Sidebilder
PDF
ePub

Lehmerde giebt. Nach den gangbaren Preisen könnte daher aus einem Centner Kryolith Soda im Werthe von 4 Thalern gewonnen werden; der Werth der Lehmerde dagegen, die durch denselben Prozefs gewonnen wird, lässt sich noch nicht berechnen, da sie bisher in der Praxis noch nicht im Grofsen angewendet ist, und sie ist es hauptsächlich, die das Unternehmen bezahlen müfste, da es höchst zweifelhaft ist, ob der Kryolith von Grönland aus für 3 Thlr. pro Centner beschafft und in Soda verwandelt werden kann. Nach Thomsen's Versuchen kann der Kryolith auch direct von den Seifensiedern zur Lauge benutzt werden, wenn er mit Kalk gekocht wird, aber dann besitzt er auch nur den Werth von 3 Thalern pro Centner, da die Lehmerde mit in die Seife geht und unbenutzt bleibt. Durch eine andere Behandlungsweise kann man aus dem Kryolith Glaubersalz, Alaun und Flufsspath gewinnen, aber diese Fabrication wird kaum Bedeutung erlangen, da diese Stoffe sehr billig sind und nicht in ausgedehnter Weise Anwendung finden. Endlich hat der Kryolith in der allerneuesten Zeit eine Art Berühmtheit erlangt durch seine Verwendbarkeit zu dem sogenannten Aluminium - Metall. Aber abgesehen davon, ob dieses Metall, das sich durch seine aufserordentliche Leichtigkeit auszeichnet, jemals eine wesentliche Bedeutung in der Industrie erlangen wird, muss man daran erinnern, dass es durchaus nicht ausschliesslich dem Kryolith eigenthümlich ist, sondern einen Bestandtheil jedes Lehms und der meisten Bergarten, welche die Masse der Erde ausmachen, bildet. Sicher ist es allerdings, dafs das Aluminium leichter aus dem Kryolith, als aus anderen Mineralien gewonnen werden kann, aber der Prozess ist noch immer so kostspielig, dafs dieser Vorzug des Kryoliths nur sehr wenig in Betracht kommt. Zur Gewinnung des Alumins wird ein anderes Metall gebraucht, das Natrium, das noch vor kurzer Zeit 150 Thlr. pro Pfund kostete. Die Hauptsache bleibt also, dieses Metall billiger herzustellen, dann erst würde auch der Kryolith für diese Fabrication Bedeutung bekommen. Es sind an Kryolith in den letzten Jahren auf den Schiffen der Handelsgesellschaft circa 200 Centner und von PrivatInteressenten im Jahre 1856 circa 2500 Centner fortgesendet worden. Die Ausdehnung des reinen Kryolith und die Tiefe, bis zu welcher er gegraben werden kann, bevor das Seewasser eindringt, ist jedoch so gering, dafs die Grube nur auf eine Reihe von Jahren einer einzigen Fabrik Material liefern könnte. Einen bestimmten Ueberschlag über den Vorrath zu machen, besitzen wir noch nicht hinreichende Daten.

Weichstein, oder die geschmeidige Steinart, aus der sowohl die alten Nordländer, wie die jetzt lebenden Grönländer ihre Kochgeschirre verfertigt haben, hat eine ziemlich grofse Ausbreitung in Süd-Grön

