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4. Von der heil. Dreifaltigkeit. Das Geheimniß der hochheiligen Dreifaltigkeit sowohl theologisch ale poetisch, wie viel geschehen können, entworfen.

1. Ihr schöne Geister Seraphim,
In Glanz und Feur bekleidet,
Ihr schnelle Knaben Cherubim,
Zum Gottes Lob vereidet:
Stimmt ein zur besten Harfen mein,
Zur Harfen frisch beschnüret,
Zun glatt gezielten Versen rein,
Aus höchstem Ton entführet!

2. Vom Herren groß, Gott Sabaoth,
Erd', Himmel stark erschallet;
Dem einsam-drei, drei-einem Gott
Das Meer in Brausen wallet.
Ei, da laßt uns mitftimmen ein,
Laßt uns die Saiten rühren,
Laßt uns bei süßen Versen rein
Die zarte Noten führen.

3. Der Vater, Sohn und heilig Geift Ist eines nur zusammen;

Doch drei man's je verschieden heißt
Mit Eigenschaft und Namen.
Selbständig sind Personen drei,
Solls niemand nit verneinen;
Daß diese drei doch eines sei,
Mit Schrift man kann bescheinen.

4. Man zählet die Selbständigkeit,
Und bleibet unterdessen
Ein ungezählte Wesenheit
Und Gottheit unermessen;
3ft eine Macht und Herrlichkeit,
Ist eine Kraft und Stärke,
Jt eine Größ' und Ewigkeit,

nur mich recht vermerke!

5. Der Vater Gott und alles ist,
Allein ist er von keinem;
Der Sohn auch Gott und alles ist,
Allein ist er von einem;

Der Geist auch Gott und alles ist,
Allein ist er von zwenen;
Doch alles aller eigen ist,
Thut keiner nichts entlehnen.

6. Der Vater kam aus niemand zwar,
Dich laß noch baß bescheiden,
Vom Vater kam der Sohn fürwahr,
Der heilig Geist von beiden.

Der Sohn ist von dem Vater sein,
Nicht ohn Geburt entsprossen,
Der Geist von beiden ingewein,
Doch ohn Geburt, entflossen.

7. Der Sohn, aus seines Vaters Schooß Von Ewigkeit geboren,

Ist End-, Beginn- und Mutter- los,
Verstand gibt hie verloren.

Sohn, du deines Vaters Glanz,
Licht vom Licht entzündet,

Des Vaters Wesen und Substanz,
Unendlich, unergründet!

8. Das Wesen sein dir höret zu,
Das deinig ist das seine,
Bist nur was er, und er was du,
Gar fest ich's also meine;
Doch du nicht bist, wer eben er,
Auch er, wer du, mit nichten:
Wer's anders meinet, fehlet sehr,
Der Glaub' es muß entrichten.

9. Von beiden bift, o beider Geift,
Gleich beiden fürgetreten,
Von beiden gleichsam hergereift,
Gleich beiden anzubeten.

Dem Sohn und Vater, beiden gleich,
In gleich und selbem Wesen,
Ganz eben mächtig, eben reich,
Wohlstand auserlesen!

10. Dasselbig, was der Vater ift,
Was auch der Sohn imgleichen,
Du selber auch natürlich bist,
Thut keiner keinem weichen;
Doch wer der Sohn und Vater ist,
Selbständig in Personen,
Derselbig du mit nichten bist,
Wiewohl bei selber Kronen.

11. Was du dann bist, Sohn, Vater ist,
Das Wesen eller beiden;
Wer du doch bist, ihr keiner ist,
Personen seind verscheiden.
Von dem, was eben selber ist,
Ein Gott von Gott fich rühret,
Von denen, deren keiner bist,
Dein Ursprung fich entführet.

12. Ach führe mich in hohem Lauf,
Begleite mich in Lüften,
Erhebe mir von Erden auf
Die schwere Füß' und Hüften!
Mich laß noch ferner machen kund
Dem Leser unverdroffen,

Wie, Sohn und Geist, ihr alle Stund
Seid ewiglich entsproffen.

