Georg Rollenhagen. (Geb. 1542 zu Bernau in der Mark, gestorben als Rector zu Magdeburg 1609. Den Froschmäusler, schon in früher Jugend bei der Lecture der Homerischen Batrachomyomachie gemacht, gab er zuerst heraus 1595. Bei den Fröschen kommen unter vielen anderen folgende Namen vor: Sebolt Bausback der König, Dredplatz des Königs Bater, Moriam, Kedarlaomar, Mary, Quadebruch, Krumrüder, Wolgemut, Matokera, Klunkerlekunk, Refer, Tryller, Grünrock, Wasserfreud, Mortanz, Plumpart, Blähebauch. Bei den Mäusen: Partedfresser der König, Ledmülle die Königin, Bröseldieb, Tellerlecker, Butterwicker, Beißhart, Zuckermund, Strohtnicer Epürbraten, Burstlieb, Schrotteß, Borschink, Schluckbruder, Sparktümlein 2c.) Aus dem Froschmäusler. Der Frösche Ritterspiel und Musica. Ankunft des Mäuseprinzen. Wie nun anfieng der grüne Mey, Ein Freudenspiel halten einmal, Auch schatten gnug machten dabcy. Und also einem kampff angehen; Wie Jung Gesellen zu Sommers zeit Baden und tauchen gleich den Enten; In Pfeiffen, Zithern, Lauten, Geygen, ielten ohn sorg ihr spiel und brauch. Wie selig war die gülden zeit, Da in der ganzen Welt die Leut Also auffs spiel bestürget sind, Sties aus des Himmels mittel spit: Ein Leibgürtel vergüldet als, Und fürt ein schwenglein als ein Schwert, Solten seine Trabanten sein. Den der Sonnen Hiß that ihm wehe. Und dasselbig so geißig leckt, Johann Arnd. (eb. 1555 zu Ballenstedt, studirte Medicin, dann Theologie: erlitt Verfolgungen, wei, er sich der Bilders Stürmerei widersetzte, und starb als General Superintendent zu Celle 1621. Seine Richtung ist die mystische, der späteren pietistischen vorlaufend; seine Sprache reich und lebendig. Am bekanntesten sind seine Bier Bücher vom wahren Christenthum“ ́in vielen Auflagen und in die verschiedensten Sprachen übersetzt.) Aus den vier Büchern vom wahren Christenthum. In der Ewigkeit ist die Ruhe end nicht in der Zeit. Vöse und Gute jammern vnd lauffen nach der ewigen Ruhe, aber niemand erlanget fie, denn die in Christo sich wissen zu lassen vnd zu verlieren, der die ewige Ruhe ist. Dasselbe erlanget man nicht mit Werken vnd vieler Arbeit, sondern mit einer gedültigen Hoffnung, in silentio et spe, vnd in einem stillen Sabbath. Nun muß nicht allein die Hoffnung durch Entziehung zeitliches Glücks probirt werden, sondern auch durch Entziehung der Gnaden in hohen Anfechtungen. Denn es müssen uns alle Dinge entzogen werden in der Proba der Hoffnung, also daß vns auch die allerbesten Gaben Gottes entzogen wer den, darauff wir fussen möchten, auff daß also vnsere Hoffnung ganz rein. lauter vnd bloß auff Gott stehe. In solcher Proba muß man hoffen, da nichts zu hoffen ist, und muß hoffen wider die Hoffnung, wie vom Abraham Röm. 4 steht. Ja, da muß man mit Christo bloß ausgezogen werden, von jedermann verlassen, auch von Gott. Vnd das heißt denn recht dem Bilde Christi ehnlich roerden. Da wird denn die Hoffnung recht probiert. In anderen Trübsalen wird allein Geduld, Demut, Gebet, Liebe probiert: aber in den Anfechtungen des Gewissens wird die Hoffnung probieret und angefochten. Da wird denn ein Mensch wol aller seiner Gnaden beraubet, aber gleichwohl gekrönet mit der Hoffnung, die nicht lässet zu schanden werden. Denn ob wohl in solchen hohen Nöthen offt mit einfält Murren, Vngeduld, Lästerung: dennoch erwecket Gott ein kleines Seuffzen, das demselben widerspricht: so ists auch vergeben und zugedecket, und so ist der Mensch als ein Brand aus dem Fewer