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Stelle, wo er V. 711 f. bespricht: o de Degàs évéμovro лaqai Boiβηίδα λίμνην, | Βοίβην καὶ Γλαφύρας καὶ ἐκτιμένην Ιαωλκόν, beschreibt Strabo ausführlich das Gebiet von Pherae, wozu Pagasae, Iolkos und das spätere Demetrias gehören; Nelia, Ormenion, Olizon und andere Orte werden hier nur insofern erwähnt, als sie von Demetrios zu der von ihm gegründeten Stadt Demetrias gezogen wurden, und des boebeischen Sees wird in gleicher Weise gedacht, weil er in der Nähe von Pherae liegt. Nachdem er dann der Auflösung der Herschaft von Pherae mit wenigen Worten Erwähnung gethan, schlieszt er die Beschreibung dieser Gegend mit ein paar Bemerkungen über den Flusz Anauros und das betreffende Meerufer. Sonach kann aus dieser Stelle eine dem Strabo vorliegende abweichende Gestalt der Verse 734 ff. durchaus nicht gefolgert werden. Wenn einige V. 711 lasen: οἳ δὲ Φερὰς ἐνέμοντο παρὰ κρήνην Υπέρειαν, so beweist dies keineswegs, wie Köchly will, olim in constituendis finitimorum regnorum finibus turbatum esse', sondern es war dies nur eine grillenhafte Schlimmbesserung, welche durch den Anstosz veranlaszt wurde, den man an der Zusammenstellung παραὶ Βοιβηίδα λίμνην, Βοίβην xai Tlapúpas nahm; des ungefügen Sees glaubte man sich mit leichter Hand entledigen zu können, indem man an seiner Stelle die Quelle Hypereia einführte, da eine solche sich in der Pherae Stadt befand. Man war aber weit entfernt deshalb die gleichnamige Quelle V. 734 wegschaffen zu wollen.

Der Dichter der von uns ausgeworfenen Verse hat sich die Sache sehr bequem gemacht. Die unmittelbar aufeinander folgenden Versanfänge oἳ δ ̓ εἶχον, οἵ τ ̓ ἔχον und οἳ δ ̓ ἔχον, οἵ τ ̓ ἔχον (V. 729 f. 734 f.) verrathen doch eine gar zu grosze Armut; denn um derjenigen Fälle nicht zu gedenken, wo mehrere Verse dazwischen treten, wie V. 500 -504, 519-523, ist das einzige ähnlich scheinende Beispiel dieser Art, V. 584 f., doch bei weitem weniger auffällig, ja die Wiederholung ist dort ausdrucksvoll, wie auch V. 607 f. V. 505 und 634 hat Köchly mit Recht gestrichen. Ein weiteres Armutszeugnis hat der Verfasser der Verse sich V. 730 mit Οἰχαλίην πόλιν Εὐρύτου Οιχαλιῆος ausgestellt, wo schon das nach dem Namen der Stadt gesetzte móv Evoútov auffallend ist, das nur in einer andern eingeschobenen Stelle V. 677 ein Gegenstück findet, wie Oixaliños nach Oizalíny an V. 596, dessen Unechtheit sich unten ergeben wird. V. 758 ist Пoodoos doos nicht ohne Anstosz, noch mehr das nach dem einfachen où ñɛgì IIŋνειὸν καὶ Πήλιον εινοσίφυλλον ναίεσκον ganz unnothig den zweitvorigen Vers aufnehmende τῶν μὲν ἡγεμόνευεν. Man vergleiche dagegen V. 636. 650.

Den bisher ausgestoszenen Abschnitten glauben wir noch einen andern nachsenden zu müssen; wir meinen die sieben auf die Aetoler bezüglichen Verse (638 f.): Αἰτωλῶν δ ̓ ἡγεῖτο Θόας Ανδραίμονος υἱός, | οἳ Πλευρῶν ἐνέμοντο καὶ Ἄλενον ἠδὲ Πυλήνην | Χαλκίδα τ ἀγχίαλον Καλυδῶνά τε πετρήεσσαν. — [ οὐ γὰρ ἔτ ̓ Οἰνῆος μεγαλή τορος υἱέες ἦσαν, ] οὐδ ̓ ἄρ ̓ ἔτ ̓ αὐτὸς ἔην, θάνε δὲ ξανθὸς Μελέα