13. Der Vater sich von Ewigkeit
Nothwendiglich betrachtet,
Sein Wesen, Pracht und Herrlichkeit
Er mit Verstand erachtet.
Sich selbsten er ihm bildet ein,
Unendlich sich begreifet.

In ihm Geschöpf, so möglich seyn,
Im selben Blick durchstreifet.

14. Er gründet seine tiefe Macht,
Wiewohl doch unergründet:
Beschauet seine Pomp und Pracht,
Sein Wesen er erkündet.
Die Gottheit sein und ganzen Gwalt
Von ewig-alten Tagen
Er deutlich faffet in Gestalt,
Was will man weiter sagen?

15. Wie klar er sich dann selbst erkennt,
Wie selbst sich er mag wissen,
Also steht er von ihm behend
Im Herzen abgerissen :

Das Herzen-Wort und Herz-Concept
Von ihm gleich ihm gezeuget,
Auch gleich mit ihm in Wahrheit lebt,
Der Glaub uns nicht betreuget.

16. Weß Wesens nun der Concipist, So selbst sich concipiret,

Der schön Concept auch selber ist,
Unendlich gleich formiret.

In ihm dieselbe Kraft und Macht
Sich zeiget ungefehlet,

Geschöpf in ihm, als obgesagt,
Auch bleibens unverhehlet.

17. Schau da, dann zeiget fich das Bild, Ein Gott von Gott gestaltet, Ein Sohn von seinem Vater mild, 3m Wesen unzerspaltet;

Ein Red von seinem Mund gezielt,
Ein Herz von seinem Herzen,
Ein Bild von ihm recht abgebildt,
Ein Licht von seiner Kerzen.

18. Ein Stern von eben seinem Stern,
Die Sonn von seiner Sonnen,
Der wahre Kern von seinem Kern,
Der Bronn von seinem Bronnen;
Der Schein von eben seinem Schein,
Der Stral von seinen Stralen,
Die Weisheit von der Weisheit sein,
Kann besser dir's nit malen.

19. Gleich wie der Vater, so der Sohn,
Seind eines nur fie beiden,
Ein einig Gott und zwo Person,
All Irrthum soll man meiden.
Nicht scheidet sich die Wesenheit,
Natur bleibt unzerspaltet,
Sohn Bater selben Scepter beid,
Wie der, so der verwaltet.

20. Der Vater gar in fich verzuckt,
Bleibt ewiglich im Wesen,
Sein helles Wort, hell abgedruckt
Er ewiglich thut lesen;
Er ewig in Beschaulichkeit
Ob seinem Pracht erstarret,
Drum folgends auch in Ewigkeit
Las Herzen-Wort verharret.

21. Wer will nun zierlich reißen dar
Und malen's nach dem Leben,
Bie dann sie beide also gar
In Lust und Freuden schweben?
Wer will beschreiben ohn Verstoß,
Wie wunder dann getrieben,
Mit ausgespannter Flammen groß
Sich beide gleich verlieben?

22. Der Vater in so werthem Sohn
Die Schönheit sein betrachtet,
Den Vater auch in seinem Thron
Der Sohn ohn Maßen achtet;
Da reget sich mit starkem Trieb
Von ein und einer Seiten
Ein' hoch und hoch gespannte Lieb,
Ohn Anfang, End' und Zeiten.

23 Der Vater seufzet ohne Ruh
Zu seinem Sohn verliebet;
Der Sohn ihm wieder seufzet zu,
Sich gleichem Feur ergiebet.
Zugleich dann er, zugleich dann der,
Mit gleichem Brand befangen,
Mit Seufzen hin, mit Seufzen her,
Bezeugen's ihr Verlangen.

