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Die deutsche Grammatik von Lindelöf und Öhquist.`

Die deutsche Grammatik von U. Lindelöf und J. Öhquist, wovon die grosse schwedische Originalausgabe i. J. 1895 (die finnische Bearbeitung i. J. 1896) und die kleine schwedische und finnische Ausgabe i. J. 1899 erschien, hat rasch alle übrigen in unseren Schulen gebräuchlichen deutschen Grammatiken. verdrängt und dürfte gegenwärtig in den allermeisten Lehranstalten eingeführt sein. Von der grossen Ausgabe ist i. J. 1899 eine neue finnische und i. J. 1902 eine neue schwedische Auflage nötig befunden worden, und auch die kurzgefasste Grammatik hat neulich eine zweite finnische Auflage erlebt. In Anbetracht der grossen Bedeutung, die dieser Grammatik also im deutschen Sprachunterricht in unseren Schulen zukommt, will ich dieselbe im folgenden einer eingehenden Besprechung unterziehen. Ich tue dies in der Voraussetzung, dass unsere Lehrer und Lehrerinnen der deutschen Sprache mit Interesse Kenntnis nehmen werden von einer Diskussion über Dinge, welche wir uns doch alle bestreben, in der bestmöglichen Form unseren Schülern darzubieten, sowie in der Hoffnung, dass einige der von mir vorgeschlagenen Änderungen und Zusätze bei neuen Auflagen von den Verf. verwertet werden könnten.

Den folgenden kritischen Bemerkungen ist die zweite schwedische Auflage der grossen Grammatik 1) zugrunde gelegt.

1) Uno Lindelöf och Joh. Öhquist, Tysk Språklära. Andra omarbetade upplagan. Helsingfors, Förlagsaktiebolaget Otava, 1902. 261 S.

I.

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Das erste Kapitel, betitelt Assprache und Rechtschreibung, enthält eine klare und gut geordnete Darstellung der wichtigsten hierher gehörigen Tatsachen und Regeln. Doch hätte ich aus praktisch-pädagogischen Gründen gewünscht, dass die Verf. auf zwei Punkte näher eingegangen wären, die den Schülern gerade die grössten Schwierigkeiten bereiten: die Betonung und die Vokalquantität. Auch bei vorgerückteren Schülern kommen häufig Verstösse gegen diese Punkte vor. Um solchen Fehlern und der zeitraubenden und lästigen Verbesserung derselben bei der Lektüre möglichst vorzubeugen wäre es sehr wünschenswert, dass die Schüler an éiner Stelle etwa in dem Umfange, wie dies in Calwagens Grammatik vorkommt - die hauptsächlichen hierher gehörigen Regeln vorfänden sowie Verzeichnisse aller gewöhnlichen Wörter, die eine gegen diese Regeln streitende oder von der Aussprache der entsprechenden schwedischen Wörter abweichende Betonung oder Vokalquantität haben. In der 2. Aufl. ist zwar ein Paragraph hinzugekommen, wo eine Anzahl Wörter aufgezählt werden, deren Betonung von der schwedischen abweicht; dieses Verzeichnis bezweckt aber nur einige Beispiele zu geben. Auch die Regel über den Gebrauch von z und ts, welche die Schüler doch lernen müssen, um ohne Nachschlagen im Wörterbuch derartige Fehler vermeiden zu können, sollte in einem wenn auch kurzgefassten Kapitel über die deutsche Rechtschreibung nicht fehlen. Betreffs folgender Ausspracheregeln möchte ich Änderungen vorschlagen.

ren.

Mit der Regel über die Aussprache von e, ä, ö kann ich mich in mehreren Beziehungen nicht einverstanden erkläNach derselben hätte e als Zeichen eines langen Vokals vor Laut, also in schwer, lehren, denselben Lautwert als ä in Bär, Militär, nämlich = è in frz. père. Bekanntlich herrscht bezüglich des Lautwerts von e, ä grosses Schwanken 1); u. a. kommt noch vielfach je nach der ver

1) Vietor, Elemente d. Phonetik, S. 113 f.; ders., Aussprache d. Schriftdeutschen 5, S. 13; Siebs, Deutsche Bühnenaussprache, S. 37-41.

schiedenen Herkunft des mit e bezeichneten langen Vokals eine geschlossene oder offene Aussprache vor 1). Im Anschluss an die von Viëtor und anderen orthoepischen Autoritäten empfohlene Aussprache glaube ich aber das einzige für unsere Schüler geeignete System das zu sein, dass geschriebenes e, wenn es einen langen Vokal bezeichnet, immer wie frz. é ausgesprochen wird (falls nicht, wie etwa in der Artikelform der, Verkürzung und Reduktion eintritt). Der lange halboffene Laut frz. è wäre demnach in der mustergültigen Aussprache bloss in Wörtern mit geschriebenem, ä berechtigt. Da aber dieser Vokal als lang in einer in Finnland sehr verbreiteten Aussprache des Schwedischen überhaupt fehlt, indem häl = hel gesprochen wird, und jedenfalls in der allgemeinen, guten Aussprache vor r nicht vorkommt (statt dessen sehr offenes a), und da andererseits auch in Deutschland die geschlossene Aussprache von geschriebenem ä als Zeichen eines langen Vokals mehr und mehr an Boden gewinnt 2), könnte vielleicht sogar die Aussprache von Zähne, Bär mit geschlossenem e zugelassen werden. Der kurze deutsche e-Laut vor r, in Herr, Wärme, wovon die vorliegende Grammatik keine Beispiele giebt, darf dagegen nicht anders als halboffen ausgesprochen werden und bereitet also unseren Schülern eine nicht zu umgehende Schwierigkeit. Als Beispiel des halboffenen Lautes schlechthin schwed. häl zu geben, ist inbetracht der erwähnten bei uns sehr gewöhnlichen Aussprache solcher Wörter mit geschlossenem e irreleitend; andererseits ist erhålla als Beispiel des sehr offenen schwed. ä-Lautes vor nicht gut gewählt, da gerade im Präfixe er- die Aussprache = frz. é in Finnland sehr verbreitet ist.

Die Verf. sagen (S. 1): »e schwindet oft fast ganz in unbetonten Schlusssilben.» Warum nicht bestimmter: schwindet oft ganz bei folgendem 1, n? In der ungezwungenen Umgangssprache ist ja die Aussprache von Faden, lesen, sa

1) Siebs, Deutsche Bühnenaussprache, S. 41; Blatz, Neuhochdeutsche Grammatik I, S. 156 f.

3

*) Vietor, Aussprache d. Schriftdeutschen, S. 13.

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