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Brunière nicht allein von bekannten Fischen, wie Lachsen, Lachsforellen, Stören, Hausen (Bjeluga) von 20-25 Fuß Länge, Hechten, Welsen, welche lehte erst wieder im Onon, einem Quellstrome der Schilka, sich finden, nachdem sie in ganz Sibirien vom Ural an fehlen (Ritter's Erdkunde, Asien II, 281), wimmeln, sondern auch zahlreiche andere unbekannte und werthvolle große Fische besißen. Dazu gehört z. B. der Jluam-iù von 1000 bis 2000 Pfund Schwere, der ein sehr weißes, sehr delicates knorpliges Fleisch hat und dessen eigentliche Knorpel sogar für das Beste an dem ganzen Thiere gehalten werden, weshalb anch die chinesischen Beamten sie für die Tafel des Kaisers sammeln müssen; ferner der Tamara von 10–15 Pfund Gewicht, der aus dem Meere in die Flüsse aufsteigt. Die Anwohner des Amùr sind übrigens sehr geschickte Fischer, und besonders die Tungusen am unteren Amùr schießen die Fische mit Armbrüsten, sobald sie deren Rückenflossen aus dem Wasser auftauchen sehen. Selbst ein Pflanzenproduct der südlichen Mandschurei dürfte für den künftigen Handel der Russen mit China von Bedeutung werden. Es ist dies der bei den Chinesen so hoch berühmte Ginseng, die tuberculose Wurzel von Panax Ginseng, einer Araliacee, deren erste genauere Beschreibung und Zeichnung wir schon vor fast 150 Jahren dem Jesuiten P Jartour verdankten (Lettres édifiantes des Missions. Paris 1713. X, 160-172), und die in neuerer Zeit wieder durch Nees von Esenbeck wissenschaftlich untersucht und im Supplement seines zu Düsseldorf erschienenen Werkes über Arzeneigewächse Tafel 112 abgebildet wurde. Ueber die Heilkräfte dieser merkwürdigen Pflanze, deren Vorkommen im östlichen Asten sich auf Korea (J. M. Callery in der Revue de l'Orient 1844, V, 277) und auf die südliche, an Korea anstoßende Mandschurei in der Nähe des Usuri zu beschränken scheint 1), sind die Berichterstatter bekanntlich sehr verschiedener Ansicht. Während die Chinesen den Ginseng in allen körperlichen Uebeln für eine Panacee halten, die Schwindsüchtige nach Verlust ihrer halben Lunge heilen soll, Greifen angeblich das erloschene Jugendfeuer wiedergiebt, die Wirkung von Giften im Körper völlig zerstört und ähnliche Wunderkräfte ausübt (Callery 277), haben sich neuere euro

1) Sonderbarer Weise sagt der französische Consul Callery, der freilich nicht in Korea selbst war, daß der Ginseng hier auf waldfrcien (découvertes) Bergen wächst, wogegen de la Brunière denselben am Ufuri gerade in Bergwäldern gedeihen läßt.

päische Forscher in der Hinsicht ziemlich ungläubig gezeigt 1). Die Chinesen nennen in ihrer Vorliebe für den Ginseng denselben nach Jartour auch wohl Orhota d. h. König der Pflanzen, während das Wort Ginseng nicht das Leben der Menschen in Bezug auf die angeblichen Heilkräfte der Pflanze, sondern in Bezug auf die eigenthümliche formelle Gestaltung der Wurzel lebender Mensch bedeuten soll (Callery 278). Nach dem Werth, den die Chinesen dem Ginseng beilegen, sind die Preise in deren Lande natürlich sehr hoch und namentlich Exemplare des wahren Ginseng von Korea werden noch immer mit Golde aufgewogen, so daß die Wurzel den lohnendsten Theil des Handels von Korea mit China bildet. Die Eremplare aus der Mandschurei haben aber sogar einen erstaunlich hohen Werth, wenn es wahr.ift, wie P. Verolles berichtet, daß man 50,000 Francs für das Pfund bezahlt, wogegen der koreanische Ginseng jezt nur noch 200 Francs im Handel gilt (Nouv. Annales des voyages 1852, IV, 223) *). Mit Recht führt darum der Ginseng der Mandschurei, wie de la Brunière versichert (a. a. D. IV, 107), den Namen des Schazes des Landes. Bei so enormen Preisen und der wenigen Wirksamkeit des durch Cultur gezogenen Ginseng nach Angabe der Chinesen darf man sich auch nicht wundern, daß der canadische Ginseng, die Wurzel einer dem mandschurischen Ginseng nachstehenden Panarart, troß ihres viel geringeren Werthes zwei Drittel von dem Consum dieses Products in China bildet (Callery 277). Was endlich noch die Heilkräfte des Ginseng betrifft, so ist es gegen die europäischen Zweifler allerdings von Bedeutung, daß die älteren und neueren französischen Geistlichen in China dieselbe gar nicht für eine Chimäre erachten. Schon Jartour erklärte den Ginseng aus eigenen Beobachtungen für ein treffliches tonisches Mittel (a. a. D. 162—164) und übereinstimmend damit sagte de la Brunière, er halte denselben nach eigener Erfahrung für das beste tonische Mittel bei Magenschwäche, wo der Ginseng noch wirke,