γρος, - | τῷ δ' ἐπὶ πάντ ̓ ἐτέταλτο ἀνασσέμεν Αἰτωλοῖσιν· | τῷ δ' ἅμα τεσσαράκοντα μέλαιναι νῆες ἕποντο. Köchly hat hier die fünfzahl durch Wegwerfung der beiden ungeschickten Verse où yào Mɛléayoos hergestellt; allein der durch seinen seltsamen Ausdruck auffallende Vers τῷ δ ̓ ἐπὶ πάντ ̓ ἐτέταλτο ἀνασσέμεν Αἰτωλοῖσιν, der nach Od. 1 524 f. (μoì d' ènì návr' ététaito) gebildet ist, scheint gerade auf die von Köchly ausgeworfenen Verse sich zu beziehen, die den Grund enthalten, weshalb auch die Kalydonier unter Thoas stehen; лávτa soll nemlich hier ebenso wie in der Stelle der Odyssee mit énetéτalto verbunden werden und auf die V. 639 f. genannten Orte gehn, so dasz ἀνασσέμεν Αἰτωλοῖσιν die entferntere Bezie hung angibt. Musz aber dieser Vers zugleich mit seinen Vorgängern fallen, so erhalten wir eine Strophe von vier Versen, was bestimmt darauf hindeutet, diese Erwähnung der Aetoler könne hier ursprünglich nicht gestanden haben. Bei einer keineswegs ganz lückenlosen Aufzählung der Heerführer der griechischen Völker darf die Uebergehung der Aetoler mit ihrem weniger bekannten Thoas kaum auffällig erscheinen. Fehlen ja auch die Messenier ganz und gar.

In den ursprünglichen Abschnitten des Katalogos finden sich einzelne Strophen, die uns Köchly mit Unrecht beibehalten zu haben scheint. Hierher gehört zunächst die Erzählung von Thamyris bei der Erwähnung von Dorion (V. 594); denn wir können Köchly nicht beistimmen, der Dichter habe sich hier, weil er des trockenen Tons einmal satt gewesen, eine episodische Abschweifung erlaubt. Mag man immer glauben, die genealogischen Dichter hätten bei sonstiger strenger Strophendichtung solche freiere Erzählungen eingeschoben: hier war nach der schon etwas ausgeführtern Schilderung der beiden Oberfeldherren keine besondere Noth die Trockenheit zu unterbrechen, und hatte der Dichter wirklich diese Absicht, so durfte er doch um so weniger bei der zufälligen Erwähnung einer Stadt die Gelegenheit vom Zaune brechen, als ihm gerade Nestor, der unmittelbar darauf genannt wird, einen höchst ergiebigen Stoff zu unterhaltenden Geschichten bot. Wir scheiden unbedenklich V. 594-600 aus, wodurch wir die regelmäszige Strophe erhalten. Die Einschiebung scheint durch den Wunsch veranlaszt, auch einen Ort Messeniens in den Katalogos zu bringen, und zwar in besonders hervorragender Weise. Die in demselben Verse mit Dorion genannten Städte Helos und Pteleon sind ganz willkürlich aufgegriffene Namen, die weder in Elis noch in Messenien nachzuweisen sind; vgl. V. 584. 697.

Auch die Ausführung über die Abanten scheint uns dem Charakter des Katalogos ganz fremd, wogegen die kurze Erwähnung, dasz das Volk des Philoktetes wie dieser selbst im bogenschieszen besonders erfahren gewesen (V. 724), ganz an der Stelle ist. Wir halten V. 539 und V. 541-544 für eingeschoben. Der nach der frühern Erwähnung der Abanten (V. 536) unnöthige, ja anstöszige, aus 1 464 genommene Vers Χαλκωδοντιάδης, μεγαθύμων ἀρχὸς ̓Αβάντων ward eingefügt, um die Beschreibung der Abanten anzuknüpfen. V. N. Jahrb. f. Phil, u. Paed, Bd. LXXI. Hft. 7.

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537 f. enthalten die nähere Ausführung von Evßolav, woher sich V. 539 sehr ungeschickt anknüpft: οἵ τε Κάρυστον ἔχον ἠδ ̓ οἳ Στύρα valɛtάaoxov, als ob die hier genannten Orte nicht zu Euboea gehōrten. In gleicher Weise dünkt uns die so ganz einzeln und unberechtigt stehende Bemerkung über die Stellung der Phokeer nahe bei den Boeotern löchst verdächtig, besonders da sie am Schlusz nach der Anführung der Schiffszahl steht. Müssen demnach V. 525 f. fallen, so schlieszen sich diesen leicht V. 518 und V. 522 f. an, wo die Erwähnung von Lilaea am Kephisos nach der allgemeinen Anführung des von dort kommenden Stromes nicht ohne Anstosz ist.

