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fange des 7ten Jahrhunderts bekannt. Schon damals besassen sie auf Befehl der Regierung angefertigte Karten der Länder vom Gelben Flusse bis zum Caspischen Meere, da ihre Oberherrschaft unter der Dynastie der Tsin sich so weit erstreckte, und da statistische Beschreibungen in ihrem Administrations-Systeme unentbehrlich waren (vergl. die Uebersetzungen chinesischer Handschriften von Stanislas Julien in meiner Asie centrale T. II, p. 335-364).

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Strahlenberg hat 1730 das Verdienst gehabt, in der Karte, die zu seinem Werke über den nördlichen und östlichen Theil von Europa und Asien" gehört (S. 32), die Kette des Thian Schan erkennbar als eine eigene Kette abzubilden, der er aber den allgemeinen und darum vielfältig verwendbaren Namen Mussart, Schneeberge, Sierras Nevadas", eine Corruption von Muztagh, giebt. Die Anwendung der beiden Namen, Musart und Muztagh, welche bald dem Thian Schan, bald dem Bolor, also bald einer Parallel-, bald einer Meridian-Kette zugeschrieben werden und nur bedeuten: hier liegen Schneeberge", hat wie der gefahrvolle Name „Gebirge von Inner-Asien“ für Alles, was zwischen dem Himalaya und Altai liegt, lange dauernde Verwirrung verursacht.

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Dafs man an den Ufern des See's Issikul von der Solfatare von Urumtsi trotz einer Entfernung von mehr denn 120 geographischen Meilen, aber nicht von dem vielleicht jetzt nicht thätigen näheren Vulcan Peschan (dem Weissen Berge) hat reden hören, wundert mich gar nicht. Die Solfatare von Urumtsi giebt weit zu verführende HandelsProducte, Ammoniak und Schwefel; der Peschan (Asie centrale II, p. 30-33 und p. 38-41), dessen Lavaströme in den chinesischen Geographien und in den Schriften der Missionäre beschrieben sind, zieht in dem Zustande der Ruhe die Aufmerksamkeit weniger auf sich. Uebrigens ist der Peschan vom östlichen Ende des See's Issikul noch volle 45 geographische Meilen entfernt, und für den Geologen hat es nichts Auffallendes, dafs man um den See weder Basalte noch trachytartiges Gestein findet.

Auch in den vulcanreichen Cordilleren von Süd-Amerika sind die Trachyt-Gruppen durch lange Strecken von Granit, Gneis und Glimmerschiefer oftmals getrennt. Die genauere Kenntnifs der Lage und der Grenzen der fünf Gruppen von Vulcanen (der Gruppen von Anahuac oder des tropischen Mexico, von Central-Amerika, von NeuGranada und Quito, von Peru mit Bolivia und von Chile), zu der wir in neuester Zeit gelangt sind, führt zu dem wichtigen Resultate, dafs in dem Theile der Cordillera, welcher sich von 19 N. Br. bis 46° S. Br. erstreckt, in einer Länge von fast 1300 geographischen Meilen, nur unbedeutend mehr als die Hälfte mit Vulcanen bedeckt ist.

Der colossale Vulcan Sangay, 16,068 Fufs hoch, der thätigste aller feuerspeienden Berge der Erde, bildet eine Trachyt-Insel von kaum 2 geographischen Meilen Durchmesser, mitten in Granit- und Gneisschichten!

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Die Grenze des ewigen Schnees, die ich im Altai in der Breite von 491 bis 51° in der mittleren Höhe von 6600 Fufs gefunden habe, wird im Thian Schan (lat. 42°) erst zu 10,000 Fufs angegeben, was sich wohl auf keine wirkliche Messung gründet. Ich finde durch Vergleichung wirklicher Messungen für die Pyrenäen (lat. 42° - 43°) die Schneehöhe zu 8400 Fufs; aber für den Caucasus (lat. 43° 2′), wenn ich das Mittel zwischen dem Elbrus und Kasbeg nehme, zu 10,170 Fufs.

Miscellen.

Die arabische Geographie des Ahmed Moqaddasy.

Während eines 13 jährigen Aufenthalts in Ostindien hat Dr. Al. Sprenger in seinen wichtigen Stellungen als Bibliothekar der Calcutta - Societät, als Director einer national - indischen Universität in Delhi, als Bibliothekar in Lucknow den Catalog der Biblothek hat er veröffentlicht, dann auf seinen mehrjährigen Reisen in Aegypten, Syrien, Irak und Mesopotamien eine Sammlung von meist sehr seltenen, oft ganz unbekannt gebliebenen orientalischen Manuscripten von 1972 Schriften mit grofsen Kosten und grofser Mühe eingesammelt und glücklich nach Europa gebracht.

Sie ist durch die Munificenz Sr. Majestät des Königs von Preufsen als ein kostbarer Schatz für die orientalische Wissenschaft angekauft und zu den reichhaltigen früheren Erwerbungen der königlichen Bibliothek, den Handschriften von Diez, Wetzstein und Petermann, hinzugefügt worden.