1) Der berühmte französische Botaniker Richard sagt z. B. in seiner Botanique médicale, daß der Ginseng sich durch 100 andere unendlich wohlfeilere europäische Pflanzen erseßen lasse.

2) Nach de la Brunière bringt eine Wurzel von Fingersdicke dem Finder in Mandschurien einen Gewinn von 800 – 1000 Taels ( a. a. Q. IV, 105). Der Tael ist 614 preuß. Silbergroschen gleich.

wenn selbst die China ihre Dienste versage (a. a. O. 106), freilich wäre nur die wilde Pflanze gut. Wie dem auch sei, so dürften die Russen, wenn sie sich des Handels von Süd - Mandschurien bemächtigen, was nicht lange ausbleiben wird, in diesem Producte einen werthvollen Erportartikel nach China erlangen. Bisher gestattete die Regierung nur etwa 10 chinesischen Kaufleuten gegen Erlegung von 100 Taels und mehr und gegen Ertheilung von Pässen den Eintritt in die Mandschurei, sowie die Befahrung des Sunghari und Usuri, um Ginseng zu kaufen, so daß der höchst einträgliche Handel damit das Monopol weniger Begünstigten war. Außer diesem Product und dem Tribut von Pelzwaaren brachte das ganze Amùrland China nichts ein, wogegen die Unterhaltung einer beträchtlichen Flotte auf den schiffbaren Strömen, einer Militairmacht und der Beamten große Kosten verursachte. So muß man also ganz der von Herrn C. Ritter in richtiger Erkenntniß der Verhältnisse schon im Jahre 1834 ausgesprochenen Ansicht (Erdkunde, Asten III, 437) beistimmen, welche wörtlich also lautete: Den Chinesen bringt der Amùr, in deffen Hauptbesiß sie nach seinem mittleren und unteren Laufe sind, gar keinen besonderen Vortheil, doch schließt die bewaffnete Macht, die sie auf ihm halten, jeden Anderen von dessen Besize aus. Den Russen allein würde eine Schifffahrt auf ihm zu einer höchst bequemen und erwünschten Communication ihres sibirischen Binnenlandes mit den transmarinen Colonisationen und dem Handel im Nord des Ost-Oceans verhelfen können."

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Außer dem Amùr hat in neuester Zeit noch ein interessanter Punkt der im Süden von Sibirien gelegenen chinesischen Landschaften die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nach dem bekannten Werke des alten tatarischen Historikers Abulghast Bajandur Khan wußte man nämlich, daß Dschingis Khan unfern der heutigen russischen Grenze in dem zur Mongolei gehörenden Bezirke Blun Juldyk oder Delun Boldak, welcher unweit des See's Eke-Aral und an dem schon genannten Ononflusse liegen sollte, geboren war. Ueber die Geburtsstelle stellte neuerlichst ein junger zum Christenthum übergegangener und in Kasan auf Staatskosten ausgebildeter Buräte, Namens Dschordschi Bansaroff, nach seiner Rückkehr zu Irkutsk, wo er als Regierungsdolmetscher angestellt ist, in einer Abhandlung Untersuchungen an, nachdem er schon vorher zu St. Petersburg eine im dortigen Museum der Kaif. Academie der Wissen

schaften darauf bezügliche berühmte Tafel gezeichnet und erläutert hatte. Um hierüber in das Klare zu kommen, veranlaßte der sibirische Zweig der russischen geographischen Gesellschaft einen in Nertschinsk angesiedelten Kaufmann, der selbst ein heidnischer Buräte war, die Ufer des Onon zu untersuchen. Wirklich fand derselbe auf der rechten Seite des Onon, 7 Werst oberhalb des See's, einen Landstrich, der noch heute Delun Bolduk heißt. Leider erkrankte der Kaufmann auf der Rückkehr und starb bald darauf zu Nertschinsk, so daß von den Ergebnissen seiner Reise wenig bekannt werden dürfte.

Gumprecht.

Neuere Literatur.

Die Terrainaufnahme rationell aus der Lehmann'schen Theorie der Terraindarstellung entwickelt von Hermann v. Schintling, Oberst= lieutenant und Director des topographischen Bureau's des königl. baierischen General - Quartiermeister - Stabes. Mit einer lithographirten Tafel. München 1855 1).

