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der ersten Silbe, besteht also aus zwei Wörtern. Aber bei den Praepositionen kommt dies Merkmal nicht immer zu Hilfe. Пlágonov freilich unterscheidet sich von παρ ̓ οἶκον durch die Zurückziehung des Tons, aber ἀποίκου lautet ganz so wie ἀπ ̓ οἴκου, καταφέροντας wie κατὰ φέροντος. Τὸ δὲ καταγράφω εἴτε δύο μέρη λόγου εἰσίν (?), εἴτε ἕν, οὐκ ἐνδείκνυται διὰ τῆς τάσεως· καὶ τὰ τούτοις ὅμοια, τὸ ἀποίκου, καταφέροντος, ἅπαντα τὰ τοιαῦτα τῆς αὐτῆς ἔχεται άupißolías nth. (ich citiere den Text nach der Juntina, da mir Bekkers Ausgabe nicht zur Hand ist). Hrn. E. ist diese Stelle nicht entgangen: er begnügt sich, sie sonderbar zu finden. Für uns geht daraus mit der gröfsten Bestimmtheit hervor, dafs es sich mit dem Ton der griechischen Praepositionen gerade so wie mit dem der lateinischen verhielt: mindestens im Zeitalter der Antonine, und wir haben kein Zeugnis, dass es früher anders gewesen. Man weifs, dafs die lateinischen Grammatiker erklären, alle Praepositionen, nicht nur die einsilbigen, sondern auch die zwei- und mehrsilbigen haben auf der letzten Silbe einen Acut, der sich jedoch vor dem regierten Casus in einen Gravis verwandle. Quintilian hingegen (I, 5, 27) stellt die Sache einfacher und natürlicher so dar, dafs die beiden Worte miteinander verbunden und wie ein einziges ausgesprochen werden. Die griechischen wie die lateinischen Grammatiker haben, wie uns scheint, dem im allgemeinen richtigen Satz, jedes Wort habe einen Accent, der Accent sei das Kennzeichen der Worteinheit, eine zu grofse Ausdehnung gegeben. Sie wollten in ihren Schulen den, wie die Inschriften zeigen, so häufig vernachläfsigten Unterschied zwischen Composition und Juxtaposition, καταφέροντος und κατὰ φέροντος, praetermissos und praeter missos, recht deutlich hervorheben: dies hat sie wohl zu ihrem künstlichen Verfahren verleitet. Im Lateinischen nahm sich die Theorie noch wunderlicher aus, weil diese Sprache sonst keine mehrsilbigen Worte mit betonter Ultima kennt; im Griechischen war sie weniger auffallend. Man kann noch einen anderen Umstand zur Vertheidigung der Grammatiker geltend machen. In beiden Sprachen bildete die acute Silbe den Höhepunkt der Betonung: der Ton stieg vom Anfang des Wortes bis zu derselben hinauf, von da bis zum Ende des Wortes wieder hinunter. Es genügt hier, auf eine einzige, zwar bekannte, aber oft misverstandene, Stelle zu verweisen: Prisc. p. 1289 P.: ipsa vox quae per dictiones formatur (der durch je ein Wort gebildete Laut), donec accentus perficiatur, in arsim deputatur; quae autem post accentum sequitur, in thesim. Die Worte arsis und thesis sind hier in einem minder gewöhnlichen, jedoch sogar bei Griechen nicht unerhörten Sinne gebraucht: arsis bedeutet das Aufsteigen der Stimme von der tiefern zur höhern, thesis das Absteigen von der höhern zur tiefern Note. So sagt Plethon in einer Schrift über Musik: ἄρσιν μὲν οὖν εἶναι ὀξυτέρου φθόγγου ἐκ βαρυτέρου μετάληψιν, θέσιν δὲ τοὐναντίον βαρυτέρου ἐξ ὀξυτέρου. (Notices et extraits des manuscrits de la bibl. du Roi. T. XVI p. 2 p. 236). Der Herausgeber, Hr. Vincent, bemerkt mit Recht, ein älterer

