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meisten zur burghöhe geeigneten hügel und die Eurotasfurt in sich schlieszt, und dessen besitz den zugang von Arkadien her beherscht. Aber auch auf einem andern gebiete ist eine stillschweigende und doch vernehmliche bekräftigung dieser ergebnisse vorhanden, und zwar auf einem gebiete das relativ und bei richtiger verwendung das zuverlässigste material liefert, welches uns über die ältesten halbhistorischen zeiten der Hellenen zu gebote steht: ich meine die chronologischen angaben im kanon des Eusebios. Was zeigt sich nun hier? Als erstes jahr der regierung des Eurystheus wird das 916e jahr Abrahams aufgeführt“) und zu demselben jahre bemerkt: Heraclidarum descensus in Peloponnesum (so bei Hieronymus; im armenischen Eusebios fehlt die notiz, sie findet sich aber bei Synkellos s. 335, 12 érri Toürou f rüOv 'HpakMedüv kä6odoc eic TTeAomróvvmcov sérovev). dagegen wird erst zum 921n jahre Abrahams, zum 6n regierungsjahre des Eurystheus bemerkt: Eurystheus et Procles Spartam obtinuerunt (auch dies nur bei Hieronymus, nicht im armenischen Eusebios, aber gleichfalls bei Synkellos s. 336, 9 EüpucßeÜc Kai TIpokMfc CTráprnc ékpärmcov). Somit herscht Eurystheus bereits längere zeit in Sparta, als Prokles erst zur herschaft gelangt; er ist schon spartanischer herscher zu der zeit, wo die Herakliden erst in den Peloponnes einwandern. auch diese Eusebianische königsliste zeigt mithin Eurystheus als könig des in Sparta alt eingesessenen, schon vor der dorischen wanderung dort angesiedelten StaININES. Im schönsten einklang mit den so gewonnenen resultaten steht endlich das einzige ganz unzweideutige zeugnis über die stammverschiedenheit der beiden königsgeschlechter, das aus historischen zeiten erhalten ist, der ausspruch den der könig Kleomenes beim eintritt in den tempel der burggöttin in Athen, von der Athenapriesterin als Dorer zurückgewiesen, that: oö Aupieüc eiun, äAA' 'AXanöc.") denn Kleomenes war ja eben ein Agiade. Man hat freilich früher diesen ausspruch des Kleomenes auf seine abkunft von Herakles bezogen; man hat dann weiter überhaupt aus dem heraklidischen ursprung der königshäuser von Sparta und von den anderen Dorerstaaten im Peloponnes deren achäischen ursprung deducieren wollen.”) doch ist bereits von andern richtig bemerkt worden, dasz der dorische herscherstamm der Herakliden sein geschlecht erst nachträglich an die früheren herscher zu Mykene angeknüpft habe und nur zu dem

16) natürlich gebe ich diese citate nach der ausgabe von Schöne, die zum ersten male einen kritisch sichern boden geschaffen hat, Eusebii chron. bd. II s. 58 und 59.

17) Herodot V 72.

18) zuletzt Curtiusgr. gesch. Is. 143; auch der recensent in Hayms preusz. jahrb. bd. I (1858) s. 352 ff., der sonst gerade verschiedene gewichtige bedenken gegen Curtius darstellung der ältesten spartanischen geschichte geltend macht, hält an dem Achäertum der Heraklidenkönige fest.

zweck, den dorischen eroberungen im Peloponnes auch von dieser seile her eine legitimation zu geben.19)

Jedenfalls lag es den Griechen selber ganz fern, aus dieser erdichtung die ethnographische consequenz zu ziehen, dasz die Herakliden Achäer seien *°): von einer Stammesverschiedenheit der herschenden Herakliden gegenüber den dorischen scharen, mit denen sie ihre peloponnesiscben reiche erobert, (ludet sich nirgends eine spur, vielmehr wie die eine phyle, noch dazu die angesehenste aller dorischen bevölkerung, die der Hylleer, sich gleichfalls von Herakles herleitete und deshalb z. b. von Pindar (Pyth. 5,68) die Dorer als abkömmlioge des Herakles und Aegimios (des valers von Dymas und Pamphylos) bezeichnet werden, so werden auch die gesamten Spartaner von ihrem ältesten uns bekannten dichter Tyrtäos (fr. 11 Bergk) als 'HpcncArjoc T¿voc angeredet, daraus folgt doch zum mindesten, dasz zu der zeit des Tyrtäos die Spartaner ihre heraklidischen herrén nicht vom volke schieden, als Heraklide konnte mithin Kleomenes sich füglich nicht Achäer nennen, wol aber als Agiade: und es liegt hier die letzte spur vor von der noch nicht ganz erloschenen Erinnerung an den wahren Ursprung der Agiadenkônige.

