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dient, wird von Cairo eingeführt. Gold findet sich überall, selbst in der nächsten Umgegend von Massua.

Die Einfuhr nach Abyssinien (Waffen ausgenommen) wird in der nächsten Zeit schwerlich bedeutend werden, weil die Bewohner dieses Landes, abweichend von den afrikanischen und arabischen Beduan, eine eigenthümliche, in Gewerben, Küche, Getränken, Landbau etc. fest ausgebildete, wenn auch etwas rohe Sitte haben. Bis jetzt ist es noch keinem Europäer gelungen, unsere Cultur dorthin zu verpflanzen, im Gegentheil haben sich alle Europäer, die nach Abyssinien gekommen sind, der Landessitte anbequemt. Diese aber bedarf des Auslandes fast gar nicht.

Die oben skizzirte Ebene zwischen Arkiko und Zula, die sich wohl 6 Stunden weit erstreckt, ist nur von dem dornigen Gummibaum bedeckt. Da diese Gegend schon als zum Gebiete der Schohos gehörig betrachtet wird, haben diese das Recht der Ernte, die in den heifsesten Sommermonaten auf Bestellung der Leute Arkiko's und Zula's vorgenommen wird. Der Ertrag wird nach Massua gebracht. Bei der ungeheuren Menge von Gummibäumen im Samhar kann er sehr gesteigert werden; jetzt richtet sich der Umfang der Ernte nach der Bestellung. Der hiesige Gummi ist dem von Suakyn weit überlegen und kommt in grofsen, weifsen oder hellgelben, klaren, elastischen Stücken zu Markte; doch wird er beim Transport nicht genug geschont.

Das Senna Mekki ist eine Medizinalpflanze, die nach den ersten Regen im Ueberfluss im ganzen Lande emporschiefst und nach Verlangen von den Beduan gesammelt wird. Ihr offizineller Gebrauch ist den Eingeborenen gut bekannt.

Der Handel mit den Beduan ist sehr bedeutend, und da alle Schohos und Beduan Hirten sind, die wenig Ackerbau treiben und keine Industrie besitzen, so werden hierdurch die Hauptgegenstände des Exports und Imports von selbst bezeichnet.

Die Schohos bringen nach Massua Kuhhäute in der Milch bearbeitet (félém) oder rothgegerbt (masbuk), dann sehr schöne grofse Ziegenhäute und Butter. Die Beduan und die Habab haben dieselben Ausfuhrartikel, besonders aber rohe Kuh- und Ochsenhäute, viel Butter, Schmalz (schahm) und alle Provisionen, die die Insel nöthig hat.

Mit der Butter, die flüssig in Uttern nach Massua gebracht wird, und den Häuten wird ein bedeutender Handel nach Djidda und dem Jemen getrieben. Diese Artikel werden gegen Durra vom Jemen und Baumwollenzeuge von Cairo, dem einzigen Kleidungsstoffe der Beduan, ausgetauscht. Die rohen Kuhhäute gehen nach Egypten, die bearbeiteten finden in Djidda bequemen Absatz. Die Karawanen der

Habab haben in Saga nahe bei Massua ihre Commissionäre, unter ähnlichen Verhältnissen wie die Abyssinier.

Auch die Leute vom Hamazen kommen mit den genannten Waaren nach Massua, aufserdem bringen sie Honig und viel Durra. In ihren Ankäufen gleichen sie aber eher den Abyssiniern.

Da die Beduan sehr beschränkte Bedürfnisse haben, kann bei ihnen nur das importirt werden, was zur Kleidung nöthig ist. Der Unterschied, der sich in dieser Abhängigkeit von den Fremden zwischen den Beduan und den Abyssiniern zeigt, rührt von der socialen Stellung der Frau her. Da die Frauen der Beduan es für eine Schande halten, zu nähen und zu spinnen, und der Beduy selbst von diesen Künsten auch Nichts versteht, beschränkt sich die Thätigkeit aller dieser Hirten auf die Bereitung der Butter, die ihnen als Tauschmittel zur Erwerbung von Kleidungsstoffen und Cerealien dient.

Die Handelserzeugnisse, welche die Jagd liefert, sind die schon erwähnten Elephantenzähne und dann die Straufsenfedern. Auf den Grenzen der Habab, im Norden und Nordwesten, liegen im grofsen Umkreise die Gebiete einer beträchtlichen Völkerschaft, die unter dem Namen 'Arendoas (Hadenduwa der Karten) vom Meer bis zum Gasch umherzieht. Sie besitzt ausgedehnte Heerden, ihre Hauptbeschäftigung ist aber die Straussenjagd auf besonders dazu abgerichteten Pferden und Dromedaren, mit denen man das edle Wild nach und nach umzingelt. Der Lieblingsaufenthalt der Strausse sind die Wüsten, die sich zwischen Massua und Suakyn ausdehnen, wasser- und vegetationsarme, trostlose Salzebenen, in denen sich die glühende Tropensonne wiederspiegelt. Dort sah ich die Srausse oft in grofsen Heerden sich vorwärts bewegen, wie ein rasch hinziehendes Gewölk am fernen Hori

zont.

