Sidebilder
PDF
ePub

X.

Ueber die Mineralproducte Süd-Grönlands.

Nach H. Rink von Anton v. Etzel.

Auch Süd-Grönlands Mineralschätze spielten unter den Gründen, welche die ersten Reisen zur Wiederentdeckung der verlorenen Provinz veranlassten, eine grofse Rolle. Zu Egedes Zeit (1733) wurde von Mathis Jochumsen eine genaue Untersuchung Grönlands in mineralogischer Hinsicht unternommen; in den Jahren 1783 und 1784 mufste ein deutscher Bergsteiger, Pfaff, im Auftrage der dänischen Regierung nach Steinkohlen suchen; er erlag in Godthaab dem Scorbut, ehe er den Zweck seiner Reise erfüllt hatte. Der preufsische Bergrath Gieseke ging unter den günstigsten Bedingungen im Jahre 1806 zu einer Durchforschung des ganz unbekannten Gebirgslandes nach Grönland und dehnte seinen Aufenthalt bis zum Jahre 1813 aus; aber die erste Frucht seiner Reise wurde mit dem die Sammlungen heimführenden Schiffe eine Beute Englands, und Gieseke verdankt diesem Umstande seine spätere Berufung zu einer Professur in Dublin. Seine Sammlungen, geschriebenen Mittheilungen und sein auf der Kopenhagener Bibliothek vorhandenes, leider ungedruckt gebliebenes Tagebuch beweisen, dafs nahezu alle bisher in mineralogischer Beziehung merkwürdig gewordenen Punkte Grönlands bereits seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten und dafs er sie theils selbst in Augenschein genommen, theils die von den Eingeborenen ihm gegebenen Andeutungen mit Geschick benutzt hatte, so dafs der nach ihm entdeckten Mineralien oder neuen Fundorte nur wenige sind. In den letzten Jahren sind die Mineralien Grönlands der Gegenstand eines PrivatUnternehmens geworden, wozu im Jahre 1850 der Commerzienrath J. Lundt die Bewilligung erhielt. Diese Expedition war ursprünglich auf dänische Privatrechnung von Kopenhagen aus unternommen; aber bald betheiligten sich auch einige Engländer mit ihren Capitalien dabei.

Sechs Schiffe wurden zur Fahrt nach Grönland ausgerüstet; zwei davon gingen verloren. An drei verschiedenen Stellen wurden Minen angelegt, aber überall nach wenigen Monaten als zu arm aufgegeben. Freilich ergab sich später, dafs die Orte, bei denen die Expedition ihre Bergwerksanlagen versucht hatte, zu der Hoffnung auf grofse Ausbeute nie Anlass gegeben hatten. Aufser dieser Actiengesellschaft hat noch eine andere im Jahre 1856 in Folge einer den Herren Thomsen und Howitz ertheilten Bewilligung begonnen, Kryolith aus Grönland auszuführen.