Ursprünglich leitete also nur das haus der Eurypontiden seine herkunft ab von einem der drei groszen Dorerführer, von Aristodemos, und zwar durch die mittelglieder von Prokies und Soos. erst als die Agiaden als herscher der gesamtgemeinde neben die Eurypontiden getreten waren, wurde der slammherr der Agiaden Eurystheus oder Eurysthenes zum zwillingsbruder des Prokies gestempelt, so erkürt es sich mithin auch, dasz die beiden königshauser nicht Prokliden und Eurystheniden hieszen, sondern Eurypontiden und Agiaden nach den beiden herschern, unter denen die Vereinigung der beiden sondergemeinden stattfand.

So nemlich musz man sich nun doch offenbar die historische entwickelung denken, neben die alte achSische niederlassung auf spartanischem boden trat in folge der dorischen einwanderung eine jüngere dorische in unmittelbarer nachbarschaft; beide bestanden — wahrscheinlich in lebhaften fehden mit einander ringend — längere zeit gesondert neben einander (zwei generationen setzt die dorische sage an), bis sie sich endlich auf dem wege friedlichen Vertrages zu einer gemeinde vereinigten.

Aber das ist das charakteristische und von allen sonst bekannten abweichende dieses synökismos, dasz man die frühere duplicität in der gedoppeltheit der herscher aufrecht erhielt, beide herscherhäuser der sondergemeinden wurden nun regenten der vereinigten gemeinde, und <iie prachtvolleren ehren, welche die achäischen heroenkönige im vergleich mit den dorischen herzögen genossenM), sie wurden jetzt, wo

19) s. K. O. Müller Dorier I« s. 49 ff., Preller gr. myth. П s. 178, Dunckcr a. о. s. 193 und 198.

20) Piatone historische träumerei (gesetze Ш s. 682), die man hierfür angeführt hat, stellt die sache gerade umgekehrt dar: sie nimt an, das ganze Volk der Dorer sei achaisch gewesen (es habe nemlich aus den von Troja heimkehrenden beiden bestanden) und Dorer nur genannt worden nach dem führer, der ein ДшриОс gewesen.

21) darauf bezieht sich offenbar auch der befehl der Pythia áutpóbeide gleichgestellt waren, beiden gemeinsam erwiesen. so begreift sich vollkommen die entschieden ebenso undorische als echt achäische würde der königlichenstellung in Sparta, die Curtius“) mit folgenden treffenden worten hervorhebt: "wie heroische geschlechter standen sie mit unantastbaren und dorischer sitte durchaus fremden gerechtsamen dem volke gegenüber, und was sie an macht und ehre besaszen, die kriegsherliche und priesterliche würde, der ehrenanteil an den opfermahlzeiten, das pomphafte leichenbegängnis, die leidenschaftliche totenklage, dies alles wurzelt in einer zeit, welche weit jenseits der dorischen wanderung liegt.” so wurden z. b. aus der achäischen familie der Talthybiaden, welche bisher als die herolde des Achäerkönigs fungiert hatten, von jetzt ab die herolde der gesamtgemeinde genommen.“)

Jetzt erhalten nun auch erst ihr volles licht die nachrichten des Ephoros, der auch hier wie fast überall in ältester hellenischer geschichte sich als der tüchtigste aller antiken forscher erweist, seine nachrichten von der politischen gleichberechtigung, die unter dem ersten königspaar der alten achäischen bevölkerung erteilt sei.”) auch der gründlichste alte kenner der hellenischen staatsverfassungen, Aristoteles, kommt damit überein, wenn er sagt dasz unter den ersten königen von den Spartiaten viel neue bürger aufgenommen wurden.“)

Freilich können sich diese bemerkungen auch noch auf einen dritten bestandteil beziehen, welcher gleichfalls in die spartanische gemeinde mit aufgieng, ich meine die böotischen Minyer oder Aegiden. denn auch diese wurden von den Dorern zur isotimie zugelassen. das lehrt – auszer den directen erzählungen der sage – nicht blosz das in Sparta gestiftete grabmal des mythischen stammheros der Minyer, des Kadmos (Paus. III 15, 6), sondern namentlich auch der zug der sage, dasz eine frau aus kadmeischem geschlecht, Argeia, zur gemahlin des Aristodemos gemacht wurde und ihr bruder Theras als vormund der zwillingsbrüder auftrat.“)

Es begreift sich, dasz trotz der verträge, die diese stammverschiedenen niederlassungen zu éiner gemeinde verbanden, dieselben nicht rasch und nicht leicht wirklich zu einem einheitlichen gemeinwesen verschmolzen, dasz vielmehr immer wieder zwischen den rivalisierenden teilen eine das ganze gefährdende zwietracht ausbrach. so ist uns bestimmt und