errettet und als ein Öhrleplein aus des Wolfes Rachen erlöset. Amos 3. Denn das heisset keine Verzweiffelung, so wider vnseren Willen geschicht, vnd mit einem unaussprechlichen Seuffzen widersprochen wird, sondern es ist die allerschwerste Proba und Anfechtung der Hoff nung. Diß sind die unaußsprechlichen Scuffßen, davon St. Paulus redet. Röm. 8. Jakob Böhme. (Geb. am 14. Nov. 1575 zu Seidenberg in der Oberlausitz, Sohn eines armen Bauern, wurde Schuster und lebte als solcher in Görlitz, wo er am 13 Nov. 1621 starb. Er glaubte, befondere göttliche Erscheinungen und Eingebungen zu haben und dieselben der Welt mittheilen zu müssen; am ersten und meisten wurde er befannt durch seine „Aurora oder Morgenröthe im Aufgang". Er ist Hauptvertreter des Theosophismus.) Aus der Morgenröthe im Aufgang. Die Natur gebäret nichts, es sei in dieser Welt was es wolle, und wenn es gleich kaum eine Stunde stehen oder bleiben soll, es wird alles in der Dreyheit oder nach dem Gleichniß Gottes geboren. Nun merce: In einem Holze, Steine und Kraut find drey Dinge, und kann nichts geboren werden oder wachsen, so unter den dreyen sollte in einem Dinge nur eines aussen bleiben. Erftlich ist die Kraft, daraus ein Leib wird, es fei gleich Holß oder Stein oder Kraut; hernach ist in demselben ein Saft, das ist das Herße eines Dinges; zum dritten ist darinnen eine quellende Kraft, Geruch oder Geschmack, das ist der Geist eines Dinges, davon es wächst und zunimt; so nun unter den dreyen eines fehlet, so fan kein Ding bestehen. Also findest du die Gleichniß der Dreyheit in dem Göttlichen Wesen in allen Dingen, schaue an was du wilft; und soll sich niemand stockblind machen und vermeinen, es sey anders, oder dencken, Gott habe keinen Sohn und H. Geist: Ich will solches hinfüro, wenn ich werde von der Schöpfung schreiben, viel heller, klärer und lauterer beweisen, denn ich nehme mein Schreiben und Buch nicht von andern Meistern. Und ob ich gleich viel Erempel und Zeugnisse der Heiligen Gottes darinnen führe, so ist mir doch solches alles von Gott in meinen Sinn geschrieben, daß ichs ganz ungezweifelt glaube, erkenne und sehe; nicht im Fleisch, sondern im Geiste, im Trieb und Wallen Gottes. Nicht also zu verstehen, daß meine Vernunft grösser wäre als aller derer, die da leben; sondern ich bin des Herren Zweig, nur ein kleines und geringes Fündklein aus ihm; Er mag mich seßen, wo er hin will, ich kann Ihm das nicht wehren. Auch so ist dieses nicht mein natürlicher Wille, den ich aus meinen Kräften vermag; denn so mir der Geist entzogen wird, so kenne oder verstehe ich meine eigene Arbeit nicht und muß mich auf allen Seiten mit dem Teufel kraßen und schlagen, und bin der Anfechtung und Trübsal unterworfen wie alle Menschen. Fünfte Periode. Vorbildung der neuen Stoffe und Formen. 1625-1725. Die Zeit der Schule. Poefie bei den Gelehrten. Gelehrte Sprachmischung und Sprachreinigung, gelehrte Nachahmung und gelehrtes Verderbniß. Altclassisches Studium. Neuere Metrif. (Im Folgenden ist gleichmäßige Orthographie gehalten; nur beispielshalber bei einigen Stücken nicht.) Friedrich von Spee. (Geb. 1501 zu Kaiserswerth bei Düsseldorf, wurde zu Köln 1610 Jesuit, wirkte später an verschiedenen Orten Baderborn, Bürzburg, Hildesheim, Trier] als Priester und Lehrer, erhob sich 1631 mit Kraft gegen die Segenproceffe in seiner Cautio criminalis, und starb zu Trier 1635. Werke: Trutznachtigall", eine Sammlung bon geistlichen Liedern, erst nach seinem