Im Allgemeinen sind die Gebirge Süd-Grönlands denen gleich, welche die skandinavische Halbinsel zum gröfsten Theile ausfüllen; sie bilden eine einfache Fortsetzung der nordgrönländischen Gebirge, nur die sogenannten Trapp- oder Basalt-Gebirge, welche die Insel Disko und einen grofsen Theil des Festlandes von Nord-Grönland bilden, und aus denen auch gröfstentheils Island und die Faröer bestehen, fehlen hier ganz. Man sieht diese Bergart hier nur in Form von Gängen oder besser gesagt sehr kenntlichen, dunklen Bändern oder Streifen, die an manchen Stellen über die Oberfläche der Felsen hinlaufen, aber durchaus keine besondern Gebirgsmassen bilden. Nur an einer einzigen Stelle in dem District von Julianehaab, in der Gegend von Igalliko, giebt es ein Gebirge aus einem besonderen rothen Sandstein, das sich jedoch nur über ein sehr geringes Terrain erstreckt und ganz isolirt steht. Im Uebrigen besteht ganz Süd-Grönland aus sogenanntem Urgebirge oder Granit, der gröfstentheils die Form von Schichten angenommen hat. Man sieht die Gebirgsmassen bald ziemlich gleichartig, bald in parallelen Schichten von mehr oder weniger ungleichartiger Beschaffenheit. Wo man sieht, dass die Felsenmasse ihre einförmige graue Farbe verliert und abwechselnd dunkle oder hellere, zum Theil eisenhaltige, rostfarbige Schichten, von weissen Adern durchschnitten, zeigt, da kann man auch im Allgemeinen erwarten, einige Abwechslung in den Gesteinen zu finden. Unter solchen Gegenden zeichnen sich besonders aus: ein Theil des Districts von Godthaab, die Umgegend von Fiskernässet, die Umgegend von Arsut bei Frederikshaab und endlich das Innere von ein Paar Fjorden im District von Julianehaab. Auf jeder dieser beiden letzterwähnten Stellen hat man eine ganz besondere Anhäufung von Mineralien gefunden, und darunter namentlich zwei, die in grofser Menge vorkommen und in ihrer chemischen Zusammensetzung höchst merkwürdig sind, auch mit Ausnahme einer Stelle in dem Uralgebirge, wo das eine in neuerer Zeit entdeckt sein soll, sonst nirgends gefunden werden. Sie galten eine Zeit lang als grofse Seltenheiten und wurden als Probestücke für MineralienSammlungen sehr hoch bezahlt; da sie aber in so grofsen Massen ge

funden wurden, dass man ganze Schiffsladungen davon einnehmen konnte, waren die Sammlungen bald damit versehen und die Mineralien selbst so gut als völlig werthlos. Wir wollen nun die Spuren der bisher gefundenen Metalle und Mineralien, die praktische Anwendung finden konnten und sonst Interesse gewähren, näher angeben.

Von edlen Metallen hat man mit Sicherheit bisher nur auf einer Stelle eine Spur gefunden, nämlich gediegenes Silber an der Spitze einer kleinen Insel, eine Meile südlich von Julianehaab. Es wurde im Winter von 1849 zu 1850 von den dort wohnenden Grönländern entdeckt, indem sie einige kleine Stücke von wirklich gediegenem Silber lose in den Rissen des Gesteins vor einem Hause fanden, welches so dicht am Strande lag, dafs die See bei Hochwasser über jene Risse hinweg bis an den Fufs des Hauses spülte. Es war deutlich zu erkennen, dass der Felsengrund, in dessen Spalten sie gefunden wurden, früher mit Vegetation und Resten von einem älteren Hause, aus dessen Ruinen das jetzige erbaut zu sein scheint, bedeckt gewesen ist. Auch noch später sind mehrere dieser Silberstücke dort gefunden worden, im Ganzen jedoch nur einige wenige Loth, aber, so viel bekannt ist, auch nicht ein einziges aufserhalb derselben Felsspalten unterhalb des Hauses, in denen die ersten Stücke aufgefunden waren. Die Stücke lagen auch ganz lose, und es war kein daran hängendes Gestein zu entdecken, woraus man hätte schliefsen können, in welcher Klippenmasse sie ursprünglich gesessen haben; auch zeigten die umherliegenden Felsen nicht die geringste Spur von Silber oder überhaupt von Metallen oder Mineralien, welche die Metalle begleiten, aufser denen, die gewöhnlich in allen Felsen Grönlands gefunden werden. Man darf daher als wahrscheinlich annehmen, dafs diese kleinen Stücke sich in dem Schutt oder den Ueberresten eines älteren Hauses, welches einst an ihrem Fundorte stand, befunden haben, und dafs die See nach und nach den losen und leichten Schutt weggespült hat, wodurch die schwereren Metallstückchen in die Felsritzen fielen und sich dort festsetzten. Die Frage, wie und woher sie einst in die alte Schutterde gekommen sein mögen, lässt sich mit Wahrscheinlichkeit durch zwei Vermuthungen beantworten. Entweder haben sie in dem Grastorf, aus dem die älteren Häuser erbaut waren, gesessen, oder sie waren von den Grönländern, die früher diese Stelle bewohnt hatten, gesammelt worden. Im ersten Falle müfsten sie von der nächsten Gegend um diesen Hausplatz herrühren, und man würde dann erwarten müssen, dafs dieses Mineral auch in den benachbarten Felsen enthalten sei. Der andere Fall ist, wenngleich auffallend, doch schlechterdings nicht unmöglich, da die Grönländer nicht selten solche Kleinigkeiten sammeln, wenn sie ihnen auf ihren Reisen irgendwo in die Augen fallen, und besonders

