Ricarda Huch: ein Wort über Kunst des Erzählens

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Insel, 1916 - 119 sider
 

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Side 105 - Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren. Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ist's!
Side 58 - Fülle überschüttet, ihnen nicht nur mit Undank, sondern •wohl gar mit Geringschätzung und Gleichgültigkeit lohnten. Was hatte ich überhaupt Nennenswertes für sie getan? Ja, •wenn ich, was ich besaß, ihr in den Schoß geworfen und zu ihr gesagt hätte, nimm du jetzt mein Wohlergehen, ich will deine Plage tragen! Aber ich war mir so sehr selbst das Wichtigste, daß ich mein altes Familienhaus zu verkaufen trachtete, nur um die Altstadt mit ihrem Schmutz und Greuel vergessen zu können,...
Side 34 - ... Letzte, von einem Menschen weiß, versteht man ihn ganz, und jeden Menschen, auch solchen, den man gemeinhin schlecht nennt, liebt man desto mehr, je mehr man ihn kennt und versteht, was für die Menschheit ein gutes Zeichen ist. Mir aber, und dieses schreibe ich mir zur Erbauung und Freude, erwächst das Bild meines Vaters, indem ich es Strich vor Strich aus der Erinnerung entwerfe, treu und ausdrucksvoll vor den Augen und deutlicher, als ich ihn im Leben begreifen konnte.
Side 15 - Daß sich kein Blatt aus deiner Flut mehr scheide, Taucht sie die Zweige schluchzend in dein Grab. Daß dich doch dürstete, wie sie verschmachtet! Verzehre sie, wie sie dich trinken will! In dich gebogen, ganz von dir umnachtet, Von dir verschlungen, wird die Seele still.
Side 34 - ... ich ihn im Leben begreifen konnte. Ein Kind bewundert Gott in seinen scheinendsten Werken, dem gewölbten, wolkigen Himmel, der Sonne und den nächtlichen Gestirnen ; das Alltägliche oder gar das Mangelhafte in der Welt der Erscheinung, dessen Folgerichtigkeit es noch nicht einzusehen vermag, läßt es sich nicht einfallen, mit Gott in Verbindung zu bringen. In ähnlicher Weise bewunderte ich als Kind meinen Vater wegen seiner Allmacht, Allwissenheit und Unverletzlichkeit (was ich ihm alles...
Side 80 - Wenn der junge Graf Federigo Confalonieri durch die Straßen Mailands ging, die eng, hoch und steil wie Felsschluchten waren, so glich er einem eingeschlossenen Pferde oder Hirsch, der mit entrüsteter Ungeduld die labyrinthischen Gänge seines Gefängnisses entlangschreitet und den Ausgang ins Freie sucht.
Side 71 - ... das man hätte küssen mögen aus Freude an seinem Glück und seiner Unschuld. Das Wunderbarste daran war aber die goldbraune Farbe von einer Wärme und einem Schmelz, wie ich keine ähnliche in der Natur je gesehen habe. Gewachsen war sie schlank und gerade wie ein Schiff und ebenso biegsam; es sah aus, als ob der Wind sie uns entgegenwehe.
Side 33 - Wort ins Grab hinunterrufen könnte, daß sie es hörten. Der Lebende in seiner Selbstsucht sucht nicht sowohl die Glücklichen und Unglücklichen auf, die in ihrem eigenen Schicksal versinken, als die weniger oder stiller Erlebenden, die auch noch Teilnahme für andere, nämlich für einen selbst haben. Aber der, welcher verzichtet hat, sieht die Dinge anders an und begreift nicht, wie er so hastig an einem nahen Leiden vorübergehen konnte, nur damit ihm nicht eine salzige Träne in den Becher...
Side 70 - Graf sehr gern gehorchte; ihm war seine ganze Seele voll innern Vorwurfs über die treulose Zweifelsucht seiner Liebe zum schönsten Wesen, das je atmend zwei liebliche, weiße Hügel bewegt, an die je anspielend der Wind, je näher, je schöneren Leib, Hüften und Schenkel gezeichnet. In dem Augenblicke und ohne Rast beschloß er mit Kurierpferden fortzueilen. Ehe die Pferde kamen und angespannt wurde, schrieb er ein paar Zeilen an seine neue Freundin, an das unsichtbare Mädchen Arnika Montana...
Side 81 - ... erneuern und durchsetzen könnte. An einem der ersten Maitage versammelte Garibaldi seine Truppen im Parke der Villa Borghese vor der Porta del Popolo. um auf täuschenden Umwegen in den Süden zu gelangen und den König von Neapel, der mit seiner Armee die Grenze überschritten hatte, zurückzuwerfen. Steh wieder auf, totes Heer, gleite noch einmal wie ein Echo stolzer Märsche über die veilchenblauen Hügel, die Zypressen und Rosengewinde schwärmerisch umkränzten!

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