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Kritische Beurtheilungen.

Euripidis Troades. Edidit Dr. A. Kirchhoff. Prostat Berolini apud W. Hertz. 1852. 84 S. gr. 8.

Von den in der Vorrede zur Medea besprochenen Hss. enthalten folgende die Troades: Vaticanus 909 (nebst dessen Abschrift Palat. 98), Havniensis, Florentinus A und Palatinus 287. Für die letzte Hs. hat K. durch Brunn eine Collation bekommen, aus der sich ergibt, dafs die Aldina aus diesem Palatinus geflofsen ist. Dazu kommt Harleianus 5743 (enth. Soph. Trach. und Phil., von euripideischen Stücken einen Theil der Alkestis, den Rhesos und die Troades), für die Troades früher von Burges, jetzt aufs neue von R. Pauli verglichen. In den Troades besteht der Harl. aus zwei Theilen: die erste Hälfte bis Vs. 605 stimmt mit Pal. 287, der Rest mit dem Havn. fast durchgängig zusammen. Ueber eine neapolitanische Hs. des 14n Jh., die ausser den drei ersten Stücken die Troades enthält, hat Cobet in Geels Ausgabe der Phoenissen berichtet; K.s Bemühung eine Collation dieser Hs. zu erlangen ist erfolglos geblieben; da indes der Neapol. nach Cobets Mittheilungen dem Vat. 909 ganz ähnlich ist, so wird niemand diesen Verlust beklagen. Scholien zu den Troades enthält der Vat. 909, aus dem sie Amati zuerst bekannt gemacht hat (wiederholt bei I.. Dindorf, Leipzig 1825 und im 10n Band der Matthiaeschen Ausgabe), und der erwähnte Neapolitanus.

Aufser diesen Hilfsmitteln hat K. theils den Christus patiens, theils Citate bei verschiedenen Schriftstellern mit dankenswerther Sorgfalt benutzt. Besonders verdient es Anerkennung, dafs er das Lexikon des Hesychius für die Kritik der Troades mit sehr erheblichem Gewinn verwendet hat. Unter allen euripideischen Stücken ist keins bei Hesychius so stark vertreten als die Troades. K. hat folgende Entlehnungen in seiner Ausgabe angeführt: ἐξελίσσουσι Vs. 3. πρύμνηθεν οὖρον 20. ἄκανθα 117. ἄτας κελαδεῖν 121. δι ̓ ἅλα πορφυροειδῆ 124. παιᾶνι στυγνῷ 126. χαλκεγχέων 143. τύφεται 145. ναυσθλώσουσιν 161. χαλκεομήστωρ 268. Έξις 392. λώτο[υ] τερεῶτες 435. φυσοῖσι 491. τρυ χηρά 492. ἐπικήδειον 510. ἀναδεβόας ὁ λεώς 518. Λίβυς τε λωτός 540. ἀτυζόμενος 804. (ἁβρὰ βαίνων 814). ἀστέρων τέθριππος 844. δυστόπαστος 874. ἀγωνία 992. αιθέρα 1067. ἀνύδρονος 1071. αἰσχρά 1160. διερέσσοντας 1241. Dazu lassen sich noch folgende Glossen hinzu

fügen: Εὐβοίας μυχόν 84. πιανει στυγνῷ 126. πάλλος ἔζευξεν 260. πύκαζε 349. Χαρυβδις ωμόβροτος 432. λέχος στυγερόν 593. ἐξ ἐπάλξεων 946, von denen einige (Εὐβοίας μυχόν und λέχος στυγερόν) der Hg. selbst mir mitgetheilt hat.