24. „Aha!" der Vater seufzen thut Zu seinem Sohn geschwinde;

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Aha!" der Sohn auch seufzet gut Mit eben felbem Winde (лvɛvua). „O schöner Sohn, du schönes Bild, Nun lieb' ich dich so sehre!" „O schöner Vater, Vater mild, Zu dir mich eben kehre !"

25. „O schöner Sohn, du Morgenschein, Die Lieb' ist unermessen!" „O schöner Vater, Vater mein, Auf dich bin gar ersessen!" „Ach schöner Sohn, du klares Licht, Für Lieb' ich gar erbrinne!" „Ach Vater mein, ich freilich nicht, Dem Feur ich nicht entriane!"

26. „Aha nun da du schöner Sohn, Für Lieb kann mich nicht lassen!" „Aha nun da du meine Kron, Aha laßt uns umfassen!" „Sohn du mein !" „Du meine Kraft!" Und ich dann dein!" Wollust in gemeine!

Du Vater mein!"

"

„Du meine!"

Und ich bin dein!"

27. Schau da dann kräftig windet ab Der Seufzer ihrer beiden,

Der süße Geißt, die süße Gab,

Freud ob allen Freuden!

Der Sohn und Vater, der und der,
Gar lieb- und freundlich hauchet,
Aus einem Herzen her und ber

Der Athem füßlich rauchet (Spiritus).

28. Von beiden kommt der Herzenwind, Von beiden gleich gewindet, Ist beider Geist und Seufzer lind, Aha so nie verschwindet, Jit beider unzertrenntes Band, So niemal fich entbindet, 3ft beider Glut und Herzenbrand, Ohn Maß und Ziel gezündet.

29. Der Sohn und Vater ewiglich,
Ohn End und ohn Beginnen,
Mit gleichem Herzen inniglich
In gleicher Lieb erbrinnen;
Sie beide zween und eines beid
Sich ewiglich umfassen,
So sauset auch in Ewigkeit
Der Geist ohn Unterlassen.

30. O süßer Wind, o süßer Blaft (Hauch),

Von beiden hergeblasen,

Erleuchte meinen Sündenlast,

Heil meine Sünd und Mafen!
Auch mache mich der Sünden los,
Der Bürden unerträglich,

Blas' auf die Ketten, Band und Schloß
Mit Seufzen unaussprechlich.

31. O gülden Regen, gülden Fluß,
Von beiden gleich ergossen!
O gülden Stral, o gülden Schuß,
Von beiden fürgeschossen:

Thu nur die dürftend Herzen dein
Mit deiner Gnad befeuchten,
Thu nur mit deinem klaren Schein
Die Kinder dein erleuchten!

32. Des Sohns und Vaters einig Kuß, In beiden unzertheilet,

ftark- und reicher Gnadenguß,
So gleich all Schaden heilet:
Uns deine Kinder spar gesund,
Das Leben uns erstrecke,
Und aller unser Herz und Mund
Zu deinem Lob erwecke!

33. Gelobet sei der einig Gott,
Zu tausend tausend Malea,
Zu tausendmal Gott Sabaoth,
Und noch zu tausend Malen!
Gelobet die Dreifaltigkeit,
Dreifaltig in Personen,
Gelobet die Dreieinigkeit,
Dreieinig in der Kronen.

34. Dir fei Lob, Ehr und Preis geleift't, Als nun, von Zeit zu Zeiten,

Bater, Sohn und heilig Geift,
In folgend Ewigkeiten !
Dich loben deine Seraphim,
In Glanz und Feur bekleidet,
Dich loben deine Cherubim,
zu deinem Lob vereidet!

5. Fob Gottes.

(Aus dem güldnen Tugendbuch.)
Sobald die Sonn verjagt den Mon
Und sich bekleidt mit Stralen,
Auch zart und rein mit Purpurschein
Die Berg und Feld thut malen:
Wünsch' ich, in heißer Licb enzündt,
Daß Gottes Nam', der reine,
Recht in der Sonn gemalet stünd'
Mit noch so klarem Scheine;

Und dann mit sammt der Sonn geschwind
Die Welt thät überfahren:
Damit doch alle Menschenkind,
Mann, Weib, Jung, Alt von Jahren,
Beid, Arm und Reich, beid, Groß und Klein,
Den Namen dieses Herren,

So viel es immer möchte sein,
All thäten doch verehren.

