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habenes zu besiken scheint, als die Thaten, die aus ihnen entstehen. Der Ausdruck der glühendsten Nache im Makduff, als ihn sein Freund (Mals koim) bey der Nachricht trösten will, die ihm Rosse eben bringt, daß nämlich Makbeth sein Schloß überfallen, seine Frau, seine Kinder ermorden lassen; dieser Ausdruck, fag' ich, erzeugt gewiß das Gefühl des Erhabenen in uns. Malkolm sagt:

Be comforted!

Let's make us mcd' cines of our great revenge

To cure this deadly grief.

Makduff antwortet:

He has no childern! Er (Makbeth) hat keine Kinder. -
Trag. of Makb. A&t. IV. Sc. 6.

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aber die Ausführung dieser Nache selbst, die That, hat so wenig Erhabenes und so wenig Anziehendes, daß Shakespear, der sonst gewiß keine französischen Bedenklichkeiten keunt, sie so gar vom Theater ents fernt hat. Makbeth und Makduff treffen sich zwar auf demselben, und haben eine zum Theil wirklich schreckliche Unterhaltung; aber, noch fechtend, vers lassen sie es beyde. Das, was Shakespear so gern entfaltet, das Herz der Personen, hatte hier nun nichts mehr zu thun; - fie eilen fort.

Eben dies würde sich sehr leicht von all' den genannten Leidenschaften zeigen lassen. ・・ Man höre

den

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den Lear im Shakespcar reden; und sehe nachher nur das, was er als Wahnwikiger gethan hat, das heißt, die wirklichen Thaten des Wahnsinnigen: werden wir noch eben so viel empfinden, als vor: her? Es versieht sich von selbst, daß hier von denen Thaten, von denen Unternehmungen die Rede ist, die in dem höchsten Grade einer Leidens schaft, in dem Grade, worinn sie das Gefühl des Erhabenen erzeugen kann wirklich werden

fönnen.

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Auch von Kühnheit und von Ehrgeiz gilt dies, wenn wir sie in den Werken der Nachahmung sehen. Da das Gefühl der Bewunderung schon seiner Natur nach ein faltes Gefühl ist: so ists für den Dichter desto nothwendiger, uns diejenige Seite der gedach ten Leidenschaften zu zeigen, die die mehrste Theils nehmung erregt. Ich führe hier einige Bey Spiele an, worinn mir der Ausdruck kühner und ehrgeiziger Gesinnungen erhabener dunkt, als alle Thaten dieser Leidenschaften. Glover hat in sei. nem Leonidas den bekannten Zug aus der griechischen Geschichte genüßt i), wo Dieneces bey Thermos pile, als es heißt, daß die Pfeile der Perser die Conne verfinstern würden, sagt:

(f) Kuf dem yten Buch des Herodots.

Then

Then fball we join in the fhade,

Dann werden wir im Schatten fechten.

Ich habe diesen Zug aus dem Dichter deßwegen geneminen, weil ich zugleich die Thaten des Dienes ces dagegen halten karn; aber ich gesich' es, daß ich in all' den Unternehmungen der griechischen Helden nichts gefunden habe, das nur halb so viel das Gefühl des Erhabenen in mir erzeugt hatte, als diese paar Werte. Eben so ist die Antwort, die der sterbende Warwick in einem Trauerspiele des Shakespear giebt, äußerst erhaben, und zeigt von eben so viel Kühnheit, als die Antwort des Dieneces *):

Sommerfet: Ah Warwick, Warwick, wert thon as we are, We might recover all our loffes again.

The Queen from france hath brought a phriffant

power,

Ev'n now we heard the news. Ah! could't

thou fly!

Warwick: Why, then I would not fly!

Aber wenn Warwick nun auch gesund geworden wäre, und alles das gethan hätte, was so eine Ants

wort

k) Sommerfer: Ach Warwick, Warwick, wärßt du wie wir find; wir könnten all' unfern Verlußt wieder erscßen. Die Königinn hat ein mächtig Heer aus Frankreich herüber gebracht; eben jcht börten wir es. Ach! könnteßt du Rico hen! Warwick: Dann würd' ich nicht Richen!

wort verspricht: so glaub' ich doch nicht, daß ich irgend eine That von ihm hätte hören konnen, die has Gefühl des Erhabenen, in mir wenigstens, so lebhaft erzeugt hätte, als diese Antwort.

So wie es sich mit der Kühnheit verhält, eben so verhält es sich auch mit dem Ehrgeiz. Alle die Thaten, die Cásars Ehrgeiz, unternahm, wirken nicht so mächtig auf mich), als ein paar Worte von ihm, die nur der Ausdruck dieser Leis denschaften sind. Plutarch läßt ihn, auf seiner Reise nach Gallien, bey einem kleinen Städtchenfagen: „Lieber der erste hier, als der zweyte in Rom!

Alles dies geht sehr natürlich zu! Der Gründe können mancherley seyn, warum die Sache sich nicht anders zutragen kann; mir sey die Anführung des wichtigsten gemug! In den Thaten dieser Leidenschaften schen wir nicht das, was wir sehen wol len, und was wir in den bloßen Ausdruck erkendas, was cüein uns in Bewegung segen kann: die innre Bemithsverfassung der Per, font. An diesem Innern ist, wenn wir bewegt werden sollen, das mehrste gelegen.

nen,

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Einem Irrthum muß ich zuvorkommen, zu dem das Vorhergehende vielleicht Anlaß geben möchte. Man könnte glauben, als ob ich durch den Werth, den ich auf den bloßen Ausdruck der Leidenschaften lege,

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leae, ihre Thaten selbst gar nicht sehen wollte. Dies wäre eine unfinnige, unmögliche Foderung. Alle Leidenschaften gehen weiter, als bis zu Wer ten, und müssen weiter gehen, wenn wir sie für ácht, uns nicht für betrogen halten, und den Schwäher nicht verachten sollen. Aber diese Tha. ten machen nur nicht den Eindruck, den der Aus, druck der Leidenschaften macht. Und in diesem Ausdruck selbst kann Handlung genug liegen, wie wir in der Folge sehen werden. Es sen ferne von mir, daß ich, auch nur auf die entfernteste Art, zu dem Argwohn Anlaß geben sollte, als ob ich 3. B. die Erzehlung der Katastrophe im Trauerspiel höher schätzte, als die Ausführung vor unsern Augen. Außer den Veranlassungen, die in der Natur des Drania, und in seiner Einrichtung liegen können, vermöge welcher die rascheste Ausführung der That, in vielen Fällen, nothwendig ist, wenn wir nicht ganz kalt werden sollen, ist es ein ander Ding, gar keinen Eindruck machen, oder nur einen wenigern Eindruck machen. Ich habe von den Thas ten der heftigen Leidenschaften gesagt, daß sie wenis gern Eindruck machten, als die wörtlichen Acußierungen dieser Leidenschaften, und nicht, daß sie gar keinen machten. Gar keinen Eindruck muty, wenigstens einen herzlich flachen Eindruck machen jene Erzchlungen, mit denen uns verzårtelte Dichter,

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