Sidebilder
PDF
ePub

Die Localverhältnisse der Bergthäler, ihre Weidestufen und Terrassen, sowie der in den Gründen kräftige Baum- und Pflanzenwuchs hatten mich eine reiche ornithologische Ausbeute hoffen lassen, da das Terrain ganz dazu geeignet wäre, der Lieblingsaufenthalt der Vögel zu sein; aber leider sah ich mich getäuscht. Ich musste mich nach genauesten Forschungen überzeugen, dafs die Zahl der Standvögel im Aures-Gebirge eine äusserst geringe ist, und auf Standvögel konnte es mir zunächst nur ankommen. Einige wenige Adler, Aquila rapax, Bonellii, fulva und naevia horsten in den Felsen, auf denen zugleich Schaaren von Felstauben (Columba livia) sich tummeln. Der schwarze Milan und der Rabe (Corvus corax) sind wohl die verbreitetsten Vögel der ganzen Gegend. Von den Eulen ist der Steinkauz (Athene noctua) in vielen Exemplaren vorhanden, Sturnus unicolor, der einfarbige Staar, nistet auf dem Gebirge, und auf den Terrassen und dem Felsengerölle hält sich das Klipphuhn (Perdrix petrosa), und auch Moussier's Röthling (Ruticilla Moussieri) sowie die Steinschmätzer haben daselbst ihren Lieblingsaufenthalt; ich beobachtete davon saxicola lugens und leucura. Auf den Terrassen der Häuser findet sich des Morgens mit Anbruch des Tages Emberiza Saharae oder striolata ein, wo dieselbe aber übernachtet, habe ich nicht entdecken können. Die weisse Bachstelze (Motacilla alba), ein durch ganz Algerien verbreiteter Vogel, ist auch hier besonders längs der Ufer der Quellen sehr häufig. Aus den dichten Kronen der Bäume ertönt der Gesang vieler kleiner Vögel: hier wohnt der Fink (Fringilla spodiogenis), die Kohl- und Blaumeise (Parus major und ultramarinus), der spanische Sperling (Fringilla hispanica) u. a. m. Zu diesen Vögeln gesellen sich je nach den verschiedenen Jahreszeiten eine Menge von Zugvögeln, die ich hier unerwähnt lassen will.

Die Amphibien des Gebirges sind fast dieselben wie die der Steppe, von Eidechsen sah ich die gefleckte Eremie (Eremias guttulata) und den Uromastix.

Nachdem ich meine Arbeiten im Aures-Gebirge vollendet, entschlofs ich mich, nach Batna abzureisen. Es hatte keinen Reiz für mich, den Weg, auf dem ich gekommen war und den Bab el Kantara wieder zu passiren, deshalb zog ich es vor, über das Aures-Gebirge hinweg zu reiten. Zu dem Ende passirten wir das untere Thor der Stadt, wanden uns durch die winkligen Strassen und gelangten bis zum östlichen Thore, vor welchem ein reifsender Bach fliefst. Eine Brücke darüber giebt es nicht, wir wateten also hindurch. Der Weg begann sofort bedeutend zu steigen und nach einer Viertelstunde hatten wir das Plateau des Djebel Maschmin erreicht. Nachdem wir eine Zeit lang zwischen Gärten hingeritten waren, kamen wir in ein Steinmeer, welches auch nicht den geringsten Pflanzenwuchs zeigte. Von gleicher

Beschaffenheit ist der Nordabhang des Maschmin, der in allmählicher Abdachung auf den Djebel Ktaf führt.

