Jakob Balde. (Beb. 1603 zu Ensisheim bei Colmar, 1624 Jesuit, Hofvrediger in München, gest. zu Naumburg an der Donou 1688. Deutsch hat er wenig geschrieben: desto glänzender ist seine lateinische Poesie, meist nach den Formen des Horaz, glühend für Religion, Freundschaft und deutsches Vaterland, ähnlich wie später Alorstod Das Nachstehende geben wir nach Herder's freilich oft mehr als freier Uebersetzung; eine genauere von Aigner.) 1. An die Deutschen. (Abgekürzt.) Unfre Väter, o Deutschland, meine Sorge! Waren nicht, wie wir jeßt find. Lies der Vorwelt Biedre Sitten und präge deiner Zugend Sie ins Gemüth ein. Mittelglück ist das goldne Glück des Lebens. Breite nicht das Gefieder übers Nest aus. Nimm die Hacke zur Hand, und übe deine Munteren Kräfte. Auch mit wenigem, wen'gem lebt man Zu verschmähen den Reichthum ist auch Krieg um Kriege zu führen, ist ein Um des goldenen Friedens willen führt man Sich auf andere Länder! Ziehn umher fie, In Gebäuden und Sitten. Deine Worte Lebensglück. Sie entfliehn, die holden Wie die Welle die Welle, treibet eine Keine kehret zurück, bis einst dein Haupt haar Ohne sie ist das Leben Tod; um sie nur Lebt man. Schiebe nicht auf, vor allem andern Dich zu haben, und werd' in festem Herzen Deiner gewiß erst. Meide Schuld; fie verflicht mit tausend Dornen Dich in Strafe. Wer vor ihm selbst erröthet, Tritt vors höchste Gericht, sein eigner Deine Klagen. Verlust an Seelenschmerzen Lieget Edelgeftein und Gold; da grabe, Niedrig nenne, dem Glück zu schmeicheln; Seine Gunst zu erbetteln, und zu weinen, schändlich, Wenn's den Rücken dir kehrt. Ein Knabe Zürnend die Säule, [peitschet Die die Stirn ihm verleßte. Sieh, das Süße Ströme, und dennoch bleibt es bitter; Meer trinkt Alles Bittere wird zum füßen Trank der Lippe des Weisen. Der Unglückliche, der mit Muth sein Unglück Träget, gegen das Schicksal selbst erscheinter Wie ein Sieger: 3ch bin", so spricht er „Größer, als du bift." [schweigend, Soll ich wählen? Ich wählte gern die Mitte, Schneeweiß glänzet; der Purpur deiner Aber unter beiden: ob Allen oder Ift erblichen; nur eine Schönheit blieb dir― | Keinem ? , keinem! Wilhelm Nakatenus. (Beb. 1617 zu Gladbach im Herzogthum Jülich; wurde Jefuit und Domprediger in Köln. Sein Gebetbuch) Himmlisches Balmgärtlein“ ist bis zum heutigen Tage in Gebrauch. Eine versprochene Sammlung seiner geistlichen Sieder scheint durch den Tod unterblieben Die nachstehende llebersetzung des Dies irae dürfte bis jetzt an Einfachheit und Gefühlswahrheit kaum übertroffen sein, und das zweite zeigt den Reichthum und Schivung.) 1. Dies irae. O des Tags, der wird verzehren Wie wird sein so großes Zagen, Ein geschriebnes Buch der Erden du König großer Ehren! Da du wirst vermaledeien Mich, o Jesu, zu dir wende, 2. Von der Herrlichkeit des himmlischen Paradieses. (Ad perennis vitae fontem.) 1. O du Brunn des wahren Lebens, 2. Ach, daß möchten bald zerspringen 3. Kann nicht länger ausgeschlossen 4. Da die Mauern und die Pforten 5. Nichts vom Winter da man leidet, 6. Blumen seind dort auserlesen, 7. Nie zum Untergang da neiget Auch die Sternen nicht mehr leiden, 8. Du, o Lamm, bist Sonn und Mone, Deiner Freunden Glanz darneben 9. Mit den Palm- und Lorber-Zweigen 10. Nicht der Geist wird mehr verleßet Durch des Fleisch's Betrieglichkeit: Dies den Stachel nicht mehr weget Zum gewohnten Seelen-Streit. Seind einander wohl gewogen, 11. Solcher Fried ist gleicher Massen Keinen thut der Neid verwunden. 12. Was Gott Einem hat gegeben, 13. Diese Lieb, vom Geist entzündet, 20. Jesu, wollest mir erwerben Johann Scheffler, genannt Angelus Silefius. (Geb. 1624 zu Breslau, studirte Medicin, neigte zur Myftif, trat 1653 zur katholischen Kirche, wurde kaiserlicher cibarat, dann Minorit, Briefter und Raih des Bischofe von Breslau, ftarb am 9. Juli 1677. Seinen Ramen wählte er von dem spanischen Winftiter Johannes ab Angelio. Seine geistlichen Lieder heilige Seelenluft oder geistliche Hirtenlieder der in ihren Jefum verliebten Psyche"] find voll Innigkeit und Bartheit und athmen ächte Boefie. Seine geistreiche Sinn und Schlußreime" im Cherubinischen Wandersmann" streifen in ihrem Schwunge and Pantheistische. Außer diefen poctischen Werten [1657] wurde er später zu vielen reliziöjen Streitschriften