Schriftsteller hätle hier die Ausdrücke τάσις, oder vielmehr ἐπίταsis, und ävεois gebraucht. Diese Stelle kann dazu beitragen, einiges Licht auf die dunkle und verwirrte Geschichte der Worte arsis und thesis fallen zu lafsen: allein wir wollen hier nicht zu weit von unserem Gegenstand abschweifen. Das Aufsteigen des Tons zu Anfang eines Worts kann den Gravis in xarà pέoovτos vielleicht einigermafsen rechtfertigen : -Ta hatte wirklich einen etwas höhern Ton als xα-: nur mufs man nicht vergefssen, dass ganz dasselbe auch in zata❤épovros stattfand. Man hätte befser gethan, sämmtliche Praepositionen, so wie einige andere Wörter, die sich an die nachfolgenden anschliefsen, ohne Accentzeichen zu lafsen. Sollte aber einmal der bessern Unterscheidung halber jedes Wort mit einem geschriebenen Accent versehen werden, so hatten die alten Grammatiker offenbar Recht, zwischen § und cvv, ô und tó keinen Unterschied zu machen, vielmehr allen den Gravis zu geben. Allein dieser Gravis ist von derselben Natur wie die nicht geschriebenen Graves in jedem mehrsilbigen Worte, und darf nicht mit dem Gravis verwechselt werden, welcher den im Zusammenhang der Rede gedämpften Acut der wirklichen Oxytona bezeichnet.

Wir würden daher vorschlagen die Benennung Proclitica auf alle die unselbständigen Wörtchen auszudehnen, von denen sich erweisen | läfst, dafs sie sich dem nachfolgenden Worte in der Aussprache anschlofsen. Vielleicht wäre es jedoch rathsamer, einen andern Namen zu erfinden. Der Ausdruck Proclitica ist zwar bequem, aber schlecht gebildet, und kann leicht zu einem Misverständnis führen. Wir glauben nemlich nicht, dafs die Enklitiken, wie man gewöhnlich annimmt, deshalb ihren Namen tragen, weil sie sich mit ihrem Ton an das vorhergehende Wort anlehnen. Das Verbum ¿yxhívɛv heisst bekanntlich beugen, verändern' und umfasst alle möglichen Modificationen der Wortform, Conjugation, Declination, Tonveränderung. In engerem Sinne bedeutet nun yxlevóμevov ein Wort, das seinen Ton ver-¦ ändert, und yxhetinóv transitiv, wie die von Verben abgeleiteten Adjectiva auf -xós in der Regel ein Wort, das den Ton eines andern Worts verändert. H. Weil.

Besançon.

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Kunstarchaeologische Vorlesungen im Anschlufs an das akademische Kunstmuseum in Bonn von Dr. Johannes Overbeck, a. o. Professor der Archaeologie der Kunst an der Universität Leipzig. Braun. schweig, C. A. Schwetschke et Sohn. (M. Bruhn.) 1853. VIII u. 220 S. gr. 8.

Das akademische Kunstmuseum in Bonn, mit preiswürdiger Liberalität von dem k. Ministerium ausgestattet, wird allein hinreichen, seines Begründers F. G. Welcker Namen auch dann in dankbarem An

denken an der Universität zu erhalten, wenn die zahlreichen Zuhörer, welche durch seine Vorträge in das Studium der alten Kunst eingeführt worden sind, längst dahingegangen sein werden. Dem Vf. der vorliegenden Schrift hat es den Anlass zu Vorlesungen geboten, welche an der Hand der Monumente und durch eine eindringliche Beleuchtung der hervorragendsten unter ihnen die Hauptphasen der Kunstgeschichte verdeutlichen und dergestalt als eine Vorbereitung oder Ergänzung zu systematischen Kathedervorträgen dienen sollten. Wie er selbst S. VII bezeugt, ist ihm dies wohl gelungen: seine Vorlesungen haben sich einer bedeutenden Frequenz (niemals unter funfzig) zu erfreuen gehabt, und zwar, nach dem lebendigen und warmen Ton mehrerer ausführlichen Schilderungen zu urtheilen, mit gutem Grunde. Denn die innige Liebe, womit der Vf. der alten Kunst ergeben ist, und die Lebhaftigkeit seines Gefühls können nicht anders als anregend auf empfängliche Gemüther wirken. Bei seinem Abgange nach Leipzig hat er diese Vorträge für den Druck ganz überarbeitet und ihnen eine Form gegeben, 'welche zwischen der der Vorlesungen und der des Katalogs die Mitte hält' (S. V). Jene sollen der studierenden Jugend einen anschaulichen Abrifs der griechischen Kunstgeschichte', dieser ein ausreichendes Hilfsmittel zum Studium des Museums' liefern. Den bekannten Welckerschen Katalog kann er nemlich nach S. VI nicht dafür halten, weil dieser eine freie, in der Ausführung ungleiche Behandlung vorzieht und in methodischen Vorlesungen über die Kunstgeschichte seine Vervollständigung findet. Es ist freilich wahr, dafs Welcker einzelne und zwar bedeutende Monumente kurz berührt, andere in Excursen ausführlich behandelt. Indessen lafsen sich jene Lücken meistens aus andern Schriften Welckers, auf welche dieser selbst verweist, namentlich aus der ersten Ausgabe des Katalogs, ergänzen, und wem die Excurse zu gelehrt erscheinen, der kann sie ja ungelesen lafsen. Auch bringt es die Natur der Sache mit sich, dafs in einem kleinen handlichen Buche nicht alles gleich ausführlich erörtert wird, und ich mache es auch Hrn. Overbeck ebenso wenig zum Vorwurf, dafs er S. 68 die Metopen des Theseion, die Stücke vom Tempel der Nike Apteros, die Metopen von Olympia (Nr. 82-108) mit einigen, zum Theil von Welcker entlehnten Worten abfertigt, als dafs er an mehreren Stellen, z. B. S. 21 Nr. 4, S. 48 Nr. 24, Statuen erklärt, wovon im Museum nur Büsten vorhanden sind. Nur hätte er deshalb das Welckersche Verzeichnis nicht für weniger brauchbar erklären sollen. Ja es läfst sich fragen, ob nicht der von dem Vf. befolgte Plan den praktischen Gebrauch seiner Schrift weniger leicht macht als den ältern Katalog. Am bequemsten orduet sich natürlich ein Verzeichnis räumlich nach Zimmern und Wänden, aber abgesehen davon, dafs dann eine jede Umstellung grofse Verwirrungen mit sich bringt, ist dies Princip für den lerneuden, welcher verwandtes zusammen zu fafsen wünscht, zu mechanisch und unfruchtbar. Sehr zweckmäfsig hat daher Welcker den Vorrath der Denkmäler nach den Formen in Gruppen, Statuen, Büsten, Reliefs eingetheilt, wonach man sich leicht zurecht findet, während der Vf. weder auf die