Wann aber Nacht den Tag verjagt,
Und Thier und Menschen schlafen,
Auch sich aufmacht die Sternen-Wacht,
Bekleidt in gülden Waffen:
Wünsch' ich, der Nam des Herren wär'
In jedem Stern geschrieben,
Und, weil der Himmel eilet sehr,
Mit ihm würd umgetrieben:
Damit doch immer, Tag und Nacht,
Thät leuchten also prächtig,

Voll Herrlichkeit und Ehrenpracht,
Der Gottes-Nam allmächtig!

Georg Rudolf Weckherlin.

(Geb. 1581 zu Stuttgart, Jurist; machte viele Neisen; starb 1651 (?); gilt als Vorläufer von Opitz.)

An das Teutschland.

Zerbrich das schwere och, darunder du gebunden,
O Teutschland, wach doch auff, faß wider einen muht,
Gebrauch dein altes herß, und widersteh der wuht,
Tie dich und die freyheit durch dich selbs überwunden.

Straf nu die Tyranncy, die dich schier gar gefchunden,
Und lösch doch endlich auß die dich verzöhrend Glut,
Nicht mit dein eignem schwaiß, sondern dem bösen blut
Fliessend auß deiner Feind und falschen brüdern wunten.
Verlassend dich auf Got, folg denen fürsten nach,
Die fein gerechte hand will, so du wilt, bewahren,
Zu der Getrewen trost, zu der trewlosen raach:

So laß nu alle förcht, und nicht die zeit hinfahren,
Und Got wirt aller welt, daß nichts dan schand und schmach
Des feinds maynayd und stolß gezeuget, offenbahren.

Martin Opit.

(Beb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, Schützling der Herzoge von Liegnitz und Brieg, 1624 Professor der fonen Wissenschaften, 1628 vom Kaiser geadelt v. Boberfeld, nach dem schlesischen Flüßchen Bober, machte viele Meijen (Beregrinationen], starb 1639 zu Danzig an der Best. Er gilt als Vater der neueren Bocsie, und wurde als solcher schon zu seinen Lebzeiten hoch gepriesen. Sein Buch von der deutschen Voeterei, worin er die neueren Versmaße und die Tichtarten darlegte, erschien 1624: dem Alexandriner begründete er darin für mehr, als ein Jahrhundert, die Herrschaft. Er schrieb: Lieder, Sonette, Sinngedichte, Lehrgedichte, Beichreibungen (Besuv, Bielgut), Schäferaediste, Singspiele; daneben besondere Gelegenheitsgedichte zu Ehren festen, indraufen, Hochzeiten, Begräbnissen 2c., und das blieben auch meistens die Stöffe und Formen für das ganze Jahrhundert An Opitz schließt sich die f. g. erste Schlesische Dichterschule, wozu die meisten der nächsifolgenden Dichter gehören. Auch um das Altdeutsche hat sich) Opitz verdient gemacht; er gab das Annolied heraus.)

Aus dem Buch von der deutschen Poeterey" (1624).

