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Zähnen, Steinchen und anderen Dingen, der an einem schmalen Bande um den Leib gebunden ist (Ussak); - 7) ein Schwert in Form eines zurückgebogenen Rasirmessers (Tankin); — 8) eine 5 bis 6 Fufs lange Wurflanze mit Widerhaken (Boling); 9) einen kleinen runden Schild von Baumrinde mit oder ohne Malerei (Gunam); 10) einen eisernen Haken, der bei der Procedur des Kopfabschlagens in der beschriebenen Weise verwendet wird (Taut); 11) ein Körbchen von buntem Flechtwerk, mit Muscheln und Feindeshaaren verziert (Ottat); 12) eine Bambusbüchse, mit Malerei und Verzierungen, die an dem Ottat befestigt ist und Fufspfeile enthält (Palong-Suda).

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Diese Stämme haben die Gewohnheit, ihre Waffen, namentlich Schwert und Lanze, mit dünngeschlagenem Blei theilweise zu überziehen und zu verzieren, ebenso die Schädel, die sie in ihren Häusern aufhängen.

Zur Ausrüstung eines Kriegers von Central-Borneo gehört: 1) eine aus spanischem Rohr geflochtene Mütze oder ein Helm, mit Hahnenfedern verziert, wenn der Träger noch keinen Kopf erobert hat; 2) ein Panzer von grofsen Fischschuppen, die auf Baumrinde aufgenäht sind (Bahdju-Sisit); 3) ein weisser Schawl mit rothen Verzierungen, eigene Weberei; 4) Armringe von Flechtwerk und aufgereihten Kupferringen; 5) Ohrringe, aus acht bis zehn messingenen Ringen von verschiedener Grösse bestehend, die in eben so vielen Löchern in den Ohren getragen werden; 6) Beinringe von Flechtwerk, zwischen Knie und Wade getragen; 7) ein länglicher kleiner Schild von Flechtwerk (Talabang); 8) ein eiserner Haken (Arang); 9) mehrere Wurflanzen mit und ohne Widerhaken (Tumbah); 10) ein kurzes grades Schwert von eigenthümlicher Form (Niabor); 11) ein Reisesack von Flechtwerk (Briut); — 12) eine Matte aus Palmblättern, um des Nachts darunter zu schlafen (Katjang);

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13) ein Behälter für Taback und Zirie, an einem Bande um den Leib gewunden; endlich 14) ein Talisman (Agit).

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Ein Krieger von Ost-Borneo aus dem Stamme Pari trägt: 1) einen Helm in Form eines Thierkopfes oder einen Turban von Baumrinde, mit Federn verziert; 2) einen Panzer von Leoparden- oder Bärenhaut, der nur den Rücken und die Schulter bedeckt; 3) einen Schawl von gelbgefärbter Baumrinde oder gewebtem Stoff; 4) einen grofsen, 4 Fufs hohen und 2 Fufs breiten hölzernen Schild (Klau), entweder roth gefärbt oder mit Malerei und Feindeshaaren verziert; 5) ein 6 Fufs langes Blaserohr von Eisenholz, mit Bajonnet (Sumpit); 6) einen Pfeilköcher (Tamila); - 7) ein 2 Fufs langes Schwert, dessen Griff mit einem Büschel von Feindeshaaren verziert ist, mit grader Klinge, die nach der Spitze zu breiter wird (Appang); 8) Armringe

von Holz, Muscheln oder Elfenbein; 9) Ohrringe von polirten schönen Steinen, die aber so schwer sind, dafs die Ohrläppchen bis auf die Schultern herabgezogen werden, oder 5 bis 6 grofse messingene Ringe von derselben Schwere.

Ein Krieger von Süd-Borneo aus dem Stamme Bijadju ist an seinem ganzen Körper aufser dem Gesicht prächtig tätowirt. Zu seiner Ausrüstung gehören folgende Stücke: 1) ein weisses Band von Baumrinde um den Kopf gewunden oder ein Reif von Flechtwerk, mit den langen Federn des Argus-Fasans verziert; 2) ein Panzer von selbstgewebten Stoffen, mit Baumwolle dick wattirt; 3) ein Schawl; 4) ein Blaserohr mit Bajonnet; 5) ein Pfeilköcher mit Pfeilen; 6) ein Schwert wie das der Pari, mit daran befestigtem Talisman; 7) ein 3 Fufs langer und 1 Fufs breiter hölzerner Schild; 8) ein eiserner Haken; 9) eine Wurflanze; 10) ein Halsband von geschliffenen Achat-Stückchen; 11) Armringe von Muscheln oder

Holz; 12) Ohrringe von Holz mit Verzierungen.