Herr Dr. R. Gosche hat in seiner umfassenden Aufzählung und Charakteristik der orientalischen, fast unübersehbar gewordenen Literatur dieses Zweiges vom Jahre 1856 in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft Bd. XI, 1853, in welcher auch ein gelehrter Schatz über das Wissen orientalischer historischer und geographischer Werke niedergelegt ist, einige wichtige Hinweisungen gegeben, die für das Studium unseres geographischen Vereins sehr empfehlenswerth sein möchten. Wir haben in unseren Abendversammlungen das Glück gehabt, dessen Freund, Herrn Dr. Aloys Sprenger, einen der berühmtesten deutschen Orientalisten (er ist ein geborener Tyroler), als Theilnehmer an verschiedenen unserer Vorträge zu sehen; um seinen Verdiensten um die Erweiterung der orientalischen geographischen Studien ein Zeichen öffentlicher Anerkennung zu geben, hat der Vorstand sich geeinigt, denselben (der jetzt seit Jahr

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und Tag in Weinheim und Heidelberg mit gelehrten Arbeiten beschäftigt sich aufhält) zum auswärtigen Mitgliede unseres Vereins zu ernennen.

Herr Al. Sprenger, der schon seit dem Jahre 1841 durch seine Uebersetzung der historischen Encyclopädie des El Masudi aus dem Arabischen, welche, unter dem Titel: „die goldenen Wiesen und Edelsteingruben" in der Mitte des 11. Jahr. hunderts von einem der umfassendsten Gelehrten der Araber geschrieben, auch eine geistvolle Einleitung in die allgemeine Geographie und Kosmologie enthält, sowie durch viele nachfolgende orientalistische Arbeiten berühmt ist, hat das Diplom unserer Gesellschaft wohlwollend angenommen. Zugleich hat er mir, auf meine Bitte, eine Nachricht über das ausgezeichnetste und älteste geographische Werk seiner Manuscript - Sammlung, das des Ahmed Moqaddasy, eines der gelehrtesten Autoren aus dem vierten Jahrhundert der Hedschra, mitgetheilt, welches durch ihn zum ersten Male nach Europa gekommen ist, wo es bisher kaum dem Namen nach bekannt war. Es ist nicht nur viel älter als die bis jetzt bekannt gewordenen Geographien des Abulfeda und Idrysy, die als die Hauptquellen der orientalischen Geographie gelten, sondern auch weit vollständiger, umfassender, quellengemässer als die bekannten Werke dieser bisher berühmtesten Geographen der Muhamedaner, abgefafst, und läfst auch das geographische Compendium des Ibn Hauqal wie seines Zeitgenossen, des Istachry, welches durch Mordtmann unter dem Titel: „das Buch der Länder“ übersetzt wurde, weit hinter sich zurück.

Diesen arabischen Geographen Ahmed Moqaddasy, der mit vollständigem Namen Abu Abdallah Muhamed Ben Ahmed Moqaddasy heifst, aber auch unter anderem Namen (Ibn al-Bannâ Bassari) genannt wird, gedenkt Herr A. Sprenger demnächst im Original - Text mit Uebersetzung herauszugeben. Das Werk ist von bedeutendem Umfange, mit Quellenkunde und philosophischem Geist von einem trefflichem Beobachter niedergeschrieben, daher eine unschätzbare Bereicherung unserer historisch - geographischen Kunde des Orients. Schon im Jahre 1855, schreibt mir Herr A. Sprenger, hatte er zu Damascus das Werk aus dem Arabischen ins Englische übersetzt, und sich auf seinen Reisen im Orient alle mögliche Mühe gegeben, über lexicographische und geographische Schwierigkeiten, an denen es bei einem solchen originalen Werke nicht fehlen kann, Aufklärung zu erhalten. Im Winter 1856 hat er das Original mit lithographischer Tinte abgeschrieben, in der Absicht, es auf Stein übertragen zu lassen, und hofft bald Zeit und Gelegenheit zu finden, es zu veröffentlichen.

„Zwei Eigenthümlichkeiten“, sagt Herr A. Sprenger, „zeichnen den Ahmed Moqaddasy vor allen andern arabischen Geographen wie vor allen andern arabischen Gelehrten aus: er ist ein überaus scharfer Beobachter, voll gesunden Menschenverstandes und nicht ohne philosophischen Geist. Seine Beobachtungsgabe tritt besonders hervor in seinen Bemerkungen über den Nationalcharakter und die Sitten der Länder, die er beschreibt, und in dem glücklichen Takt, mit dem er kurz aber deutlich das Wichtigste von bekannten Städten heraushebt und beschreibt. Von einem philosophischem Kopfe zeugt sein geographisches System; er vergleicht Länder mit Armeen: die Dörfer stellen die Soldaten dar. Diese müssen Mittelpunkte haben, in denen sie ihre Producte absetzen und ihre Bedürfnisse einkaufen. Diese Mittelpunkte (d. h. Marktflecken) vergleicht er mit den Decurionen; eine Anzahl von diesen haben gröfsere Mittelpunkte nöthig, Provinzial-Haupt