Tode 1649 gebrudt; und Goldenes Tugendbuch", ein Erbauungsbuch mit eingestreuten Gedichten. Epee hat nichte mit der Steifheit der Gelehrten Poesie gemein; er steht einzig da; seine Boesie ist, was fie fein foll, reiner Erguß des Gemüthes und unmittelbar lebendige Anschauung. Hur von dem gelehrten Mythologischen und Idyllischen blieb er nicht frei; seine Sprache hat viel Provincielles. Gedichte, wie Franz Xaver und Chriftus am Delberg sind nach Anlage und Durchführung den vollendetsten Goethe'schen Balladen zur Seite zu stellen; und das Gedicht von der h. Dreifaltigkeit zeigt, wie der Dichter auch das Abstracteste zu gestalten und die gefährlichsten Klippen zu durchfahren wußte.) Vorrede zur Truhnachtigall. Trußnachtigall wird dies Büchlein genannt, weiln es truß allen Nachtigallen süß und lieblich finget, und zwar aufrichtig poetisch, also, daß es sich auch wohl bei guten Lateinischen und andern Poeten dörft hören lassen. Daß aber nicht allein in Lateinischer Sprache, sondern auch sogar in der Teutschen man recht gut poetisch reden und dichten fönne, wird man leicht aus diesem Büchlein abnehmen mögen, und merken, daß es nicht an der Sprach, sondern vielmehr an den Personen, so es einmal auch in der Teutschen Sprache wagen dörfen, gemangelt habe. Derohalben habe ich solchen zu telfen unterstanden, und befliffen mich, zu einer recht lieblichen Teutschen Poetica die Fahn zu zeigen, und zur größeren Ehren Gottes einen neuen geistlichen Parnassum oder Kunfiberg allgemach anzutreten. Sollt nun solches dem Leser, wie verhoffentlich, wohlgefallen, so sei Gott zu tausendmal gelobt und gebenedeiet; dann ja anders nichts allbie gesucht und begehrt wird, als daß Gott auch in Teutscher Sprach seine Poeten hätte, die fein Lob und Namen eben so künstlich, als andere in ihren Sprachen fingen und verkünden könnten, und also deren Menschen Herz, so es lesen oder hören werden, in Gott oder göttlichen Sachen ein Gnügen und Frohlocken schöpfen. Und zwar die Leutsche Wörter betreffend folle sich der Leser sicher darauf verlassen, daß keines paffirt worden, so sich nicht bei guten Autoren finden laffe oder bei guten Teutschen bräuchlich feie, obschon alle und jede Wörter nit bei einer Stadt oder Land zu finden find, sonder ist das Privilegium oder Vollmacht, Dialekten zu gebrauchen, in Acht genommen. Neben dem ist Fleiß angewendet worden, daß so gar nichts ungleiches, bart, rauh oder gezwungen je dem Leser zu Ohren komme, wann nur der rechte Schlag und Ton im Ablefen der Versen beobachtet und getroffen wird, welches insonderheit in Acht muß genommen werden; nämlich in den Sprung-Reim oder Versen in Teutscher Sprach, die sonsten Trochaische Verse bei den Gelehrten genannt werden: fonften feind es Jambische Versen: dann dieser Arten fich am meisten in unser Teutfcher Sprach fügen. Und werden die Trochaische Reim also gelesen wie das Pange lingua gloriosi, wie hie mit Schlägen gezeigt _~_~_~_~ steht; mit den anderen hats kein besondere Beschwerniß. Es soll aber der Leser gute Acht geben, daß er im Lefen teinen Buchstaben oder Eyllaben zuseße oder auslase, damit die poetische Zahl und Mas der Versen nicht verändert, und der Schlag und Klana unartig werde. Dann feine Syllabe zu viel oder zu wenig ist, wann nur im Abschreiben oder im Truck nichts verfehlt ist. Darum merke man wohl, ob exempelweis geschrieben sei: drauf oder darauf, gehn oder gehen ze... und dergleichen andere Wörtlein, welche zuweilen eine Syllabe machen und