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liehe zwölf centurien10); diese hatten mehr eine civile als eine militärische bedeulung, indem sie namentlich als slimmabteilungen des höchsten census vor der ersten classe stimmten; die militärische bedeulung und demgemäsz auch die alten namen der Ramnes usw. giengen über auf sechs andere centurien, die equitum centuriae, welche auch den höchsten census und das Stimmrecht vor der ersten classe besaszen. somit sind die equitum centuriae Ciceros das alte und das neue zugleich, die sex suffragia ihrer form nach von Tarquinius angelegt, nach centurienzahl und comitialer bedeulung, sowie nach der damit verbundenen namensänderung ein werk des Servius, und so löst sich der scheinbare Widerspruch in den stellen Ciceros von selbst, auch steht dieser Ciceronischen auflassung Livius sehr nahe, wenn er den Servius zuerst und ex primoribus civitatis zwölf centurien 'einschreiben' und dann ersi sechs andere mit jenen alten namen 'schaffen' läszl: bei beiden sind die zwölf eine organische Weiterbildung der einrichlung des Tarquinius, die sechs anderen eine neubildung dem inhalle nacli, zu dem zwecke altehrwürdige namen, vielleicht auch die eigentliche militärische bedeulung fortzupflanzen.11) selbst bei Festus wäre diese auflassung denkbar: denn er spricht nur von der zahl die durch Servius zur frühern zahl hinzugekommen sei, und in diesem sinne hat auch bei Cicero Servius zwölf centurien hinzugefügt.

Bei dieser entstehung und bedeulung der sex suffragia läszt sich ihre geschichte wenigstens im umrisz herstellen, die sex centuriae der Ramnes, Tities und Luceres, von Servius so zu sagen zur antiquität geschaffen, musten immer mehr In den hintergrund treten, je mehr die ursprüngliche militärische bedeutung der ritter sich verlor, welche diesen abteilungen vorzugsweise zukam, je mehr namentlich die seil Camillus bestehende reiterei mit eignen pferden neben der Staatsritterschaft zur bedeutung gelangle, je mehr endlich auch die älteste tribuseinteilung mit ihren namen in Vergessenheit gerieth; als nun die verfassungsrefurm um das jähr 241 die alt gewordene centurienverfassung verjüngte, indem sie dieselbe auf den boden der tribusverfassung pflanzte, da wurde »vol jener abgestorbene zweig beseitigt, so finden wir denn im zweiten Jahrhundert , im jähre 169, nur noch zwölf centurien der ritter übrig, welche noch ebenso viele prärogativstimmen repräsentieren. ,rj *us ^ zeit des jungem Gracchus hören wir von der absieht der popularpartei, die ritter, wenn sie in den senat eintraten, ihr staatspferd zurückgeben zu lassen; nach der art wie Cicero (de re p. IV 2) davon spricht zu schlieszen, ist die absieht dem senate diese stimmen zu entziehen nach 129 wirklich ausgeführt worden, und es musz damit ein starker ausfa"

10) so auch Rubino a. o. s. 228 ff.; nur findet er nicht auch ¿ie doppelte numerische stärke der zwölf centurien schon in den sex pertes vor; auch sieht er in den sex suffragia nur sechs centurien. 1 /^i Rubino a. o. s. 216. 12) Livius XLIII 16, 14. auch hier ist ein»«» eine historische entwicklungsstufe anzuerkennen: vgl. Halm im eiej. zu Cic. Phil. II 33. gegen diese anerkennung hat man wiederum nur < Voraussetzung von den 18 centurien geltend gemacht; vgl. ?е1сТ e.L chen s. 60 f. 254 f. Becker II 1 s. 249. Mommsen röm. forsch. Is.«in der zahl der ritler eingetreten sein, die sich fortan nur aus dem Jüngern adel recrutieren konnte13); dasz aber die an zahl und bedeulung so sehr gesunkene staalsritterschaft dennoch ihre zwölf stimmen behalten habe, ist bei dem sinne jener maszregel höchst unwahrscheinlich: vielmehr musz damals conseqnenter weise die beschränkung auf sechs stimmen, auf die sex suffragia, und die Verweisung hinter die erste classe, in welcher ja nun die höchste nobilität, der senat, stimmte, eingetreten sein, in dieser gestalt und Stellung finden wir die Staatsritterschaft zur zeit der comilien die Cicero Phil. II 33 beschreibt, innerhalb der einteilnng in sechs suflragien musz die in zwölf centurien geblieben sein, da Cicero an anderen stellen (s. oben anm. 3) von centuriae eguitum als noch bestehenden und stimmenden spricht; da diese aber nicht wie de re p. II 22 neben den sex suffragia genannt werden und centuriae equitum nur durch einen gegensalz seinen engern sinn bekommt, so haben wir eine für diese zeit, wo eben die eguitum centuriae im engern, militärischen sinne nicht mehr existieren, ganz natürliche identische bezeichnung anzunehmen, in jener stelle der republik dagegen eine ungenauigkeit insofern, als Cicero für sich zwar aus dem sprachgebrauche seiner zeit heraus von sex suffragia sprechen kann, nicht aber schon Scipio davon darf reden lassen, selbst wenn schon für die Zeiten vor Gaius Gracchus, ja für die Servianische zeit eine combination der zwölf centurien zu sechs Hauptabteilungen von uns anzunehmen oder von Cicero angenommen sein sollte.14)