Das Blaserohr gehört ursprünglich nur den Stämmen der Pari und Bijadju an; doch haben die von Central-Borneo diese Waffe theilweise auch angenommen. Bei den Stämmen von Nordwest-Borneo findet man sie höchst selten; gewöhnlich ist sie hier nur durch Tauschhandel erworben. Die Spitzen der 7 bis 8 Zoll langen Pfeilchen sind mit Upas-Gift überzogen. Die Wirkung dieses Giftes ist nicht so verderblich, wie die des Giftes, welches die südamerikanischen Stämme benutzen. Die Malaien binden Salz oder Asche von türkischem Weizen auf die Wunde, und es entsteht dann nur ein leichtes Fieber. Ohne dieses Mittel erfolgen allerdings schwere Fieber und selbst der Tod. Das Wort Upas ist das allgemeine malaiische Wort für Gift und bezeichnet keine besondere Art. Man nennt alle Giftbäume Upasbäume. Es giebt jedoch verschiedene Arten, die mehr oder weniger gefährlich sind. Das Gift der alten Bäume ist besonders kräftig, und die Daijaks bohren diese mittelst langer Stangen an, da sie sich in die unmittelbare Nähe des Baumes nicht wagen. Von den jungen Stämmen dagegen wagen sie die Rinde abzuschälen, die präparirt ganz weifs wie Leinen ist, während die Rinde aller übrigen Baumarten eine rothe Farbe hat.

Die wilden Nomadenstämme (Punan, Manketta, Wutt

oder Ott).

Diese Wilden, die nur im Mittelpunkt der Insel in den Wäldern stammweise umherschweifen, sind die Feinde aller übrigen Bewohner. Da sie keine Werkzeuge besitzen, sich Waffen anzufertigen, tauschen sie Schwerter, Blaseröhre und Lanzen von den Pari und Bijadju ein,

an deren Grenzen sie umherschwärmen. Ihre ursprünglichen Waffen sind nur Keulen und Holzlanzen. In einigen Gegenden des oberen Kapuas, wo sie mit den ackerbautreibenden Stämmen der Daijaks in Handelsverkehr stehen, ist es diesen in den letzten 30 Jahren gelungen, einige Stämme zur Ansiedelung und zum Ackerbau zu bewegen, und wahrscheinlich werden auch nach und nach die übrigen diesem Beispiele folgen. Ich liefs, als ich mich in jenen Gegenden befand, einen Stamm der Punan, durch Vermittelung der Daijaks von Lunza, aus den Wäldern holen. Sie kamen unter deren Geleite, da man ihnen Taback versprochen hatte. In ihrer äufseren Erscheinung sind sie durchaus nicht von den Malaien oder ackerbautreibenden Stämmen der Daijaks verschieden. Sie tragen als Bekleidung den im Vorhergehenden beschriebenen Schawl von Baumrinde. Ihre Sinne sind äufserst scharf; auf grofse Entfernung riechen sie Wild oder Feinde, von denen sie verfolgt werden, und die Daijaks können ihnen daher wenig anhaben, wenn es ihnen einmal gelungen ist, einen erfolgreichen Raubzug auszuführen. Sie verschwinden spurlos im Walde mit ihrer Beute, um sie 60 bis 80 Meilen weiter an andere daijaksche Stämme zu verkaufen. Uebrigens sind sie feig und wagen nur mit zehnfacher Uebermacht einen Angriff. Das Gift, welches sie verfertigen, ist weit gefährlicher, als das der Daijaks; wahrscheinlich benutzen sie dazu auch Schlangengift. Aufser Goldstaub, den sie in kleinen Quantitäten sammeln und gegen Waffen und Taback vertauschen, liefern sie noch einen eigenthümlichen Handelsartikel, den man auf Borneo Galiga nennt. Es ist dies eine harte, grünlich graue Substanz, die sich in Nichts von einem Kieselsteine unterscheidet, als durch ihre Leichtigkeit. Diese Galiga bildet sich bisweilen in den Eingeweiden von Thieren, namentlich von Affen. Sie hat die Grösse einer Pflaume, wenn sie sehr grofs ist, gewöhnlich aber nur die einer Haselnufs, ist selten rund, meist platt. Von Borneo wird die Galiga nach China ausgeführt, wo man ihr grofse Heilkräfte zuschreibt; ebenso nach Klein-Asien, Aegypten und der Türkei, wo man glaubt, dafs sie ein besonders gutes Mittel gegen die Pest sei. Durchschnittlich reisen jährlich einige Malaien von Borneo nach Mekka und nehmen bei dieser Gelegenheit so viel Galiga mit, als sie aufkaufen konnten. In Borneo gilt ein Stückchen von der Grösse einer Haselnufs 4 bis 5 Gulden, in Mekka das Vierfache dieser Summe.

Die Chinesen.

Die Chinesen beschäftigen sich hauptsächlich mit Goldsuchen, nur ein kleiner Theil mit Landwirthschaft, namentlich mit dem Anbau von Zuckerrohr, Früchten und Gemüsen, und mit der Zucht von Hühnern,

Enten und Schweinen. Wenn diese Chinesen hier nicht lebten, würde man auf Borneo beinahe nichts anderes als Reis zu essen haben. An den Küsten, namentlich in Sambas, wo 60 bis 70,000 Chinesen meist mit Goldgraben beschäftigt sind, geniessen sie eine gröfsere Freiheit, als im Innern der Insel, wo sie einzeln und zerstreut in den malaiischen Dörfern leben und sich der Herrschaft der Malaien in der Hoffnung unterworfen haben, irgend eine reiche Goldmine zu finden, die sie alsdann verheimlichen, so lange es geht. Sie bezahlen bedeutende Abgaben an die malaiischen Fürsten. Sehr oft gerathen sie in Schulden, wenn der Golderwerb nicht so ausfällt, als sie hofften, und in diesem Falle nehmen ihnen die Malaien die Kinder ebenso ab, wie den Daijaks.

