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vielmehr ist adesto mit Neukirch zu fassen = ai esto, und danach musz man das folgende dem zweiten der beiden liehenden in den mund legen. at esto gibt die entgegnung auf einen einwand wegen angeblich dem Verhältnis drohender gefahren, der ladel der in den Worten a (so richtig Ribbeck) sentio usw. ausgesprochen wird, geht darauf dasz der frühere sprecher die ganze situation zu leicht ninii. noch ist adórate ohne sinn, das bedarf keines beweises; zu schreiben (denn cordate liegt zu weit ab) adcorate = 'mit vorsieht, mit behutsamkeil', wie öfter:

at esto. a sénlio

te non amare me accurate ас sániler. Nonius s. 508 u. poteratur. Quadrigarius annali lib. Ill: 'adeo memorari vix potestur, ut omnes simul suum güisque negotium adorti essent.' ich sehe nicht wie hier die consecutio temporum zurechl kommt, und setze adortei sient. bekanntlich verstauet noch Cicero den prosaikern seiner zeit nach belieben tit oder siel zu gebrauchen (or. 47, 157). Nonius s. 406 u. tandem, tandem signifient et tarnen. Titinius in gemina: 'sin foma odio sum, tandem ut moribus placeam viro.' hier haben wir ohne zweifei eine notiz aus guter alter quelle vor uns: denn Nonius selbst würde nimmermehr auf eine so seltene bedeulung von tandem wie in dem quadralus des Titinius verfallen sein, in der vulgata aber, die nur forma corrigiert und das übrige unverändert läszt, kommt weder metrum noch sinn aus: es musz vor tandem ein concessiver gedanke gestanden haben, und Nonius pflegt nicht verse denen ein halber fusz fehlt zu ciliereti. endlich ist es denn doch stark, wenn die sprechende selbst meint, sie erwecke durch ihre gestalt den hasz des mannes, man schreibe:

sine forma odiosa sim, tandem ut móribus placeàm viro. statt forma möglicherweise auch famB: das läszt sich nicht entscheiden. 'las/, mich immerhin von häszlicher geslalt (gehässigem leumund) sein, falls ich nur durch meinen Charakter meinem manne gefalle' sagt die sprechende, vermutlich zu ihrer zwillingsschwesler.

Ich wies vorhin Hermanns meinung zurück, dasz Accius bacchien gebraucht hätte, deshalb vermute ich dasz die bacchien, die Pseudocensorinus s. 98 (Jahn) als beispiel anführt (inc. inc. Tab. 238): amicos ad hanc rem volens advocaba (die hss. si voles und advoca; es folgt bacchius), falls wirklich einem dichter, keinem tragiker angehören, ebenso wenig darf man einem solchen vindicieren die trimeter (inc. inc.fab. 38. 242)

Martern fatigat prodigus vitae furor.

micant nilore tecla sublimi aurea, deren ersten (gebildet aus Hör. carm. I 12, 37. 38. Ov. am. Ill 9, 64) Ribbeck s. 349 nicht abgeneigt ist einer situation des Paullus von Pacuvius beizulegen, beide sind von Servius gleich allen beispielen des centimeter erfunden, wie schon gelegentlich von mir bemerkt worden ist. hätte Servius seine beispielc dichtem entnommen, so wäre manche dummheit von ihm vermieden worden.