Was die zahl der ritter in diesen späteren zeiten der republik betrifft, so müssen wir nach dem, was wir oben über Ciceros erzählung von der Tarquinischen ritterschaft ausgeführt haben, annehmen dasz die von Tarquinius festgesetzte zahl wenigstens bis 129 sich erhalten, d. h. — wie Zumpt richtig erläutert und wie sich ähnlich für Livius nachweisen läszt — dasz die annalistische quelle Ciceros den normalbesland der spätem zeit auf die königszeit zurückgeführt habe, danach würde sich dieser norraalbestand nach der hsl. lesart, die von 12GO rittern mit nachträglicher Verdoppelung erzählt, auf 2400 mann stellen, nach den Vermutungen der erklärer auf 1200, 1800 oder 3600. jedenfalls ist aber später der uormalbestand seilen oder nie erreicht worden; ein approximativum an die norm von 2400 war wol die zahl von 2200 rilterstellen, welche Cato nach einer altern gesetzlichen beslimmung als niedrigsten effectivsatz wieder einzuführen empfahl15); gewöhnlich waren, wie der anirag zeigt, weil weniger: Q. Cicero spricht in nachgracchischer zeit von 'wenigen' rittern.

13) vgl. Q. Cicero de pet. cons. 8. Becker II 1 s. 257 m. anm. 521.

14) dasz Cicero eine solche combination für Servius angenommen habe, könnten auszer der erwähnung der sex suffragia unter Servius anch die worte de re p. JI 20, 36 qui usque adftuc est retentus andeuten, nur wäre jedenfalls der name suffragia unzeitig. 15) s. 66 bei Jordan: nunc ego arbitrer oportere restituí, quin minus duobus milibus ducentis sit aerum equestrium. ich kann in diesen worten unmöglich eine bestätigung der ansieht von den 1800 ritterstellen finden, wie Mommsen röm. geeeb. I4 s. 797 anm.

Eine durchgreifende Veränderung des damaligen bestandes oder — wie es wenigstens die kaiserlichen hofhisloriographen darstellten — eine völlige Wiederherstellung des ältesten bestandes nahm Augustus vor. unter ihm bestanden die sex centuriae der Raumes, Tilies und Luceres wieder, wie Livius I 36 und Horalius a. p. 342 zeigen; sie wurden von ihm wie so manches andere graue alter tum aus der antiquilälenkammer hervorgesuchl, um die ehrgeizige jugend an das restaurierte königtum zu fesseln, und namentlich die Ramnes stellten in ihren sechs türmen die blute der vornehmen jugend dar; sogar knaben wurden slaatsritter, und dieses aristokratische cadettentum war der anfang zu jeder hohem staalslaufbahn.le) neben dieser jungem und jüngsten alterschisse, aus der sich zum teil schon in den letzten zeiten der republik die staatsritterschaft recrulierl halte, wurde jetzt auch wieder eine ältere und älteste classe beigezogen, so dasz wie knaben so auch greise und gebrechliche in dem ritleralbum eingetragen waren und bei der muslerung erscheinen inuslen.I7) bei dieser ausdehnung des dienstalters nach oben und unten war es möglich, dasz neben den sex centuriae, die für sich schon 1800 mann stark waren, auch die zwölf centurien der sex suffragia fortbestanden und somit wieder wie einst achtzehn centurien zählten; in der that gibt uns die Livianische geschichte der ritlercenlurien, welche die centurie zu 300 mann ansetzt und so für Servius auf eine gesamtzahl von 5400 rittern gelangt, nur die nominelle stärke der Augusteischen achtzehn centurien wieder. I8J wenn nun Festus anzudeuten scheint, dasz noch in der kaiserzeit die zwölf centurien in den sex suffragia combinierl sind, die sex centuriae aber von anfang an drei dop