Bis jetzt hat Holland, welches nur die Küsten der Insel besetzt hat, keine Schritte gethan, um Einfluss im Innern zu erlangen, obschon dies sehr leicht wäre, da die grofsen Wasserstrafsen sich zur Dampfschifffahrt sehr gut eignen und alle grofsen malaiischen Dörfer an den Ufern der Flüsse liegen. Bei den Malaien Einfluss erlangen, heifst nichts anderes, als ihnen Furcht einflöfsen. Sobald die Kanonenmündungen eines Dampfers sichtbar werden, der dicht an ihren Dörfern vorüberfährt, ist man Herr dieses Volkes und hat nichts weiter zu thun, als ihm energisch die Befehle zu ertheilen, die zum Wohle des Landes erforderlich sind. Bis jetzt ist dies von Holland noch nie geschehen, im Gegentheil sind die trägen Malaien stets verhätschelt worden; einestheils weil man den wahren Zustand des Landes nicht kannte, anderntheils weil man nicht genug Dampfer hatte, und endlich, weil die Colonien Hollands im Verhältnifs zur Macht des Staates viel zu ausgebreitet sind. Seit 1840 bereitet sich eine Krisis auf der Insel vor. Das verständige und kräftige Benehmen des englischen Gouverneurs Sir James Brook auf der Nordküste, die durch ihn bewirkte Befreiung der Daijaks von dem unerträglichen Joche der Malaien und die ebenfalls durch ihn eingeführte Freiheit des Handels hat einen gewaltigen Eindruck auf sämmtliche daijak'sche Stämme von Nordwestund Central-Borneo ausgeübt. Sie warten mit Sehnsucht auf den Augenblick, wo auch ihnen die Freiheit zu Theil werden wird, die ihre Brüder in Serawak und Sadong jetzt geniessen.

XIV.

Zur Kunde der Insel Formosa.

Mitgetheilt von Dr. Biernatzki.

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Was vor 22 Jahren Carl Ritter über die grofse Gestade-Insel Formosa niederschrieb '), dafs alle Kenntnifs derselben nur auf der westlichen, der chinesischen Seite beruhe, die weniger bergig, aber fruchtbarer und bevölkerter sei, als die östliche, welche eine terra incognita," das gilt auch noch heutzutage. Oestlich vom Ta Schan, dem Hochgebirge, welches die Insel von Süden nach Norden durchzieht, hört alle Kunde auf, ja selbst bis an den westlichen Fufs desselben ist sie noch sehr mangelhaft. Was die Westküste betrifft, so kann man wenigstens sagen, dafs neuerdings hier und dort ein Hafenplatz aus dem Dunkel emporgetaucht ist, der bisher unbekannt war. Nachdem nämlich der gegenüberliegende Hafen Amoy in der Provinz Fukian, zufolge des Friedens von Nanking 1842, unter die Zahl der sogenannten Freihäfen aufgenommen worden ist, ein Hafen, mit welchem Formosa schon seit Alters in lebhaftem Verkehr gestanden, ist der Besuch der Westseite der Insel erleichtert worden. Und wenn freilich bis jetzt noch nicht ein von den abendländischen Nationen frequentirter Handelsweg nach der formosanischen Küste führt, so ist doch in dem letzten Jahrzehnt die Insel zugänglicher geworden, und selbst die Augen der Förderer der evangelischen Mission unter den Chinesen haben prüfend nach jener Insel hinübergeblickt, um dort zu geeigneter Zeit eine Missionsstation zu gründen.

Die Chinesen nennen die Insel, welcher bekanntlich die Portugiesen, die ersten an ihr vorüberfahrenden Europäer, den Namen der Schönen" gaben (Hermosa, Formosa), Taiwan, welches W. Williams 2) mit terrace beach übersetzt. Jenen, die von den flachen Gestaden Fukians kamen, imponirten wohl die hinter dem breiten sandigen Vorlande gelegenen Dünen und hinter diesen die grünbewachsenen Anhöhen, über welche das Hochgebirge majestätisch hervorragte; sie nannten die Insel daher das „Terrassen - Gestade"; diese scheinen dem Eindrucke, den die mit dem Reize der Tropennatur geschmückte Insel

1) Erdkunde Bd. III, S. 867.

2) The Middle Kingdom. New York & London 1848. Vol. 1, p. 118. Ritter übersetzt a. a. O. S. 864 nach Klaproth und Anderen: die Stadt der Bai der hohen Gipfel.

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