BIOLOGISCHE PROBLEME ZUGLEICH ALS VERSUCH ZUR ENTWICKLUNG EINER RATIONELLEN ETHIK VON W. H. ROLPH. ZWEITE, STARK ERWEITERTE AUFLAGE. LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1884. 139213 FEB 9 1910 BM •1965 VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE. Ursprünglich sollten die folgenden Blätter sich ausschliesslich mit der ethischen Frage beschäftigen und nur die Kritik einiger herkömmlichen Systeme, sowie besonders der >>Data of Ethics« von Herbert Spencer enthalten und in England publicirt werden. Aber der Kritik schloss sich bald der eigene Versuch an, wobei sich dann die Nothwendigkeit ergab, auf eine Reihe biologischer Fragen näher einzugehen, als anfänglich im Plane lag. So entstanden die drei theoretisch-biologischen Kapitel, die jetzt den Kern des Werkchens bilden, welche jedoch, vielleicht mit Ausnahme des letzten derselben, das nur für den Zoologen geschrieben ist, mit dem übrigen Inhalt eng zusammenhängen. Als Entschuldigung für viele Mängel der Arbeit möchte ich den Umstand geltend machen, dass dieselbe in Madeira geschrieben ist, wo mir so gut wie keine einschlägige Literatur zu Gebote stand. Das wenige literarische Material, das ich benutzen konnte, verdanke ich der Freundlichkeit meiner hiesigen Freunde und Leidensgefährten Prof. Dr. Langerhans und Dr. Valaority. Ich habe in Folge dessen Citate möglichst vermieden und würde die Arbeit in ihrem derzeitigen Zustande überhaupt nicht veröffentlicht haben, falls ich mir Aussichten machen dürfte, sie vollkommener durcharbeiten zu können. Gänzlich unterdrücken aber mochte ich sie um so weniger, als ich erwarte, dass sie auf dem Gebiete der Biologie durch die Aufwerfung neuer Fragen Veranlassung zu manchen fruchtbaren Untersuchungen geben wird. Kühne Zusammenfassung unverbundener Einzelthatsachen durch das Band einer, wenn auch gewagten, Hypothese hat der Wissenschaft noch immer genützt: Und nur hierauf kommt es mir an. Funchal, im November 1881. Der Verfasser. VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE. Dem Verfasser des vorliegenden Werkes ist es nicht mehr vergönnt gewesen, die zweite Auflage selbst zu veröffentlichen. William Henry Rolph wurde am 26. August 1847 als der Sohn des Mr. Mair Rolph und der Frau Johanna Mathilde geb. Beck zu Berlin geboren, erhielt aber englisches Bürgerrecht. Er studirte an den Universitäten Berlin und Leipzig Naturwissenschaften, im Besonderen Zoologie, und erlangte an letzterer die philosophische Doktorwürde. Seine Inaugural-Dissertation ist betitelt: »Beitrag zur Kenntniss einiger Insektenlarven<«<. Er wurde dann an der Universität Leipzig Assistent bei Prof. Leuckart und habilitirte sich dort als Privatdocent der Zoologie. Im Jahre 1876 erschienen seine »>Untersuchungen über den Bau des Amphioxus lanceolatus« (Leipzig, Wilhelm Engelmann). Im folgenden Jahre suchte er Kräftigung seiner angegriffenen Gesundheit in Ems, später im Süden und kehrte im Sommer 1879 nach Leipzig zurück, in der Hoffnung, sich wieder seinem Berufe widmen zu können; sein sich steigerndes Lungenleiden zwang ihn jedoch bald, denselben gänzlich aufzugeben. Er lebte nun, mit Ausnahme der Sommer von 1880 und 1882, im Süden. Im Sommer 1883 kehrte er nach Berlin zurück und erlag hier am 1. August seinem Leiden. Die sechs ersten Kapitel des vorliegenden Werkes sind von Dr. Rolph selbst als druckfertig für eine zweite Auflage bezeichnet worden. Auch das siebente Kapitel schien in der Umarbeitung im Wesentlichen vollendet zu sein, obwohl es vom Verfasser noch nicht einer endgültigen Revision unterzogen worden war. Der unterzeichnete Herausgeber hatte daher nur hin und wieder einen sprachlichen Fehler, den der Verfasser bei der Durchsicht übersehen hatte, zu verbessern, und hat sich im Übrigen keine Veränderungen erlaubt. Dagegen befand sich das letzte Kapitel noch in einem unvollendeten Zustande, da der Verfasser nicht bei allen für dasselbe bestimmten Aufzeichnungen angegeben hatte, wo sie eingerückt werden sollten. Der Herausgeber musste daher an einigen Stellen selbständig disponiren. Veränderungen aber hat er auch an diesem letzten Kapitel, abgesehen von einigen wenigen lediglich stilistischen Korrekturen, nicht vorgenommen. Schon eine oberflächliche Vergleichung der beiden Auflagen wird zeigen, wie sorgfältig Dr. Rolph an der Verbesserung der ersten gearbeitet hat. Nur wenige Seiten sind ganz unverändert geblieben. Im ersten Kapitel ist die Erörterung über die Teleologie (S. 17-20) neu hinzugekommen. Das zweite ist nur wenig verändert worden. Das dritte ist um 5 Seiten vermehrt. Das vierte ist wesentlich umgearbeitet: mehrere Seiten sind gestrichen und eben so viele eingefügt worden. In der That ist die Abhandlung auch gerade durch die Beseitigung mancher Stellen verbessert |