Zur Vervollständigung der Angaben über die commerciellen Verhältnisse dieses Gebietes will ich noch einige Bemerkungen über die Karawanenstrafse von Massua nach Takka und dem Gasch dem Obigen anschliefsen. Als ich im letzten Jahre (Ramadan 1270) das interessante Volk der Bogos besuchte, hatte ich Gelegenheit, die Strafsen kennen zu lernen, die der Handel nach dem Gasch einschlägt, und es wird vielleicht nicht ohne Interesse sein, die Tagemärsche dieser leichten und angenehmen Route übersichtlich aufzuzählen.

Von Mokullu (gegenüber Massua) durchzieht man am ersten Tage die kleinen Thäler von Weddubo, Desset, Amba und lagert in May Aualid (Quelle der Jungfrauen).

Sobald man die letzten Vorberge und mit ihnen das Samhar hinter sich gelassen hat, betritt man die grofse, von Straussen bevölkerte Ebene

Schaeb, die von Kedked kaum getrennt ist, folgt dem Fußse der grofsen Bergreihe zur Linken, und gelangt nach einem Marsche von 12 Stunden durch eine schatten- und wasserlose Wüste von brennendem Sande nach Ayn, wo eine reiche Quelle ein grünes anmuthiges Thal bewässert.

Am dritten Tage steigt man von Ayn in derselben Richtung fortziehend auf einer dem Kameel gangbaren Strafse ein schmales Thal hinauf, das in's Vorland der Habab Ati-Mariam führt und reich an Heerden von Kühen und Kameelen ist.

Von dort wendet man sich am vierten Tage westwärts und steigt durch ein liebliches, von Quellen bewässertes Thal, in welchem die Jagd ergiebig ist und auch Löwen und Elephanten nicht fehlen, zu dem Bergsattel empor, der Ati-Mariam von den Bogos, die Muslimin von den Christen trennt.

Hat man diesen Berg überschritten, so wendet sich der Weg immer entschiedener westwärts und man gelangt am fünften Tage noch zeitig zu der ersten Tribus der Bogos, dem reichen, nie von Fremden besuchten Dorfe Wasentet.

Von dort schlägt man wieder eine nordwestliche Richtung ein, bis man in's Thal Anseba niedersteigt, dessen westlicher Lauf uns in die grofse Ebene führt, die sich nach Barka öffnet und Mogarech genannt wird. Diese Reise nimmt den sechsten Tag in Anspruch.

Von dort hat man noch 3 Tagereisen nach Barka und 5 weitere nach Takka, nur durch Wüsten. Der Weg von Takka nach Chartum ist bekannt und mag etwa 8 Tagereisen betragen.

Diese ganze Strafse verfolgt Thäler, die dem Kameel keine Schwierigkeiten bieten und mit wenig Mühe selbst für Wagen brauchbar gemacht werden könnten. Eine andere aber weit schwierigere Strafse geht, anstatt den beschriebenen Umweg zu machen, direct über den Sattel von Menza.

Die Strafse, die wir besprochen, dient den Leuten von Barka, ihre Butter und die Matten, die überall an den Küsten des Rothen Meeres zum Einpacken der Waaren und zur Austapezirung der Häuser dienen, nach Massua zu bringen. Auf dem gleichen Wege gehen auch die Karawanen von Arkiko nach Takka und tauschen dort ihre baumwollenen Zeuge gegen Elfenbein um; ein Theil von ihnen beendigt seine Geschäfte bereits in den Habab und den Bogos, deren Buttervorräthe er nach Massua führt.

Alle diejenigen, welche das zuletzt genannte Volk besucht und seine schönen Thäler durchwandert haben, bringen denselben Eindruck eines gelobten Landes in den Sand Massua's zurück. Das Klima ist das Italiens, der Boden ausgezeichnet, und man könnte alle Reichthümer der Colonien dahin verpflanzen. Die Bewohner sind edel und

gastfreundlich, Christen durch Erinnerung und Gefühl, und mein würdiger Freund, Herr Johann Stella, ihr Missionär, wird nicht verfehlen, ihnen die Lehren der christlichen Civilisation zu spenden.

Es giebt auch eine frequentirte Strafse von Takka nach Suakyn, worauf die Karawanen den Gummi von Baua und das Elfenbein vom Sennaar an die Küste bringen, und ich erinnere mich einer Conversation mit Nur-ed-Din Pascha von Suakyn, worin er seine Hoffnung ausdrückte, die abyssinischen Karawanen auf diesen Weg zu leiten; aber ich kann nicht sagen, ob zwischen Takka und Gondar eine bequeme Communication existirt.

VIII.

Ausflug nach Hutscheu und Hangtscheu.

Nach einem Bericht von Jos. Edkins mitgetheilt von Dr. Biernatzki ').