'Wir gelangten bald an die tief eingeschnittenen Ufer des Ras el Uëd, welche mit Tamarisken (Tamarix gallica), Myrthen (Myrtus communis), Oleander (Nerium oleander), Wachholder (Juniperus occicedrus, phoenicea, macrocarta) und Brombeersträuchern (Rubus fruticosus) reich besetzt sind. Auf diesen Bäumen tummelten sich mit lautem Geschrei Schaaren von mauritanischen Elstern (Pica mauritanica). Der Fluss, welcher einen westlichen Lauf hat, enthielt nur wenig Wasser. Sehr mühsam war unser Emporklimmen zum Djebel Ktaf, dessen Abhänge und Höhen mit einem kräftig schönen Waldwuchs bedeckt sind. Hier wie in der ganzen östlichen Bergkette bilden die Nadelhölzer den Hauptgrundton des landschaftlichen Charakters, denn die Ceder (Pinus cedrus) und von ihr zwei Arten: die Silberceder (Cedrus argentea) und die Ceder des Libanon (Cedrus viridis) beherrschen mit ihren hochanstrebenden Stämmen in trotziger Kraft das Laubgehölz. Ein anderer massenhaft vorkommender Baum ist die aleppinische Fichte (Pinus halepensis). Einzelne gegliederte Lebensbäume (Calitris articulata) mischen sich hin und wieder mit ihren mächtigen Kronen in diese Nadelholzbestände, in denen Tamarix gallica, die Tamariske, auch nicht zu den seltenen Erscheinungen dieser Zone gehört. Zwischen das dunkle Grün der Nadelhölzer drängt sich das frische üppige Grün der Laubhölzer, von denen man die immergrünen und die mit abfallenden Blättern unterscheidet. In die erstere Abtheilung zählen die Menge von Eichen: die süfse Eicheln tragende Eiche (Quercus ballota), die Steineiche (Qu. Iler), die Kermeseiche (Qu. coccifera) und die Korkeiche (Qu. suber), die mit ihrem schlanken Wuchs und den starken Dimensionen ausgedehnte Strecken dieses Bergreviers bedecken. Auch der wilde Olivenbaum (Olea europea, var. oleaster) zählt hierher. Zur zweiten Klasse gehören: der schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra), wahrscheinlich ein Zeuge früherer Cultur; die Ulme (Ulmus suberosa), die Esche (Fraxinus angustifolia), der Nufsbaum (Juglans regia), wahrscheinlich von den Römern hierher verpflanzt; die atlantische Pistazie (Pistacia atlantica) und die Wachholderbaumarten.

Innerhalb dieser Waldungen und auf den von ihnen entblössten Abhängen wachsen noch eine Menge von Sträuchern, die in abwechselnden Dimensionen das freie Erdreich bedecken. Vor allen erregen zuerst durch ihre Menge und farbigen Blüthenschmuck die Pfriemensträucher (Spartium scoparium) und der spanische Ginster (Spartium junceum), sowie die breitblättrige Phyllirie (Phyllirea latifolia) die Aufmerksamkeit des Europäers. Aufser diesen die strauchartige Kugelblume (Globularia Alypum), die salveiblättrige Citrose (Cistus salvifolius),

Rhamnus in verschiedenen Arten, Weifsdorn, Ginster (Genista) in drei Arten, u. a. Genista candicans, und wilde Rosensträucher, die in die obigen verwachsen oft ein fast undurchdringliches Dickicht bilden. Diese sowie eine Menge von aromatischen Kräutern, hauptsächlich aus der Familie der Labiaten, schwängern mit ihren verschiedenen oft sehr intensiven Wohlgerüchen die Atmosphäre, während das Auge sich an den lebhaften Farben dieses herrlichen Blumenteppichs ergötzt.

