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kolon oök écen töv aöpov durch eine sehr unzeitige conjectur (denn nicht einmal die selbständige existenz der form aüpt ist genügend bezeugt) verstümmelt: oök écen räv aÜp, und so eine trochäische tripodie mit fehlerhaftem spondeus an zweiter stelle hineingebracht; jetzt, nachdem ihn vielleicht jemand auf diesen irtum aufmerksam gemacht hat, teilt er ab: oök écel Täv aÜp TravcéAnvov, und gewinnt so glücklicherweise für den fehlerhaften ithyphallicus, den er offenbar sehr ungern aufgegeben hat (denn dieser vers gehört zu den speciellen liebhabereien hrn. N.s), wieder eine trochäische tripodie, die wenigstens diesmal nicht hinkt, sondern "rectotalo” einherschreitet. aber wie einer, der einmal auf irrwege gerathen ist und statt umzukehren eigensinnig seinen pfad verfolgt, sich immer weiter vom ziele entfernt, so verstrickt sich auch hr. N. in immer schlimmere irtümer: denn nun sieht die antistrophe SO QUIS: f cé f' eüvárepa AoEiou; Ts fäp TrMäkec ärpovóuo Träca piMal.

hier sind alle möglichen metrischen ungeheuerlichkeiten gehäuft: eine starke interpunction im letzten fusze des verses, ein selbständiges einsilbiges wort am ende, und eine unselbständige partikel wie Tóp am anfange des verses; dies alles zusammen hätte selbst einen idioten lehren können, dasz diese versabteilung falsch ist: und wenn hr. N. etwa einwenden sollte, er habe eigentlich diese beiden verse als éinen betrachtet, so wäre ihm auch durch solche ausflucht nicht geholfen, sondern er lenkte nur auf einen neuen irrweg ein. nun ist aber überhaupt die ganze versabteilung schon deshalb verwerflich, weil der ithyphallicus in einer dactyloepitritischen strophe von den tragikern nur am schlusz der strophe zugelassen wird, wie eben hier im vorletzten verse Toic éuoic Tupávvoic und dann mit synkope to Üt öpéct' ein. ich habe schon früher in einer abhandlung über die fragmente der gr. tragiker (1859) bemerkt, dasz es nicht zulässig sei, wenn hr. N. im anfang einer solchen strophe die tripodie durch conjectur herstellt; dafür überschüttet mich derselbe Eurip. studien II s. 90 ff. mit allem erdenklichen hohne, indem er über diese neue metrische theorie vornehm spottet.") dies ist eben die weise des gelehrten akademikers: sage ich etwas, so wirft er mir entweder vor, es sei neu und unerhört d. h. nach seiner ansicht falsch, oder schon längst von andern gesagt. ich tröste mich indessen: denn wie wollte hr. N. existieren, wenn ich und andere, die er mit seiner polemik beehrt,

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ihm nicht mehr Stoff zur chicane gäben?20) ich hahe übrigens gar nicht geglaubt damit etwas neues zu sagen, über den Charakter der trochäischen tripodie hat schon Böckh de metris Pindari wiederholt das richtige ausgesprochen; über den unterschied der dactylo-cpi tri tischen Strophen hei Pindar und den tragikern bemerkt er (über die krit. behandlung der Pind. gedichte s. 280): 'wer die dorische form kennt, wird zugleich bemerken, dasz Euripides und vor ihm schon Aeschylos das ende alier Strophen mit einem rhythmus gemacht hat, welcher von der dorischen form gänzlich abweicht, aber einen schönen schlusz und passenden Übergang zu der folgenden freieren form gibt.' es sind 35 jähre her, dasz ich zuerst diese bemerkung las, und nun war mir alsbald das richtige Verständnis erschlossen, wie ich ja dem groszen meister so vieles zu schulden dankbar bekenne; aber ich sah auch, indem mir gleich das vorliegende (Implied des Sophokles, welches Böckh nicht gegenwärtig war, einfiel, wie seine auffassung, der ilhyphallicus bereite auf die leichleren rhythmcn der folgenden strophe vor, nicht zulässig sei. seit 25 jähren habe ich als akademischer lehrer, wenn sich anlasz dazu darbot, immer hervorgehoben, dasz das charakteristische merkmal, welches diese Strophen der tragiker und des Simonides von denen des Pindar sondert, eben der ilhyphallicus am schlusz sei. jetzt haben Rossbach und Weslphal dies alles klar und überzeugend dargelegt, hr. N. konnte also, wenn er etwas in diesen dingen lernen wollte, sich leicht unterrichten, aber hr. N. weisz dies besser, er belehrt mich dasz ja auch Euripides in der Andromache sage:

tu Yúvcii S GÉTiboc bárcebov кш áváicTOpa öaecetc

bapôv oùbè Xeírcetc und so fort, indem er sagt: 'vermutlich ist hier wie an zahlreichen anderen stellen wo der ilhyphallicus nicht «in extrema stropha» sich findet, das «numerorum genus diversum» .. einstweilen musz ich seine ilhyphallische lehre in eine kategorie stellen mit den sonstigen neuigkeiten, die in jenem programme paradieren.' hr. N. hat sich nicht geteuscht, dasz ich in dem chorliede der Andromache und in den andern beispielen, die er etwa noch mir vorzuhalten gedenkt, nicht daelylo-epitriten, sondern ein 'numerorum genus diversum' erkennen würde, hr. N. kennt eben einfach nicht den unterschied des тротгос Стг)С1ХОреюс und 'ApxtXóXEIOC, den unterschied zwischen vollwichtigen daetylen die mit schweren trochäen verbunden sind und leichten dreizeitigen daetylen im verein mit trochäen. das beispiel aus Euripides, auf welches er sich beruft, ist gerade so passend angebracht, wie wenn ein schüler où Xéye schreibt,

20) es gilt dasselbe auch von anderen gebieten. Horaz der lvriker erfährt von Seiten der kritik die schnödeste Ungunst: ist ein gedieht kurz, besteht es nur aus zwei Strophen, so verwirft man dasselbe als unbedeutend und schlecht; dichtet er eine ode von elf Strophen, dann corrigieren die kritiker so lange daran herum, bis nur zwei Strophen übrig bleiben, die man nur gelten läszt, weil sie product der kritik sind, aber zu e'inem zweck ist Horaz doch gut: denn wie sollten diese kritiker ihre existe uz fristen?

un il nachdem ihm sein lehrer dies in ur| Хете verbessert hat, trotzig «rwidert 'alier man sagt doch où \é-fuJ.' für den unterschied der stilarten und slrophengatlungen hat hr. N. eben keinen sinn, aber wer sich solche blöszen gibt, der hat für so lange, als er nicht die ersten grundbegrifle einer disciplin sich angeeignet hat, das recht verwirkt mitzusprechen.

Nicht glücklicher ist hr. N. in seiner weitern polemik. ich vertheidige den vers des Sophokles: 'AXrpecißoiav, f]v ó revvrjcac naTrjp2') und ebenso zwei trimeter des Aeschylos, wo gleichfalls in eigennamen ein Choriambus die stelle der ersten jambischen dipodie vertritt. ") ich bezeichne dies als eine freiheit, die aus der lyrischen poésie in den dialog der altern tragödie übergegangen sei, und führe als beleg dafür Eur. Phoen. 323 an: es war hier nicht der zwang der eigennamen, der den dichter veranlaszte — ~ ~ - für — ~ - zu substituieren, sondern weil diu lyrische kunst manigfaltigkeit der formen liebt; wenn hr. N. dies lächerlich findet, so wäre es eitle mühe, darüber auch nur ein wort zu verlieren, hr. N. behauptet, der vers müsse notwendig ein dochmischer sein, weil dochmien vorausgehen und folgen, diese leichtfertige behauptung überschreitet das uiasz des entschuldbaren irtums: ein herausgeber der tragiker sollte wenigstens so viel wissen, dasz unzählige mal jambische verse oder kola zwischen dochmien vorkommen: so ist gleich der nächste vers bei Euripides, an dem sich freilich hr. N. mit verfehlten conjecluren versündigt hat, ein vollkommen tadelloser iamhischer vers, ich habe das gesetz, auf welchem, wie ich glaube, die verlauschung des Choriambus mit der jambischen dipodie beruht, die sogenannte anaklasis, dort nicht näher begründen können: denn dazu reichte der räum jenes programmes, wofür sliflungsmäszig nur ein bogen bestimmt ist, nicht aus, sondern ich habe nur bemerkt, dasz ganz dieselbe erscheinung auch in der deutschen poésie vorkomme, indem ich dabei zugleich den unterschied zwischen der bewuslen kunst der Griechen und der Unmittelbarkeit unserer dichter hervorhob.23) dazu bemerkt hr. N. 'hiernach werden wir uns nicht wundern dürfen, wenn es jemand belieben sollte etwa aus einer mittelalterlichen litanei oder aus der poésie der Hottentotten die rhythmischen gesetze und freiheilen der griechischen tragiker Lestimmen zu wollen.' es ist eine nicht zu billigende unart, um nicht