Bei der Bearbeitung der Troades ist K. zunächst, wie billig, darauf ausgegangen die Ueberlieferung der besten Hss. herzustellen, und man darf wohl sagen, dafs dadurch der Text des Stücks unendlich gewonnen hat. Seit mehr als dreifsig Jahren hatten die Troades keinen speciellen Bearbeiter gefunden; so war der Ertrag, den die Collationen der befsern Hss. lieferten, in der Hauptsache ungenutzt geblieben, und es liefsen sich nicht wenige Stellen anführen, wo die interpolierte Vulgata nicht sowohl absichtlich als vielmehr aus reiner Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit aus einer Ausgabe in die andere weiter geschleppt worden ist. Nachdem ein sicherer Boden für die Kritik gewonnen war, hat der Hg. die Emendation begonnen und sich durch mehrere ganz evidente Verbesserungen (wie лónokos 205. xalκεομήστορος 268. λίνοιο 538. ήλυθον 965) um die Gestaltung des Textes verdient gemacht. Während in der Medea nur die Ueberlieferung hergestellt werden sollte, sind hier unzweifelhaft scheinende Emendationen in den Text aufgenommen worden, wobei die handschriftliche Lesart unter dem Text angemerkt wird. Sobald eine evidente Verbesserung fehlte, ist die am besten verbürgte Lesart beibehalten, auch für den Fall dafs sie offenbar fehlerhaft, vielleicht ganz unverständlich war. Dies Princip der Kritik ist gewis durchaus berechtigt und für streng wifsenschaftliche Arbeiten sogar mit Nothwendigkeit zu fordern; wogegen freilich die dem Gebrauch der Schule oder ähnlichen Zwecken dienenden Texte als Hauptgesichtspunkt die Lesbarkeit festzuhalten haben und bemüht sein müssen die kritischen Dornen bei Seite zu schaffen. Bei der praktischen Durchführung dieses Princips kann es freilich nicht fehlen, dafs zuweilen dem einen dies, dem andern jenes überzeugend scheint, dafs der erste gut heifst was der zweite verwirft und umgekehrt. So möchte auch über einzelne von K. aufgenommene Emendationen sich streiten lafsen (worüber unten zu 136. 158. 314 ff. 345. 599. 608. 619. 1256), ohne dafs dadurch die seiner ganzen Arbeit gebührende Anerkennung geschmälert würde.

Gewis würde es vielen erwünscht gewesen sein, über das Verhältnis, in welchem die beiden Classen unserer Hss. in den Troades zueinander stehn, Belehrung zu erhalten. K. ist auf diesen Punkt nicht eingegangen, vermuthlich weil er in der Vorrede zur Medea sich hinlänglich darüber ausgesprochen zu haben meinte. Doch scheint es bedenklich, für die verschiedenen Stücke ohne weiteres denselben Mafsstab vorauszusetzen, und wenn ich nicht irre, sind gerade die Troades dasjenige Stück, wo codex II (repraesentiert durch Pal. 287 und theilweise durch Harl. 5743) am häufigsten vor codex I den Vorzug verdient. Man vergleiche folgende Stellen, wo K. selbst nicht umhin konnte dem Pal. 287 zu folgen:

70: οἶδ', ἡνίκ ̓ Αἴας εἷλκε (εἷλε codex 1) Κασάνδραν βία.

το

82: σὺ δ ̓ αὖ τὸ σὸν παράσχες (παρασχε 1) Αἴγαιον πόρον.
140: δούλα δ ̓ ἄγομαι (δούλ ̓ ἄγομαι 1) γραῦς ἐξ οἴκων.
150: ποδός (παιδὸς 1) ἀρχεχόρου πλαγαῖς Φρυγίαις.
175: τάσδ' Αγαμέμνονος ἐπακουσομένα (ἐπακουσομέναν Ι).
238: ἤδη κεκλήρωσθ', εἰ εἰς 1) τόδ ̓ ἦν ὑμῖν φόβος.
240: Φθιάδος εἶπας ἢ (ἢ καὶ 1) Καδμείας χθονός;
294: ὡς ἐξάγεσθαι τῆσδε μέλλουσαι (μέλλουσι 1) χθονός.
307: κατ' Αργος & γαμουμένα (ἁγουμένα oder αγομένα 1).
315: ὦ Υμέναιε, σοί (σύ 1).

5

324: ἄγε σύ (σού 1), Φοῖβε νῦν.