räumliche Aufstellung noch auf die Form der Monumente durchgreifend Rücksicht nimmt und so trotz der überall beigefügten Nachweisungen über den Standort den Anfänger mündliche Nachhilfe oft vermifsen lafsen wird. Ferner ergeben sich aus dem doppelten Princip mancherlei Incongruenzen. Hätte die Schrift ausschliefslich den kunstmythologischen Gesichtspunkt im Auge, so müste man sich zufrieden geben, wenn die Porträtstatuen, um von den Büsten gar nicht zu reden, mit Stillschweigen übergangen werden; in einem Werke, welches wesentlich auf die Kunst gerichtet ist' (S. 220), durfte ein Aeschines, Aesop, Menander nicht fehlen. An vielen Stellen wird ferner der kunstgeschichtliche Faden durch die Zusammenstellung gleichartiger Gegenstände unterbrochen, so dafs man in der That nicht weifs, welches Princip vorgeherscht hat. Betrachtet man endlich das Buch lediglich als Katalog, so ist zwar anzuerkennen, dafs die Beschreibung der in der letzten Zeit hinzugekommenen, zum Theil bedeutenden Denkmäler das Welckersche Verzeichnis in dankenswerther Weise vervollständigt, aber auch nicht zu verschweigen, dafs einige Stücke fehlen, andere irthümlich zusammengeworfen werden. Der Hauptfehler aber liegt in der Flüchtigkeit und Unzuverlässigkeit der thatsächlichen Angaben. Der Vf. benutzt Welckers Katalog in einem Mafse, das ich, weil er selbst S. VII und durch Anführungszeichen darauf aufmerksam macht, im allgemeinen nicht tadeln will. Aber er entlehnt ihm auch die Litteratur mit ihren Druckfehlern und hat es in der Regel nicht für nöthig gehalten, die angeführten Werke selbst nachzuschlagen, woraus denn Misverständnisse und Versehen aller Art nothwendig folgen musten. Einen äufserlichen Beweis mag vorläufig S. 127 geben, wo nach Welcker S. 24 Sillig zu Plinius p. 197 angeführt wird. Jedermann wird erwarten, dafs damit die neue Ausgabe Silligs gemeint sei; da ist aber p. 305 die betreffende Stelle. Hr. O. behält das Citat der ältern Ausgabe bei, welches bei Welcker natürlich ganz in der Ordnung ist, da er keine andere anführen konnte. Andere Proben werden gelegentlich nachfolgen. Von späteren Werken ist besonders Brunns Künstlergeschichte neben Müllers Handbuch die Hauptquelle. Die nöthige Umschau in der Litteratur ist nicht überall angestellt worden. Ja zuweilen scheint es fast, als ob die Beschreibung nicht im Anblick der Monumente verfasst oder wenigstens nicht nachher mit ihnen verglichen wäre. Nicht allein fehlen häufig die Masse, sondern es kommen Irthümer vor, die sonst unerklärlich wären. Eine Entschuldigung gibt allerdings die Nothwendigkeit eines übereilten Abschlufses, welche der Abgang des Vf. von Bonn mit sich brachte; aber dem Buche fehlt die erste und unerlässlichste Eigenschaft einer Beschreibung, die Zuverläfsigkeit.