Auf den höchsten Höhen des Djebel Asero sowie des rothen Berges bei Lambessa bemerkte ich die eigenthümlichen Fettpflanzen, Crassulaceen, und namentlich: Crassula rubens und Umbilicus luteus. Auf den Hochebenen sowie auf den zwischen den Gebirgen sich ausbreitenden Flächen finden sich von Zeit zu Zeit die wilden Artischocken, von denen man bis jetzt zwei Arten unterschied, nämlich Cynara spinosissima und acaulis. Sie werden von den Arabern harschef genannt. Zu diesen gesellen sich eine Menge von Staudengewächsen, die unendlich reich an Exemplaren sind, z. B. Helianthemum fumana u. a. Arten, verschiedene Centaureen- und Anthemis - Arten, Asphodelus luteus; Potentilla; Poterium sanguis orba; der Fenchel (Foeniculum dulce); die Erdkastanie mit efsbaren Wurzelknollen (Bunium Bulbocastanum), eine Oritropis - Art; ein wollig behaarter durch Blüthenköpfe ausgezeichneter Phlomis; eine Coronilla - Art; Salvia verbenaca; zahlreiche OnonisSpecies, unter andern Ononis Columnae und natrix; das vor dem nordeuropäischen durch einen höheren Wuchs und lebhaftere Farbe der Blüthe sich auszeichnende Anagillis monelli; Anchusa italica; mehrere Labiaten, zumal die interessanten Teucrium-Arten; endlich das schön blühende Lithospermum prostratum und mehrere höchst in die Augen fallende Scrophularinen. An diese Blüthenpflanzen-Familien schliefsen sich noch eine Fülle krautartiger Gewächse, jedoch walten auch im Aures-Gebirge genau dieselben Verhältnisse wie auf allen Gebirgen der Erde vor, nämlich: dafs der Charakter der Pflanzen und Kräuter sich wesentlich nach den Gebirgsformationen richtet.

Von krautartigen Gewächsen sah ich zwei Arten von Euphorbia mit leicht zu verletzender Rinde und hervorquellendem giftigen Milchsaft; die vorzüglichen Futtergewächse Medicago lupulina und helix; Astragalus hamosus; Lotus major und verschiedene Klee-Arten; die bei uns mit so vieler Sorgfalt cultivirte, hier wild wachsende Vicia sativa; das an die Heimath erinnernde Vergifsmeinnicht; unter den Ranunculaceen Repräsentanten der Gattungen Delphinium oder Rittersporn; Ranunculus parviflorus und Adonis aestivalis, dem seine scharlachrothen Blüthen den Namen Blutskopf verschafft haben; aufserdem Fumaria parviflora; Argemone; die schon im südlichen Deutschland als Saatpflanze auftretende Conringia perfoleata; Polygala monspeliaca; zwei

Arten von Fedien; ein Polygonum; Rumex acetosella, der einzige von mir bemerkte Vertreter der sonst so zahlreichen Ampferfamilie; die wahrscheinlich durch das ganze nordwestliche Afrika sich ausbreitende Reseda cristallina; und endlich eine zahllose Menge hoch aufschiefsender Distelgewächse, der grofsen Sippe der Compositen angehörig, unter denen ich Carduus giganteus; Centaurea Lippii; Buphthalmum spinosum; Galactites tomentosa; Silybum Marianum der Kürze wegen, allein erwähne. Ferner: Gnaphalium germanicum und gallicum; die efsbaren Tragepogon porrifolius und Cichorium endivia; Catamanche cerulea; Xeranthemum inapertum. Auch bemerkt man aller Orten die überall häufigen Unkräuter: Lanium purpureum und Asperugo procumbens; das mit schön violettblauen Blumen prangende Echium plantagineum, ferner die Primulacee Androsace maxima.

Es war zu erwarten, dass in einem so pflanzenreichen Striche des nördlichen Afrika's auch die Hauptzierde der mediterraneischen Flora, die Liliaceen oder Zwiebelgewächse, nicht fehlen würde. Da jedoch zur Zeit, als ich mich der botanischen Erforschung dieser interessanten Gegend hingab, schon gerade für diese Gruppe von meist im Winter blühenden Gewächsen, die Jahreszeit ziemlich weit vorgeschritten war, so kann ich deren hier nur eine geringe Anzahl namhaft machen. Indefs bin ich überzeugt, dafs mein Fufs über einen Boden gegangen ist, der in seiner Tiefe die Zwiebeln und Knollen mannichfaltiger Gattungen und Arten bergen mochte, deren Beobachtung mir nicht vergönnt war und die ich auf spätere Zeiten verschieben mufs. Ich nenne daher nur: Hyacinthinus comosus, hier ebensowohl wie im südlichen Deutschland als Saatpflanze auftretend; Ornithogalum umbellatum; die überall wuchernde, ihrer Heilkräfte wegen geschätze Meerzwiebel (Scilla maritima), auch eine Muscat-Hyacinthe (Muscari) und verschiedene Allium- und Asphodelus - Arten.

