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weise zusammenhängende interpolation. trotz der bestimmtheit, mit der diese behauptung ausgesprochen wird, erlaube ich mir an der richtigkeit derselben zu zweifeln. warum soll denn Cadmus, der zur strafe für seine vermessenheit von den göttern in eine schlange verwandelte, nicht mit unter denjenigen aufgezählt werden, an welchen sich der v. 389 gethane ausspruch sequitur superbos ultor a tergo deus bewahrheitet habe? V. 444 beginnt ein zum teil in stichischer responsion sich abwickelndes wortgefecht zwischen Amphitryo und Lycus, welcher letztere die von jenem behauptete göttliche abstammung des Hercules mit verschiedenen gründen bestreitet. auf die bemerkung des Lycus v. 458, dasz es eines gottes unwürdig sei sich wie Hercules mit ungeheuern und wilden thieren herumzubalgen (über den von mancher seite misverstandenen sinn dieses verses habe ich in diesen jahrb. 1866 s. 553 gesprochen, worauf ich hier verweise), führt Amphitryo v. 459 das beispiel Apollos an, welcher einst einen kampf mit einem drachen zu bestehen gehabt habe. nun heiszt es, nach der personenverteilung und interpunction der früheren ausgaben seit Gronov, weiter also: Lyo. quam gravia parvus tulerit ignoras mala? 460 AMPH. e matris utero fulmine eiectus puer moa fulminanti proximus patri stetit. quid qui gubernat astra, qui nubes qualit, non latuit infans rupis Idaeae specu? in den hss, sind alle diese verse dem Amphitryo zugeteilt, und in alten ausgaben findet man demgemäsz die beiden ersten (460 und 461) zu einem satze verbunden und hinter puer interpungiert. indessen schon Gruter war der ansicht, welche dann Gronov und alle folgenden hgg. angenommen haben, dasz v. 460 dem Lycus gehöre. und in der that ist nichts gewisser als dieses. denn gehörten diese worte dem Amphitryo, so würden sie zusammen mit den folgenden versen immer noch antwort sein auf den v. 458 von Lycus gemachten einwand. diese antwort wäre aber höchst absurd. kann denn Amphitryo die bemerkung des Lycus, dasz kämpfe mit bestien, wie sie Hercules zu bestehen gehabt, keinem gotte beschieden seien, vernünftiger weise dadurch widerlegen wollen, dasz er die durch einen blitzschlag erfolgte geburt des Bacchus und das versteck des Jupiterkindes in der höhle des Ida anführt? diese beispiele passen doch auf Lycus einwand in keiner weise. man kann dem ferner hinzufügen, dasz bei der verbindung der verse 460 und 461 zu éinem satze parvus vor puer nicht nur überflüssig, sondern sogar abgeschmackt ist, sowie dasz dann v.462 den halt verliert. dagegen ist jeder anstosz beseitigt, sobald man v. 460 dem Lycus in den mund legt: derselbe macht hiermit einen neuen grund gegen die behauptete göttliche abkunft des Hercules geltend, nemlich dessen leidvolle kindheit, die keinem göttersohne zu teil werde; er deutet hin auf das allbekannte abenteuer des Hercules in der wiege. zu diesem einwande stimmen dann die zwei im folgenden von Amphitryo angeführten beispiele des Bacchus und des Jupiter ganz vortrefflich. allein hr. P. hat – man sollte es kaum für möglich halten – diese stelle, welche die kritik bereits vor mehr als dritthalbhundertjahren vollständig 110.

DIE VERGLEICHUNGSSÄTZE BEI PLAUTUS.

Fleckeisen führt in diesen Jahrbüchern 1867 s. 630 bei der behandlung des verses aul. II 4, 18, wo er'mit recht das dique der hss. in quam verbessert, noch zwei comparalivsätze aus Plautus an, in welchen sich atque als comparativpartikel in den hss. und ausgaben findet: mere. 897 und Cas. V 1, 6—8. zur crklärung dieses atque in diesen beiden salzen fügt Fleckeisen hinzu, dasz die negation den begriff der Ungleichheit aufhebe nnd deshalb atque ebenso wie quam in dem verse der anlularia. wo die negation den begriff der mit aeque bezeichneten gleichheil aufhebt, nicht den mindesten anstosz gebe.

