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Geschichte

der Deutschen Literatur

Vollständige Textausgabe

Berlin W 50

Verlag von Th. Knaur Nachf.

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Drud der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany

DES HERAUSGEBERS

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OXFORD

Wilhelm Scherer hat während der kurzen Spanne seines Lebens durch seine Lehrtätigkeit und seine Forschungsmethode auf die Entwicklung der Literaturwissenschaft eine so starke Wirkung ausgeübt, daß ihr Einfluß noch heute bestimmend anhält. Über den engen Kreis der zünftigen Wissenschaft hinaus aber hat er sich ein nicht hoch genug zu wertendes Verdienst um die Nation erworben durch die Zusammenfassung des Extraktes seiner auf gründlichen Untersuchungen, und dadurch gewonnenen neuen Erkenntnissen, beruhenden Vorlesungen über den gesamten Komplex unserer Dichtung. Durch diese seine Geschichte der deutschen Literatur ist vielen erst die Bedeutung und Wichtigkeit des Schrifttums für das Deutschtum überhaupt, ihre Größe und Schönheit, ihr Einfluß auf fremde Kulturen- und wiederum ihre Abhängigkeit von ihnenzum Bewußtsein gekommen und klar geworden. Von hoher Warte aus, mit souveräner Beherrschung und kluger Einteilung des un= geheuren Stoffes stellt er die Entwicklung und die einzelnen Phasen dar, zeichnet er Charakteristiken umfassender Perioden sowie führender Persönlichkeiten und ihrer Hauptwerke... und das alles in so feinen, sicheren Linien, in so kristallklarer, leicht faßlicher Form, daß man seine Arbeit als klassisch ansprechen darf.

Es gibt Bücher, die ihren Gegenstand so vollständig erschöpfen und die so monumental herausragen über ähnliche, die das gleiche Thema behandeln, daß es wie ein Sakrileg erschiene, wollte man an sie eine „bessernde“ Hand legen. Die Forschung steht zwar nie still: sie wird immer neue Funde ans Tageslicht fördern, sie wird neue Erkenntnisse über bestimmte Werke, Personen, Daten schöpfen. Mag sie nun auch in Einzelheiten zu veränderten Ergebnissen und Urteilen gelangen, mag vielleicht ein Gelehrter sogar über ein ganzes Zeitalter eine abweichende Anschauung kundtun solcher Fortschritt der Wissenschaft, der in Kleinigkeiten richtigstellt, ist belanglos gegenüber der Einheitlichkeit des Ganzen. Man soll den Organismus eines Kunstwerkes nicht stören. Des= halb wird diese Geschichte der deutschen Literatur hier unverändert

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