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PROGRAMM

des

k. k. Staats-Gymnasiums

in

SALZBURG.

Veröffentlicht am Schlusse des Schuljahres

1901 - - 1902.

Inhalt:

1. Die Schulordnungen der Schola s. Petri. Ein Beitrag zur Schulgeschichte Salz-
burgs, 1, vom Direktor.

2. Katalog der Lehrerbibliothek der Anstalt. Fortsetzung. Zusammengestellt von
Dr. H. Hackel.

3. Schulnachrichten, mitgeteilt vom Direktor.

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Salzburg 1902.

Im Verlage des k. k. Staatsgymnasium s.

Zaunrith'sche Buchdruckerei, Salzburg.

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Die Schulordnungen der Schola s. Petri.

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(Ein Beitrag zur Schulgeschichte Salzburgs. I.)

Über die Anfänge und erste Einrichtung des Schulwesens in Salzsich wegen des Mangels von Aufzeichnungen nur weniges sagen. Wir hören nur gelegentlich den Namen eines Lehrers und Schülers nennen oder einzelne Erzbischöfe und Äbte von St. Peter wegen ihrer Umsicht betreffs der Verbreitung der geistigen Kultur, der Herstellung von Zucht und Ordnung und der Förderung von Kunst und Wissenschaften preisen. Aber dennoch genügen auch diese dürftigen Daten, um uns davon zu überzeugen, daß die Söhne des hl. Benedikt auch zu St. Peter in Salzburg wie anderwärts dem Schulwesen ihre besondere Aufmerksamkeit zuwandten und nicht bloß ihre künftigen Mitbrüder, sondern auch die ihnen anvertrauten Knaben und Jünglinge je nach der Sachlage im Trivium oder noch weiters unterrichteten, wie ein Verzeichnis der Libri scholares (52), das sich in einer Handschrift der Stiftsbibliothek von St. Peter vom Ende des 12. Jahrhunderts erhalten hat, beweist. Wir finden darin nicht nur Schriften des Boethius, Sallustius, Cicero, Ovidius, Virgilius, Horatius, Juvenalis, Beda und Augustinus, sondern auch Homerus, Plato, Aristoteles, Galienus, Terentius, Lucanus, Persius, Priscianus, Prudentius etc. angeführt. Nebst Donatus uud Tres Aviani werden Scansiones metrorum, Geometria Euclidis, eine Expositio super artem Euclidis, Heremannus contractus super astrolabium, Isidorus Ethimologiarum, ein Libellum de VII planetis und ein Abecedarium erwähnt.1)

In der schola s. Petri, der ältesten in Salzburg, erhielten nicht bloß die Brüder von St. Peter, sondern auch Knaben und Jünglinge des Adels und der Bürgerschaft eine entsprechende Bildung. Neben ihr entstand aber schon in früher Zeit, vermutlich unter dem hl. Virgilius gegen Ende

1) Catalogus Codicum manuscriptorum bibliothecae s. Petri Salisb. e saec. XII. exeunte vel XIII. ineunte (p. 7) in cod. membr. a, IX. 3. (Abgedruckt in Gustav Beckers Catalogi bibliothecarum antiqui. Bonn, Cohen, 1885). Vgl. P. Ambros Prennsteiner: Geschichte des k. k. akademischen Gymnasiums. Erstes Programm des k. k. Gymn. in Salzburg. 1851. S. 2.

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des 8. Jahrhundertes, ein zweite Schule, die schola cathedralis oder s. Ruperti, welche dem Domkapitel unterstand, das die Leitung dem jeweiligen canonicus scholasticus übertrug.') Beide Schulen erfreuten sich zeitweilig des Besitzes tüchtiger Lehrer und der Förderung durch die Erzbischöfe und Äbte von St. Peter, hatten aber auch unter den wechselvollen Schicksalen zu leiden, welchen das Erzstift ausgesetzt war. Gelegentlich hören wir auch, daß einzelne gelehrte Priester in ihren Häusern Schüler unterrichteten2), und daß „fahrende Schüler“, Vaganten oder Poeten sich auch wie anderwärts in Salzburg durch Schulhalten ihr Brot zu verdienen suchten. Da sich aber letztere oft übel genug benahmen und zu einer Landplage wurden, mußten gegen sie vom 13. Jahrhunderte an in mehreren Synoden die schärfsten Beschlüsse gefaßt werden.3)

