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bestand und die flachen Stellen zunächst am Ufer mit langen Binsen (Scirpus) dicht bekleidet waren. So weit das Wasser steigend und fallend gelangte, standen nur Binsen; aber weiter hinauf an den höheren Gehängen der Dämme in reichlichster Fülle grofse Büsche des SumpfPampas-Grases mit den hohen Schaften und seidenartig glänzenden weilsen Blumenrispen. Noch höher auf der Kuppe der Dämme stellte ein anderes feineres Gras sich ein, das mir einige Aehnlichkeit mit Elymus arenarius zu haben schien. Auf dem See schwammen Enten und an offenen Stellen des Ufers stand der Himantopus im Wasser. Als ich vom Bade zurückkehrte, sah ich in der Ferne nach Nordost dichte Regenwolken vorbeiziehen; der Himmel war hier ganz dunkelblau vom Gewitter, dessen Nähe schon die heute sehr drückende schwüle Luft angekündigt hatte, und dessen Blitze wir nun in den schönsten Zickzackformen durch das schwarzgraue Gewölk aufflammen sahen. Aber zu uns herüber kam es nicht, seine Entfernung war so bedeutend, dafs wir keinen Donner hörten, obgleich die einzelnen Blitzstrahlen sehr deutlich gesehen wurden.

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Den 3. März. Die heutige Wegestrecke von Tambito bis Rio Quarto war nur 11 Leguas lang und führte zuerst nach Chucul, einer armseligen Hütte mit farbiger Bevölkerung, 5 Leguas von Tambito und 6 von Rio Quarto. Ich sah auf dieser ganzen Strecke nur ödes, buschloses Pampasfeld, ohne irgend einen neuen mir auffallenden Gegenstand, als eine ziemlich grofse weifse Blume vom Ansehen eines Narcissus, aber mit 5 krauswollig gezackten Blumenblättern, welche auf der Strecke von Tambito nach Chucul öfters im Grase stand und einzeln auf ihrem Blumenstiel weit sichtbar daraus hervorragte. Nach 2 Leguas passirten wir einen Bach, der, im tiefen Lehmbett ganz versteckt, von rechts nach links fliefst und dermalen nur wenig Wasser enthielt. Er muss aber zu Zeiten recht reissend werden, die Tiefe des Bettes und das kahle abgewaschene Ansehen seiner mannichfach ausgefurchten Ufer bewiesen dies. Ein ungeheurer Schwarm von Mücken überfiel uns an dieser Stelle und belästigte uns lange, bis die steigende Hitze des Tages sie zur Ruhe trieb. Die Station Chucul liegt etwas tief an einem kleinen Flusse, welcher dieselbe Richtung wie der Bach vorher verfolgt und wahrscheinlich eine Fortsetzung desselben ist. So kamen wir gegen Mittag an den Rio Quarto, dessen breites, tief ausgewaschenes Bett in ganz ähnlicher Weise, wie der eben besprochene Bach, zwischen hohen, kahlen, abgewaschenen Lehmgehängen verborgen steckt und erst in der Nähe deutlich übersehen werden kann. Der Flufs ist breit, aber nicht tief, und fliefst mit verschiedenen schmalen Armen zwischen den Kiesgeröllen hin, welche die Sohle seines Bettes anfüllen; jenseits liegt auf dem hohen Ufer die kleine Stadt

(Pueblo) Rio Quarto, der Hauptort auf der Strafse von Rosario oder Buenos Aires bis Cordova und San Luis.

