns fort14! wir sind

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dered by then. 18 Perf. of sehen, to see. The verb is at the end, because the sentence begins with a relative adverb (wie), see Gr. p. 122. Schon öfter, often before. 20 Thus, so, is the correlative of the foregoing wie, as. 21 Hat= test du gerufen, plup. subj. of rufen; had you called, i. e. if you had. On the omission of wenn, if, which is very frequent in German, and on the use of the subjunctive in conditional propositions, see Gr. p. 295, obs. E, and p. 293, obs. B, examples. 22 When in the first clause of a conditional sentence wenn is omitted, the second generally begins with so, then, in that case, which simply serves to point out the consequence of the preceding clause and generally needs not to be translated; Gr. p. 251, obs. B, and 23 Wäre zurück271. P. gekommen, plup. subj. of zurückkommen, which takes sein for its auxiliary, would have returned. 24 But thus it is always. 25 Supply if; if we treat. 26 People, dat. pl. gov. by the verb; the article is not rendered. 27 But if we 28 Dürfen wir erwarten, we may, are entitled to expect.

are.

2.

1 In which, where. 2 Sich befand, there was, was to be found, from sich befin= den. Auffinden, to find out; see note 14, § 1. Etwas, some, a little. 5 Brin= gen, to bring. When joined to proper names, the article frequently serves merely to point out the case and is not translated; Gr. p. 379, 6th. Da dieser, when the latter, or simply when he. 8 Sehen, to see. 9 Eben so wie, as well as. 10 Only one. 11 Gießen, to pour, spill. 12 Full of. 13 Rufen is here equivalent

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