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obschon auch noch nach ihnen mehrere Abhandlungen, ohne von ihnen Notiz genommen zu haben, erschienen sind. Jener brachte bekanntlich dadurch den Kampf zur Ruhe, dass er den Streitenden nachwies, der Streit drehe sich um Wörter, denen ein verschiedener Sinn zukomme, in der späteren Terminologie um die Bewegungsgrösse" und die lebendige Kraft" oder kinetische Energie"; zuweilen lief auch wohl das Missverständnis der „bewegenden Kraft" mit unter. Aus Kant's Schrift: „Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte" etc. werden S. 256-289 Beweisstellen abgedruckt; doch kann der Referent nicht in das unbedingte Lob mit einstimmen, welche dieser Jugendarbeit des Königsberger Philosophen sonst von anderen und auch hier vom Verfasser gespendet ist. Denn in dem Mitgeteilten ist nicht nur vieles unklar, sondern manches entschieden falsch.

Lp.

J. HENRICI. Die Erforschung der Schwere durch Galilei, Huygens, Newton, als Grundlage der rationellen Kinematik und Dynamik historisch-didaktisch dargestellt. Pr. Gymn. Heidelberg. 40 S. 4o.

"

Der Verfasser untersucht zuerst, was uns von diesen ersten Quellen der Mechanik übrig bleibt, wenn wir den Kraftbegriff ständig beiseite lassen und nur die Bewegungserscheinungen ins Auge fassen, sodann aber, wie sich die Begriffe Kraft und Masse bei denselben Forschern entwickelt haben". Auf die zur Zeit auftauchenden Hypothesen über die Schwere wird nicht eingegangen. Unter fortwährender Beziehung auf die Originalschriften der drei im Titel genannten Physiker und mit Berücksichtigung der Ansichten der Historiker auf diesem Gebiete (Poggendorff, Dühring, Mach, Günther u. s. w.) spürt der Verfasser jedem Fortschritte in der Entwickelung der Grundvorstellungen der Mechanik nach, wie sich dieselben an der Schwere allmählich aufgebaut haben. Bei dem Massenbegriff hätte Referent ein genaueres Eingehen auf die Einheiten gewünscht, insbesondere eine schärfere Sonderung der durch den Namen Kilogramm unzweideutig defi

nirten Masse und der im Technischen nicht ganz scharf damit bezeichneten Kraft. Eine Erläuterung dieses Unterschiedes ist ja gegeben; indessen würde die Zurückführung auf die jetzt eingeführten Einheiten die Klarheit der doch auch für Schüler bestimmten interessanten Auseinandersetzungen gefördert haben. Der in zehn Paragraphen gegliederte Inhalt behandelt der Reihe nach die Fallbewegung, die Wurfbewegung, den Fall auf der schiefen Ebene und die Pendelbewegung, die Centralbeschleunigung, die gegenseitigen Beschleunigungen aller Körper, das Beharrungsgesetz, das Gewicht als beschleunigende Kraft und als bewegte Masse, die Veränderlichkeit der Masse, Kraft und Masse in der theoretischen Mechanik. Lp.

M. RÜHLMANN. Vorträge über Geschichte der technischen Mechanik. Leipzig. Baumgärtner.

H. SERVUS.

Die Geschichte des Fernrohrs bis auf die neueste Zeit. Berlin. J. Springer. VI und 135 S.

In Bezug auf die vorliegende Schrift muss sich Referent dem Urteil anschliessen, das Herr Czapski in der Zeitschrift für Instrumentenkunde 1886 gefällt und begründet hat. Danach ist die Schrift keine Originalarbeit, wie man nach Titel, Vorrede und nach verschiedenen Stellen des Inhalts glauben könnte, sondern lediglich eine Reproduction aus älteren und neueren bekannten Werken, denen sie grossenteils sogar dem Wortlaute nach entlehnt ist. Die Darstellung ist nicht geeignet, ein klares Bild der Erfindung und der Geschichte des Fernrohrs zu geben. Bei der Besprechung der neueren Zeit werden Ansichten reproducirt, die vor 60 Jahren als berechtigt angesehen werden konnten, die aber heute nur der sich aneignen kann, der die seitherigen Fortschritte der Theorie und Praxis völlig ignorirt.

Wn.

P. G. TAIT.

Hooke's anticipation of the kinetic theory and of synchronism. Edinb. Proc. XIII. 118.

Macht auf die sehr merkwürdige Schrift von Robert Hooke aufmerksam: Lectures de potentia restitutiva or of spring (London 1678). In ihr ist eine klare Feststellung des Princips des Synchronismus enthalten, das von Stokes auf die Erklärung der Grundlage der Spectralanalyse angewandt ist; ausserdem eine bemerkenswerte Aufstellung der elementaren Principien der modernen mechanischen Theorie der Gase, deren erste Erwähnung gewöhnlich sechzig Jahre später gesetzt und dem D. Bernoulli in seiner Hydrodynamica zugeschrieben wird. Cly. (Lp.)

E. HOPPE. Historische Mitteilungen zur Elektricitätslehre und Potentialtheorie. Hamb. Mitt. No. 5. 97-98.

Der kurze Auszug des ausführlichen Vortrags enthält bloss die Endresultate der geschichtlichen Forschung. Danach bliebe Franklin, Oersted und Ampère je die Ehre ihrer Hauptentdeckung (Blitzableiter, Elektromagnetismus, Richten der stets vorhandenen. Molecularströme durch den Magnetisirungsprocess) unverkürzt, wogegen Davy das Verdienst, den ersten galvanischen Flammenbogen hergestellt zu haben, an Ritter und De la Rive abzutreten hätte. Hinsichtlich der Fortschritte der Lehre vom Potential wird dargethan, wie aus den Einzelleistungen eines Green, Laplace, Poisson, W. Thomson, Gauss, Dirichlet, Riemann und Clausius das heutige umfassende Wissensgebäude sich aufbaute.