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Rio Quarto ist, wie alle hiesigen Ortschaften, regelmässig in Quadraten angelegt und aus gestampften Erdmauern gebaut; nur die Fundamente der Gebäude bestehen aus starken Rollsteinen, bisweilen aus Ziegeln. Der Ort hat einen grofsen Marktplatz mit Kirche, Cabildo (Gefängnifs) und Kaserne (Quartel) und eine zweite kleinere Kirche, die zu dem Franziskanerkloster gehört, welches sich hier befindet und, wenn ich recht gehört habe, 5 Mönche enthielt. Die Stadt ist der Standort einer aus 150 Mann bestehenden militärischen Besatzung und wimmelt von Soldaten, meist Cavallerie, welche mit ihren rothen Flanellponchos überall sich umhertrieben. Ich sah am Nachmittage das Exercitium derselben auf der Plaza an und bewunderte die nacktbeinigen Leute, wie sie gravitätisch im Staube dahinschritten, fortwährend dichte Wolken emporwirbelnd. Der blofse Anblick dieser gebräunten Gesichter und ihrer abenteuerlichen Kleidung wäre hinreichend, Jeden, der dies Militär zum ersten Male sieht, in Furcht und Schrecken zu setzen. Die Kirche ist ein langes schmales Gebäude ohne Fenster, mit zwei dicken Thürmen an der Façade, wovon indessen nur der eine ausgebaut und vollendet war; äufsere Decorationen gingen ihr ganz ab. Die Häuser erschienen mir gröfstentheils schlecht und sorglos gehalten; sie hatten in der Regel einen Garten hinter sich mit stattlichen Feigenbäumen, grofsblättrigen Cactushecken, Pfirsichen und Weinreben, deren Früchte, eben reif geworden, mir einen angenehmen Genufs bereiteten. Die Einwohnerzahl wird auf 3000 angegeben; es sind gröfstentheils Viehzüchter, daneben einige Kaufleute, welche die Umgegend mit europäischen Waaren versorgen. Rio Quarto gilt für die Hälfte des Weges von Rosario nach Mendoza, ist es aber genauer genommen nicht; die Entfernung von hier nach Rosario beträgt mit den vielen Krümmungen, welche der Weg macht, 115 Leguas; die zweite Hälfte von Rio Quarto nach Mendoza ist 127 Leguas, erscheint aber auf der Karte mit Recht weit länger als die andere, weil die Strafse mehr in gerader Linie geht 1).

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1) Was die Entfernungsangaben betrifft, so stimmt Herr Burmeister für die Strecke von Rosario bis Esquina de Medrano denn erst hier, nicht aber bei Frayle muerto, trennen sich die Wege nach Cordoba und Mendoza mit den älteren Itinerarien überein, ausgenommen am Anfange der Tour (nach Burmeister: von Rosario zur ersten Station 4, von hier zur Estancia des José Correa 5, von hier bis Candelaria 5 Leguas, in Summa 14 Leguas; nach den anderen Itinerarien: von Rosario nach Saladillo de la Orqueta 7, von hier nach Candelaria 5 L., zusammen 12 Leguas) und in dem auf S. 240 bemerkten Falle, wo er durch Einschieben einer Station die Entfernung von Frayle muerto nach Tres Cruzes auf 9 Leguas erweitert, während sie nach Justo Maeso und dem erwähnten Almanaque nur 4 Leguas beträgt.

Miscellen.

Die ostsibirische Expedition der Kaiserl. Russischen Geographischen Gesellschaft.

Von C. Schirren.

Im Frühjahr 1857 ist in Petersburg abermals ein vorläufiger Bericht über die Leistungen der ostsibirischen Expedition eingegangen und im Огчeть der Gesellschaft veröffentlicht. Bald darauf traf wider Erwarten eine zweite sehr umfassende Sendung ein, deren Publication nicht verfehlen wird, die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt in noch höherem Grade, als bisher, einer Unternehmung zuzuwenden, welche unter mannichfacher Ungunst allgemeiner und persönlicher Verhältnisse rüstig den ihr gesteckten Zielen entgegenstrebt. Diese neueste grofse Sendung umfafst unter Anderem den ausführlichen Bericht des Naturforschers Radde und zusammenstellende Auszüge aus den Tagebüchern der einzelnen Offiziere mit besonderer Rücksicht auf die Physiognomik des Landes und seiner Bewohner. Zunächst ist es mir nur gestattet, zum Theil nach dem vor läufigen Bericht, der in russischer Sprache gedruckt ist, einige Ergänzungen zu meinen früheren Mittheilungen zu geben.