land; er ist eigentlich eine Zusammensetzung von mehreren Mineralien und in Folge dessen auch sehr verschieden. Die gröberen Varietäten sind von grauer Farbe und haben verschiedene Einmischungen, wogegen es feinere Sorten von ganz gleichartiger Zusammensetzung, grüner oder weisser Farbe und halb durchsichtig giebt. Seitdem die Grönländer angefangen haben, durch den Handel eiserne Töpfe zu bekommen, sind die aus Weichstein gefertigten nach und nach mehr aufser Brauch gekommen und man trifft sie jetzt bei Weitem nicht mehr in allen Häusern. Dagegen sind die Lampen der Grönländer ausschliefslich aus Weichstein gefertigt; jede Familie besitzt eine oder mehrere derselben, und obschon sie an und für sich sehr dauerhaft sind und als Erbstück von Geschlecht zu Geschlecht gehen, darf man doch wohl kaum annehmen, dafs sie im Durchschnitt länger als 20 bis 30 Jahre halten, und wenn sich daher 2000 solcher Lampen und anderer Weichsteintöpfe in Süd-Grönland vorfinden, würde sich die jährliche Fabrication auf 70 bis 100 Stück belaufen. Der Weichstein findet sich nicht überall; im Districte von Julianehaab ist er kaum an einer einzigen Stelle so bekannt, dafs er benutzt würde; der nächste Punkt, von dem er geholt wird, ist die Insel Sermosok in der Nähe von Arsut. Man unternimmt zeitweise, doch durchaus nicht regelmässig in jedem Jahre, aus den südlicheren Gegenden Expeditionen in Weiberbooten dorthin, um Weichstein zu holen. In gröfster Menge findet man ihn im District von Godthaab an mehreren Stellen und über ganze Gebirgsstrecken verbreitet; dort kommen auch vorzugsweise die feineren Varietäten vor. Uebrigens bilden die Lampen einen eigenthümlichen Handelsartikel unter den eingeborenen Grönländern, namentlich nach den Gegenden, in denen kein Weichstein gefunden wird. Die Kochtöpfe aus Weichstein sind in gewisser Hinsicht sehr zweckmässig, namentlich deshalb, weil die Erwärmung derselben sehr gleichmässig geschieht; auch lassen sie sich den verschiedensten Hitzegraden ohne Uebergang aussetzen, ohne zu springen. Die alten Nordländer in Grönland scheinen sich vorzugsweise solcher Weichsteintöpfe bedient zu haben, denn Topfscherben von gebranntem Lehm sind kaum irgendwo in den Ruinen gefunden. In einem alten Berichte heifst es, sie hätten Töpfe von solcher Gröfse gehabt, dafs 10 bis 12 Laes hineingegangen seien, ein Maass, welches jedoch sehr unsicher ist; im District von Godthaab hat man in einem der Brüche einen noch unvollendeten Topf dieser Art gefunden. Gewifs lassen sich aus den feineren grünen, rothen, weissen und selbst marmorirten Sorten Weichstein mit grofser Leichtigkeit sehr hübsche Gegenstände bereiten, da sich die Masse mit einem ganz gewöhnlichen Messer behandeln läfst; die Grönländer liefern auch ein

und das andere Fabricat für den Verkauf an die Dänen, doch ist es meist sehr rohe Arbeit, die in aller Eile angefertigt wurde, wenn sie Geld brauchten.

Blyant findet sich an mehreren Stellen, aber überall nur von grober Qualität, sowohl im District von Julianehaab an zwei Punkten, als auch bei Arsut, wo er ein auffallend feines Aussehen hat und in Masse vorkommt, sich aber bei näherer Besichtigung stark mit Lehm untermischt zeigt und deshalb sehr hart und kaum brauchbar ist. Es kann wohl kaum die Rede davon sein, dieses Mineral an einem der bisher bekannten Fundorte zu benutzen, besonders da es so ausgezeichnet in Nord-Grönland vorkommt.

Brennmaterial aus dem Mineralreiche bietet Süd-Grönland gar nicht dar. Steinkohlen hat man zu verschiedenen Zeiten gesucht und es giebt ein Paar Gegenden, wo man bestimmt geglaubt hat, sie finden zu müssen, ohne jedoch die geringste Spur von ihnen zu entdecken, und man weils auch nicht, was den Anlafs zu solcher Meinung gegeben hat, da die Gebirgsbildungen, die in Nord-Grönland Steinkohlen führen, in Süd-Grönland noch nicht gesehen sind. Der Torf ist von solcher Beschaffenheit, dafs er sich eher dazu eignet, dem Pflanzenreiche zugezählt zu werden.