Es sind dies bei Plautus die beiden einzigen beispicle, wo in einem negativen comparalivsätze sich atque als comparativpartikel findet, und das musz bei einem dichter wie Plautus, dessen Sprachgebrauch nicht nur ein typisch gewordenen phrasen bis auf die Wortstellung unveränderlich zu sein pflegt', sondern der auch im gebrauch der parlikeln und conjunetionen mit der grösten eonsequenz verfährt, doch gewis einiges bedenken gegen die richtigkeil dieses atque erregen, wie kommt es denn dasz unser dichter in keinem andern negativen comparalivsätze — und deren findet sich bei ihm doch eine grosze anzahl — atque gebraucht? sind etwa nur diese beiden salze, die schon vielfach eine crux interprelum gewesen, von der Überarbeitung späterer grammatiker verschont gehliehen, oder sind wir nicht vielmehr gerade bei Plautus zu dem entgegengesetzten Schlüsse berechtigt, dasz nemlich diese beiden stellen corrumpierl sind?

Um diese frage zu entscheiden, wollen wir einmal zusehen, in welchen sSlzen Plautus atque als sog. comparativpartikel gebraucht.

Wir finden atque nur #in positiven sitzen, und zwar dreimal nach aeque: Bacch. 214 etiam Épidicum, quam ego fabulam aeque ас me ipsum amo . . . mere. 760 f. nempe uxor ruri est tua, quam dudum dixeras Odisse te aeque atque angues. trin. 491 ff. verum nos homuneuli ScinliUula animae, quam quam extemplo emisimus, Aequo mendiais atque itte opulentissimus Censétur censu ad Acheruntem mortuos; — dreimal nach alius und aliter: asin. "201 f. äUam nunc mi orationem despoliato praedicas, 'Aliam atque olim quom inliciebas me ad te blande ac benedice. Pseud. 1132 alio sunt Uli ingenio atque tu. truc. I 2, 70 ego fáteor, sed longe aliter esl amicus atque amatar; — je einmal nach par und pariter: glor. 1251 f. if amàvit umquam aut si parem hic sapientiam habet ас formam, Per amórem si quid fecero, clementi ignoscet animo. Men. 752 ecástor pariler hoc atque alias res soles; — und endlich audi einmal nach idem: most. 220 f. candan ánimum oportet nunc mihi esse gralum ut inpetravi Atque ólim, prius quam id extudi, quom Uli subblandiebar.

Sehen wir uns nun diese heispiele etwas genauer an. ist hier atque wirklich die sog. comparativpartikel, die von aeque, alius aliter unbekümmert ein breites gemälde der unterwelt entwirft, wird niemand befremden der Senecas manier kennt. übrigens würde dieser anstosz, wenn es einer wäre, auch durch die änderung fatorum nicht beseitigt werden. – V. 663 f. hat P. die vulg. quam tota inrita quaesivit Aetna mater, welche sich nach meiner überzeugung durch keine kunst der interpretation halten läszt, unverändert stehen lassen. indem ich in betreff dieser lesart auf das obs. crit. s. 17 f. von mir bemerkte verweise, füge ich hier noch folgendes hinzu, was hoffentlich jedermann von der unhaltbarkeit derselben überzeugen wird. bevor Theseus seine erzählung beginnt, ruft er auszer dem fas omne mundi Pluto und Proserpina an und bittet sie es nicht ahnden zu wollen, wenn er die geheimnisse ihres reiches verrathe. er nennt jedoch diese beiden götter nicht mit namen, sondern Pluto bezeichnet er durch die worte dominantem regno capaci in einer jedem verständlichen weise als beherscher der unterwelt. nun, meine ich, muste der dichter auch von Proserpina, deren namen er gleichfalls unterdrückt, notwendig einen ausdruck gebrauchen, durch welchen diese göttin in bestimmter weise eben als die herscherin in der unterwelt bezeichnet wird. das ist aber bei der vulg. keineswegs der fall. denn wenn ich sage: *du, welche die mutter auf dem ganzen Aetna vergeblich gesucht", so ist das – ganz abgesehen davon dasz dieser gedanke mit dem allbekannten mythus in widerspruch steht – jedenfalls kein ausdruck, der den begriff der unterirdischen göttin ausfüllte und demjenigen entspräche, durch welchen Plutos name umschrieben worden ist. aus ganz demselben grunde musz ich mich auch gegen die von Lucian Müller jüngst (in diesen jahrb. 1867 s. 65) vorgeschlagene conjectur tuta . . Henna (oder Enna, welches letztere bereits in der editio Aldina vom j. 1517 steht) erklären. ich bin daher auch jetzt noch der festen überzeugung, dasz Seneca in übereinstimmung mit der mythischen tradition quam toto inrita q. orbe m. geschrieben hat. hierdurch wird der oben ausgesprochenen forderung vollkommen genüge geleistet. die worte "du, welche die mutter vergeblich auf dem ganzen erdkreise gesucht” bezeichnen in der rechten weise die unterirdische göttin: denn das suchen der mutter nach der tochter auf der ganzen erde ist ja eben darum ein vergebliches gewesen, weil diese sich nicht mehr auf der erde, sondern bereits unter der erde befand. dasz orbe ziemlich weit von der überlieferung sich entfernt, habe ich selber eingestanden, und ich weisz recht gut dasz eine solche conjectur nicht leicht überzeugt. allein wenn, wie es hier der fall ist, durch keine leichtere änderung dasjenige gewonnen werden kann, was der sinn gebieterisch fordert, und alle erwägungen auf ein bestimmtes, wenn auch den überlieferten buchstaben ziemlich fern stehendes wort hinweisen, so kann die kühnheit der conjectur ihrer probabilität keinen abbruch thun. niemand wird Herc. 1236 die richtigkeit der emendation Withofs arcum für ensem bezweifeln, wiewol jenes wort diesem auch nicht eben nahe steht. übrigens will ich gar nicht behaupten dasz orbe durch bloszes mechamisches versehen der abschreiber in Aetna corrumpiert worden sei; ich halte es für wahrscheinlicher, dasz dieses wort aus einer randglosse zu demnach lauten: tum ád tallandum non cinaedus mt'tlacus aequest ijwim ego sum.