Die Methode, Berge und Unebenheiten des Bodens durch senkrechte Beleuchtung anschaulich darzustellen, hat nach und nach über alle anderen Manieren der Bergzeichnung den Sieg davon getragen und ist gegenwärtig allgemein eingeführt. Ihr Erfinder war der kursächsische Lieutenant Lehmann. Die Zeit der Erfindung fällt in das Jahr 1797, obgleich seine Schrift über die Theorie des Situationszeichnens erst 1802 erschien.

Die ersten Proben, welche Lehmann in seiner Manier lieferte, übertrafen an Wahrheit und an Gefälligkeit im Ausdruck alle früheren Leistungen. Sein scharfer Blick im Auffassen der Formen und eine wohlgeübte Hand verliehen seinen Zeichnungen neben der Treue noch einen so hohen künstlerischen Werth, daß sie bisher nirgends übertroffen wurden. Es war ihm gelungen, die bildliche Darstellung der Berge von einer meist principlojen Arbeit auf mathematische Grundlagen zurückzuführen und die Technik derselben zu einer Kunst zu erheben; eine natürliche Folge davon war aber auch, daß nicht Jeder sie

1) Mitgetheilt von dem Königl. Generalmajor und Dirigenten der trigonometrischen Aufnahmen, Herru Baeyer. 6.

ausüben konnte, denn es gehörten außer Fleiß und Anstrengung auch natürliche Anlagen dazu. Dieser Umstand verschaffte ihm Widersacher; man fand seine Methode zu schwierig und es tauchten von verschiedenen Seiten Verbesserungs-Vorschläge, bequemere Methoden auf, die sich namentlich bei Dilettanten leicht Eingang verschafften; es fanden sich aber auch unter Sachkennern und Praktikern warme Vertheidiger. Zu diesen gehörte bei uns der Quartiermeister-Lieutenant v. Rauch, derselbe, welcher nach den Freiheitskriegen als General und Chef des Ingenieur-Corps allgemein bekannt war und zuleht als Kriegsminister gestorben ist. Die Veranlassung dazu war folgende. Als im Jahre 1803 die Lehmann'sche Methode bei unseren Militairschulen eingeführt werden sollte, hatte der preußische Artillerie-Lieutenant Schienert eine verbesserte, nach ihm benannte Methode in Vorschlag gebracht, die darin bestand, daß er an die Stelle der Lehmann'schen Bergstriche Signaturen (gerade, punktirte, gekrümmte und gekreuzte Striche) sezte, alles Uebrige aber nach Lehmann ließ. Der damalge General-Quartiermeister der Armee, General v. Geusau, hatte den Lieutenant v. Rauch mit einer Begutachtung dieses Vorschlages gegenüber der Lehmann'schen Methode beauftragt und es scheint, daß in Folge dieses Gutachtens die Lehmann'sche Methode definitiv bei uns eingeführt wurde. Es wird nicht ohne Interesse sein, einige Stellen daraus anzuführen, weil sie einen Vergleich zwischen der damaligen und jetzigen Auffassung der Sache gestatten.

Nachdem der Berichterstatter die wissenschaftliche Grundlage der Lehmannschen Methode klar und bündig erörtert, die treue und dem Auge gefällige Darstellung der Formen hervorgeboben hat, fährt er fort:

Die Gegner dieser Methode sagen, daß dazu

1) ein größerer Zeitaufwand,

2) mehr Mühe und Anstrengung der Augen,

3) ein verhältnißmäßig sehr großer Maßstab,

4) mehr Aufmerksamkeit beim Copiren der Zeichnungen gehören;

5) kein deutliches Brouillon beim Aufnehmen geführt werden könne, und 6) die Berg-Gradation schwer zu beurtheilen sei.

Alle diese Einwürfe sind jedoch nur äußerst relativ und zeigen mehr von der Unkunde und der wenigen Mühe, welche man sich bis jezt gegeben hat, die Lehmann'sche Methode gründlich zu studiren und sich darin zu routiniren, als daß solche diefer Methode zum reellen Vorwurf gereichen könnten.

Nicht allein das Beispiel des Lieutenants Lehmann und das aller seiner Eleven und Zöglinge selbst, welche an seinem musterhaft vortrefflichen Unterricht Antheil nahmen 1), sondern auch anderer Personen, deren es bereits einige in der preußischen Armee giebt, beweist hinlänglich, daß weder das Erlernen, noch das Ausüben seiner Methode mit so großen Schwierigkeiten, als

1) Lehmann war Lehrer am Cadetten - Corps in Dresden.

B.

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