16) für die Jüngern altersclassen sind Hör. a. p. 342. Val. Мак. П 2, 9 zu vergleichen, sowie der name princeps iuventulis. den ein kaiserlicher prinz als erster der seviri turmarum und oberanführer der sechs eliteturmen der Ramnes führte (n. Schweiz, museum VI s. 56 ff.), ganze centurien bestanden, wie es scheint, aus knaben: denn was Dionysios VII 72 von den vornehmen römischen epheben der ältesten republicanischen zeit erzählt, dasz sie zu pferd in türmen und centurien, also genau in der Ordnung der ritter (Rubino s. 226 m. anm. 2) den festzug circensischer spiele eröffneten, scheint aus der Augusteischen zeit übertragen (vgl. m. diss, de Cinciis s. 13 f.): dahin weisen auezer dem durchweg Homerisch-griechischen festapparat mit dem durchweg griechischen güttersystein, wie beides gerade von Augustus ausgebildet wurde, besonders die erwähnung des rittercensus und die deutliche beziehung auf den ludus Troiae (vgl. Mommsen röm. gesch. I4 s. 231 anm.; Suet. Aug. 43, wo sogar die worte prisci decorique morís . . notescere ganz den Dionysischen Iva œavepà T'voito . . f\v entsprechen); endlich bezeugt Cassius Dion LIU 1 für Augustus ausdrücklich einen circensischen aufzug, in welchem knaben und manner zugleich aufritten. 17) Suet.

Aug. 38. auch unter den centuriae seniorum bei Horaz a. p. 341 sind im gegensatz zu den jungen Ramnes am einfachsten rittercenturien zu verstehen: die staatsritter sind das vornehme theaterpublicum. 18)

Schweiz, museum а. о. s. 54 ff. wenn Dionysios VI 13 am feste der Dioskuren zuweilen bis 5000 staatsritter aufziehen sah, so waren das anlasse, wo alle altersclassen sich vereinigt hatten und die normalzahl ungefähr erreicht wurde; gewöhnlich ritt nur das elitecorps der sechs türmen.

pelableilungen bilden, so sind jetzt alle achtzehn cenlurien paarweise, also in neun corps, geordnet, das princip der Ordnung ist nach dem was oben von den altersclassen bemerkt worden und besonders nach der Ho razslelle, welche den jungen Ramnes die cenlurien der altern ritter gegenüberstellt, höchst wahrscheinlich für alle abteilungen das altersprincip, zumal da je nach dem alter die art und die häufigkeil des auftretens verschieden sein muste; es liesze sich vielleicht nach gewissen spuren eine neunstufige allersscala mit intervallen von je sechs jähren vom laufenden zwölften bis zum vollendeten fünfundsechzigsten lebensjahre aufstellen.19) was den namen der doppelcenturien betrifft, so führen drei jener neun die namen der ältesten tribus; nach Dionysios ritten aber am feste der Dioskuren die gesamten 5000 staatsrilter in tribus und cenlurien auf: wahrscheinlich also nannte man jene neun combinalionen tribus.'0) es wird diese Vermutung dadurch bestätigt, dasz Dionysios und Florus schon bei der Umgestaltung der ritterabteilungen durch Tarquinius Priscus nicht allein die schon bestehenden und von ihm verdoppelten abteilungen als tribus bezeichnen, sondern auch dem könige die absieht beilegen, neue 'tribus' der ritter zu schallen: auch hier die Übertragung von sache und namen aus der kaiserzeit in die königszeit.:l)

Einer gesamluntersuchung über die geschichle der Servianischen Verfassung bleibt es vorbehalten zu zeigen, wie mit dieser entwicklungsgeschichte die Veränderungen der slaalsrillerschaft in bezug auf zahl und bedeutung, im besondern die entwicklung der sex sujfragiu und die combination der centurien zu tribus im engsten Zusammenhang stehen.