Ebenso ist zu streichen aus den fragmenten der tragödie der vers (inc. inc. fab. 42) haec bellicostts cui paler, mater duet Minerva, aus dem einfachen gründe, weil die römischen tragiker in vollster Übereinstimmung mit den griechischen jambische septenare meiden, ebenso wenig lassen sich bei ihnen anapästische tetrameter nachweisen; also sind gleichfalls erfunden von Pseudocensorinus die folgenden verse (inc. inc. fab. 182. 183) es nicht verlohnte ein wenig darüber zu sprechen. ich glaube erstens die gnomische fassung des spruches und die im dialog der komödie so seltene einführung des dichters selbst, beides erinnernd an des Phokylides bekanntes koi róde GDukuMideuu, endlich das etwas triviale des letzten satzes selbst und noch mehr das zweideutige der sentenz. Ebendaselbst gleich nachher: tertia aetas fuit Menandri Diphil et Philemonis, qui omnem acerbitatem comoediae mitigaverunt atque argumenta multiplicia Graecis erroribus secuti sunt. dasz erroribus verderbt sei, hat man längst erkannt; zu verwundern bleibt aber, dass man sequi passieren läszt, da es hier, soweit ich sehe, keinen sinn bietet. abgeschmackt ist des Cäsarius Graecis auctoribus; Reifferscheid schreibt jôsouvet erroribus, wobei aber doch das bedenken mit secuti sunt nicht getilgt, auch erroribus nicht näher erläutert wird. deshalb schlage ich vor Graecis leporibus eacecuti sunt bekannt ist des Tacitus (ann. III 65 exequi sententias haud institui nisi usw. die lepores werden erwähnt im gegensatz zur acerbitas im superlativ der alten komödie, deren früher gedacht war. dasz Suetonius aber sagt Graecis leporibus, wo man eher Atticis erwarten sollte, kann nicht befremden: denn so sagt Horatius im allgemeinen Grais ingenium, Grais deditore rotundo Musa loqui, und Gellius spricht II 23 bei der vergleichung des Cäcilius und Menander nur von Graecar um (comoediarum) facetiae, von motus affectionesque animi in Graeca comoedia mirabiliter acres et illustres u. dgl. das harte urteil des Sueton über die alte komödie und das günstige über die neue kann nicht befremden, da für jene dem spätern altertum, zumal dem römischen, verständnis wie sympathie abhanden gekommen war. bei Suet. Aug. 89 hat man längst erkannt, dasz die dortige notiz auf das altrömische lustspiel geht. Augustus hatte am letzten ursache für dichtungen des Aristophanes, Kratinos und Eupolis sich zu begeistern. der scholasticus Verginius oder wie in der neuesten ausgabe steht Vergilius bei Plinius epist. VI 21 (dere m. s. 94) kommt nicht in betracht.

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axena ponti per fréta Colches denique delatus adhaesi.

orte beato lumine, volitans qui per caelum candidus equitas^ dies führt mich auf die frage, wie weit wol der in rede stehende anonymus seine beispiele aus dichtem genommen oder vielmehr sie fingiert habe, zumal, wie so oft alte metriker, bei seltneren versmaszen. dasz er solcher erfindung principien nicht abgeneigt war, bezeugt er s. 99 f.,. wo er mit dem nicht ungewöhnlichen kunststück der epiploce aus den früher citierten paradigmen neue schmiedet.

Sicher ist es dasz er aus folgenden daetylikern beispiele anführt: Catullus, Ennius, llura lins, Lucretius, Lucanus, Vergilius. dem Accius gehört was er s. 94 als muster des altern tragischen'trimeters citiert: Aquilonis Stridor gélidas molitur nives. ein wahres argumentum ad hominem, denn der vers enthalt nur einen iambus, aus demselben Acciusist wol auch genommen (vgl. v. 540 Ribbeck), obschon vielleicht nicht ohne Veränderung, der vorhergehende vers pro veste pinnis membra iextis contegit, als heispiel des trimeter tragicus der tragödie der kaiserzeit, d. h. wie solche die Augusteischen und späteren dichter zwar nicht immer gemacht haben, aber doch immer gemacht zu haben wünschten: man sehe mein buch s. 148. zu verwundern wäre es freilich nicht, wenn bei Accius, dem gefeiltesten der drei republicanischen tragiker, jener trimeter gestanden hat: ähnliche öfters in seiuen fragmenten (z. b. 47. 57. 100. 101. 114. 117. 400). gibt ja selbst Horaz zu, dasz vereinzelt sich ähnliche bei Accius gefunden hätten (a. p. 258 IT.). im allgemeinen zeichnen sich die rylhmen des ernsten drama vor denen der comödicdurch strenge aus. finden sich doch selbst trochäische septenare bei Accius, die nur an geraden stellen den spondeus haben, bei Phädrus entspricht fast der vierte teil der señare der griechischen norm (vgl. auch meine ausgäbe praef. s. VIII). was die übrigen beispiele scenischer metra bei Pseudocensorinus betrifft, so verdient beachtung dasz er, abgesehen von dem alllateinischen trimeter, der sich seine popularität bis tief in die kaiserzeit erhalten hat, nur beispiele der strengem griechischen façon gibt, die an den geraden stellen des iambus, den ungeraden des trochaos den spondeus ausschlieszt. so, wie schon vorhin erwähnt, haec bellicosus cui pater, mater cluet Minerva, und ferner proin démet abs te regimen Argos, dum est potestas consili. deshalb hat Ribbeck mit unrecht in dem lückenhaften verse tela famuli, tela propere; sequitur me Thoas mit Bo the geschrieben: tela famuli', tela tela propere: sequitur me Thoas. man musz vielmehr mitLipsius nach propere tela oder noch besser, da die alten dichter mit ausnähme der comiker die dreifache Wiederholung desselben wertes nicht lieben, auch kein grund erscheint. weshalb tela hinter propere ausgefallen sein sollte, ferie einschalten: vgl. Virgils ferle ciii flammas.