Die Fahrt auf dem Flusse Hwangpu bietet wenig Bemerkenswerthes, das Boot kam nur langsam von der Stelle. In einiger Entfernung von Sungkiang, auf dem Wege nach Kiahing, wandten wir uns von Südosten nach Osten, um die Strafse, welche nach Hutscheu führt, zu gewinnen. Am folgenden Tage passirten wir Lukü, eine Stadt, wo eine gewisse Art wohlbekannter Handelsfahrzeuge gezimmert werden. Man begegnet diesen überall; sie haben viel Aehnlichkeit mit den Wusung-Booten, welche zwischen Wusung und Shanghai fahren. Abends segelten wir bei Mondlicht. Zwei glänzend helle Lampen vor uns, dicht über der Oberfläche des Wassers, zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Wir kamen bald in ihre Nähe. Sie gehörten zu einer Vorrichtung für den Krebsfang (hiai twan auf chinesisch). Wir fuhren mitten hindurch und hatten dabei Gelegenheit zu bemerken, wie bei jeder Lampe ein Fischer die Aufsicht führte. Diese Leute waren indessen viel zu eifrig mit ihrer unschuldigen Beute beschäftigt, als dafs sie von uns Notiz nehmen oder unsere Fragen hätten beantworten sollen. Während des Tages gehen die Krebse in den grofsen, aus Bambus gefertigten Fangkorb, der circa 10 bis 20 Fufs unterhalb des Wassers liegt. Nachts kommen sie, durch das Licht angelockt, an die

1) Das Original befindet sich, wie Medhurst's Skizze eines Theils derselben Provinz Tschekiang, im Shanghai Almanac for 1855.

Oberfläche und werden dann von den wachsamen Fischern gefangen, in Körbe gepackt und lebendig auf den Markt gebracht. Selbst von aufserhalb des Fangkorbes steigen manche, durch den Lichtschimmer angezogen, nach oben. Bei nebligem Wetter sollen sie, wie man sagt, in grofser Anzahl sterben, daher dann auch nur wenige gefangen werden.

Früh am folgenden Morgen fuhren wir an Ping wang (Bingwong) vorüber, einer Stadt voll Geräusch, und indem wir uns von hier westwärts in der Richtung nach Nantsin wendeten, bemerkten wir bald zu unserer Rechten den, Schangfangsan genannten, Hügel und weiter gen Nordwesten den Berg Tungtingschan (Dungdingsan), beide im Taihu-Gebirge. Nachdem wir die beiden beträchtlich grofsen Städte Nantsin und Tsingschi passirt hatten, zeigten sich die Berge von Hutscheu. Einer derselben zog durch eine auf seinem Gipfel stehende, sieben Stockwerk hohe Pagode unsere Aufmerksamkeit auf sich; er liegt fünf Li (ca. 2 engl. Meilen) südlich von der Stadt. Wir liefsen die Stadtmauer zur Rechten und begaben uns nach dem Fusse des Berges, wo wir vor Anker gingen. Er heifst Tautschangschan (Daudzangsan). Der Weg bis auf den Gipfel ist mehr als eine Meile lang. Steigt man hinauf, so schwindet allmählich die Ebene ganz, am Horizont zeigen sich ringsum Berge von verschiedener Höhe und Gestalt. Das Gestein ist meistens dasselbe wie das der in der Nähe von Sungkiang gelegenen Berge. Der Boden an den Abhängen, die mit jungen Fichten bepflanzt sind, besteht aus Sand, den verwitterten Resten des darunter liegenden Felsens. Eine vortreffliche Strafse führt nach dem Kloster hinauf, welches in einer Grotte liegt, fast in der Mitte des Weges zur Pagode. Die Aussicht von diesem Punkte ist sehr schön; man sieht die ganze Stadt Hutscheu, die nördlich angrenzende Ebene und grofse Bergmassen im Süden. In dem Kloster wohnten einige 30 Mönche, unter denen ich zwei von der Tsokwanhoschang genannten Klasse fand, welche drei Jahre hindurch in ihren kleinen verschlossenen Zellen zubringen. Sie verkehren nur durch eine 1 Quadratfuss grofse Oeffnung in der Wand mit der Aufsenwelt. Der Eine war gerade im Beten begriffen und durfte nicht gestört werden, der Andere sprach sehr freundlich mit mir. Er schien unwissend und gutmüthig zu sein und hatte schon über ein Jahr in seiner einsamen Haft zugebracht. Als ich ihn fragte, ob er sich dabei glücklich fühle, erwiederte er, dafs die Priester des Buddha nicht nach Glück fragten. Auf die äufsere Wand der Zellen war die Sentenz: „Om ma ni pad me hung" geschrieben. Dieses Kloster, welches Wantscheuzi (Vanzeuzi) heisst, ward vor 1000 Jahren von einem Schüler des Bodhidharma, d. h. der Ueberwinder des Tigers, erbaut.

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