19) dea ludus Troiae führte unter Cäsar und Augustus eine turma duplex oder ein delectus maiorum minorumque puerorum auf (Suet. Caes. 39. Aug. 43); die minores scheinen vom beginn des zwölften Jahres an (Suet. Aug. 41) bis ins siebzehnte, die maiores, da der begriff puer auch über das 18e jähr hinausreicht, bis zum vollendeten 23n, die iuvenes sodann bis zum vollendeten 29n zu zählen: wenigstens sind auch sonst das 18c und das 30e jähr anfange von lebensabschnitten. in den iuvenes möchte man die iuventus der ritter, die Ramnes, erkennen, welche dann, im besten militärischen alter stehend, recht passend das ständige elitecorps bilden würden; die Tities und Luceres würden den knaben zufallen, ganz ebenso besteht im ludus Troiae bei Vergilius Aen. V 560 ff., wo die 3X2 abteilangen vollständig den 3X2 centurien der Ramnes, Tities, Luceres entsprechen, eine doppelabteilung aus iuvenes, die beiden andern also aus pueri. das 35e jähr sodann wird von Sueton {Aug. 38) ausdrücklich als schluszjahr einer altersstufe der Staatsritter angegeben; diese mit den beiden folgenden stufen bis ins 47e jähr würden die viri, die drei letzten die séniores enthalten. 20) danach würde sich modifizieren, was ich а. o. von drei groszen tribus zu je sechs centurien vermutet habe; an die drei stammtribus denken Becker II 1 s. 248. 261 ,-uim. 538 und Rabino s. 225 ff., was für 18 centurien nicht ausreicht, da nach Livius I 36 die stammtribus nur sechs centurien umfassen in der stärke von 1800 mann. vgl. Mommsen röm. gesch. I4 s. 797 anm.

21) Dion. Ill 71. 72. Florus I 5 (nach der hsl. lesart). auch die tribus bei Festus s. 169 u. Navia und Zonaras VII 8 sind wol von diesen rittertribus zu verstehen: vgl. Rubino s. 225 m. anm. 2; anders Becker II 1 s. 241 anm. 494.

Posen. Theodor Plüss.

Jahrbücher Гиг class, philol. 1868 lift. 8. 36

76.

ÜBER DIE EDITIO PRINCEPS DER TERENZ-SCHOLIEN DES CODEX BEMBINUS.

Nachdem L. Schopen 1832 den dürftigen auszug aus den Terenzscholien des codex Bembinus veröffentlicht, welchen Petrus Victorius in sein exemplar der Mailänder Donalusausgabe eingetragen halte, hat F. Umpfenbach im vergangenen jähre im Hermes II s. 337—402 die erste vollständige ausgäbe der sämtlichen scliolien nach eigener lesung der jetzt im Vatican befindlichen Originalhandschrift veranstaltet, dasz diese verdienstliche ausgäbe nicht für abschlieszend gelten kann, daran ist einmal der üble zustand des codex Bembinus selbst schuld: denn ein groszer teil der an dem rande stehenden scholien ist durch spätere beschneidung der ränder jetzt lückenhaft, und wegen der ungewöhnlichen feinheit der huchstaben ist durch zu häufige benutzung des codex uml durch das alter manche erhaltene stelle wenn nicht unleserlich, so doch schwer lesbar geworden, eine erneute prüfung der hs. wird dem im entziffern alter lateinischer manuscriple geübten nachfolger eine lohnende nachlese gewähren; den codex aber für die scholien ausgenutzt zu haben wird erst der behaupten können, dem es vergönnt sein wird mit chemischen reagentien ') die unleserlichen stellen wieder lesbar zu machen, ein solcher versuch mus/, freilich unterbleiben, so lange die direction der Vaticanischen bibliolhek es vorzieht dem pergament mehr als den antiken autoren zu nützen, immerhin aber gewährte eine in diesem jähre in Rom von mir vorgenommene zweitägige prüfung der sämtlichen scholien zum Phormio und zum Hautontimorumenos bis I 1, 100, des grösten teils der scholien zu dem reste des Hautontimorumenos und zu den Adelphoe so wie einiger weniger zum Eunuchus die Überzeugung von der zweckmäszigkeit einer solchen revision; sie auf sämtliche scholien auszudehnen hinderte die beschränkte zeit.

Ein zweiter grund, weshalb die Umpfenbachsche ausgäbe eine weitere beschäftigung nicht überflüssig macht, ist das verkennen von dem werthe zweier uns handschriftlich erhaltener früherer ahschriften der Bembinus-scholien, welche aus der zeit des Ángelus Polilianus herrühren, zwar waren die ränder des Bembinus schon damals ebenso weil beschnitten wie jetzt; allein um die dünnen pergamentblälter beim umschlagen der seilen nicht dem zerreiszen auszusetzen, ist nach der zeit des Pohtianus an den äuszerslen rändern hin und wieder neues pergament aufgeklebt, so dasz die lesung einiger weniger stellen für uns ebenso un

1) яп verschiedenen stellen der hs. scheint galliipfeltinctur in truberen Jahren angewandt worden zu sein; es wird am zweckmäeiipten sein, die verloschenen stellen mittels eines pinseis mit einer anuösavg von 1 teil schwefeleyancalium in 16 teilen brunnenwassers mit hinzuftigung weniger tropfen Salzsäure leicht zu benetzen; die schriftz«ge werden dann auf wenige minuten röthlich hervortreten, ohne das* °e pergament daraus ein schade erwächst.

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