21) hr. N. schrieb 'AXipeccißoiav, eine gemination die ich für unzulässig halte (vgl. meine abh. über Kallimachos), da ich alle diese Zusammensetzungen auf den imperativ zurückführe, dessen suffixum -ci (-61) sich eben hier unversehrt erhalten hat. 22) die verfehlte änderung in Soph. OK. 939 habe ich längst selbst als solche erkannt; für irrige conjeeturen anderer mich verantwortlich zu machen, wie hr. N. thut, ist ein kläglicher kunstgriff, den der würdige akademiker gewissenlosen calumnianten überlassen sollte. 23) Ritschi hat in dem ersten bande seiner kleinen philologischen Schriften gleichfalls auf diese stelle meines programme bezug genommen, natürlich ebenfalls ablehnend, da er die betreffenden verse für verdorben erachtet, da Ritschi auf Naucks bemerkungen keine rücksicht nimt, will ich die aueeinandersetzung mit ihm einer andern gelegenheit vorbehalten.

zu sagen Unredlichkeit, wenn man einem andern eine widersinnige I>ehauplung unterschiebt, um ihn auf diese erschlichene weise ad absurdum zu führen, ich spreche von Schiller und Unland, hr. N. von mittelalterlicher und südafricanischer poésie, was hr. N. mit dem ausdruck 'mittelalterliche lilanei' bezeichnet, weisz ich nicht; von der poésie der Hottentotten verstehe ich gerade so viel wie hr. N. von der griechischen rhylhmik, und überlasse ihm sehr gern dies gebiet als ausschließliches eigenlum: oder sollte der Petersburger akademiker vielleicht unsere schwäbischen dichter zu den Hottentotten rechnen?