Wir folgten unserem Führer über den Kamm des Gebirges auf einem kaum wahrnehmbarem Pfade, welcher sich zwischen den Bäumen bis zu dem Rande des Plateau's hinwand. Hier öffnete sich im Norden die Aussicht und wir erblickten unter uns die Ebene des Ksur und in weiter Ferne die Kuppen des Djebel Schafat. Im Osten beengte der Djebel el Arbaa den Horizont.

War das Aufsteigen zum Djebel Ktaf schon mit mannigfachen Beschwerden verbunden gewesen, so zeigte der abschüssige Pfad längs dem steilen Nordabhange des Gebirges sich erst recht gefährlich. Ich zog es daher wohlweislich vor, von meinem Pferde herabzusteigen, denn der Weg wurde vielfach durch Gerölle und Felsblöcke unterbrochen, über welche die Thiere hinwegsetzen mussten. Oft machten sich in dem Wege Lücken bemerkbar, welche durch Sturzregen ausgewaschen

waren, und man konnte nur springend über dieselben hinweg gelangen. Romantisch genug, das ist nicht zu leugnen, war die Passage, aber man kann sich denken, wie grofse Besorgnisse ich beim Anblicke dieses wilden Pfades für meine auf den Maulthieren befindlichen lebendigen und todten Sammlungen hegen musste. Es ereignete sich glücklicher Weise kein Unfall und wir gelangten endlich in ein sehr tiefes Thal, durch welches ein kleiner Flufs sich drängt. Derselbe fliefst in nordwestlicher Richtung dem Uëd Nza bel Mzai zu, und trennt das Gebiet der Beni Maafa von dem der Beni Ferrah.

Die Thäler der Beni Maafa liegen auf dem Nordabhange des Djebel Aures und enthalten mehrere Dörfer, Deschera genannt, welche sehr dicht bevölkert sind und denen der Beni Ferrah ganz ähnlich sehen. Sie gehören zu der Subdivision von Batna.

Von dem Gebiete der Beni Maafa führt ein steiler Engpafs in das Thal, in welchem wir uns eben befanden, und mir ward eine eben so malerische als sonst für meine Weiterreise angenehme Ueberraschung, als ich plötzlich diesen Engpafs herab einen Trupp weifsgekleideter, mit Flinten bewaffneter Reiter kommen sah. Es war der Kaïd der Beni Maafa, Sidi Bu Dhiaf, mit seinem Gefolge, welcher sich gleichfalls nach Batna begeben wollte. Ich hatte bei demselben vier Wochen in seiner Smala in Schemorra gewohnt und die Freude über unser unverhofftes Wiedersehen war daher sehr grofs. Nach den üblichen feierlichen Begrüfsungen schlossen wir uns dem Zuge an und gelangten bald in geringer Entfernung von Nza - bel - Mzai in die Ebene des Ksur.

VI.

Uebersicht der neueren geographischen Arbeiten in der Provinz Buenos Aires.

Von Juan Maria Gutierrez ').

Die frühere Provinz, jetzt der Staat Buenos Aires entbehrt noch immer einer guten chorographischen Karte. Die folgenden Bemerkungen haben den Zweck, die jetzt existirenden namhaft zu machen und

') Der geehrte Verfasser, früher Kriegsminister der Argentinischen Conföderation, hat die Güte gehabt, die folgende Abhandlung der hiesigen geographischen Gesellschaft, deren Ehrenmitglied er ist, einzusenden. Wir theilen sie hier in einer Uebersetzung mit und verweisen in den Noten kurz auf diejenigen Stellen der Zeitschrift, die in dieser übersichtlichen Darstellung eine Bestätigung oder Ergänzung

finden.

« ForrigeFortsett »