Zur besseren Würdigung des ganzen Unternehmens ist zunächst anzuführen, dafs die Absendung des Lieut. Roschkow, von welchem nur wenig genügende Berichte eingingen, an den Amur weder ganz innerhalb des ursprünglichen Planes lag, noch den Absichten des Hauptastronomen entsprach; vielmehr ist sie einer durch die Instructionen vorgeschriebenen Connivenz gegen die Wünsche des General - Gouverneurs von Ost-Sibirien zuzuschreiben. An den Amur war gleichzeitig (Mai 1855) von der sibirischen Abtheilung der geographischen Gesellschaft

Esquina de Medrano ist also nach Herrn Burmeister 72, nach den älteren Itinerarien nur 65 Leguas von Rosario entfernt. Für die weitere Strecke ergeben sich folgende Differenzen: Von Esquina de Medrano ab sind von Station zu Station

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Die Gesammt-Entfernung von Rosario bis zum Pueblo Rio Quarto beträgt nach Mac Rae 103, nach Justo Maeso 105, nach dem Almanaque 107, nach Burmeister 117 Leguas.

K. N.

eine Expedition abgegangen. Sie bestand aus den Herren Maack, Gerstfeld, Kotschetow, dem Offizier des Topographen - Corps Sondhagen und dem Präparator Fuhrmann. Beim Marien-Pogost theilte sich die Gesellschaft; die Rückfahrt stromauf legten nur Maack, Sondhagen und Fuhrmann zurück. Der erste war schon im vorigen Jahre in Petersburg eingetroffen, wo er an die Bearbeitung seiner Tagebücher und Sammlungen ging. Sondhagen hatte eine ausführliche Marschroute gezeichnet von Albasin bis zum Marien-Pogost; sie ergänzt die von Roschkow aufgenommenen Routen von Ust-Strjelka bis Albasin und weiterhin vom Marien-Pogost bis Nikolajewsk.

Von Roschkow war eine Liste astronomischer Ortsbestimmungen eingegangen, welche wir unten mittheilen; im Winter 1855 1856 hatte er im Süden der Amurmündungen noch folgende Punkte bestimmt: 1) das Dorf Pronge, 2) Dorf My, 3) Dorf Tschomi, 4) Dorf Pogobi in Sakhalin, nördlich von den Amurmün, dungen, 5) das Dorf Tscheharbach, 6) Dorf Pūir, 7) Dorf Langer, 8) einen Punkt am Flusse Iski, 9) Dorf Wassi zwischen der Mündung und dem Nikolajew'schen Pogost. Im Sommer arbeitete er abermals am Amur, von der SungariMündung an abwärts und war im Frühling 1857 noch nicht in Irkutsk eingetroffen.

Der Lieutenant Ussol'zew hatte auf der Tour von Ust-Strjelka über die linken, oberen Zuflüsse des Amur nach Monddistanzen folgende Punkte bestimmt; 1) einen Punkt östlich an der Quelle des Oldoi, 2) die Mündung der Tonda in den Giluj, 3) einen Punkt am oberen Giluj, 4) einen Punkt nahe der SelimdshaMündung, 5) die Mündung der Seja, überdies die Breite von 14 anderen Punkten. Vom Beginn seiner Reise bis zum 8. October (1856) hatte er meteorologische Beobachtungen angestellt, Felsproben gesammelt und Kartenskizzen von der Landschaft zwischen dem Giluj, der Seja, dem Amur, der Schilka und dem JablonnoiChrebet entworfen. Eine genaue Marschroute und ein ausführlicher Bericht stehen zu erwarten,