Grobes Baumaterial hat man überall in der Nähe, ausgenommen Kalk, der so gut wie ganz fehlt. Flache und regelmässige Bausteine findet man häufig theilweise ganz lose, theilweise kann man sie mit grofser Leichtigkeit mit Brechstangen aus den Felsen brechen, wo dieselben in ihren Aufsenkanten etwas verwittert sind und sich in flachen Stücken nach der Lage der Schicht absondern lassen, was sehr oft der Fall ist. Lehm, den man in den letzten Jahren mit Glück dazu verwendete, Steinmauern für die dänischen Häuser zu erbauen, um theilweise den kostspieligen Kalk zu ersetzen, findet sich zwar nicht gerade überall, doch nirgends weiter als 1 bis 2 Meilen von jedem bewohnten Platze. Seltener jedoch ist er von der Beschaffenheit, dafs er sich zum Brennen eignet.

Von Edelsteinen oder Steinen, die sich zur Schleifung und Verarbeitung als Luxusgegenstände eignen, hat man in Süd-Grönland nur sehr wenige gefunden. Auf einer Stelle im District von Julianehaab kommt ein grüner Feldspath oder Amazonenstein, doch nicht von besonderer Güte, vor. In der Umgegend von Godthaab wird eine Art dunkelfarbiger Bergkrystall, Rauchtopas, gefunden, den man zu schleifen versucht hat. Granaten sind, soviel man weifs, überall von der gewöhnlichsten Art, und so edle Sorten, wie bei Omenak und Upernivik, sind hier nicht bekannt. Dagegen giebt es an mehreren Stellen recht merkwürdige Mineralien, die Werth für wissenschaftliche Samm

lungen haben, die wir bei anderer Gelegenheit erwähnen werden und die ein weites Feld für reisende Mineralogen bilden.

Schliesslich müssen wir noch einmal auf die vielen ungewöhnlichen Schwierigkeiten aufmerksam machen, die jedes Bergbauunternehmen in diesem Lande darbieten würde. Es giebt hier keine Transportmittel über Land, und Alles, was mit Vortheil benutzt werden soll, mufs dicht am Meere liegen. Es giebt hier kein Brennmaterial zum Schmelzen und die rohen Erze müfsten als solche nach Europa transportirt werden, während in anderen Ländern die Schmelzhütten dicht bei den Bergwerken liegen und von Wäldern oder Steinkohlengruben umgeben sind. Hier ist die Bevölkerung dünner und zerstreuter, als in jedem sonst bewohnten Lande, und diese wenigen Bewohner haben genügend damit zu thun, ihre eigenen unmittelbaren Lebensbedürfnisse herbeizuschaffen. Daher müfste alle Arbeit durch europäische Arbeiter ausgeführt werden, denen sämmtliche Lebensbedürfnisse aus Europa zugeführt werden müfsten und denen der Verzicht auf die Behaglichkeiten der Heimath durch höhere Lohnsätze aufgewogen werden müsste. Die Schiffe endlich, welche die Producte holen sollen, haben hier keine andere Fracht oder Aussicht auf Verdienst. Alle diese Schwierigkeiten beweisen, dafs selbst solche Minenarbeiten, die sich in anderen Ländern gut bezahlt machen, hier vielleicht nicht rathsam sind, und dafs die Mineralien in aufserordentlicher Masse und unter vorzüglich günstigen Umständen vorkommen müfsten, wenn ihre Bearbeitung hier lohnen sollte.

XI.

Reise durch die Pampas.

Bruchstück aus der später erscheinenden Reise durch Süd-Amerika
von H. Burmeister.