347: εἰσφέρετε πεύκας δάκρυά (δάκρυσί 1) τ' ἀνταλλάσσετε. 417: σὺ δ ̓ ἡνίκ ̓ ἄν (σὺ δ' ἂν καί 1) σε Λαρτίου χρήζῃ τόκος. 440: Οδυσσέως ἐξακοντίζω (ἐξαντίζω 1) πόνους ;

460: οὐκ ἀντιλήψεσθ' (ἀντιλήψετ' 1);

492: τρυχηρὸν εἱμένη (εἱμένην 1) χρόα.

503: στιβάδα πρὸς χαμαιπετῆ (χαμερπτῆ oder χαμερπή 1). 563: λεύσσεις τήνδ' (τὴν 1) ̓Ανδρομάχην.

574: τι παιᾶν (παιὰν 1) ἐμὸν στενάζεις;

596: γυψὶ φέρειν τέταται (τέτακται 1).

605: ἀνδρὸς ὅς ποτ' (ὁππότ' 1) Αργείων δορὶ πλ. δ.

636: κείνη δ ̓ ὁμοίως ὥσπερ (ἐκείνη σ ̓ ὁμοίως ὡς 1) οὐκ ἰδοῦσα φῶς.

682: γραφῇ (γραφὴν 1) δ' ἰδοῦσα καὶ κλύουσ' ἐπίσταμαι.

707: ὥς μοι φροιμίων ἄρχῃ (ἀρχὴ 1) κακῶν.

713: ἐπήνεσ' αἰδῶ, πλὴν ἐὰν λέγης καλά (κακά 1).

746: νεοσσὸς ὡσεὶ ὡς 1) πτέρυγας εἰσπίτνων ἐμάς 1).
785 : ὦ παῖ παιδὸς μογερου (μονογενοῦ Ι).

801: συναριστεύων ἅμ ̓ ἅμ ̓ fehlt in 1) Αλκμήνας γόνῳ.
805: Σιμόεντι δ ̓ ἐπ ̓ εὐρείτα (εὐρείταο 1) πλάταν.
806: ναύδετ ̓ ἀνήψατο πρυμνᾶν (πρύμναν 1).

813: μάταν (μάτην 1) ἄρ ̓, ὦ χρυσέαις.

842: τεκνοποιὸν ἔχουσα τάσδε (τάδε 1) γᾶς πόσιν ἐν θαλ. 1124: ἀντὶ κέδρου περιβόλων τε λαΐνων (τ ̓ ἐλαΐνων Ι). 1218: τὰ δ ̓ ἐν νεκροῖσι φροντιεῖ (φροντίσει 1) πατὴρ σέθεν. 1267 : ἐνθουσιᾷς, δύστηνε, τοῖς σαυτῆς αὐτοῖς 1) κακοῖς. Dazu kommt dals zwei Verse (778 und 1204) in codex I ganz fehlen und dafs 958 die Lesart des Pal. ταῖς θεαῖσι πρῶτα σύμμαχος γενήσομαι (wo codex I den Artikel ταῖς ausläfst durch Aristoteles Rhet. III, 17 p. 1418 b 21 bestätigt wird. Nimmt man alles dies zusammen, so wird man auch an einigen andern Stellen weniger bedenklich sein dem Pal. zu folgen. Es wird also zu schreiben sein: στέφανος οὐκ αἰσχρὸς πόλει καλῶς ὀλέσθαι, μὴ καλῶς δὲ δυσκλεές (statt δυσκλεής) 398. εἶδόν νιν αὐτὴ (statt αὐτὴν) 621. κτενοῦσι τὸν (statt τὸν παῖδ', ὡς πύθῃ κακὸν μέγα 714. οἵπερ γὰρ αὐτὴν ἐξεμόχθησαν (statt der sonst nirgends vorkommenden Form ἐξεμόχθευσαν) δορί 862.

1) Ohne Zweifel hat auch Vat. 909 ώς, wenngleich bei Dindorf dies nicht angemerkt wird.

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