Zur Beurtheilung der bisherigen kartographischen Vorarbeiten und Leistungen dienen folgende Notizen. Obwol eine Karte vom Witimthal erst dann genügend angefertigt werden kann, wenn die Länge der wichtigsten Position am Witimlauf, die Länge der Zypa-Mündung, von welcher Orlow nur die Breite bestimmt hat, ermittelt ist, so urtheilt der Hauptastronom doch, dafs schon jetzt die Configuration des ganzen Systems der Flüsse Karenga, Zypa und Witim die wesentlichsten Aenderungen erfahren hat. Auf der Karte von 1855 ist die Quelle der Nertscha unter 53° 30' Br. verzeichnet, obwol sie unter 54° 22' Br. oder fast um 1° nördlicher fällt. Daraus folgt, dafs das Jablonnoi- Chrebet, welches zwischen der Karenga und Nertscha hinzieht und dann um die Nertscha- Quellen wendet, etwa 100 Werst nach Norden hinaufzurücken ist. Die Mündung der Zypa dagegen behält die früher angenommene Breite (55o 29'). Andere Correctionen sind noch bedeutender. Die Umgebung des Bauntow'schen Sees ist als neuentdeckte Provinz anzusehen. Was den südlichen Theil von Ost-Baikalien (östlich bis nach Ust-Strjelka) betrifft, so finden sich dafür bei den Ortsbehörden eine grofse Anzahl Aufnahmen, Marschrouten, Vermessungspläne: Material genug selbst zu einer topographischen Karte, um so mehr, als es für diese südlichen Landschaften schon früher auch an astronomischen Bestimmungen nicht fehlte.

Andererseits geben diese Bestimmungen, mit Einschlufs der von Fufs (1832), wegen der unvollkommenen älteren Methode, nach welcher sie gefunden wurden, doch nur annähernde Werthe. Wir haben schon in einem früheren Aufsatze von den Arbeiten des Hauptastronomen gesprochen, welche diese Gegenden betreffen, und theilen unten die Liste seiner Hauptbestimmungen vom Jahre 1855 mit, Nach den älteren Aufnahmen von 1849-1853 und nach den neueren Arbeiten vorzüglich vom Jahre 1855 hat Schwarz eine Karte von Ost-Sibirien im Massstabe von 250 Werst auf den Zoll gezeichnet und der geographischen Gesellschaft cingesandt. Ein zweites Exemplar liegt mir vor. Die Karte gründet sich wesentlich auf astronomische Bestimmung von 168 Punkten nach Breite und Länge. Von dieser Summe liegen 22 zwischen dem Jenisei und dem Baikal, 116 östlich vom Baikal bis an den Meridian von Ochozk, 30 von diesem Meridian bis zum Ostkap. Unmittelbar am Baikalufer sind 19 Positionen bestimmt; dem System des Amur gehören unmittelbar an den Wasserfäden 59 Positionen an, von welchen 28 auf den Hauptflufs von der Confluenz abwärts kommen. Die Karte ist aber schon Ende 1856 gezeichnet, wo ganze Reihen von Beobachtungen noch nicht hatten berechnet werden können, andere noch nicht beendet oder erst projectirt waren. Die von Kiepert entworfenen Skizzen von der Umgebung des Baikal-See's" und vom östlichsten russisch-chinesischen Grenzgebiet im Tungusenlande" (in dieser Zeitschrift N. F. I, 6. 1856) erleiden durch diese Karte mehrfach Correctionen, wie ja die Positionen, auf welche die Kiepert'schen Skizzen sich gründen, selbst vielfach corrigirt worden sind. Dasselbe gilt von Petermann's Skizze des Amur-Stromes (Mittheil. aus J. Perthes' Geograph. Anstalt. 1856. XI-XII).

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Nach den letzten Nachrichten hatte vom Mefscorps noch ein Offizier nach Sibirien sollen beordert werden, doch war er zum 1. Juli noch nicht in Jakutsk eingetroffen und nach langem Warten musste der Hauptastronom seine Reise über Kirinsk in die Wildnifs am Witim antreten. Erst im Beginn des Decembers gedachte er nach Irkutsk zurückzukehren. Im Mai 1858 wird er die Rückreise nach Westen beginnen, aber erst im Spätherbst in Petersburg eintreffen, da er sich bis gegen den September weiteren Erforschungen der Baikal - Landschaften widmen will.

Verzeichnis der vom Lieut. Roschkow im Jahre 1855 am Amur bestimmten Positionen.

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1) Nach der Länge dieser Position müfsten alle Bestimmungen Peschtschurows um 9' 43,5 nach Westen verrückt werden, da ihnen die Längenbestimmung von G. Fufs (121° 50′ 7′′,5) zu Grunde gelegen hat. Allein die Positionen Roschkow's dürfen zunächst doch auch nur als angenäherte gelten. Sch.

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