Im übrigen ist hr. N., wie sich bei seiner ganzen wissenschaftlichen richlung erwarten läszt, nach dem Vorgang anderer bemüht jede Ungleichheit in den correspondierenden lyrischen partien zu lügen, und wenn er auch nicht überall den text selbst geändert hat, so pflegt er doch in den anmerkuugen fast überall solche vermeintliche fehler zu entfernen, war man früher unachtsam auf diesen punet, so verfährt man jetzt meist mit schädlicher Übertreibung; durch conjeelur läszt sich am ende jede stelle ändern, aber schon die grosze zahl der nötig werdenden änderungen beweist dasz wir es hier im allgemeinen nicht mit den fehlem der abschreibe!' zu thun haben, sondern dasz die dichter selbst vollständige gleichmäszigkeit in der regel gar nicht beabsichtigt haben, natürlich finden auch hier mancherlei unterschiede nicht nur zwischen den einzelnen dichtem, sondern selbst zwischen den einzelnen stücken statt; es mag oft bewuste absieht sein, dasz der dichter auf strenge responsion verzichtet; dann aber darf man nicht vergessen, dasz die dichter selbst das einemal rasch arbeiteten, dann wieder sorgsamer feilten, lehrreich ist in dieser beziehung das 61e gedieht des Calull; er hat offenbar beabsichtigt zu anfang der verse nur den trochäus zu gebrauchen und führt dies auch in der ersten hälfte des gedichtes (bis v. 105) streng durch, von da an läszt er aber auch den spondeus zu: dieses epilhalamium ist eben schnell hingeworfen; weil es bis zu einem bestimmten tage fertig sein muste, fehlt ihm die letzte band, eine besonnene kritik wird sich also vor allen übereilten änderungen hüten, und es verdient anerkennung, wenn ein herausgeber sich von jener schädlichen Übertreibung fern hält, wie С Kruse in seiner ausgäbe der hiketiden des Aeschylos s. 135 ff. hr. N. dagegen hat eine grosze anzahl unstatthafter änderungen des überlieferten textes vorgenommen, wie z. b. ОТ. 172 кХаитас xöovoc statt кХитас xöovoc, ebd. v. 1193 schreibt er statt то cóv mit Camerarius то v cóv Toi тшраЬегтц' ^Xwv, Tôv Côv baiftova, Tôv Cóv, Uj тХаJliujv Oibtrcóba, ßpOTUv oùbèv цакар{Сш, ohne zu bedenken, dasz diese dreimalige Wiederholung Tôv cóv ganz unerträglich ist; wäre die conjeetur richtig, so müste man jedenfalls einen weitern fehler in dem dritten Tôv cóv suchen; aber der stelle ist auf einfachere weise zu helfen, ebd. v. 1343 wird mit Erfurdl geschrieben Tôv цс^' ôXé0piOV, allein das richtige habe ich bereits in meiner ausgäbe hergestellt Tôv oXeGpovfiCTÖC (die hss. Tôv óXíGpiOV H¿T«V, wo schon Turnebus 6Xcepov vermutete). Ant. 604 schreibt hr. N. Tic càv Zeû búvaciv Tíc àvbpujv öv Trapßacia катасхоц statt Teetv Zeö . . àvbpûiv ÜTrepßacia katäcXol; um zugleich das vermiszte äv zu gewinnen; aber auf keinen fall durfte ÜTrepßacia mit Trapßacia vertauscht werden. 0K. 698 qüreuu' äxeipurov aütóTrotov wird pitupu” vorgeschlagen; dies ist entschieden abzuweisen, denn in solchen synkopierten iambischen versen ist die anlautende kürze normal; wenn also der verdacht einer verderbnis begründet wäre, so würde er vielmehr den vers der antistrophe treffen EürrTrov, Eürru/Aov, Eü6äAaccov. es ist aber auch hier nichts zu ändern; auszerdem wäre es möglich, dasz Sophokles den diphthong Eu in Eüntrov verkürzte. Phil. 1092 wird um das normalmasz des dochmius zu gewinnen so voi d' ai 9époc Trrukódec usw. vor- geschlagen; dies erinnert an den stil der dithyrambiker, der dem Sophokles ganz fremd ist. In einigen versmaszen fällt gern wortfusz mit versfusz zusammen, während andere metra dies vermeiden. hierher gehört vor allem das kretische metrum, und aus dem ursprunge des versmaszes selbst läszt sich der grund dieser erscheinung unschwer erkennen. daher schon die alten metriker dies beobachtet haben: so sagt Diomedes (s. 484 Gaisford): elegantissimum est igitur, cum per singulos pedes pars orationis impleatur.“) dasselbe gilt aber auch von den baccheen, dochmien und den ionici a minore, wenn sie rein gehalten sind. aber diese gleichmäszigkeit würde, wenn sie consequent durchgeführt würde, eine leidige monotonie erzeugen, daher ist dieses gesetz niemals streng durchgeführt worden: man vergleiche z. b. nur Hor. carm. III 12, wo doch kein kritiker die ausnahmen durch conjecturen wird beseitigen wollen. hr. N. hat Eurip. studien I s. 61 ff. richtig bemerkt, dasz die tragiker in den baccheen jenes gesetz beobachten, wendet es aber gleich in seiner abstracten weise an, indem er bei Soph. Phil. 513éfül uèv tö keivu0v Kakóv Tüpde képdoc nun tpd" övacuv verlangt, wie er denn auch Trach. 888 und 895 ohne allen grund baccheen herzustellen versucht. Auffallend ist, dasz hr. N. El. 192 kevaic d'éqicTaua tparréZac liest; aus seinem stillschweigen kann man schlieszen, dasz er éqpicTouot für die richtige lesart hält: dann würde ja aber eine iambische pentapodie der hexapodie entsprechen, sofern man nicht in der strophe mit Meineke óTraZuoi statt oük äEuoi schreibt, was ich aber nicht für richtig halte, denn die syncopierte hexapodie ist hier weit angemessener. – Für ganz verfehlt erachte ich die änderungen Phil. 205 und 214. wenn die form érüua p6oTrá zu begründetem zweifel anlasz gäbe, dann könnte man ganz einfach schreiben ßáAAE ßáAME u’étuua p6orfá usw., aber nicht wie Seyffert wollte érug' ä p6offó, denn selbst wenn man die falsche versabteilung, die Seyffert befolgt, vorziehen sollte, erfordert das metrum den artikel nicht, sondern étuua genügt. Hr. N. ist eifrig bestrebt jedem das seine zu geben und nennt, wenn mehrere denselben verbesserungsvorschlag gemacht haben, in der regel nur den ersten urheber einer conjectur, gemäsz dem grundsatze den er in der vorrede zu den fragmenten der tragiker ausspricht s. VII: *emen

24) während er in betreff des dactylischen hexameters das gegenteil bemerkt s. 464.465.

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