Von den mit alius aliter gebildeten sStzen, in deren zweitem salzteile quam steht, ist nur einer negativ: asín. 236 née quemquam inierea alium admiltat prorsus quam me ad se virum. dasz auch liier Plaulus atque nicht gebrauchen konnte, isl nach obigem klar: denn atque me würde heiszen 'und mich' sc. soll sie nicht bei sich aufnehmen, wie schon gesagt, es musz nach atque stets das ganze p radical, also auch die negation wiederholt werden, die drei übrigen sätze sind positiv: Cas. II 5, 37 quid si fors aliter quam voles eveneril? Pseud. 1239 Г. nunc mihi cerlumst alio pacto Pseudolo insidias dare, Quam in aliis comoediis fit. Stich. 43 f. et si Uli inprobi sint atque áliter nos fáciant, Quam aequóm sit... halten wir diese mit den oben angeführten beispielen, in welchen atque sieht, zusammen, so sehen wir leicht den unterschied, in diesen drei beispielen werden nicht wie in den obigen zwei gegenstände die ein gemeinsames prädical haben verbunden, sondern es werden zwei predicate zusammengestellt, so wird z. b. Cas. II 5, 37 das fallen (cadere) des looses mit dem wünsche (velle) eines andern verglichen und durch aliter ihre — möglicherweise eintretende — Verschiedenheit bezeichnet, eben dies isl auch der fall in den beiden anderen mil quam gebildeten sülzen. Plautus konnte hier atque nicht anwenden, weil atque weder eine relative bedeulung hat noch auch die modaliläl eines prädicals naher bestimmen kann.

Auszer den beiden oben angeführten beispielen mit par und pariter, in welchen atque steht, finden sich bei Plautus noch zwei andere, in welchen nach par und pariter die relative partikel ul gesetzt ist aus demselben gründe, aus welchem nach aliter nicht atque sondern quam steht: Bacch. 1108 igilur pari fortuna aetate ut sumus utimur. ohne zweifei halle hier Plautus sagen können pari fortuna atque aetate utimur; sobald er aber ein zweites prädicat eintreten läszt und dieses mit dem erstem vergleicht, kann er nicht mehr atque gebrauchen. Amph. 1019 pariter hoc fit atque ut alia facta sunt: feriam fores, dasz hier ul allein die vergleichungspartikel ist, nicht atque ut, oder noch weniger atque allein und ut nur 'abundanter' hinzugefügt sei, leuchtet nach obigem ein. atque kann nur die beiden Satzteile pariter hoc fit und ut alia facta sunt mit einander verbinden, was soll aber hier atquel 'dies geschieht auf gleiche weise und wie anderes geschehen ist.' stände ut allein, es würde doch wahrlich niemand ein atque vermissen, da nun Plautus die Umgangssprache nachahmt, die ja oft den mund etwas voll zu nehmen pflegt — man vergleiche Verbindungen wie Irin. 931 nimium mirimodis mirabiles. Men. 119 aeque ambo pares und dgl. — so bin ich fest überzeugt dasz Plautus hier nicht atque sondern aeque geschrieben hat, so dasz aeque zur Wiederholung und zugleich Verstärkung des vorausgehenden pariter dient: vgl. Pseud. 678 f. proinde . . ita praecellet. Cure. 690 ita . . itidem ul. Pseud. 382 simulier itidem ul. sind doch auch in unserer Umgangssprache Verbindungen wie 'ganz ebenso wie' oder 'gerade ebenso wie' durchaus nicht ungewöhnlich.