In einer gut geschriebenen Einleitung S. 3-7 bezeichnet der Vf. seinen schon oben besprochenen Standpunkt. Er legt die historische Betrachtung zu Grunde und verbindet damit die gegenständliche an den Punkten, wo das Ideal einer Vorstellung mustergiltig erreicht worden ist, erörtert ferner an besonders hervorragenden Monumenten

#die technischen Fragen, sowie die Gesetze der Formgebung und Composition. Darauf folgt S. 8—17 ein kunstgeschichtlicher Eingang, in zweckmäfsiger Kürze, meistens nach Brunn. An diesen Vorgänger schliefst sich der Vf. mit einer solchen Treue an, dafs er S. 11 selbst das offenbare Versehen Brunns S. 30 nicht berichtigt, womit dem Glaukos die Löthung des Erzes statt des Eisens zugeschrieben wird. Auch den Namen Dibutades statt Butades, welchen Brunn S. 402 nach Einsicht der richtigern Schreibung des Cod. Bamb. bei Pli=nius XXXV, 152 verbessert, nimmt er S. 10 aus S. 23 auf, ohne, wie es scheint, Silligs neue Ausgabe nachgeschlagen zu haben. Mit einer sonderbaren Flüchtigkeit werden die Zeitangaben, worauf es bei einem für Anfänger bestimmten Abrifse doch wesentlich ankömmt, behandelt. S. 10 Z. 26 liest man Ol. 29 = 656 v. Chr., dagegen S. 11 Z. 1 Ol. 30: 660. Brunn gibt nemlich S. 24 die unrichtige Zahl Ol. 29 für die Vertreibung der Bakchiaden, aus einer andern Quelle scheint das Jahr v. Chr. entnommen zu sein. Die verwirrten Notizen S. 12 z. E. lafsen sich zum Theil auf Druckfehler zurückführen, von denen das Buch wimmelt *) — statt Ol. 43 ist zu lesen 53 (=568), statt 48 ohne Zweifel 58 (wie in dem Citat Paus. VIII, 40 statt 49) zum Theil fallen sie den Quellen des Vf. zur Last. Thiersch gibt nemlich S. 52 für den Tod des Arrachion Ol. 53 an, Pausanias aber Ol. 54; Müller Hdb. §. 87, 1 für den Sieg des Praxidamas Ol. 58, Pausanias Ol. 59. Diesen letztern scheint Hr. O. nicht wieder eingesehen zu haben; sonst würde er ihn nicht sagen lafsen, dafs gegen Ol. 60 Siegerstatuen in Gebrauch kamen', während Pausanias Ol. 59 und 61 nennt. Auch S. 16 sind die Zahlen 01.46 in 56 und 470 v. Chr. in 460 zu verbessern.

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Die Uebersicht des Denkmälervorraths eröffnen I. die archaischen und archaistischen Monumente. Sie werden S. 17-35 in 18 Nummern gut und eingehend besprochen. Namentlich verdient die genaue Charakteristik des Apollon von Tenea Nr. 2 gerühmt zu werden. Die Bemerkungen über die Artemis von Neapel Nr. 4 sind zwar richtig, aber, da man in Bonn nur die Büste besitzt, zum Theil nicht ganz an ihrer Stelle. Auch über die Dresdener Pallas Nr.3, sowie die DreifussReliefs Nr. 6-8 spricht der Vf. lehrreich und klar. Mit Recht stellt er ferner Nr. 1 den männlichen Kopf aus gebrannter Erde in der Münchener Glyptothek (S. 34 Nr. 41 der Beschreibung) als echt alterthümlich an die Spitze, womit übrigens Welcker Zuwachs Nr. 8 und Schorn a. a. O. übereinzustimmen scheinen. Nur gehört er nicht unter die griechischen Denkmäler. Schon dafs er von Gregor VI dem König Ludwig zum Geschenk gemacht wurde, läfst etruskischen, wahrscheinlich volcentischen Ursprung vermuthen. Aber auch der Stil schien mir, als ich das Original im J. 1842 aufmerksam betrachtete, unzweifelhaft etruskisch zu sein. Ich bin also der Ueberzeugung, es sei nicht

*) Besonders unangenehm fallen die unrichtigen Accente in die Augen, z. B. S. 31 δώτωρ, S. 55 ναος, S. 61 ἀκριβεῖα, S. 65 ζύγα, 5. 66 αὐτοφύη und λάμπρον, S. 85 χαίρε, S. 187 όρη.

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