auf Alles zu achten pflegen, was ihnen metallisch zu sein scheint. Bruchstücke von den Kirchenglocken der alten Nordbewohner finden sich an verschiedenen Stellen über die ganze Küste und sind an allen Orten, wo Grönländer wohnen oder gewohnt haben, weit verbreitet; es mufs überdies bemerkt werden, dafs sich die erwähnten Silberstückchen mit kleinen Stückchen flach gehämmerten Kupfers, Glasperlen u. dgl. m. zusammen fanden, die ohne allen Zweifel den früheren Bewohnern dieser Stelle gehört hatten. Hat aber diese zweite Annahme ihre Richtigkeit, dann ist selbstverständlicherweise keine Vermuthung darüber festzustellen, wo das Silber ursprünglich gefunden sein mag, und man weifs dann nur so viel, dass irgendwo in Süd-Grönland wirklich gediegenes Silber gefunden worden ist. Ausserdem ist es auch gar nicht ungereimt, anzunehmen, dass Silber hier und dort in den Felsen eingesprengt gefunden werden mag und also auch auf der hier in Rede stehenden Insel vorkommen kann, um so mehr, als ebendaselbst stellenweise viel silberhaltiges Kupfererz gefunden wurde; da aber keinerlei Anzeichen von dem Vorhandensein der Minerale bemerkt sind, die sonst das Silber, wo es in regelmässigen Gängen oder Adern vorkommt, zu begleiten pflegen, namentlich Kalkspath, wie bei Kongsberg in Norwegen, so ist auch keine Wahrscheinlichkeit vorhanden, dafs das Silber hier anders als in kleinen Partien und im Verhältnifs zum Kupfererz nur in kleinen Körnern vorkommt, so dafs doch keine Bergwerks-Unternehmungen darauf gegründet werden können. Doch, wie gesagt, es sind auch nicht die geringsten Spuren solcher Körner in den Felsen dieser Insel festsitzend entdeckt worden. Da sich die oben erwähnte Expedition des Herrn Lundt gerade ein ganzes Jahr auf derselben Stelle, auf der das Silber gefunden war, aufgehalten hat und ganz in ihrer Nähe mit Hilfe von zehn Bergleuten Minen- und Sprengarbeiten vornehmen liefs, um Kupfererz zu gewinnen, muss man wohl annehmen, dafs Alles geschehen ist, was zur Entdeckung von Silber hätte führen können. Sie fanden aber nur einige wenige Stücke mehr, genau an demselben Orte, an dem die Grönländer die ersten gefunden hatten. Im Jahre 1853 besuchte ein Engländer, Herr Robinson, mit mehreren Mineralogen und praktischen Bergleuten denselben Ort, ohne Etwas zu finden, und endlich wurden im Jahre 1854 zwei norwegische Arbeiter von derselben Privatgesellschaft in einem dazu aus England herbeigeschafften kleinen Hause mit eisernem Dache, das auf der angegebenen Stelle aufgeschlagen wurde, zurückgelassen. Sie blieben beide bis zum nächsten Jahre dort, fanden aber, soweit es bekannt geworden ist, nur noch ein kleines Stück von derselben Beschaffenheit, wie die oben besprochenen, und in denselben Spalten, die daher nun wohl als ganz erschöpft angesehen werden müssen. Von

« ForrigeFortsett »