veranlaßt) 1. Ergebung an die ewige Liebe, Liebe, die du mich erkoren, Und mir gleich wardst ganz und gar: Liebe, die für mich gelitten Und gestorben in der Zeit; Liebe, die mir hat erftritten Ew'ge Lust und Seligkeit: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich! Liebe, die mich hat gebunden Liebe, die mich ewig liebet, Die für meine Seele litt; Liebe, die das Lösgeld giebet Und mich kräftiglich vertritt: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich ! Liebe, die mich wird erwecken Aus dem Grab der Sterblichkeit; Liebe, die mich wird umstecken Mit dem Laub der Herrlichkeit: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich! 2. Die Krone der ewigen Seligkeit. kommt, meine Freund', und höret an, Was mir Gott dort wird geben: kommt, schaut, wie man wird angethan Im ew'gen Freudenleben! kommt, hört mich fingen von der Kron', Die mir mein Bräut'gam, Gottes Sohn, Wird ewiglich auffeßen. Die Kron' wird sein das helle Licht, Mit dieser Kron' werd' ich umlaubt, Die Kron' wird sein die Sicherheit, Die Kron' wird sein die Lieblichkeit, Denn diese Kron' er nur drum giebt, Die Kron' wird sein die höchste Ruh', Das Aufhör'n der Verlangen; Dieweil ich werd' in jedem Nu Das ew'ge Gut empfangen: Denn weil ich ihn verlangt allhier, So giebt Gott diese Krone mir. Dies, dies ist meine Krone! Die Kron' wird sein die ew'ge Luft Von Gottes Angesichte; Von seinem Geist und seiner Brust, Jesu, Jesu, wirke doch, 3. Aus den Sinn- und Schlußreimen. Die Rose. Die Rose, welche hier dein äuß'res Auge fieht, Die hat von Ewigkeit in Gott also geblüht. Gott liebt sich allein. Es ist gewißlich wahr, Gott liebet fich allein Und wer sein ander Er in seinem Sohn fann sein. Das Edelste das Gemeinste. Je edeler ein Ding, je mehr ist es gemein, Das spüret man an Gott und seiner Sonnen Schein. Wann der Mensch Gott ist. Eh' als ich Ich noch war, da war ich Gott in Gott, Drum kann ich's wieder sein, wenn ich nur mir bin todt. Joachim Rachel. (Beb. 1618 im Ditmar'schen, gest. als Rector zu Schleswig 1669. Er schrieb Satiren; die sechs ersten erdienen 1661, fpäter tamen noch vier hinzu: die beste ister Poet". Rachel war treuer Opitzianer, neigte jeboch) in der Darstellung schon start zu der rhetorischen, überhäufenden Manier der zweiten Schlesischen Schule.) Aus der Satire: Der Poet. Wer ein Poet will sein, der sei ein solcher Mann, Der durch den bleichen Fleiß aus Schriften hat erfahren, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. (Geb. am 25. Dec. 1618 zu Breslau, gest. am 18. April 1679 als Präsident des Breslauer Raths. Er und Lohenstein sind die Führer der sogenannten zweiten Schlesischen Schule: es ist die Poesie der damaligen französischen Galanterie, d. h. der abgefcimtesten Sinnlichkeit; die Form natürlich berechnet und bilderreich. Lennoch waren dazwischen auch geistliche Gedichte ganz geläufig, eben weil ales Machwerk war.) Friedrich von Canit. (Geb. am 27. Nov. 1651 zu Berlin, machte große Reifen, und starb 1699 als geheimer Staateroth zu Berlin. Man bezeichnet jeine Poesie als die glatte ofpoefie, nach der franzöfifchen gebildet; frei vom Lohenstein' schen Schwulst und Schmuck, aber ohne Tiefe und ernsten Gehalt. Uebrigens sind seiner Verse nur wenige.) Die Vergänglichkeit. 1 Des Erdenlebens Pracht ist Schaum, Nur Schatten, Rauch und Schein; 2. Hier ist nur Unbestand; die Menschen Der Weltbau selbst vergeht; Die Wange, die heut glüht, kann morgen sich entfärben, Nichts Frdisches besteht. 3. Nur eine Spanne trennt die Gräber von den Wiegen, Der Tod schläft niemals ein. Der erste Tag, da wir im Arm der Mutter liegen, Kann auch der lette sein. 4. Der Tod ehrt keine Zeit, nichts kaun ihm widerstehen, Er achtet alles gleich; Und klopft er, muß der Herr so wie der Diener gehen Ins finstre Schattenreich. 5. Dein Haus, worin du heut behaglich dich bewirthest, Es sei groß oder klein, Kann morgen, wie dein Schwert, das du zum Schuße gürtest, Dein Sarg, dein Mörder sein. 6. Der Himmel selbst, der früh dir thauend Segen spendet, Bedeckt sich unverhofft, Eb' Phōbus noch den Lauf in Thetis Mit Wetterwolfen oft. [gluten endet, 7. Rie wird auf Erden wohl sich dieser Wechsel änderu, Drum reiche mir die Hand, Tod, und führe mich schnell aus der Prüfung Ländern In der Verheißung Land! |