Vom 15. Jahrhunderte an zeigt sich wie überall auch in Salzburg ein gesteigertes Interesse für das Schulwesen; auch die Nachrichten über dasselbe beginnen reichlicher zu fließen. Allerdings geriet die schola s. Ruperti oder Domschule in Verfall und wurde 1617 ganz aufgelassen, aber die schola s. Petri entwickelte sich um so erfreulicher. Dieser Aufschwung hängt mit der reformatio in spiritualibus et saecularibus zusammen, welche A b Leonhard von Melk auf Betreiben des tüchtigen und umsichtigen Abtes Georg Walter (1428-1435) im Jahre 1431 vorgenommen hatte.1) Die Leitung der Schule war einem Magister übergeben worden, der vom Stifte ein bestimmtes salarium und von den Schülern das Quatembergeld bezog. Seit dem Jahre 1426 ist die Reihenfolge dieser Magister im allgemeinen bekannt. In diesem Jahre erscheint ein Weltpriester Hieronymus, artium Baccalaureus, als Magister, der 1430 in dem wegen seiner Gelehrsamkeit berühmten Erhard von Lomptz (Lainetz), einem Schüler des berühmten Professors Dr. Nikolaus von Dünklsbühl an der Wiener Universität, einen Nachfolger erhielt, den Abt Georg berufen hatte. Lainetz trat nach einigen Jahren selbst in das Stift ein, in welchem ihm die Würde eines Priors und nach dem frühzeitigen Tode des Abtes Georg die eines Abtes übertragen wurde. Er starb aber schon nach 10monatlicher Regierung in einem Alter von ungefähr 38 Jahren.5) 1437 wird Christian Gramatsch, 1456 Ulrich Mantel und 1471 Johann Hoch

1) Vgl. Rumpler Matthias: Geschichte des Schulwesens in Salzburg. Salzburg, 1803. S. 13 ff. und Joh. Jakob Hochmuth: Geschichte des Salzburg'schen Schulwesens, umgearbeitete Ausgabe der Schulgeschichte Rumplers, Salzburg, 1832. S 11 ff.

2) Rumpler, S. 33, Hochmuth, S. 29 ff.

3) Das. S. 34. Statt des Scholasticus hatte die Leitung ein Magister scholarum in summo oder scholae praeses (Oberschullehrer) erhalten; 1549 erscheint M. Joannes Mannus als Rupertinae scholae praeses, dem ein Locatus oder Lector (Gehilfe) zur Seite stand.

4) Vgl. Ambros Bečziczka, Hist. und topogr. Darstellung von der Stadt Salzburg mit der Geschichte von St. Peter. Wien, 1829, S. 191 ff.

5) Hochmuth S. 35.

steger aus Freistadt als Magister der St. Peterschule genannt. Letzterer war daselbst noch 1496 tätig. Auf ihn scheint unmittelbar Andreas Faber gefolgt zu sein, als dessen Nachfolger 1518 Dr. Urban Braun auftritt. Dieser richtete an den Abt Johannes IV. Staupitz (1522-1524) ein Gesuch um Aufbesserung seiner Bezüge, aus dem eine Stelle angeführt werden soll, da sie trotz der Tendenz und des superlativischen Tones ein wichtiges Urteil über die alte Klosterschule enthält:1) Majores hujus famosissimi ac celeberrimi Monasterii cum viderent, bona animi corporis bonis longe esse praeferenda, solertissime et prudentissime decreverunt, ut Gymnasium construeretur, quod domicilium esset doctrinarum et bonarum litterarum asylum, in quo vir quispiam eruditus simul et sapiens ingenuas profiteretur disciplinas. Notissimi fuerant apud eos Platonis, Socratis, Apollonii, Pythagorae et aliorum labores; cantatissima erat eis Euclidis Socratici diligentia. Quare cordatissimi isti Fundatores Gymnasiarcham esse voluerunt, qui ordini scolasticorum honestissime praeficeretur, qui cuncta ad scolasticos pertinentia auctoritate regeret, prudentia pensitaret, dexteritate moderaretur, quia citra rectorem cuncta labascunt atque vacillant. Hoc praeterea Petronense Gymnasium, quod longe excellentissimum est, maximis dotarunt beneficiis, nempe victu satis largo atque aliis pluribus liberalitatis officiis in hunc usque diem in dies magis observatis, quo factum, ut ex hac Petranea Palaestra litteraria ceu ex equo Trojano complures non solum doctissimi sed etiam praecipua veneratione viri evaserint. Nebst der Lektüre der genannten klassischen Autoren wurden zur Zeit, als Dr. Braun das Rektorat der St. Peterschule übernahm, im Kloster auch noch Chemie, Physik und juridische Studien eifrig betrieben, wie aus Briefen des Fr. Kilian Pietricher, der später als Abt (1524–1535) die schwere Zeit der Bauernerhebung und andere harte Sorgen durchzumachen hatte,') an seine Lehrer zu ersehen ist.3)

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Nach Dr. Braun erscheint Andreas Holzner bis 1568 und von diesem Jahre bis 1575 Augustin Zappler als Magister. 1575 übernahm der Priester Simon Reuttinger aus Konstanz die Leitung. Mit ihm schloß Abt Benedikt Obergasser (1554-1577), der sich nicht nur betreffs der geistlichen und weltlichen Leitung des Stiftes den Anforderungen der Zeit vollständig gewachsen zeigte, sondern sich überdies auch des Schulwesens warm, verständig und organisatorisch annahm, den in der Schulordnung angeführten Vertrag über den Sold eines Schulmeisters", der auch nach seinem Abgange, dessen Datum nicht bekannt ist, mit seinem Nachfolger Jonas Februarius, der sich als artium liberalium Baccalaureus unterzeichnete, und M. Melchior Wolfichenius, der 1577 als Rektor der Novizen

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1) P. A. Prennsteiner a. a. O. S. 8. Daselbst auch das Verzeichnis der gesamten Magister.

2) Becziczka. a. a. O. S. 230 f.
*) Prennsteiner S. 8.

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