Gr.

P. RICCARDI. Cenni sulla storia della geodesia in Italia dalle prime epoche fin' oltre la metà del secolo XIX. Bologna Mem. (4) IV. 441-506; (4) V. 585-682.

Die äusserst sorgfältige Geschichte der praktischen Geometrie in Italien, welche Riccardi in Bologna nach einem grossen Massstabe zu schreiben unternommen, über deren erste, bis zum

"

Jahre 1600 reichende Abteilung Referent schon früher berichtet hat, wird hier in zwei Capiteln zu Ende geführt. Unter den dem vorigen Jahrhundert angehörigen Lehrbüchern der Geodäsie zeichnen sich durch wissenschaftlichen und systematischen Geist diejenigen von Ximenes, Alberti, Lecchi und Marinoni aus. Zugleich treten mannigfache Verbesserungen an den gebräuchlichen Instrumenten hervor, namentlich zwingen die in Italien immer wichtiger werdenden Wasserbauten zur Vervollkommnung der Nivellirmethoden. Das topographische Zeichnen wird im XVII. und XVIII. Jahrhundert eifrig unter einem mehr wissenschaftlichen Gesichtspunkte betrieben; unter den dafür geschriebenen Anleitungen ist besonders Capelli's Breve compendio di operazioni geometriche da farsi colla sola riga e compasso" bemerkenswert. Ferner erhält sich diese ganze Periode hindurch ein sehr lebhaftes Interesse an den Abkürzungen des Rechnens, welche sich durch mechanische, durch instrumentelle Hülfsmittel ermöglichen lassen, und in Marinoni's Tractat De re ichnometrica" findet sich denn auch die erste Idee zu der heute mit so grossem Erfolge betriebenen Flächenmessung durch sogenannte Planimeter. Die höhere Geodäsie spielt dagegen in dem uns hier beschäftigenden Zeitraum noch eine ganz untergeordnete Rolle. Einen neuen Anstoss geben die Veröffentlichungen des trefflichen Mascheroni, dessen „Probleme für die Feldmesser" (Pavia 1793) heute noch als eine Fundgrube für Uebungen in der „Geometrie des Lineals“ gelten, und daneben wird fast gleichzeitig (1809) die analytische Polygonometrie durch Magistrini als selbständige Disciplin in Italien eingeführt. Ein reger Eifer ist auch für die Verfeinerung der Winkelmessinstrumente thätig, der berühmte Amici erfindet cine neue Wasserwage, und Barbanti folgt ihm auf diesem Wege mit neuen Gedanken. Nicht minder hat auch die Lehrbücherlitteratur tüchtige Proben zu verzeichnen, unter denen hier die Werke von Poletti und Pozzo genannt sein mögen; wie für Italien charakteristisch, nehmen sich auch jetzt wieder mit den verbesserten Hülfsmitteln der Neuzeit verschiedene Schriftsteller der schon von den älteren Geometern gerne behandelten Aufgabe an, die Alluvionen an den Ufern zu Ueberschwemmungen geneigter

Wasserläufe richtig zu teilen. Die didaktischen Leistungen, welche der zweiten Hälfte des laufenden Jahrhunderts angehören, und worunter sich manche bedeutende Erscheinung befindet, werden vom Verfasser genau registrirt; derselbe wendet sich sodann den Anwendungen zu, welche von allgemein-geodätischen Wahrheiten neuerdings auf praktische Fragen (Distanzmessung aus einem Stande für militärische Zwecke, Tachymetrie, mechanische Planimetrie, Katasterbestimmung, Markscheidekunst, Erdmassenberechnungen bei der Anlegung von Eisenbahnen u. s. w.) gemacht worden sind, indem er sich dabei bemüht, auch von der kleinsten Abhandlung, welche über irgend einen dieser Punkte von einem Verfasser italienischer Zunge geschrieben worden ist, den Titel und die Quintessenz des Inhalts anzugeben. Zum Schlusse geht er auch noch auf die Aussichten ein, welche sich weiteren Fortschritten der geodätischen Wissenschaft und Praxis eröffnen; die Fachschulen, die gelehrten Versammlungen, die Fachzeitschriften werden besprochen und in ihrem Zusammenhange mit den oben geschilderten höheren Zielen gewürdigt.

Gr.

J. OPPERT. Die astronomischen Angaben der assyrischen Keilinschriften. Wien. Ber. XCI. 894-906.

Im Anschlusse an die von v. Haerdtl durchgeführte Berechnung aller für die altassyrische Geschichte irgend in Betracht kommenden Verfinsterungen werden durch Oppert gewisse bedeutende Ereignisse genau chronographisch festgestellt. Aus den Inschriften ersieht man auch, dass dann und wann eine Finsternis erwartet wurde, die aber nicht eintraf; man hatte eben richtig nach dem Saros die cyklische Berechnung angestellt, allein das Land der Beobachtung blieb ausserhalb der Sichtbarkeitsgrenzen. Fünf Finsternisse in dem Zeitraum von 930-651 vor Christo sind samt den an sie genüpften historischen Daten jetzt als gesichert zu betrachten. In die mesopotamische Astronomie beginnt man jetzt erst allmählich einzudringen; die Namen

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