Köchly hat V. 651 und V. 745 die Hinzufügung des Meriones zu Idomeneus und des Leonteus zu Polypoetes mit Recht gestrichen. Ganz ähnlich verhält es sich aber mit den dem Diomedes beigegebenen Heerführern Sthenelos und Euryalos V. 564 ff., wo noch wunderlich genug dem Diomedes der Oberbefehl über alle mit den Worten συμπάντων δ ̓ ἡγεῖτο βοὴν ἀγαθὸς Διομήδης ausdrücklich zugeschrieben wird. Fallen aber V. 564-567 aus (V. 568 begann demnach ursprünglich etwa to d' ag' au', wie Köchly V. 652 herstellt), so musz auch noch einer der vorhergehenden Verse ein falscher Zusatz sein, und dürfte sich leicht V. 562 sowol durch die Verbindung einer Insel mit einer Stadt auf dem Festlande, die schon den alten auffiel, als durch das hier nachschleppende κούροι Αχαιών ausscheiden.

In dem die Arkader betreffenden Abschnitte will Köchly V. 607 und V. 614 streichen; allein gegen den erstern Vers liegt kein irgend entscheidender Grund vor, es spricht vielmehr alles gegen den durchaus unuöthigen, nichtssagenden Vers Αιπύτιον παρὰ τύμβον, ἵν ̓ ἀνέ ρες ἀγχιμαχηταί. Αγχιμαχηταὶ ist bei Homer sonst überall Beiwort der Dardaner, und zwar findet es sich nur in der Anrede Towɛs xai Λύκιοι καὶ Δάρδανοι ἀγχιμαχηταί.

In den einleitenden Versen 484-493 möchte Köchly zwei Strophen beibehalten. Das längst bemerkte ungefüge der Verbindung sei leicht wegzuschaffen, meint er, wenn man V. 491 statt εi un lese εi xaí, oder V. 491 f. nach V. 486 stelle. Allein auf beiden Wegen, von denen der erstere schon an sich sehr miszlich erscheint, wird dem Uebelstand nicht abgeholfen: denn V. 491 f. würden nach der versuchten Aenderung sehr matt und ungeschickt sich an V. 489 f. anschlieszen, und V. 486 musz offenbar einen allgemeinen Satz enthalten, wozu die besondere Beziehung auf den troischen Krieg V. 491 gar nicht passt, um der unerträglichen Folge von V. 487 nach V. 492 nicht zu gedenken. Freilich die jetzige Anknüpfung von V. 492 an V. 493 ist nicht viel besser. Das einfache av, wofür man d'averwartet, scheint dem Flickdichter beliebt gewesen zu sein; wenigstens finden wir es in der eingeschobenen Stelle V. 671, und in dem schlechten und späten Troerverzeichnis dreimal kurz hintereinander V. 862. 864. 867. Von ganz anderer Art sind die Fälle, wo ein av sich an võv, evda oder ein Pronomen anschlieszt, oder wo es wie 4 104. 109. Od. 8 211 den Gegensatz, oder wo es die Rückbeziehung

andeutet, wie 215. 219. Od. o 249, an welchen Stellen auch der Vers die Hinzufügung des dè verbot. V. 489-493 scheinen sich hiernach als eine spätere Einschiebung zu erweisen.

Nach den bisherigen Ausführungen und den von Köchly gewonnenen Ergebnissen würde der Schiffskatalog ursprünglich aus 27 Strophen und aus folgenden 19 Abschnitten bestanden haben: 1) V. 484 —488. 2) V. 494-504. 506. 508 f. 3) V. 510-513. 515 f. 3) V. 517. 519-521. 524. 4) V. 527. 531-534. 5) V. 536-538. 540. 545. 6) V. 546–548. 552. 556. 7) V. 559–562. 568 (ta d'aq' äμ3). 8) V. 569-571. 573–580. 9) V. 581–590. 10) V. 591–593. 601 f. 11) V. 603. 605-613. 615-624. 12) V. 625-628. 630. 13) V. 631-633. 635. 637. 14) V. 681–685. 15) V. 695-699. 703-706. 710. 16) V. 711–715. 17) V. 716–720. 18) V. 738–741. 747. 19) V. 748-751. 760. Weitere Ausführungen finden sich auszer bei den beiden Oberfeldherren nur bei Protesilaos, weil dieser gleich bei seiner Ankunft fiel, weshalb ein anderer Heerführer ihn ersetzen muste, und bei den Arkadern, weil diese als ein Binnenvolk selbst keine Schiffe hatten. Die Aufzählung der Orte nimmt den meisten Raum (11 Verse) bei den Boeotern ein, nach ihnen bei den Oberfeldherren Agamemnon und Menelaos (5 Verse), ein Umstand dessen Bedeutung für die Bestimmung der Heimat des Katalogos Mommsen mit Recht hervorgehoben hat. Die meisten Heerführer hat gleichfalls Boeotien, auch scheint die bei ihm angegebene Bemannung (120, bei Philoktetes 50) als die gröste gelten zu müssen; an Zahl der Schiffe aber (50) wird es nicht allein von Agamemnon (100) und Menelaos (60), sondern sogar von den Pyliern (90) u. a. übertroffen, während Athen ihm gleichsteht, die Phokeer, Lokrer, Euboeer u. a. nur vierzig Schiffe haben, andere noch weniger, Philoktetes gar nur sieben schwachbemannte, aber sein Volk bestand aus gewandten Bogenschützen. In der Aufzählung der Städte der Boeoter wie der übrigen Völker wird keineswegs die geographische Ordnung befolgt, und zwar nicht allein, weil der Vers dies nicht gestattete, sondern auch weil ein freies herausgreifen mehr der dichterischen Thätigkeit gemäsz ist. Was die Einleitung der einzelnen Abschnitte betrifft, so treten am Anfang drei verschiedene Formen unmittelbar nebeneinader, der Genetiv des Volkes mit folgendem ήρχον, dann οἳ δὲ ναῖον und αὐτάρ; die erste Form kehrt dann einmal wieder (mit ἡγεμόνευεν), worauf achtmal das oἳ δὲ mit εἶχον, zov oder ähnlichen Zeitwörtern folgt, zur Abwechslung wieder einmal ein αὐτάρ, ferner das starke νῦν αὖ τοὺς, dann die Form mit oἳ de wieder viermal, und der letzte Abschnitt beginnt mit dem Namen des Heerführers nebst folgendem dé. So tritt hier neben der stehenden Form mit o de doch der Grundsatz zeitweiser Abwechslung hervor. Heinrich Düntzer.