Ob die drei eben erwähnten verse wirklich dichlern entlehnt oder von dem grammatiker fingiert sind, wird sich nie ganz entscheiden lassen, dasz der iamhische seplenar keinem tragiker gehört, ist sicher, der trochäische könnte einer tragödie der kaiserzeit angehören, was bei dem iambischen octonar nicht möglich ist, da, wie Sénecas beispiel lehrt, diese nur iamhische trimeter und trochäische septenare brauchten, nie längere metra, dasz die in rede stehenden drei beispiele aus der zeit vor Augustus genommen seien, ist wegen der überall ganz gleichmäszigen Verteilung von iainben resp. trochäen und spondeen nicht füglich anzunehmen.

Dagegen ist es von andern beispielen des Censorinus sicher, dasz er sie fingiert hat. so (auszer den früher erwähnten) der cretische tetrameter s. 98 horridi transeunt ad pedes ex equis, welcher dichter wäre so abgeschmackt gewesen hier horridi hinzuzufügen? und der kretische oetameter s. 96 quis meum nominans nomen aede exciet? quis tumultu invocans incolarum fidem? der grund ist einfach, dasz ein tragiker vor Augustus niemals acht cretiker hinter einander so rein gehalten haben würde; die neueren aber, von ganz verschiedenen principien ausgehend, vermeiden überhaupt die cretiker. so, um den verderbten und schwierigen vers s. 97,1 (inc. inc. fab. fr. 53 Ribbeck) zu übergeben, glaube wer will, nicht ich, dasz wirklich ein römischer tragiker den aebtfüszigen daelylus gebraucht habe, der, auf s. 96,12 bei Pseudocensorinus befindlich, auch Ribbecks fragmente s. 212 fr. 51 unsicher macht, ein ähnliches monslrum findet sich bei demselben s. 123 v. 80 aus der Alphesiboea: ó dirum hoslificitmque diem, о vim iôrvam aspeeli atque hórribilem, während sich doch bei den allrömischen sceuikern nirgend längere als vierfüszige daclylen nachweisen lassen, catalectische, auf die disis ausgehende oder acatalectische (auch bei Seneca wäre ein solcher vers nicht möglich), wir haben aber dort anapästische dimeter vor uns: о dirum maestificumque diem, о vim iôrvam aspecti atque hórribilem, «der o dirumque hostificumque usw. (noch vgl. man Hermanns elem. d. in. s. 329 f.). so ist auch der 'angelicus numerus' s. 97 bei dem anonuiius: Hecloris Andromache, Pyrrin conubia fers? aus Virgil anneclierl; aus llora/, vermutlich das beispiel eines trimeter seazon, der, wie aus meiner metrik zu ersehen, den spätem Jahrhunderten der kaiserzeit wenig geläufig war, s. 95, 4: calenlibusque lympha fontibus semper: vgl. Hör. epod. 2, 27 [onlesque lymphis obstrepunl manantibus. jedenfalls zeigt jene stelle, dasz Marklands conjeetur frondesque sehr überflüssig ist.