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glaubwürdig berichtet”), dasz die Minyer (offenbar unzufrieden darüber, dasz zwar die beiden anderen stämme ihr königsgeschlecht in die gesamtgemeinde hinübergenommen hatten, nur ihnen die herschaft stammfremder könige zugemutet wurde) auch ihrerseits nach beteiligung an der königsherschaft verlangten (rscßaciAninc uet autéovtec sagt Herodot); von diesem streben berichtet die sage zwar ein völliges scheitern, jedoch scheint es auch hier nicht ohne gewisse concessionen abgegangen zu sein, und die merkwürdige erscheinung, dasz noch die sage des ersten messenischen krieges neben den beiden königen als dritten führer des heeres einen Aegiden nennt*), dürfte als eine schwache spur dieser concessionen aus späterer zeit aufzufassen sein.

In diese durch einander gährenden elemente, die sich in engem raume, auf der fläche uetoEÖ BaßÖkac Kai Kvakuüdvoc”), hart aneinander stieszen, endlich eine feste und definitive ordnung gebracht zu haben, das ist das hohe verdienst des Lykurgos, der somit recht für den wahren gründer des spartanischen staates d. h. zunächst der einheitlichen gemeinde gelten darf, auch hierin ein spartanischer Theseus: und das ist der sinn der worte des Thukydides I 18 h Aakedaiuuv uerd tñv kricrv Tüv vÜv évoikoüvruv aürñv Aupéwv étrin Aescrov üv icuev Xpóvov craciácaca . . Eüvouñ6n.

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2.

DIE FORMALE BILDUNG DURCH DIE ANTDXEN
CLASSISCHEN SPRACHEN.

Der unterzeichnete stellte in der versamlung der schweizerischen gymnasiallehrcr, welche am 13n October 1867 in SchaObausen stattfand, folgende these auf: 'noch heute gilt der salz, dasz die alten sprachen ein ganz vorzügliches mittel für formale bildung seien; aber das formale musz tiefer gefaszt werden.' er begründete diese these ungefähr so:

Der satz, dasz das lehren und lernen der alten sprachen, dasz überhaupt das einführen ins altertum ein hauplmiltel der Jugendbildung sei, und damit die Verwendung dieses hülfsmittels in gymnasien wird nicht erst heute — freilich gar oft von solchen welche von pädagogik überhaupt wenig verstehen — angegriffen; ähnliche stimmen wurden schon vor Jahrhunderten laut, wol mögen, hört man etwa, solche Studien im mittelalter recht wesentlich gewesen sein, um mit ihrem lichte das dunkel der barbarei zu verscheuchen; aber in unserer zeit sind die Wissenschaften zu solcher höhe und Selbständigkeit entwickelt, dasz humanitäl nicht mehr dort zu suchen ist; und ehrlichere meinen aucli wol, die bildung durchs altertum bringe unserm gewerbreichen leben gar wenig nutzen, dem hat man entgegen gehalten, jene Studien gewähren denn doch formale bildung: für solche seien die antiken sprachen und litteraturen der eminentesten Völker und mathematik die geeignetsten Stoffe, was man unter solcher formalen bildung verstehe, ist, meinen wir, selten genau bestimmt, sehr oft durch lebendige beispiele halbwegs bewiesen worden, und eine solche vertheidigung konnte philologeu wie Bock h wenig befriedigen, er gab in seinen herlichen Vorlesungen über encyclopädie und méthodologie der philologie, welche einem weitern kreise nicht länger vorenthalten werden sollten, nur so viel zu, das Studium der alten könne auch formal bilden, wie geschichte, wieder Unterricht in der muttersprache usw., die Hauptsache aber sei, dasz das classische altertum die eine hälfte der cntwicklungsgeschichte der menschhelt sei, dasz in ihm die fortdauernde grundlage unserer gesamten bildung gesucht werden müsse, dasz in seiner kunst und poésie ewige muster vorleuchten, jedesfalls meinte Böckh, dasz den knaben und Jünglingen ■die thore zum ganzen tempel geöffnet werden, nicht aber nur, wie einige neuere, zur politischen seite des antiken lebens, was allerdings, faszt man die sache im sinne von Herbst, sehr bedeutsam sein kann; jedesfalls meinte Böckh, es könne das wesentlich nur durch die classischen sprachen hindurch geschehen, welche er das zarteste und feinste erzeugnis des antiken geistes nannte; jedesfalls meinte er, dasz die geister in ihrem schaffen und formen erkannt werden sollen, er fügte auch wol bei, dasz der knabe und jüngling sich am natürlichsten an einer so natürlichen Entwicklung, wie es z. b. die griechische sei, heranbilde, wir wollen aber heute nur von den antiken sprachen reden und setzen voraus, dasz keiner unter uns sei, der nicht in der bildung durch das altertum

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