Köln.

Nicht die Neuheit allein, sondern vor allem auch die weite Verbreitung liegt darin angedeutet. Denn άupiñéhɛovα ist mehr als significanter Begriff der Copula sein, auch kann man sich nicht mit den Lexikographen und Commentatoren bei der Quasi-Erklärung umtönen' beruhigen, was auszerdem so gut wie B 41 veíŋ dé μiv àμpéxvť oupý den Accusativ erfordern würde. Das лéhɛodaι ist vielmehr ganz eigentlich zu verstehen sich bewegen', und augi ist das sphaerische 'rings' oder 'rund'. Daher heiszt der Vers, wie ich meine: 'den Gesang, welcher (), wie er auch sein mag (riç), für die Hörer als der neuste die Runde macht.' Nicht minder ungenau liest man zur angeführten Stelle der Ilias: άupévro, umtönte', so dasz man den Begriff der ouon mit ins Verbum verlegt. Allein 'gieszen' und 'flieszen' sind bei der Rede schon dem Vater Homer geläufige Metaphern, die man an keiner Stelle durch Töne verdrängen darf, auch wenn nicht jedesmal μέλιτος γλυκίων ῥέεν αυδή. Es gehört dies mit zu einem einfachen Verständnis der homerischen Sprache.

Diese harmlose Nebenbemerkung wolle man freundlich entschuldigen. Bei Hrn. C. aber, dem der Homer schon mancherlei Aufklärung verdankt, musz man den lebhaften Wunsch hegen, dasz ihn seine Studien öfters auf den alten Sänger zurückführen mögen.

Mühlhausen.

Karl Friedrich Ameis.

37.

Zur homerischen Kritik.

Die unten folgenden Zahlenangaben, welche sich auf die drei ersten Bücher der Ilias beziehen, sind ein Versuch zur Lachmannschen Kritik einen äuszern Beleg hinzuzufügen. Bekanntlich hat Köchly eine Art strophischer Gliederung, welche bei gesungenen Liedern nothwendig ist, für den Schiffskatalog in der Fünfzahl nachgewiesen. Bei andern von Lachmann ausgeschiedenen Liedern findet sich, um es kurz zu sagen, das Gesetz der Siebenzahl, in welchem das Verhältnis der Strophe, Antistrophe und Epodos im kleinen vorgebildet ist. Die Siebenzahl wurde wol gewählt wegen des schönen Ebenmaszes der Glieder, indem der dritte Theil kleiner als die Summe der beiden ersten ist, jeden einzelnen jedoch an Grösze übertrifft. Von geringerer Feinheit ist das Verhältnis der Fünfzahl, in deren Gliederung (1+1+3 oder 2 +2 + 1) der dritte Theil entweder zu grosz oder zu gering erscheint.

Bei unsern homerischen Liedern, die doch gewis alle mehr oder weniger von ihrer ursprünglichsten Gestalt entfernt sind, wird die strophische Gliederung natürlich nicht consequent durchzuführen sein. Auch zeigt sich nicht nach jeder Strophe eine bedeutendere Sinn

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