Servius citiert zur Aeneis II 17 folgende stelle aus des Accius Deiphobus als inschrift des trojanischen pferdes: Minervae dottum armipotenti Danai abeuntes dicani. da Minerva die erste bekanntlich kurz hat, musz man schreiben: ábeuntes Danai Minervae dónum armipotenli dicant. so pflegt gewöhnlich auf inschriflen, wie in briefen, das subject vorauszugehen: Verg. Aen. III 288 Aeneas haec de Danais victoribus arma.

LVII. In dem alphabetischen gedichte des Commodianus II 18 ist es Oehler entgangen, dasz nach v. 20 eine lücke ist. und doch ist sie ganz sicher, da nun und nimmermehr von dem autor der buchstabac übergangen sein kann. selbst für y und zwäre dies auffallend, bei ac unmöglich, da es eben ein lateinischer buchstab ist. es fehlt offenbar die vermittlung zwischen dem schlusz, der die matronen darstellt, wie sie sein sollten, und der frühern schilderung, wie sie wirklich waren. also wird bei Commodianus etwa gestanden haben:

XPI servitio v0s toto addicite corde.

Fmnificate choroplacitoque Christo placete.

Zelantes fervore Christo offerte adorem. (vgl. Scaliger zu Festus u. ador.) übrigens wäre es sehr zu wünschen, dasz einmal mit heranziehung des spärlichen materials eine neue, verständige ausgabe der werke dieses ältesten christlichen und rythmischen poeten gemacht würde, so der instructiones wie des neu gefundenen (spic. Solesm. I s. 20ff.) carmen apologeticum. sowol für grammatik als für accente bieten die genannten schriften einiges interessante, für accente freilich in so weit wenig, als des Commodianus hexameter sich von den richtigen hauptsächlich nur durch vernachlässigung jeder metrik, nicht aber durch besondere rücksicht auf die prosaische aussprache der worte unterscheiden, im gegensatz zu den trochäischen und iambischen rythmen späterer jahrhunderte. man vgl. über dies thema de re metr. s. 448.

Diomedes s. 336 P. Cn. Mattius vicensimo Iliados: "ille hietans her

bam moribundotenit ore.” so ist die beste überlieferung, während tenet tenuit nur dürftige interpolationen sind. ich schreibe, was der corruptel nach sinn und buchstaben zunächst kommt: ille h. h. moribundo cöterit ore. so Homerus Latinus 371 meiner ausgabe: et carpit virides moribundus dentibus herbas. bekannt ist das Homerische ÖdäEéMeiv rasav, oÜdac usw. hietans hat hier ganz die ursprüngliche bedeutung von hio: *er risz den mund auf, den er bis dahin geschlossen hatte wahrscheinlich nach sitte der griechischen kämpfer öddEév XeiMect qüc. denn es ist durchaus nicht bewiesen dasz, wie Scaliger meinte, der fliehende Hippodamas an unserer stelle bezeichnet werde.

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LIX. Probus Vallae in Iuvenalis sat. 5, 109 (s. 95 Reiff): qui (Seneca) etsi magno desiderio Athenas tenderet, ab Agrippina tamen erudiendo Neroni in palatium adductus saevum immanemque natum et sensit cito et indicavit inter familiares solitus dicere, non fore saevo illi leoni quin gustato semel hominis cruore ingenita redeat saevitia. ich halte natum für verderbt, da man weder glauben kann, dasz Probus den Nero als sohn des Seneca bezeichnen wollte, noch dasz er (falls man ergänzen müste Agrippinae) hier natum gesetzt hätte und nicht vielmehr hunc oder eum. am wenigsten aber passen zu saevum immanemque natum die beiden folgenden verba sensit et indicavit, die vielmehr ein object der sache erwarten lassen. deshalb schreibe ich, eigentlich nur mit hinzufügung eines apex, saevam immanemque naturam.

Umgekehrt ist natum für naturam herzustellen in einem fragment aus dem Teucer des Pacuvius bei Noniuss. 306 u. facessere: te repudio nec recipio naturam dico facessti. Hermann schreibt – um von anderen zu schweigen –

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