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(Mar versucht es noch einmal, sich der Thekla zu nähern. Wallenstein verhindert es. Er steht unschlüssig, schmerzvoll,2 indeß füllt sich der Saal immer mehr und mehr, und die Hörner ertönen 3 unten immer auffordernder und in immer kürzern Pausen.3)

Mar.

Blast! Blast! O wären es die schwed'schen Hörner,
Und ging's 5 von hier gerad' ins Feld des Todes,
Und alle Schwerter, alle die ich hier

Entblößt muß sehn, durchdrängen meinen Busen!
Was wollt Ihr? Kommt Ihr, mich von hier hinweg
Zu reißen? O treibt mich nicht zur Verzweiflung!

Thut's nicht! Ihr könntet es bereun! 6

Noch mehr

(Der Saal ist ganz mit Bewaffneten erfüllt.) e87 hängt Gewicht sich an Gewicht Und ihre Masse zieht mich schwer hinab.7

Bedenket, was Ihr thut. Es ist nicht wohlgethan,
Zum Führer den Verzweifelnden zu wählen.
Ihr reißt mich weg von meinem Glück; wohlan,
Der Rachegöttin weih ich Eure Seelen!
Ihr habt gewählt zum eigenen Verderben,

9

Wer mit mir geht, der sei bereit zu sterben!

(Indem er sich nach dem Hintergrunde wendet, entsteht eine rasche 10 Bewegung unter ren Cürassieren, sie umgeben und begleiten ihn in wildem Tumult. Wallenstein bleibt unbeweglich, Thekla sinkt in ihrer Mutter Arme. Der Vorhang fällt.)

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Vierter Aufzug.

In des Bürgermeisters Hause zu gcr.

Er ist herein.

Erster Auftritt.

Buttler (der eben anlangt).

Ihn führte sein Verhängniß.

Der Rechen ist gefallen hinter ihm;

Und wie die Brücke, die ihn trug, beweglich
Sich niederließ und schwebend wieder hob,
Ist jeder Rettungsweg ihm abgeschnitten.3
Bis hicher, Friedland, und nicht weiter! sagt
Die Schicksalsgöttin. Aus der böhmischen Erde
Erhub sich Dein bewundert Meteor,

4

Weit durch den Himmel einen Glanzweg ziehend,5
Und hier an Böhmens Gränze muß es sinken!

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Verblendeter, und traust dem alten Glück!
Den Krieg zu tragen in des Kaisers Länder,
Den heil'gen Herd der Laren umzustürzen,2
Bewaffnest Du die frevelhafte Hand.

Nimm Dich in Acht! Dich treibt der böse Geist
Der Rache
daß Dich Rache nicht verderbe!

Zweiter Auftritt.

Buttler und Gordon.

Gordon.

Seid Ihr's wie verlangt mich Euch zu hören.
Der Herzog ein Verräther! O mein Gott!

Und flüchtig! Und sein fürstlich Haupt geächtet!
Ich bitt' Euch, General, sagt mir ausführlich,3
Wie alles dies zu Pilsen sich begeben?

Buttler.

Ihr habt den Brief erhalten, den ich Euch
Durch einen Eilenden vorausgesendet ? 4

Gordon.

Und habe treu gethan, wie Ihr mich hießt,5
Die Festung unbedenklich ihm geöffnet,

Denn mir befiehlt ein kaiserlicher Brief,
Nach Eurer Ordre blindlings mich zu fügen.

1 Verblendeter, infatuated man. 2 Den-umzustürzen, to destroy the sacred hearth of the Lares.-The Lares were the household gods of the Romans. The simile is here used to express that Wallenstein is about to kindle the torch of civil war in the Emperor's own

land.

3 ausführlich, in full.

4 vorausgesendet, sent on before me. 5 wie hießt, as you bid me do. The verb,,thun" mast here be understood, as heißen requires the infinitive when it governs the accusative of the person.

Jedoch verzeiht! als ich den Fürsten selbst
Nun sah, da fing ich wieder an zu zweifeln.
Denn wahrlich! nicht als ein Geächteter
Trat Herzog Friedland ein in diese Stadt.
Von seiner Stirne leuchtete wie sonst
Des Herrschers Majestät, Gehorsam fordernd,
Und ruhig, wie in Tagen guter1 Ordnung,
Nahm er des Amtes Rechenschaft mir ab.2
Leutselig macht das Mißgeschick, die Schuld,
Und schmeichelnd zum geringern 3 Manne pflegt
Gefallner Stolz herunter sich zu beugen; 4
Doch sparsam und mit Würde wog 5 der Fürst
Mir 5 jedes Wort des Beifalls, wie der Herr
Den Diener lobt, der seine Pflicht gethan.

Buttler.

Wie ich Euch schrieb, so ist's genau geschehn.
Es hat der Fürst dem Feinde die Armee
Verkauft, ihm Prag und Eger öffnen wollen.
Verlassen haben ihn auf dies Gerücht
Die Regimenter alle, bis auf fünfe,
Die Terzky'schen, die ihm hieher gefolgt.
Die Acht ist ausgesprochen über ihn,
Und ihn zu liefern, lebend oder todt,
Ist jeder treue Diener aufgefordert.

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So hochbegabt! O was ist Menschengröße!1

Ich sagt' es oft: das kann nicht glücklich enden;
Zum Fallstrick ward ihm seine Größ' und Macht
Und diese dunkelschwankende 2 Gewalt.

Denn um sich greift der Mensch,3 nicht darf man ihn
Der eignen Mäßigung vertraun. Ihn hält

In Schranken nur das deutliche Geset
Und der Gebräuche tiefgetretne Spur.4
Doch unnatürlich war und neuer Art 5

Die Kriegsgewalt in dieses Mannes Händen;
Dem Kaiser selber stellte sie ihn gleich,
Der stolze Geist verlernte sich zu beugen.

Schad' um solchen Mann! denn Keiner möchte
Da feste stehen, mein' ich, wo er fiel.

Buttler.

Spart Eure Klagen, bis er Mitleid braucht,
Denn jezt noch ist der Mächtige zu fürchten.
Die Schweden sind im Anmarsch gegen Eger,
Und schnell, wenn wir's nicht rasch entschlossen hindern,
Wird die Vereinigung geschehn. Das darf nicht sein!
Es darf der Fürst nicht freien Fußes 9 mehr
Aus diesem Vlah, denn Ehr' und Leben hab' ich
Verpfändet, ihn gefangen hier zu nehmen,
Und Euer Beistand ist's, auf den ich rechne.

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