Nachmals ist auch ein jeder Verß entweder ein iambicus oder trochaicus; nidt zwar daß wir auff art der griechen vnnd lateiner eine gewisse grösse der fylben können inn acht nemen; sondern das wir aus den accenten vnnd dem thone erkennen, welche sylbe hoch vnnd welche niedrig gefeßt soll werden. Ein Jambus ist dieser: Erhalt vas Herr bey deinem wort. Der folgende ein Trochéus: Mitten wir im leben sind. Dann in dem ersten verse die erste sylbe niedrig, die andere hoch, die dritte niedrig, die vierde hoch, vnd so fortan; in dem anderen verse die erste sylbe bech, die andere niedrig, die dritte boch zc. außgesprochen werden. Wiewol nu meines wiffens noch niemand, ich auch vor der zeit selber nicht, dieses genawe in acht genommen, scheinet es doch so hoch von nöthen zue sein, als hoch von nöthen ist, das die lateiner nach den quantitatibus oder gröffen der sylben ihre verse richten vnd reguliren. Denn es gar einen übelen klang hat: Venus die hat Juno nicht vermocht zue obfiegen; weil Venus vnd Juno Jambische, vermocht ein Trochéisch wort fein foll: obfiegen aber, weil die erste sylbe hoch, die andere zwo niedrig sein, hat eben den thon, welchen bey den lateinern der dactylus hat, der sich zurweilen (denn er gleichwol auch kann geduldet werden, wenn er mit vnterscheide gesagt wird) in vnsere sprache, wann man dem gefeße der reimen keine gewalt thun wil, so wenig zwingen leßt, als castitas, pulchritudo vnd dergleichen in die lateinifden hexametros und pentametros que bringen sind. Wiewol die Franzosen vnd andere, in den eigentlichen namen sonderlich, die accente fo genawe nicht in acht nemen; wie ich dann auch auff art des Ronsardts in einer Ode geschrieben:

Bin ich mehr als Anacreon, Als Antimachus vnd Bion,

Als Stesichor vnd Simonides, Als Philet oder Bacchylides? Doch, wie ich dieses nur lust halben gethan, so bin ich der gedancken, man folle den lateinischen accenten so viel wie möglich nachkommen.

Buter den Zambischen versen sind die zue förderfie zue seßen, welche man Alerandrinische, von ihrem ersten erfinder, der ein Italiener soll gewesen sein, zu nennen Phleget, vnd werden an statt der Griechen und Römer heroischen verse gebraucht: Ob gleich Ronsardt die Vers communs over gemeinen verse, von denen wir ftracks sagen werden, hierzue tüchtiger zue sein vermeinet; weil die Alerandrinischen wegen ihrer weitieuftigkeit der vngebundenen vnnd freyen rede zue sehr ähnlich findt, wann fie nicht ihren mann finden, der sie mit lebendigen farben herauß zue streichen weiß. Weil aber dieses einem Poeten zuestehet, vnd die, vber welcher vermögen es ift, nicht gezwungen find fich damit zue ärgern, vnsere sprache auch ohne diß in solche Cage der wörter wie die Französische nicht kan gebracht werden, müssen vnd können wir sie an statt der heroischen verse gar wol behalten: inmassen dann auch die Niederländer zue thun pflegen.

Aus dem Troftgedicht in Widerwärtigkeit des Krieges.
Des Donners harte Kraft, wie die Gelehrten fagen,
Pflegt in den Lorberbaum gar nimmer einzuschlagen :
So ist auch vor der Macht des Glückes jederzeit
Der Tugend grünes Laub versichert und befreit.
Sie läßt sich sonderlich im Kreuz und Unglück sehen:
Wann alles knackt und bricht, wann alle Winde wehen,
Wann Sturm und Wetter kommt, da tritt sie dann herein,
Macht, daß ein jeder schaut auf sie und ihren schein.

Die Sterne pflegen sich bei Tage nicht zu rühren,
Bei Nachte sieht man sie den ganzen Himmel zieren:

So ist die Tugend auch, wann sie zu schaffen kriegt,
Die sonst zu guter Zeit, wie gleich vergraben liegt.
Sie hält des Glückes Zorn für lauter Schimpf und Scherzen,
Sie wird durch keine Qual, durch keine Leibesschmerzen
Aus ihrer Burg verjagt; fie gibt sich nimmer bloß,
Kein Streit noch Widerpart ist ihrer Macht zu groß.

Auf Leid kommt Freud.