andersmal zwo. Was aber die Quantität, Mensur oder Maß an kürze und Länge der Syllaben angeht, wird dieselbe am füglichsten genommen aus gemeinem und bewährtem Brauch der recht und wohl redenden Teutschen, also daß hie ein delicat oder zart Gehör vonnöthen ist und Accents Urtheil. Dann in gemeiner Sprach die Syllaben für lang gehalten werden, auf welche der Accent fällt, und die andern für kurz. Zum Beispiel: Bruder hat zwei Syllaben; die erste ist bei einem Teutschen lang, denn ja ein Teutscher nicht sagt: Bruder 2c. Doch muß man in den Trochaischen Versen (will es rund bekennen) zu Zeiten nachsehen und die Aussprach etwas glimpflicher leuken, nach dem Sprung derselben Versen; ist aber also lind angeordnet, daß entweder der Leser es gar nicht vermerken noch achten, und auch die Ohren nicht verleßen wird. Und aus diesen Merkpunkten entsteht die Lieblichkeit aller Reim-Versen, welche sonsten gar ungeschliffen lauten, und weiß mancher nicht, warum sonst etliche Vers so ungeformt lauten, weil nämblich der Autor kein Acht hat geben auf den Accent. I. Eingang zu diesem Büchlein, Truznachtigall genannt. 1. Wann Morgenröth fich zieret 2. Die flügelreiche Schaaren, 3. Der hohle Wald ertönet 4. Die fanfte Wind' in Lüften 5. Doch süßer noch erklinget 6. Trußnachtigall mans nennet, Geld, Pomp und Pracht auf Erden, Luft, Freuden es verspott, 7. Nur klingelts aller Orten 8. Es thut gar manche Fahrten, 9. Auch schwebets auf den Weiden 10. Auch wieder da nit bleibet, 11. Mit ihm will mich erschwingen 1 2. Franciscus Xaverius. Fortisch Gedicht vom h. Francisco Xaverio der Gefellschaft Sefu, als er in Japon schiffen wollte, alda die Heidnischen Völker zu belehren. 1. Als in (nach) Japon, weit entlegen, Bird und Wetter, Meer und Wellen 2. Schweiget, schweiget von Gewitter, B Ich von Winden schweiget still! Laffet Wind und Wetter blasen: 3. Ey doch, lafset ab von Scherzen! 5. Wer wills über Meer nit wagen, Ueber tausend Wässer wild, Dem es mit dem Pfeil und Bogen | 2. Ein junges Blut, von Sitten gut, Alleinig, ohn' Gefährten, In großer Noth, fast halber todt, Im Garten lag auf Erden. 3. Es war der liebe Gottes-Sohn, 4. AH, Vater, liebster Vater mein, 5. Ach liebes Kind, trink aus geschwind, 6. Ach Vater mein, kann es nicht sein, Und muß ich's je dann wagen; Will trinken rein den Kelch allein, Kann dir's ja nicht versagen. 7. Doch Sinn und Muth erschrecken thut, Soll ich mein Leben lassen; bittrer Tod! mein Angst und Noth Ift über alle Massen. 8. Maria zart, jungfräulich Art, Sollt du mein Schmerzen wissen, Mein Leiden hart zu dieser Fahrt, Dein Herz wär' schon geriffen. 9. Ach Mutter mein, bin ja kein Stein, Das Herz mir dürft zerspringen; Sehr große Pein muß nehmen ein, Mit Tod und Marter ringen. 10. Ade, ade, zu guter Nacht, Maria, Mutter milde! Ist niemand, der dann mit mir wacht 11., Ein Kreuz mir vor den Augen schweet, weh der Pein und Schmerzen! Dran soll ich morgen werd'n erhebt, Das greifet mir zum Herzen. 12. Viel Ruthen, Geißel, Scorpion In meinen Ohren sausen; Auch kommt mir vor ein Dörnen-Kron, Gott! wem wollt nit grausen ! 13. Zu Gott ich hab gerufen zwar, Aus tiefen Todesbanden, Dennoch ich bleib verlassen gar, 3ft Hilf noch Trost vorhanden. 14. „Der schöne Mon will untergahn, Für Leid nicht mehr mag scheinen; Die Sterne lan ihr Glißen stahn, Mit mir sie wollen weinen. 15. Kein Vogelsang, noch Freudenklang Man höret in den Lüften, Die wilde Thiere traurn auch mit mir In Steinen und in Klüften." |