städte

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Centurionen welche in den Metropolen, wovon er acht aufzählt, ihre Vereinigungspunkte finden. Es ist leicht, eine solche Theorie zu erfinden. Sein Talent aber zeigt sich in der Ausführung derselben, d. h. in der Gruppirung der Städte und Districte. Wir folgen gewöhnlich der politischen Eintheilung; er aber betrachtet sie als zufällig und vorübergehend und erwähnt erst am Ende eines jeden Kapitels unter einer eigenen Rubrik, unter welcher Regierung das betreffende Land stehe. Aber er betrachtet die politische Eintheilung sowohl der Gegenwart als der Vergangenheit als eine grofse Autorität für die Gruppirung, die ihm, wie er sich selbst ausdrückt, so viel werth ist, als dem Theologen die Aussprüche der Begleiter des Propheten. Die Regierungen müssen am besten die Beziehungen der verschiedenen Ortschaften zu einander und zu den Städten gekannt haben. Gerade weil er auf seine Gruppirung so viel Gewicht legt (vielleicht mehr als sie verdient), so gab er dem Buche den Titel: „die beste Eintheilung der Länder“.

„Die zweite Eigenthümlichkeit des Moqaddasy ist, dafs er nicht wie alle andern arabischen Autoren gedroschenes Stroh drischt. Istachry hat den Abu Zayd abgeschrieben, Ibn Hauqal den Istachry und der persische Verfasser des Cowar al aqalyn, das Ouseley übersetzte, den Ibn Hauqal. Idrysy hat von diesen Werken und von den zum Theil auf officielle Documente gegründeten Nachrichten des Ibn Chordad beh Itinerarien abgeschrieben, Stationen aus Unachtsamkeit ausgelassen und dennoch die Total - Distanz von Hauptstadt zu Hauptstadt gegeben, wie er sie im Original fand, obwohl sie aus seinem verdorbenen Text nicht herauskommt. Moqaddasy aber hat (mit Ausnahme von Sind und Spanien) alle Länder und Städte, die er beschreibt, selbst besucht, und sowohl seine Nachrichten als seine Darstellung sind originell. Er macht sich's sogar zur Regel, das unbeachtet zu lassen, was von Anderen richtig beschrieben worden ist. Wir haben Ursache, dies zu bedauern, denn es ist nicht wahrscheinlich, dafs es unsern Reisenden je gelingen wird, alle älteren Geographen aufzufinden, und das geographische Werk Masalik alabçar fy mamalik al amçar von Schihab aldyn Abul'abbas Ahmad b'Yakya Ibn Fadhl Allah aus Damascus (starb 749 d. H.), welches aus 27 Bänden bestand und in welchem wahrscheinlich Alles verbatim eingetragen war, was über Geographie je geschrieben worden ist, scheint nie vervielfältigt worden zu sein, denn wir finden es nirgends citirt. Yaqut's geographisches Wörterbuch aber ist wichtiger für arabische Archäologie als für Geographie. Wenn Moqaddasy uns interessante Auszüge aus den Werken seiner Vorgänger mitgetheilt hätte, könnten wir ihm nur dankbar sein, aber auch ohne diese ist, nach meiner Ansicht, sein Buch das lehrreichste Werk über Erdkunde in der arabischen Sprache. Auch für die Culturgeschichte ist es sehr wichtig, denn es enthält interessante Notizen über den Handel, Münzen, Masse und Gewichte, Naturproducte, Fabricate und Wasserleitungen eines jeden Landes, und der Verfasser schrieb zur Zeit (375 d. H. oder 985 n. Chr.), als die islamitische Civilisation ihren Culminationspunkt zwar überschritten hatte, aber noch nicht sehr in Verfall gerathen war.“ C. R.

Zur Statistik der Eisenbahnen der Erde.

In dem fünften Jahrgange des Jahrbuchs für Volkswirthschaft und Statistik, herausgegeben von O. Hübner, Leipzig 1857, giebt uns Herr Viereck eine höchst ausführliche und interessante Zusammenstellung über sämmtliche Eisenbahnen der Erde, soweit solche bis zum Jahre 1856 theils vollendet, theils concessionirt und im Bau begriffen waren, mit Hinzufügung der Angaben über das Anlage- und Betriebs-Capital, die Betriebsresultate, Personen- und Güterbeförderung u. s. w. Welche Schwierigkeiten dem Verfasser bei der Sammlung dieses reichhaltigen Materials entgegengetreten sein mögen, kann der Sehreiber dieser Zeilen nach seinen eigenen Vorarbeiten für eine ähnliche, wenn auch weniger umfangreiche Arbeit am besten ermessen; sicherlich wird es den Lesern der Zeitschrift erwünscht sein, aus der Arbeit des Herrn Viereck ein kurzes Resumé zu erhalten, soweit dasselbe dem Zwecke dieser

Blätter entsprechend ist.

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