Sei wohlgemuth, laß Trauern sein,
Auf Regen folget Sonnenschein,
Es giebet endlich doch das Glück
Nach Toben einen guten Blick.

Vor hat der rauhe Winter sich
An uns erzeiget grimmiglich,
Der ganzen Welt Revier gar tief
In einem harten Traume schlief.

Weil aber jeßt der Sonne Licht
Mit vollem Glanz herauffer bricht
Und an dem Himmel höher steigt,
Auch alles fröhlich sich erzeigt,

Das frostig' Eis muß ganz vergehn, Der Schnee kann gar nicht mehr bestehn, Favonius, der zarte Wind,

Sich wieder auf den Feldern find't;

Die Saate gehet auf mit Macht,
Das Grase grünt in voller Pracht,
Die Bäume schlagen wieder aus,
Die Blumen machen sich heraus;

Das Vieh in Feldern inniglich,
Das Wild in Büschen freuet sich,
Der Vögel Schaar sich fröhlich schwingt
Und lieblich in den Lüften fingt:

So stelle du auch Trauern ein,
Mein Herz, und laß dein Zagen sein,
Vertraue Gott und glaube feft,
Daß er die Seinen nicht verläßt.

Ulysses auch, der freie Seld,
Nachdem er zehn Jahr' in dem Feld
Vor Troja seine Macht versucht,
Zog noch zehn Jahr um in der Flucht.
Durch Widerwärtigkeit im Meer
Ward er geworfen hin und her,
Doch blieb er standhaft alle Zeit,
In Roth und Tod, in Lieb und Leid.
Die Circe mit der Zauberkunst
Bracht' ihn niemals zu ihrer Gunst;
Auch der Sirene süßer Mund
Und Harfe ihn nicht halten kunt.

Er warf doch endlich von sich noch
Des rauhen Lebens schweres Joch,
Penelopen er wieder fand
Und Ithacen sein Vaterland.

So bist du auch getroft, mein Herz,
Und übersteh des Glückes Scherz!
Trau Gott, sei nur auf ihn bedacht,
Die Hoffnung nicht zu Schanden macht.

Kriegeslied.

Auf, auf, wer deutsche Freiheit liebet,
Wer Luft für Gott zu fechten hat;
Der Schein, den mancher von sich giebet,
Verbringet keine Ritterthat.

Wann Fug und Urfach ist zu brechen,
Wann Feind nicht Freund mehr bleiben kann,
Da muß man nur vom Sehen sprechen,
Da zeigt das Herze seinen Mann.

Laß die von ihren Kräften sagen,
Die schwach und bloß von Tugend find!
Mit Troßen wird man Bienen jagen,
Ein Sinn von Ehren, der gewinnt.
Wie groß und stark der Feind sich mache,
Wie hoch er schwinge Muth und Schwert,
So glaube doch, die gute Sache
Ist hundert Tausend Köpfe werth.

Der muß nicht eben allzeit fliegen,
Bei dem der Köpfe Menge steht;
Der pfleget mehr den Preis zu kriegen,
Dem Billigkeit zu Herzen geht,
Und der mit redlichem Gewissen
Für Gott und für das Vaterland,
Für Gott, der ihn es läßt genießen,
Zu fechten geht mit strenger Hand.

So vieler Städte schwache Sinnen,
So vieler Herzen Wankelmuth,
Die List, der Abfall, das Beginnen
Sind freilich wohl nicht allzu gut:
Doch Obst, so bald von Bäumen gehet,
Das taugt gemeiniglich nicht viel;
Ich denke, was im Liede stehet:
Laß fahren, was nicht bleiben will!

Was kann der stolze Feind dir rauben?
Dein Hab und Gut bleibt doch allhier;
Geh aber du ihm auf die Hauben
Und brich ihm seinen Hals dafür.
Auf, auf, ihr Brüder! in Quartieren
Bekriegt man mehrmals nur den Wein:
Des Feindes Blut im Siege führen,
Dies wird die beste Beute sein.

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