Zweiter Abschnitt. Vom Pueblo Rio Quarto bis Mendoza. Den 4. März. Die Gegend um Rio Quarto nimmt schon einen etwas anderen Charakter an: das eigentliche Pampasgebiet mit dem unbegrenzten Horizont endet hier, es tauchen in der Ferne Gebirgszüge auf und langgezogene Hügel mit breiten Thalmulden dazwischen bringen eine gewisse malerische Abwechselung in die Flur. Gleich neben der Stadt, die auf einem Plateau liegt, ist das Land noch eben; ein flacher Rücken mit weiter Fernsicht, welche nach Nordwest von

den herüberblickenden Höhen der Sierra de Cordoba begrenzt wird. Ich hatte schon gestern, auf der letzten Station vor Rio Quarto, Spuren derselben am Horizont wahrgenommen, aber deren Formen nicht deutlich erkennen können; heute übersah ich das ganze Gebirge in blauer Ferne als einen mässigen, langgedehnten Höhenzug, ohne markirte Gipfel, mit wenig Abwechselung in der Form des Kammes, aber deutlichen, davon ausgehenden Seitenjochen. Nach einiger Zeit senkte sich das Terrain vor mir zu einer Mulde, der Weg führte in einen weiten Kessel, der jenseits durch eine Kette von Lehmhügeln mit schroffen Abstürzen begrenzt wurde; der Boden umher war feucht, aber ohne offene Wasserstellen. So kamen wir nach einer kleinen Estancia, Lagunilla, wo ohne Verzug die Pferde gewechselt wurden, und fuhren bald weiter nach der Hauptstation Ojo de Agua, 9 Leguas von Rio Quarto, hier den im Thale sich hinschlängelnden Flufs zum ersten Male überschreitend. Etwa eine Legua später mufste der Flufs zum zweiten Male durchfahren werden, wobei ich erkannte, dafs die abschüssigen Lehmhügel, welche ich schon so lange vor mir gesehen hatte, sein nördliches Ufer bilden; er schlängelte sich in vielfachen Windungen neben uns durch die Ebene. Der Boden ist hier kahl und mit dem üblichen Grase bedeckt, wie überall in den Pampas; VizcachaLöcher waren umher sichtbar, nebst Erdeulen, aber keine Caranchos; sie fehlten schon seit zwei Tagen. Die Sierra de Cordoba kommt uns inzwischen immer näher, so dafs sich ihre einzelnen Ketten hinter einander jetzt schon recht deutlich unterscheiden lassen. Dicht vor dem nächsten Stationsorte, genannt Barranquita, führt der Weg über eine mässige Höhe, auf deren Gipfel fester Granit ansteht. Das war also das äufserste Ende der im Boden versteckten plutonischen Gesteine der genannten Sierra. Rollsteine, welche ich seit Montevideo nicht mehr im Felde gesehen hatte, lagen in Menge umher und gaben der Gegend einen eigenthümlichen Charakter; doch war die Flur auch hier noch ganz kahles, ödes Pampasfeld. Von der Höhe sah ich den Stationsort malerisch zwischen grofsen Weidenbäumen unfern des Flusses gelegen, der jetzt von steilen hohen Lehmufern eingeengt an uns vorbeifliesst. Barranquita ist eine hübsche Estancia, deren Bevölkerung ich auf dem Hofe versammelt, mit Kürbifsschälen beschäftigt, antraf; eine andere Reisegesellschaft hatte sich schon vor mir eingefunden, darunter ein junger Offizier mit fünf ihn begleitenden Dragonern. Man schätzt die Entfernung nach Ojo de Agua zu 6 Leguas.

Die Strafse von hier nach Achiras, einem kleinen Städtchen an der Grenze des Gebirges gegen die Pampas zu gelegen, geht anfangs im Flussthale auf gleichförmiger Ebene fort und führt nochmals an den Flufs, der wieder überschritten werden mufs; sein Wasser fliefst von

« ForrigeFortsett »