gesetzt werden, und wenn G. Hermann elem. doctr. metr. mehrmals (s387.431) die vermutung äuszert, dasz diese tragödien der letzten hand nicht teilhaftig geworden sein möchten, so haben ihn hierzu wol vorzugsweise diese wiederholungen bestimmt, welche übrigens zum teil auch durch die dem Seneca eigentümliche breite in den gedanken bedingt sind. ihretwegen allein also änderungen des textes vorzunehmen ist höchst bedenklich. und so wird denn auch unsere stelle nicht dürfen angetastet werden. denn wollte etwa jemand einen weitern verdachtsgrund gegen die vulgata aus dem wechsel des numerus herleiten, indem erst von den capita und gleich darauf von dem caput des höllenhundes die rede ist, so wäre darauf zu erwidern, dasz zuerst Cerberus durch erwähnung der drei häupter charakterisiert und dann, bei weiterer beschreibung seines aussehens, singularisch von seinem haupte im gegensatz zu anderen körperteilen desselben gesprochen wird. V. 801 schreibt P. für a laeva sehr kühn Alcides, wol weil er meinte dasz die deutlichkeit dieses wort hier erfordere: denn dasz er nicht Withofs (a. o. s. 67) ansicht über unsere stelle teilt, zeigt die art wie er geändert hat. allein der wechsel des subjects ist genügend bezeichnet durch ipse in v. 802, welches dagegen ziemlich überflüssig sein würde, wenn Alcides vorausgienge. übrigens findet, was bei dieser gelegenheit bemerkt werden mag, in diesen tragödien subjectwechsel öfters statt, ohne dasz derselbe äuszerlich irgend wie angedeutet wird, z. b. Herc. 780.811. 1010. 1200 (wo Amphitryo subject ist zu refugit). – V. 804 wird ganz verkehrt zu den vorhergehenden worten gezogen, er gehört offenbar zu den folgenden. – V. 826 wird ohne allen grund gestrichen. – Etwas gerechtfertigter ist dagegen die athetese des v. 854, welcher insofern einigen verdacht erregt, als v. 861 von allen auszer den kindern gesagt wird: vadunt per opaca tristes. auch wird durch ihn die symmetrie der rede verletzt. wie dem aber auch sei, jedenfalls hätte P. die lesart des Flor. nicht übersehen sollen, welcher nach dem zeugnis Jacob Gronovs in dem Dietzischen manuscript (s. Bothe zu unserer st. in der ausg. v. 1819) statt des ganz unpassenden et longa s. v. dem sinne viel angemessener haut l. s. v. bietet. – V. 869 f. haben die hss.: nemo ad id sero venit undenumquam, | cum semel venit, potuit reverti. hier hätte P. nicht Bothes poterit aufnehmen sollen, was einen matten schwächlichen gedanken erzeugt. die worte sind so, wie die überlieferung sie bietet, vortrefflich und bedürfen nicht der geringsten änderung. zu potuit reverti ist quisquam als subject zu ergänzen, was bei dem vorausgehenden nemo keine härte ist; potuit aller ist zu erklären nach dem bekannten dichterischen sprachgebrauch, nach welchem bisweilen das perfectum statt des praesens gesetzt wird von etwas das zu geschehen pflegt: vgl. in unserm stück v. 1194. 1245. Seneca liebt diesen sprachgebrauch und hat ihn, beiläufig bemerkt, auch in seinen prosaischen schriften angewandt, wo er in beigeordneten sätzen gern das perf. mit dem praesens wechseln läszt: vgl. z. b. dial. Il 11, 2 H. nam et Pueri os parentum feriunt et crines matris turbavit laceravitque infans usw. – V.871 hat P. sehr übel daran gethan an stelle des gut bezeug

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